Nachrichten - News - Noticias
 published: 2005-08-17

Gott kann nur lieben

Zur Ermordung von Frere Roger Schütz, Begründer der Gemeinschaft von Taizé, am ersten Tag des Weltjugendtags

 

 

Gott kann nur lieben: Das ist der Titel einer Biographie über Frere Roger Schütz, der am Abend des 16. August beim Abendgebet in Taizé ermordert wurde. Gott kann nur lieben, und Roger Schütz ist gekommen, um IHN für immer anzubeten, an dem Abend, an dem über 400.000 junge Menschen in Köln zusammengeströmt sind zu dem Weltjugendtag der beiden Päpste – Johannes Paul II im Himmel, Benedikt XVI auf der Erde. Der Himmel spricht.

Sie gehörten irgendwie zusammen, Johannes Paul II. und der Taizé-Gründer, der am 12. Mai seinen 90. Geburtstag feierte; am 18. Mai wäre Johannes Paul II. 85 Jahre alt geworden. Bei der Beisetzungsfeier für Johannes Paul II empfing Roger Schutz aus der Hand von Kardinal Ratzinger die heilige Kommunion. Irgendwie gehörten sie zusammen, der Papst der Weltjugendtage und der Begründer des "Konzils der Jugend". In den 70er Jahren entwickelte Taizé sich zu einem Anziehungspunkt für Tausende von Jugendlichen aus aller Welt. Heute versammeln sich hier 200.000 Jugendliche pro Jahr zu Gebet, Meditation, Begegnung und Gesprächen über die Zukunft von Christentum und Welt. Seit 1979 veranstaltete Roger Schutz weltweite Treffen unter dem Titel "Pilgerweg des Vertrauens", außerdem "europäische Jugendtreffen" in Großstädten.

Begegnung beim Konzil

Papst Johannes Paul II empfing Roger Schutz jedes Jahr zur Privataudienz; die letzte war wohl eben diese Beerdigungsfeier mit ihrer tiefen symbolischen Geste. Die Freundschaft zwischen den beiden begann bereits im Jahr 1962 beim Zweiten Vatikanischen Konzil. Karol Wojtyla, damals Erzbischof von Krakau, und Frère Roger beteten vor den Sitzungen morgens in einer Kapelle des Petersdoms und lernten sich dabei kennen. Die Brüder luden Wojtyla zum Essen in ihrer Wohnung in Rom ein.

Als Krakauer Erzbischof kam er 1964 und 1968 nach Taizé. Später war Frère Roger, ein gebürtiger Schweizer, mehrmals eingeladen, bei der jährlichen Wallfahrt der oberschlesischen Bergarbeiter zu sprechen. Kardinal Wojtyla, der die Wallfahrt leitete, lud die Brüder ein, in seinem Krakauer Bischofssitz zu übernachten. Nachdem er 1978 Papst geworden war, empfing er Frère Roger jährlich bis zum letzten Jahr in Privataudienz und im Jahr des Attentats 1981 zusätzlich auch im Krankenhaus.

Frère Roger wurde am 12. Mai 1915 als Roger Schutz-Marsauche in Provence in der Schweiz geboren. Sein Vater war ein reformierter Schweizer Pfarrer. Von 1937 bis 1940 studierte Schutz Theologie in Lausanne und Strassburg, im Jahr 1940 zog er nach Frankreich. Im Jahr 1949 gründete er zusammen mit einigen Brüdern die Communauté von Taizé. Die ersten Brüder hatten evangelische Wurzeln, später kamen auch Katholiken dazu. Der Gemeinschaft gehören heute rund 100 Brüder aus 25 Nationen an, über ein Drittel von ihnen ist katholisch.

Ein Schatten auf dem Weltjugendtag – oder vielleicht eigentlich ein Licht?

"Mit großer Bestürzung haben wir die Ermordung von Frere Roger, dem Gründer von Taize, vernommen. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Weltjugendtags beten für diese große Persönlichkeit. Insbesondere drücken wir der Gemeinschaft von Taizé, im besonderen den Brüdern, die im Bonner Münster und in der Kölner Kirche St. Agnes das Geistliche Zentrum des Weltjugendtags gestalten, unser tiefes Beileid aus. Frere Roger ist der katholischen Kirche immer tief verbunden gewesen. Zuletzt waren wir alle froh und dankbar, dass er am Begräbnis von Papst Johannes Paul II. teilgenommen hat. Nun ist er beim Vater im Himmel angekommen. Die Trauer ist groß. Die Hoffnung auf die Auferstehung überwiegt," schreibt Prälat Dr. Heiner Koch. Ein Schatten liege auf dem Weltjugendtag, heißt es in den Medien.

Wirklich ein Schatten? Oder nicht vielleicht ein Licht, ausgehend von diesem Lebensopfer am ersten Abend des 20. Weltjugendtages?

Frère Roger Schutz


Zurück/Back: [Seitenanfang / Top] [letzte Seite / last page] [Homepage]

Last Update: 17.08.2005 Mail: Editor /Webmaster
© 2005 Schönstatt-Bewegung in Deutschland, PressOffice Schönstatt, hbre, All rights reserved, Impressum