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 published: 2005-04-06

Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit: stille Trauer auf dem Petersplatz

Ein Seminarist erlebt den 3. April 2005 in Rom

Preparación de la Misa del Domingo de la Misericordia Divina.

Preparing Mass on the 2nd Sunday of Easter (Low Sunday): Divine Mercy. Note the very small, plain wooden altar, and the Easter Candle at the far left (next to the lecturn).

Vorbereitung der Messe am Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit; alles ist sehr schlicht.

 
 

Antes de la Misa. La cruz es la que se usó el Viernes Santo.

More preparations before Mass this morning: Note the cross, which was also used on Good Friday.

Vor der Messe; das Kreuz auf der rechten Seite ist auch am Karfreitag gebraucht worden.

 
 

El Cardenal Sodano durante la Misa; a la derecha, el Cardenal Ratzinger.

Cardinal Sodano approaching the consecration at Holy Mass, on Divine Mercy Sunday (2nd Sunday of Easter). On his right is Joseph Cardinal Ratzinger, until now prefect of the Congregation of the Doctrine of the Faith.

Kardinal Sodano bei der Messe; rechts Kardinal Ratzinger.

 
 

Concelebraron muchos obispos.

Dozens of Bishops process out of Holy Mass, around 12.15pm local time, dwarfed by the columns and doors of St Peter's.

Dutzende von Bischöfen konzelebrierten.

 

Cientos de jovenes italianos y otros peregrinos en la Plaza San Pedro.

Hundreds of thousands of young Italians and other visitors filled the piazza this morning.

Hunderte von italienischen Jugendlichen und Pilger aus aller Welt füllen den Petersplatz.

Fotos: Donnelly © 2005

 

ROM, Simon Donnelly. Heute morgen wurden wir wach und wussten, der Heilige Vater ist tot. Es ist ein dumpfer Gedanke. Es kann doch nicht sein... Wir haben keinen Papst mehr? Wir haben diesen Papst nicht mehr, den Mann, der die Braut Christi Tag für Tag geleitet hat, seit 1978?

Wir eilen an diesem Morgen wieder zum Petersdom, wie die Tage zuvor, heute, um den zweiten Ostersonntag zu feiern, den Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit, das Fest, das Johannes Paul II. eingeführt hat. Der Petersplatz ist ruhig, doch schon zwei Stunden vor Beginn der Messe sind Tausende von Menschen dort. Wir kaufen die Morgenausgabe des Osservatore Romano. Die Titelseite rief in alle Welt hinaus:   Oggi, sabato 2 aprile, alle ore 21.37 il Signore ha chiamato a Sé IL SANTO PADRE GIOVANNI PAOLO II (‘Heute, am 2. April 2005 um 21.37 Uhr hat der Herr den Heiligen Vater Johannes Paul II zu sich gerufen.’)

Darunter das Bild von ihm, Karfreitag in seinem Zimmer, das Kreuz umklammert. Darunters steht: Ci hai lasciati, Padre Santo. Ti sei consumato per noi. In quest’ora — per Te gloriosa, per noi dolente — ci sentiamo abbandonati. Ma Tu prendici per mano e guidaci con quella Tua Mano che in questi mesi si è fatta in Te anche parola. Grazie, Padre Santo. (‘Du hast uns verlassen, Heiliger Vater. Du hast dich für uns verzehrt. In dieser Stunde – glorreich für dich, schmerzhaft für uns – fühlen wir uns verlassen und allein. Doch du nimm uns an der Hand und führe uns mit dieser deiner Hand, die in den letzten Wochen auch dein Wort geworden ist. Danke, Heiliger Vater.’)

Der Begriff padre santo hat die umgekehrte Stellung der Worte wie das übliche "Santo Padre". Auch wenn es beide Male "Heiliger Vater" heißt, so ist heute die Heiligkeit betont: Vater, der heilig ist. Heiliger Vater.

Tritt ein in die Freude deines Herrn...

Die heutige Messe markiert das Ende der Osteroktav und wird daher mit Osterfreude gefeiert, aber mit sehr leiser Freude. Kardinal Sodano, ein paar Dutzend Bischöfe und Priester zelebrieren.  Es ist der traurigste Morgen nach der traurigsten Nacht, alle Teilnehmer tragen Schwarz, und alles rund um den Altar auf den Stufen vor St. Peter ist sehr schlicht: ein kleiner hölzener Altar, nur die Osterkerze, das Zeichen unserer Hoffnung, der Ambo für die Verkündigung des Wortes Gottes, der Sitz der Zelebranten.

Die Messe wird in Italienisch gefeiert, die Gesänge waren in Latein. Keins der sonst so wunderschön vom Vatikanischen Pressebüro vorbereiteten Texthefte zur Messe, nichts. Die Lesungen aus der Apostelgeschichte und des Petrusbriefes geben Hoffnung. Dann das Evangelium des Johannes über Thomas, der nicht glauben will, bevor Christus ihm erschienen ist: Selig, die nicht sehen und doch glauben. Diese Worte gelten heute für den Heiligen Vater, der den Herrn nicht von Angesicht zu Angesicht sehen konnte und doch glaubte. Und uns zu stärkerem Glauben führte. Kardinal Sodano sagt in der Predigt: "Am Vorabend des Sonntags der Göttlichen Barmherzigkeit trat der Engel des Herrn vor den Apostolischen Palast im Vatikan und sprach zu seinem guten und treuen Diener: "Tritt ein in die Freude deines Herrn" (vgl. Mt 25,21)." Jetzt werden wir nie mehr seine Stimme hören von jenem dritten Fenster im obersten Stock des Apostolischen Palastes."

Jedesmal, wenn der Kardinal den Namen des Papstes nennt, fließen Tränen, und keiner schämt sich dafür. Er ist doch gerade noch bei uns gewesen. Wir schauen auf zu dem stummen Fenster und denken, er muss doch noch einmal herauskommen, wir werden ihn noch einmal sehen... Er soll nicht mehr da sein? Da stimmt doch etwas nicht, das kann nicht sein...

"Auch heute erklingt das frohe österliche Halleluja"

Und dann passiert etwas am Ende der Heiligen Messe. Es ist gegen Mittag, Zeit des Regina Caeli, das in der Osterzeit den "Engel des Herrn" ersetzt. Monsignore Leonardo Sandri sagt: "Und jetzt werde ich auf den ausdrücklichen Wunsch unseres geliebten Heiligen Vaters hin euch die Worte vorlesen, die er selbst für den Angelus heute vorbereitet hat." Wir hören sein Wort über das Grab hinaus... Die Gedanken des verstorbenen Heiligen Vaters zu den Lesungen des heutigen Tages! 

Risuona anche oggi il gioioso Alleluja della Pasqua. L’odierna pagina del Vangelo di Giovanni sottolinea che il Risorto, la sera di quel giorno, apparve agli Apostoli e "mostrò loro le mani e il costato" (Gv 20,20), cioè i segni della dolorosa passione impressi in modo indelebile sul suo corpo anche dopo la risurrezione.

Auch heute erklingt das frohe österliche Halleluja. Das heutige Evangelium nach Johannes hebt hervor, wie der Auferstandene in der Nacht zu diesem Tag den Aposteln erschienen ist und "ihnen seine Hände und seine Seite" gezeigt hat (Joh 20,20), das heißt, die Zeichen seiner schmerzhaften Passion, die sogar noch nach der Auferstehung unauslöschlich in seinen Leib eingebrannt sind. Diese ehrwürdigen Wundmale, die er acht Tage später dem ungläubigen Thomas zeigen sollte, damit dieser sie berühre, offenbaren die Barmherzigkeit Gottes, der "die Welt so sehr geliebt hat, dass er seinen einzigen Sohn hingab" (Joh 3,16).

Dieses Geheimnis der Liebe bildet das Kernstück der heutigen Liturgie vom Weißen Sonntag, Sonntag "in Albis", der dem Gedächtnis der göttlichen Barmherzigkeit gewidmet ist.

Der Menschheit, die mitunter wie verloren zu sein scheint, beherrscht von der Macht des Bösen, des Egoismus und der Angst, dieser Menschheit bietet der auferstandene Herr seine Liebe zum Geschenk an – eine Liebe, die vergibt und versöhnt und den Geist mit frischer Hoffnung erfüllt; eine Liebe, die das Herz verwandelt und Frieden gibt. Wie sehr bedarf die Welt des Verständnisses und der Annahme der göttlichen Barmherzigkeit!

Herr, mit deinem Tod und deiner Auferstehung offenbarst du die Liebe des Vaters: Wir glauben an dich und wollen dir heute vertrauensvoll immer wieder sagen: Jesus, ich vertrau auf dich, hab Erbarmen mit uns und der ganzen Welt.

Das liturgische Hochfest der Verkündigung, das wir morgen feiern werden, lässt uns mit den Augen Mariens das ungeheure Geheimnis dieser barmherzigen Liebe betrachten, die dem Herzen Christi entströmt. Mit ihrer Hilfe können wir den authentischen Sinn der österlichen Freude begreifen, die ihren Grund in dieser Gewissheit hat: Derjenige, den die Jungfrau in ihrem Schoß getragen hat, der für uns gelitten und gestorben ist, er ist wahrhaft auferstanden. Halleluja! "

Wir denken an den Leib des Papstes, nach seiner persönlichen Passion, mit den Zeichen seines körperlichen Leidens, der jetzt bereitet wird für die Verehrung, die Zehntausende von Katholiken ihm in den nächsten Tagen erweisen werden. Dieser Heilige Vater, dieser Karol Wojtyla, wird auferstehen am Jüngsten Tag wie alle Kinder Gottes, die er mit sich ins Ewige Leben nehmen will. Es ist ein Versprechen großer Hoffnung und großer Freude inmitten des "Schocks unserer Seele", wie Kardinal Sodano sagt. "Johannes Paul, unser Vater und Hirte, hat uns verlassen". Doch der Kardinal erinnert daran, dass Johannes Paul II. immer angeregt habe, "auf Christus, unsere einzige Hoffnung", zu schauen.

Wir hören die ruhige, tröstende, vertraute Stimme von Kardinal Ratzinger, der konzelebriert. Kardinal Sodano sagt, dass er am Sterbebett des Papstes gestanden habe, der einen heiligen und gelassenen Tod erlitten hat. Der Kardinal richtete schöne Worte an den verstorbenen Heiligen Vater, aber für viele verlieren sie sich in ihrer tiefen Trauer. 

Der leere Stuhl

Wie immer ist der Knabenchor des Vatikan da. Nach der Kommunion singen sie Palestrinas ruhige Vertonung von Psalm 42, Sicut Cervus: "Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele, Gott, nach dir." Unsere Herzen lechzen nach Gott, nach seinem Trost. Auch Johannes Paul II. hat sich nach ihm gesehnt und hat ihn gefunden. Auf den Weiden der Ewigkeit wird er nun mit dem Herrn und Hirten vereint sein, dem er auf Erden gedient hat.

Die Bischöfe schienen wie Schafe ohne Hirten: kein Bischof sitzt auf dem Stuhl Petri (sede vacante), es gibt keinen Bischof von Rom. Sowohl die urbs (die Stadt) wie der orbs (die Welt) haben ihren Führer verloren.

Am Ende segnet uns der Kardinal, und wir sind unseren Gedanken, Gebeten und Erinnerungen überlassen. In den Worten des Heiligen Vaters am Beginn seines Pontifikats, die Msgr. Angelo Comastri am Freitag Abend zitierte: Signore, spalancate le porte...: "Herr öffne die Tore des Himmels und heiße deinen Knecht willkommen im Ewigen Leben..."

Wir gehen unter dem stummen Fenster vorbei und nach Hause, das Herz voller Trauer, in die hinein sich langsam die österliche Freude mischt... 

Fotos



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