Plaza San Pedro, viernes por la tarde Saint Peter's, before sunset, from the obelisk, Friday night Petersplatz vor Sonnenuntergang, vom Obelisken aus, am Freitag
Rezando y charlando: Como está nuestro Santo Padre? Praying and dicussing: How is our Pope? Beten und fragen: Wie geht es dem Papst?
Noche en la Plaza San Pedro, minutos antes del rosario Evening at Saint Peter's: the rosary is about to start. Abend auf dem Petersplatz, kurz vor dem Rosenkranz Fotos: Donnelly © 2005

ROM, Simon Donnelly. Eigentlich wollte ich etwas schreiben über den Ostersonntag in Rom (es war wunderschön), aber in dieser Woche nach Ostern haben sich die Dinge überschlagen, und unser kämpferischer Papst aus Polen, der Mann aus Krakau, der die Welt verändert hat, liegt im Sterben.

Es regnete am Ostersonntag in der Frühe, doch zu Beginn der Messe war strahlender Sonnenschein, wie schon letztes Jahr. Der Petersplatz war ein einziges Meer von Blumen, Farben und Schönheit. Der Nieselregen hörte auf, die Sonne brach durch, und in allem war Auferstehung. Der Heilige Vater öffnete das Fenster, grüßte und segnete uns - sprechen aber konnte er nicht. Wir haben sein schweres Atmen und ein Krächzen über die Lautsprecher gehört. Das war alles. Auch Stille spricht. Tausende von Gläubigen applaudierten. Er segnete uns vom Fenster. Sein letzter Sonntagssegen?

Und genau danach blies plötzlich ein heftiger Wind über den Petersplatz.

Then, right after that, a great gust of wind suddenly blew through Saint Peter’s square. "Ah... ruach", sagte mein Mitstudent im Priesterseminar, auch aus Johannesburg (condiocesano, in Italienisch). Der plötzliche Windstoß fühlte sich wirklich an wie der Atem des Heiligen Geistes, als würde Pfingsten vorweggenommen. Wir wussten auch nicht recht, warum wir das dachten.

Heute Abend wissen wir es. Ich glaube nicht, dass der Heilige Vater Pfingsten erleben wird. Nicht hier auf der Erde.

Tausende von Betern füllen den Petersplatz

Wir hörten heute (Freitag, 1. April), dass der Papst hohes Fieber hat... Ich bin sofort zum Petersplatz gefahren, um unter seinem Fenster zu beten. Auch wenn es eine verrückte Idee ist, dachte ich. Aber als ich kam, gegen 18.00 Uhr, da waren schon Tausende anderer da, Italiener, viele Ausländer. Es war wie das Völkertreffen an Pfingsten. Von allen Enden der Erde kamen sie...

Eine Gruppe Italiener betet den Rosenkranz und singt viele Lieder, drei Stunden lang, manche mit Gitarren begleitet. Pfadfinder kommen mit Kerzen. Nonnen und Schwestern verschiedenster Kongregationen sprechen leise in kleinen Gruppen oder beten den Rosenkranz. Ich stelle mir vor, dass es in Schönstatt in der Anbetungskirche und vielleicht sogar davor auch so ist. Menschen beten gemeinsam... Und der Herr ist mitten unter uns.

Kurz begrüße ich Schwester Lisianne vom Heiligtum in der Aurelia Antica. Priester gehen langsam über den Platz. Am frühen Abend kommen andere dazu, auch der Regens unseres Priesterseminars.

Viele Theologiestudenten und Seminaristen sind noch in den Osterferien und nicht in Rom. Wenn sie am Wochenende zurückkommen, wird die internationale römische Familie an der Seite des Papstes vereint sein...

Jetzt ist der Platz voller Familien mit Kindern. Viele, viele Polen aus Rom sind da. Ein kleines polnisches Mädchen neben mir sagt zu ihrer Mutter. "Mama, wo ist der Papst?" Das fragen wir uns alle.

Bei Sonnenuntergang gehen die Lichter an in der Wohnung des Papstes. Wir können ihn nicht sehen, aber wir wissen, er ist da. Wir können ihn nicht einmal hören heute Abend, aber wird sind da, geistig mit ihm verbunden.

Gemeinsam beten, singen, loben...

Gegen 20.00 Uhr waren immer noch Tausende auf dem Platz, immer noch fast ganz schweigend (was für die lebhafte italienische Kultur ein mittleres Wunder ist!).

Die Videoleinwände gehen an, eine Gruppe von Priesters, Schwestern und Laien kommen auf die Stufen vor dem Petersdom und beten den Lichtreichen Rosenkranz vor, dann eine lange Litanei zur Gottesmutter. Wir singen das Salve Regina und Regina Coeli und sind verbunden im Gebet und Lobpreis. Der Vatikan überlässt die Pilger nicht einfach sich selbst, führt sie im Gebet vielmehr zusammen. Wo zwei oder drei... oder Tausende..., aber in meinem Namen zusammen sind, da...

Während Tausende von uns still gegen 21.30 Uhr den Petersplatz verlassen, kommen noch Tausende an... Die Italiener lieben ihren polnischen Papst, und die ganze Welt liebt ihn. Wir wechseln einander ab in der Wache am Krankenbett unseres geistlichen Vaters, der seit 27 Jahren seinen väterlichen Blick auf uns gerichtet hat.

Nur seine leeren Hände

Es hat viele tief bewegt, dass genau zu dem Zeitpunkt, als einer unschuldige Amerikanerin Nahrung und Wasser verweigert wurde und sie so fast zwei Wochen lang langsam verhungern und verdursten musste, die Passion des Heiligen Vaters begann. Auch er ist nun, da Terri Schiavo gestorben ist, auf dem Weg heim zum Vater...

Hans Küngs letzte Attacke gegen den Papst, energisch abgewehrt vom katholischen italienischen Publizisten Vittorio Messori — zeigt, wie wenig der Papst manchmal verstanden wird. Jetzt hat der Heilige Vater, wie immer, nur seine leeren Hände, wie es der deutsche Papstbiograph Andres Englisch kürzlich schrieb. Dieser Papst, ein lebender Heiliger, er gibt der Kirche eine unglaubliche Hoffnung, gibt ihr Mut und Kraft. Das kann ihr Küng nicht geben.

So wie viele von uns diese Woche entsetzt waren über den Tod von Terri Schiavo, so hat der Papst gewiss sein Leiden mit dem ihren verbunden, als große Opfergabe an die Kirche. Wir wissen, dass die, die ihm nahestehen, ihn bis zu seinem letzten Augenblick herzlich lieben werden, und ich bin stolz, einer von diesen zu sein.

Wir empfehlen ihn in seinen letzten Stunden der Mutter, der er sich zeitlebens ganz übereignet hat, Totus Tuus. Sie wird vollkommen für ihn sorgen - MPHC!

Simon Donnelly aus Südafrika studiert in Rom Theologie; er gehört zur Schönstatt-Bewegung.