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 published: 2005-10-16

Zwischen Weltjugendtag und 2014: Wir brechen auf - mutiger, bewegter, jünger

Oktoberwoche 2005: Pater Dr. Lothar Penners zeichnet Konturen eines Aufbruchs

 

Aula de la Iglesia de la Adoración, domingo, 16 de octubre: conferencia programática

Hall of the Adoration Church, Sunday, October 16: programmatic lecture

Aula der Anbetungskirche, Sonntag, 16. Oktober: programmatischer Vortrag

 

 

P. Dr. Lothar Penners, Director Nacional del Movimiento de Schoenstatt en Alemania

Fr. Dr. Lother Penners, Nacional Director of the Schoenstatt Movement in Germany

P. Dr. Lothar Penners, Leiter der Schönstatt-Bewegung in Deutschland

 
 

En el público: P. Heinrich Walter, Gerhard Proß

In the audience: Fr. Heinrich Walter, Gerhard Proß

Im Publikum: P. Heinrich Walter, Gerhard Proß

 
 

En el público: P. Heinrich Walter, Gerhard Proß

In the audience: Fr. Heinrich Walter, Gerhard Proß

Im Publikum: P. Heinrich Walter, Gerhard Proß

 

P. Penners: el Santuario Original nos mueve...

Fr. Penners: the Original Shrine moves us...

P. Penners: Das Urheiligtum bewegt uns…

 
 

Con fe y valor hacia al centenario de Schoenstatt

In faith and courage towards the centenary of Schoenstatt

Aufbruch ins Jahr 2014: mutiger

 

Que el testimonio de los jovenes nos enciende…

May the testimony of the youth enkindle us...

Lassen wir uns vom Zeugnis der Jugend entzünden.

 

 

Fotos: POS Brehm © 2005

 

OKTOBERWOCHE, mkf. "Mich hat es fast nicht mehr auf dem Stuhl gehalten!", sagt eine junge Frau am Kaffeestand in der kurzen Pause vor dem Gottesdienst mit Bischof Garnier. Nicht wegen der Überschreitung der vorgesehenen Zeit, sondern "weil ich am liebsten gleich anfangen wollte mit dem Weitergeben!" – "Das war heute so wie damals in der Oktoberwoche Mitte der neunziger Jahre, als wir uns für den Weg mit der Kirche auf 2000 hin entschieden haben", meint der Mann neben ihr am Kaffeestand, und dann beginnt ein intensives Gespräch... In einem programmatischen Vortrag zeichnete der Leiter der deutschen Schönstatt-Bewegung, Pater Dr. Lothar Penners, Konturlinien eines Aufbruchs der Schönstatt-Bewegung vom Weltjugendtag zum 100. Schönstattjubiläum im Jahr 2014. Und fast möchte man mit Pater Kentenich sagen: Am Horizont zeigen sich ... die Konturlinien einer neuen (Schönstatt-)Zeit.

Zu Beginn begrüßte Pater Dr. Penners Gerhard Proß, Leitender Referent des CVJM Esslingen und Koordinator des Mitarbeiterkongresses Stuttgart 04, der schon den Samstag in Schönstatt miterlebt hat. Es sei das erste Mal, dass ein evangelischer Christ bei der Oktoberwoche das Wort ergreife, am Nachmittag in einem der Foren zu Zeitthemen.

Mit der Jugend für das Heiligtum, so könne man den gestrigen Tag beschreiben, sagt Pater Penners; heute stehe Delegiertenarbeit an, heute sei aber auch ein eucharistischer Tag zum Abschluss des Eucharistischen Jahres, am späten Vormittag mit der festlichen Eucharistiefeier mit dem Bischof von Cambrai, am Abend mit Zeugnissen der Schönstätter Anbetungsschwestern, einer feierlichen Komplet und eucharistischer Anbetung.

Bewegter: Entwicklungen in den letzten Jahren

Heute gehe es um die Weltweite aus deutscher Perspektive, so Pater Penners zur Einleitung seines Vortrags, der unter dem Gesamtthema der Oktoberwoche 2005 Perspektiven aufzeigen sollte – aber nicht im Sinne fertiger Konzepte oder gar Handlungsanweisungen, sondern als Impulse zum Nach- und vor allem Mitdenken. Echte Delegiertenarbeit also mit nicht nur methodisch offenen Fragen, sondern Herausforderung an Verantwortung und Kreativität.

Nicht ausführlicher wolle er eingehen auf die Stichworte "mutiger", "bewegter", "jünger", die von Worten Papst Benedikt XVI. abgeleitet sich sowohl auf die Kirche wie auf Schönstatt anwenden und sich auch belegen ließen, in der Kirche besonders durch den Weltjugendtag. Für Schönstatt sei der gestrige Tag Beleg dafür.

Stichworte dazu wurden kurz genannt: Die "Wende zur Authentizität" im Mut, unter dem Wort "Mein Schönstatt" das Schönstatt zu künden, das in mir, in meiner Gliederung lebt. Das habe spürbar Kraft gegeben und auch das gegenseitige Vertrauen in unseren verschiedenen Zugängen wachsen lassen.

Es sei ein stärkeres und bewussteres Einschwingen in die Kirche geschehen, bei dem als Initialzündung das Aufgreifen des in "Tertio Millenio Ineunte" angesagten Weges hin zum Gnadenjahr 2000 angesehen werden könne.

Immer mehr gewachsen sei auch das Bedürfnis, nach außen zu schauen. Die apostolischen Projekte des Jahres 2004 und die schon am Vortag immer wieder genannte apostolische Komponente der Weltjugendtags-Vorbereitung und –Gestaltung hätten diesem Aufbruch entsprochen, einem Aufbruch, von dem sich viele hätten anstecken lassen und davon weitertragen lassen. Beflügelt von diesen Erfahrungen und dem, was im August 2005 zu greifen war – und auch am gestrigen Tag, spätestens, die Delegierten ergriffen hatte - , war nun der Boden bereitet für Fragen, die bewegen.

Fragen, die uns bewegen: Wie geht es weiter nach dem Festival?

Da ist zunächst die Frage nach dem Veranstaltungstyp. Natürlich hätten wir schon immer wieder ein Jugendfest und eine Jugendwallfahrt gehabt, doch, so wörtlich, "der Clou ist die Internationalität und die Weltweite. In welcher Form lässt die sich weiterführen? Ein nationales Jugendfest ist mehr als nichts, sicher, doch dieser internationale Austausch hat etwas in sich – wie geht das weiter?

Eine Idee könnte etwa sein, sich de Rhythmus des WJT zu eigen zu machen. Warum sollte nicht immer auf der Reise zum jeweiligen Ort des WJT ein Zwischenhalt da sein, wenn die Jugend sowieso unterwegs ist. Vielleicht wachse diese Bereitschaft auf 2014 hin, für das die Jugend sich als Vorreiter der Familie fühlt, wie immer wieder zum Ausdruck gekommen sei.

Eine weitere Frage sei, ob das Voluntärsprojekt weitergeführt werde; einem Frage, die neben der Begeisterung für die Präsenz internationaler Jugend am Ort Schönstatt eine Frage der Begleitung und der Finanzen, des Wie und Wo sei.

Fragen, die uns bewegen: Das Urheiligtum

Das Urheiligtum, nicht eine, sondern, wie es scheint, die Frage, die bewegt, geht man von den Zeugnissen der Jugendlichen aus und von der Bewegung, die bei diesem Thema die Delegierten erfasst. Pater Penners machte klar, dass – unbeschadet aller strukturellen Fragen – der August 2005 klar gemacht habe, dass das Urheiligtum die Mitte des Ortes Schönstatts und der Schönstatt-Bewegung ist.

Der 18. Oktober 1914, dessen Jahrestag ganz Schönstatt morgen weitweit feiert, sei ein charismatischer Vorgang; daher die Frage: Arbeitet das Urheiligtum charismatisch? Heilig werde, wer in das Charisma hineingezogen wird. Dogmatisch richtige Schönstattverkündigung am Heiligtum – am Urheiligtum und abgeleitet an jedem Heiligtum - sei zu wenig. Es braucht eine Gruppe von Menschen, die prophetisch von der geistgewirkten Gegenwart Mariens überzeugt sind und anderen das vermitteln können, so Pater Penners. Es brauche eine Gruppe von Menschen am Heiligtum, die von der Wahrheit des Corpus Christi Mysticum so überzeugt sind, dass sie das anderen vermitteln. Das Heiligtum werde charismatisch arbeiten, wenn es erfüllt und umgeben sei von Menschen, die im Sinne der dreifachen Dimension des Priestertums dort prophetisch, priesterlich und apostolisch tätig: prophetisch überzeugt von der geistgewirkten Gegenwart Mariens, geprägt von der Nähe Mariens; priesterlich das Leid und die Anliegen der Menschen hineinnehmend in den Lebensvorgang des Gnadenkapitals, apostolisch im missionarischen Zeugnis. Eine ganz neue Perspektive der Wallfahrtsgnaden tat sich auf...

Es gehe im Tiefsten um die Frage des Schönstattgeheimnisses, um die Überzeugung davon, dass hier "kein Hokuspokus passiert", sondern im Heiligen Geist Nähe Mariens möglich werde. Es gelte vielleicht, die pneumatologische Dimension des Schönstattgeheimnisses zu greifen und die postkonziliare dialogische Strömung, die Faszination der Interkommunikation der Seelen (Pater Kentenich spricht von der gegenseitigen Entzündbarkeit) darin zu fassen. Adrienne von Speyer sagt: Alles im katholischen Leben ist zum Weitergeben bestimmt. Jedes Gebet, jedes Ringen sei nicht nur für den Betenden, den Ringenden da, sondern zum Weitergeben... Dies gelte es theoretisch (hier kam ein Appell an die Theologen) wie auch und vor allem im Lebenspraktischen zu erarbeiten, und den Tiefenvorgang Heiligtum neu zu heben.

Visionen vom Urheiligtum und allen Heiligtümern: Tage, Wochen, an denen wir (Ur-)-Heiligtumsleben konzentrieren; monatlich ganze Abende und Nächte für die Intensivzeiten der Gemeinschaften; (Ur-)Heiligtumsfeste nicht mit Kaffee, Kuchen und Musik, sondern mit Zeitansage, Spurensuche, übernatürlicher Bezeugung der geistgewirkten Gegenwart der Gottesmutter im Heiligtum, Einladung zum Bund, einer Gebetsbewegung, die die Nöte und Beglückungen der Zeit durchbetet...

Mutiger: Mut, den wir brauchen

Die zahlenmäßige Entwicklung Schönstatts, so Pater Penners, fordert Mut ein. Denn die Zahlen gehen in Deutschland fast überall zurück. Die SMJ (Schönstatt-Mannesjugend) hält die Zahl, wenige Bünde und Institute wachsen, in manchen Regionen halbieren sich Zahlen, es gibt Mühe, manche Zentren zu füllen. Wenige Bünde und Inst. In zahlenmäßiger Entwicklung gleichen wir damit der Entwicklung in Deutschland; die Kirche in Deutschland wird in den nächsten Jahren finanziell, personell, kulturell geschwächt sein. Auch an Schönstatt geht diese Entwicklung nicht vorbei. Vielleicht brauchen wir den Mut, radikale Fragen zu stellen, und den Mut, neue Wege zu gehen. Mehrere "Kompetenzteams" wie das des "Tags der Frau", die gezielt Projekte durchführen am Ort Schönstatt wie an den Zentren, ist das ein zu kühner Gedanke?

Pädagogische Herausforderungen stellen sich in der Spannung von Subjektivität und religiösem Gemeinschaftsleben vor allem, aber nicht nur in den Elitegemeinschaften. Während Skeptiker betonen, dass postmoderne Mentalität und Ordensleben überhaupt nicht mehr zusammenfinden werden, betont Pater Kentenich im Persönlichen Ideal gerade den subjektiven Zugang und die subjektive Aufgabe. Können nicht gerade in seinem Wurf Spiritualität "von unten" und Sendung "von oben" zusammen kommen?

Pädagogische Kompetenz ist gefragt. Fragen der Humanwissenschaften werden nicht geklärt durch theologische Antworten, sondern in ihrer Eigengesetzlichkeit. Wenn wir als Schönstatt-Bewegung ganzheitliche Arbeit machen in diesem Sinn, dann, so Pater Penners, haben wir eine ungeheure Chance

Das Problem von Geist und Form zeigt sich in einer Kirche, die die alten Formkräfte hinter sich gelassen hat und in der täglich neue Initiativen aufbrechen. Weil Ausdrucksformen der alten Formkräfte – lehramtliche und kuriale Normierung – strukturell noch da sind, entstehen Spannungen, nicht immer und unbedingt schöpferische allerdings. Pater Penners stellte die Frage, ob Schönstatt die Geist-Form-Frage schon gelöst habe: Haben wir, etwa, eine Kultur des religiösen Lebens, eine Kultur geistlicher Musik aus Schönstatt heraus?

Eine gewandelte Rolle der deutschen Bewegung wird immer klarer sichtbar, so Pater Penners. Es sei nicht mehr die Rolle: Über Jahrzehnte habe die deutsche Schönstatt-Bewegung für stand für Schönstatt überhaupt gestanden. Heute spielt die deutsche Schönstattfamilie eine Rolle im Gesamt der vielen nationalen Schönstattfamilien, von denen manche die deutsche zahlenmäßig überholen oder schon überholt haben. Das entlastet uns als deutsche Schönstatt-Bewegung und berechtigt uns auch zur Erwartung von verteilten Lasten. Für große Projekte braucht die deutsche Schönstattfamilie nicht mehr die Hauptverantwortung zu tragen – personal, finanziell, strukturell nicht. Dieser Prozess ist längst mit Händen zu greifen. Längst sind Mitglieder anderer nationaler Schönstattfamilien in den Leitungen der Institute, in zentralen Aufgaben am Ort Schönstatt und im Gesamt Schönstatts.

Die Ausgestaltung Schönstatts als internationalem Zentrum kann (und soll) nicht allein von der deutschen Schönstattfamilie zu leisten sein.

Deutschland bleibt die Aufgabe als Ursprungsland und das um Wissen um die Bedeutung des "deutschen Faktors" im internationalen Miteinander. Es bleibt die Sendung für Deutschland in der Mitte Europas und auch die Frage, was zu tun sein kann in Blick auf die chronisch pessimistische Haltung in Deutschland. Kann sie aus fehlender Dankbarkeit kommen und liegt hier eine Chance?

Zugehen auf 2014

Im Zeitraffer ging Pater Penners diesen letzten Punkt an. Was er sicht nicht wünsche für 2014, so die deutliche Klartext-Ansage: Zentrale Planung von oben, lediglich ein katechetisches Programm oder zu aufwendige Feiern, letzteres besonders in Blick auf die soziale Verantwortung als Teil der Schönstatt-Sendung. Lebensvorgänge sollten von unten wachsen: national, kontinental, zuletzt global… Nicht nur Feier sollte es geben, sondern Projekte. In Belmonte hilft die internationale Familie, ein Zeichen zu setzen. Ein Internationales Romzentrum könnte Schönstatt bis 2014 haben, hat es vielleicht auch ein Internationales Kongress-Zentrum? Ist das Bundesheim ein Zeichen? Andere können folgen. Wäre es nicht möglich, tatkräftig etwas zu tun für die dritte Welt, konkret für Afrika, für Asien, in Unterstützung der bestehenden Anfänge in Nigeria etwa, in Indien, in anderen Ländern?

Haben wir den Mut, die Jugendlichkeit, den übernatürlichen Idealismus, die Sendungslust, um für 2014 noch einmal nach den Sternen zu greifen? Glückt ein Aufleuchten unseres ganzen marianischen Charismas, das Vermitteln des Heiligtums als Ort des Wohnens Gottes unter den Menschen, des Charismas Pater Kentenichs als Prophet, als Pädagoge, als Stratege.

Pater Kentenich hat in einem Kreis von Studenten einmal von der "Hochseeflotte" gesprochen, die das vielgliedrige Schönstatt darstelle.

Pater Penners schloss mit einem Wort von Papst Benedikt auf dem Marienfeld: "Alle Menschen warten immer schon irgendwie in ihrem Herzen auf eine Veränderung und Verwandlung der Welt. Dies nun ist der zentrale Verwandlungsakt, der allein wirklich die Welt erneuern kann: Gewalt wird in Liebe umgewandelt und so Tod in Leben. Weil er den Tod in Liebe umformt, darum ist der Tod als solcher schon von innen her überwunden und Auferstehung schon in ihm da. Der Tod ist gleichsam von innen verwundet und kann nicht mehr das letzte Wort sein. Das ist sozusagen die Kernspaltung im Innersten des Seins – der Sieg der Liebe über den Hass, der Sieg der Liebe über den Tod. Nur von dieser innersten Explosion des Guten her, das das Böse überwindet, kann dann die Kette der Verwandlungen ausgehen, die allmählich die Welt umformt. Alle anderen Veränderungen bleiben oberflächlich und retten nicht. Darum sprechen wir von Erlösung: Das zuinnerst Notwendige ist geschehen, und wir können in diesen Vorgang hineintreten."

Beim Treffen des Neokatechumenats nach dem Weltjugendtag haben sich sehr viele Jugendliche gemeldet und bezeugt, dass sie nach dem Erlebnis dieser Tage sich mit der Entscheidung zu einem Leben als Priester oder Ordenschrist tragen. Hat die "Kernspaltung" Schönstatts schon begonnen? so seine Frage. Es ist ein Vorgang, den Schönstatt schon erlebt hat – im Werden der Außenorganisation, in der Mariengartenströmung, mit der Pilgernden Gottesmutter. Doch noch Größeres kann geschehen, wenn...

 

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