published: 2005-08-26 |
Die Essig-PharisäerWarum Jugendliche von der ihnen übergestülpten künstlichen Diskussion um Fragen, die sie gar nicht haben, genervt sind – und Pater Elmar Busse auch
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Peregrinación de la juventud a la catedral Youth pilgrimage to the catedral Domwallfahrt
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WJT-MOMENTE. Kaum hat der Papst deutschen Boden verlassen, werden die Stimmen der "Essig-Pharisäer" lauter. Wen meine ich damit? Die Pharisäer zur Zeit Jesu waren so auf die Einhaltung der Gesetze und Vorschriften fixiert, dass sie sowohl Gott wie die Menschen aus dem Blick verloren hatten. Die "Essig-Pharisäer" sind Menschen, die immer wieder auf einen Grund fixiert sind, sauer zu sein. Und der Grund muss außerhalb von ihnen liegen, so dass sie sich als Opfer von Verhältnissen oder Autoritäten fühlen können. Die damaligen Pharisäer haben den Menschen schwere Lasten auferlegt, die nicht zu tragen waren. Die Essig-Pharisäer wollen den Menschen Probleme aufladen, die sie gar nicht haben. Nach etlichen Diskussionen um Zölibat, Frauenpriestertum, kirchlicher Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften und weitere Standardthemen blieb bei den Teilnehmern immer nur ein Gefühl der Ohnmacht und des Frustes übrig. Es ist wie beim Essig: Essig macht Früchte haltbar, aber nicht fruchtbar. Und so werden – mit langweiliger Monotonie – immer wieder dieselben Litaneien abgespult. Menschen, die sich über ihren Glauben freuen – das passt nun mal nicht ins Bild. Pech für die Menschen, den Glauben und die Freude.Der Weltjugendtag in Köln zeigte Jugendliche und Erwachsene, die sich über ihren Glauben freuten, die den Papst und sich feierten, die die Internationalität genossen und sich großartig fühlten, an einem solchen Mega-Event teilnehmen zu können. Ein T-Shirt mit der Aufschrift "Ich war dabei – Köln 2005" ist der Verkaufsschlager einer bekannten Kaufhauskette, "Tschüss Mama, bin beim Papst" ein anderer. Die Bildzeitung betitelte den Tag der Papstankunft mit "Der Papst ist los." Selbst das Jugendmagazin "Bravo" (Ausgabe vom 17.8.) reitet mit auf der Papstwelle und bringt im Mittelteil ein A3-Poster vom Papst mit der Aufschrift "Bravo, Bene!" Es bringt auch ein Zitat von Orlando Bloom: "Ich kann zwar nicht mit allem etwas anfangen, was der Papst predigt. Aber zumindest steht er überhaupt für etwas. Ich finde, das ist notwendig in unserer oft ignoranten Gesellschaft." (S.24) Es ist typisch für die Essig-Phariäser, dass sie diese neue Wirklichkeit gar nicht wahrnehmen: Jugendliche haben keine Probleme mit kirchlichen Autoritäten in dem Sinne, dass sie oben-unten-Beziehungen total ablehnen. Der Papst wird halt wie ein Pop-Star gefeiert. Wenn es gelingt, sonnt man sich mit in seiner Berühmtheit. Jugendliche sind happy, wenn sie ihn sehen, in seine Nähe kommen oder ihn sogar begrüßen und sich mit ihm fotografieren lassen können. Das Leben lässt sich nicht auf streng gleichgestellte Beziehungen reduzieren. Es gibt nicht nur das Ideal der Geschwisterlichkeit, wie uns die christliche Spielart der kommunistischen Gleichheitsideologie gerne einreden möchte. Lasst euch die Freude nicht versauern!Der Sprecher der Initiative "Wir sind Kirche" meinte: "Das war kein Weltjugendtag, sondern man hat einen Weltpapsttag daraus gemacht." Wer emotional in der Pubertät stecken geblieben ist und seine Identität nur insofern geklärt hat, dass er weiß, wogegen er ist, aber noch nicht weiß, wofür er leben und sich einsetzten möchte, für den ist die Papstbegeisterung ein unerklärliches Phänomen, ja, ein Ärgernis: "Wie können Jugendliche nur so unkritisch sein!" Die Mutter einer 15jährigen erzählte mir, dass ihre Tochter am überlegen war, ob sie nun das Papstposter so aufhängt oder andersherum, denn auf der Rückseite ist die Boygroup "US5" abgebildet, und die mag sie auch sehr. Jugendliche wählen das aus, was sie gerade anspricht. Und der Papst spricht sie an. Wenn es der Kirche gelingt, sich auf dem freien Markt der Sinnanbieter zu positionieren – und das tut sie mit dieser Form der Event-Pastoral – dann wird es auch ein neues tieferes Suchen geben. Ob die vielen schönen und tiefen Erlebnisse Frucht bringen, das hängt von der Qualität des Erdreiches ab, in das sie als Samenkörner hineingelegt sind. Nicht nur Dornen und Steine – auch Essig kann das Ende des Wachstums bedeuten. Ich setze auch die Jugend, auf ihr gutes Erdreich und erhoffe 100fältige Frucht. Pater Elmar Busse |
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26.08.2005
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