published: 2005-10-16 |
Islam: was man von ihm wissen sollteToleranz zwischen Verstehen und Verhalten: Forum 3
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Foro: Islam – un tema delicado Forum: Islam – a hot potato Auseinandersetzung mit dem Islam: Ein heißes Thema, wie sich während des Forums zeigte.
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OKTOBERWOCHE. Claudia Brehm. Etwa 100 Teilnehmer warteten im großen Konferenzsaal von Marienland gespannt auf den Beginn des Forums: "Islam, was man von ihm wissen wollte - Toleranz zwischen Verstehen und Verhalten". Das Forum vermittelte Grundinformationen über den Islam und zeigte in seinem Verlauf, wie schwierig eine unvoreingenommene Diskussion über die Begegnung von Christen und Muslimen sein kann. Zunächst gab Professor Günter Riße, Dozent an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Pallottiner, Vallendar, Direktor des Diakoneninstituts in Köln und Islamwissenschaftler, griffige Grundinformationen über den Islam. Der Dschihad gehört nicht zu den fünf Säulen des IslamEin kurzer Lebenslauf des Propheten Muhammat, 570 auf der arabischen Halbinsel geboren, erfährt 610 einen Wendepunkt in seinem Leben, als der Engel Gabriel auftritt und ihn bittet, Gott zu künden. Zuerst im Familienkreis, bald mit vielen Anhängern wird er zum politischen und kirchlichen Leiter seiner Gemeinde. 632, nachdem er Mekka zurück erobert hat, stirbt er als Führer der fast gesamten arabischen Halbinsel und schließt damit die Prophetenreihe Abraham, Mose, Jesus, Muhammat. Im Koran mit seinen 114 Suren, sind nach Überzeugung der Muslime ausschließlich Worte, die Muhammat von Gott empfangen hat, nichts ist von Menschen hinzugefügt. Hier liegt auch ein großer Unterschied zum Christentum: Im Islam ist und bleibt Gott transzendent, offenbart seinen Willen im Koran (Inlibration), während das Christentum glaubt, dass Gott sich entäußert, sich durch Jesus Christus offenbart und Mensch wird (Inkarnation). Muhammat wollte keine neue Religion bringen, er wollte nur das seiner Ansicht nach Unvollständige des Juden- und Christentums vervollständigen. Nicht zu den 5 Säulen des Glaubenslebens der Muslime (5 mal täglich Gebet, Pilgerfahrt nach Mekka, Glaubensbekenntnis, Fastenmonat Ramadan, Almosensteuer) gehört – so Prof. Dr. Riße der Dschihad, fälschlicherweise oft als Heiliger Krieg übersetzt. Eigentlich heißt Dschihad Bemühung, Anstrengung in der Sache Gottes. Viele verschiedene Richtungen - differenzierte Betrachtung nötigHeute gibt es viele Richtungen im Islam, von den Sunniten, über die Schiiten, Drusen, , Zaiditen, Ismaliten uvm. Wir sind gut beraten – so Risse, wenn wir differenzieren und genau hinschauen und nicht alle Muslime über einen Kamm scheren. Da es keine vermittelnde, allesverbindende Instanz gibt im Islam, wie bei uns der Papst, gibt es zahlreiche unterschiedliche Ausdeutungen und Lebensvollzüge. Wenn in Deutschland vom Islam gesprochen wird, meinen wir den türkisch/arabischen Islam. Dem aber gehören nur 25% der Muslime an. 80% leben in Asien (Indonesien). Dieser Islam ist wieder ganz anders geprägt. Mit auf dem Podium waren Bernhard Staffa, Student der Islam- und Politikwissenschaften und Pater Franz Widmaier, Leiter der Wallfahrtsbewegung in Schönstatt. In der Begegnung mit dem Islam in unserer Gesellschaft gibt es konträre Vorgehensweisen: die einen setzen sich mit den Grundlagen des Islam auseinander, arbeiten das Verbindende und Trennende zum Christentum heraus und haben eine wertschätzende Weise gefunden mit ihnen bekannten und befreundeten Muslimen zu leben. Die anderen reihen Negativbeispiel an Negativbeispiel, die sie gehört und gelesen haben, z.B. von Schikanen gegen Christen, Razzien, Verhaftungen und schüren so die Angst vor dem Unbekannten. Beide Positionen spiegelten sich auf dem Podium wieder und veranlassten die Moderatorin zu der Feststellung: "Ich habe mich als Moderatorin gemeldet, jetzt fühle ich mich eher als Dompteuse". Die zahlreichen Fragen aus dem Publikum, die unmöglich in der Kürze der Zeit beantwortet werden konnten, zeigten deutlich die Ängste vor dem Islam und wie schwer es fällt zu differenzieren. Die Falle: alle Muslime über einen Kamm zu scheren, kulturelle Eigenheiten vom westlichen Standpunkt aus zu werten und Koransuren aus dem Zusammenhang gerissen zu zitieren, schnappte immer wieder zu. Toleranz zwischen Verstehen und VerhaltenDer Islam macht heute Vielen Angst. Angst aber ist ein schlechter Ratgeber. Es ist besser, das Angstmachende in den Blick zu nehmen und anzuschauen. Toleranz heißt nicht, alles dulden. Offenheit und Differenzierung ist gefordert, aber kein Schmusekurs. Bernhard Staffa brachte in seinem Schlusswort noch einen wichtigen Punkt zur Sprache, abgelesen am Beispiel seiner Islamdozentin Wieland, die in Kairo einige Tage mit Muslimen unterwegs war. Als ihre Gastgeber auch den Sonntag mit Programm füllen wollten brachte sie zum Ausdruck, lieber die heilige Messe besuchen zu wollen, was ihr gößere Achtung und Wertschätzung ihrer muslimischen Begleiter einbrachte. Sowohl Herr Staffa als auch Prof. Dr. Risse betonten, wer mit anderen Religionen zu tun hat, wächst tiefer in seinen eigenen Glauben hinein, schätzt ihn viel mehr und findet das Bereichernde und Frohmachende auch im Gegenüber. Viele Christen kennen sich heute in ihrem Glauben nicht mehr aus, wie wollen sie da in einen Dialog treten mit anderen Religionen. Am Ende fasste die Moderatorin Gertrud Pollak, die schon zu Beginn des Forums gewarnt hatte, dass hier in 1,5 Stunden nicht ein umfassendes Bild vom Islam entwickelt werden könne, die einhellige Meinung des Publikums zusammen, dass dieses Forum nur ein erster Schritt sein konnte, sich diesem wichtigen Thema zu nähern und eine Fortsetzung dringend nötig und erwünscht sei. |
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