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 published: 2005-04-29

Europarat lehnt Bericht zur aktiven Sterbehilfe ab

Am Morgen vor der Sitzung 50.000 Unterschriften gegen die Legalisierung überreicht

La delegación de la iniciativa “Dignidad del hombre en todas las fases de la vida – No a la legalización de la eutanasia”, en Estrasburgo

The delegation of the Initiative “Human dignity in all phases of life – no to legalization of euthanasia”, in Strasbourg

Delegation der Initiative “Menschenwürde in allen Phasen des Lebens – Nein zur Legalisierung der aktiven Sterbenhilfe“ in Straßburg

 
 

Entrega de 50.000 firmas a Marcel Glesener, vicepresidente de la Asamblea parlamentaria y presidente de la comisión para el orden social, la salud y la familia

Presentation of 50,000 signatures to Marcel Glesener, vice-president of the Parliamentary Assembly, and president of the commission in charge of the Marty-Report

Überreichung der 50.000 Unterschriften an Marcel Glesener, Vorsitzender des für den Bericht zuständigen Ausschusses des Europarates

 
 

Marcel Glesener agradece a Hannelore Spannagel y a todos

Marcel Glesener thanks Hannelore Spannagel and all who committed themselves to the initiative

Marcel Glesener bedankt sich bei Hannelore Spannagel für den Einsatz aller

 
 

Después de la decisión inesperada: Alegría, asombra, gratitud

After the unexpected decisión: Joy, astonishment, gratitude

Nach der unerwarteten Entscheidung: Freude, Staunen, Dank

Fotos: POS Fischer © 2005

 

EUROPA, mkf. Insgesamt über 50.000 Unterschriften hat die Delegation der von der Schönstatt-Bewegung getragenen Initiative "Menschenwürde in allen Phasen des Lebens - Nein zur Legalisierung der aktiven Sterbehilfe" am Morgen des 27. April 2005, eine knappe Stunde vor Beginn der Sitzung der Parlamentarischen Versammlung des Europarates an Marcel Glesener, Vize-Präsident der Parlamentarischen Versammlung und Vorsitzender des Ausschusses für Sozialordnung, Gesundheit und Familie, überreicht. Mit großer Freude nahm die Delegation, die die anschließende lange Debatte von der Zuschauertribüne aus verfolgte, die Annahme zahlreicher Änderungsanträge am Bericht des Schweizer Abgeordneten Dick Marty zur Euthanasie/aktive Sterbehilfe und schließlich die Ablehnung des stark veränderten Entwurfes auf.

In den Medien war das Thema kaum präsent; fast unbemerkt von der Öffentlichkeit ging es darum, ob in den 46 Mitgliedsstaaten des Europarates in der Frage der Begleitung schwerstkranker Menschen am Lebensende (so der veränderte Titel des Berichts) auch aktive Sterbehilfe als möglich angesehen werden sollte. Es war auch der Öffentlichkeitsarbeit der Initiative "Menschenwürde in allen Phasen des Lebens" zu verdanken, dass etwa ein Fernsehteam der ARD in Straßburg auftauchte und dass katholische Nachrichtenagenturen wie KNA und Zenit im Vorfeld aufmerksam machten.

Es bleibt bei der Empfehlung 1418

Im Zuge einer langen Debatte haben die Parlamentarier in Straßburg am Morgen des 27. April über insgesamt 71 Änderungsanträge abgestimmt. Schließlich stimmten 138 Mitglieder gegen den Entwurf, 26 dafür, es gab 5 Enthaltungen. Der Verfasser des Berichts, Dick Marty, stimmte schließlich selbst – empört - gegen die stark veränderte Vorlage. Damit bleibt es bei der Beschlusslage der Empfehlung 1418 von 1999, in der die Parlamentarische Versammlung des Europarats Euthanasie ausdrücklich verurteilt hat. Gleichzeitig forderte diese Empfehlung, den Zugang Todkranker und Sterbender zu Einrichtungen der Palliativmedizin zu verbessern. "Seit Januar 2004 haben wir uns dafür eingesetzt, dass es bei der Empfehlung von 1999 bleibt," sagte Hannelore Spannagel, Diözesanträgerin der Schönstatt-Bewegung Frauen und Mütter in der Erzdiözese Freiburg und Sprecherin der Initiative. "Ich bin sehr glücklich über die heutige Entscheidung, die den Blick auf die eigentlich Herausforderung lenkt: die Situation schwerstkranker Menschen und ihrer Angehörigen zu verbessern, Palliativmedizin zu fördern und festzuhalten, Raum für Zuwendung und menschenwürdige Pflege schaffen und festhalten, dass Menschenwürde nicht abhängig ist von einer irgendwie definierten Lebensqualität oder dem Grad des Bewusstseins."

Ein Ergebnis, das Mut macht

Marcel Glesener hatte in seinem Plädoyer die 50.000 Unterschriften erwähnt und auf die "heute eigens nach Straßburg gereiste Delegation auf der Tribüne" verwiesen, die "ein Zeichen setzen" wolle für menschenwürdige Begleitung im Sterben statt Euthanasie. Bei der Überreichung der Unterschriften kurz vor Beginn der Sitzung dankte er für allen Einsatz; es war eine kurze Begegnung, in der es nicht möglich, aber auch nicht nötig war, viel zu erklären. Die zahlreichen Änderungsanträge, so Marcel Glesener, hätten den Text stark verändert, doch sei die Zustimmung dazu im Ausschuss denkbar knapp gewesen. Was nun im Parlament abgestimmt werde, sei noch völlig offen. Das Signal dieser 50.000 Unterschriften sei gerade in diesem Moment sehr wichtig und sehr motivierend. "Mir ist in diesem Moment klar geworden, wie wichtig unser Einsatz war", so Hannelore Spannagel. Ob schon einmal in einer Sitzung des Europarates so viel "von oben her", von der Tribüne her nämlich, gebetet wurde? Viele aus der Schönstatt-Bewegung, besonders auch in Oberkirch, dem Straßburg nächstgelegenen Heiligtum, beteten...

Entkriminalisierung – ein nur scheinbar einleuchtendes Argument

Im Lauf der Debatte wie auch in der anschließenden Pressekonferenz wurde deutlich, dass der Aspekt der "Entkriminalisierung" eine zentrale Rolle spielt. Die Befürworter der Legalisierung der aktiven Sterbehilfe argumentieren, dass etwas, das sowieso häufig gemacht wird, entkriminalisiert werden solle, um es in rechtlich geregelte Bahnen zu lenken und den Weg zu öffnen für umfassende Lösungen und Hilfen. Wie vor dreißig Jahren bei der Entkriminalisierung der Abtreibung, "die uns auch geglückt ist", so Marty wörtlich. Dass "Entkriminalisierung" ein Signal in die falsche Richtung ist, nämlich ein Signal, das "grünes Licht" gibt im Denken und im Handeln, zeigt genau das Thema Abtreibung. "Da muss sich ja heute eine Frau schon rechtfertigen, wenn sie etwa ein behindertes Kind austrägt," so Monika Walter aus der Delegation der Initiative. "Wir dürfen nicht den scheinbar einfachsten und sicher billigsten Weg wählen," so hieß es in einem der vielen bewegenden Beiträge der Versammlung.

Bleibt zu warten, was noch zu entkriminalisieren ansteht, weil es ja doch schon viele machen. Doping im Sport vielleicht oder Ladendiebstahl, sexueller Missbrauch von Kindern oder Bestechung von Politikern?

"Uns wird es auch weiter darum gehen, Meinungsbildung zu betreiben und ein Klima zu schaffen für die Würde des Menschen in allen Lebensphasen, auch in der letzten," so Hannelore Spannagel. "Ich möchte allen danken, die sich eingesetzt haben, den Politikern hier und denen, die Unterschriften gesammelt und Unterschriften gegeben haben. Das Erlebnis heute macht Mut und verpflichtet, weiter zu machen." – "Das ist doch eigentlich ein Wunder," meinte Claudia Roth, "das hat doch niemand erwartet..." – "Ich habe ganz allein vor meinem Computer geklatscht!", schreibt eine Marienschwester, und jemand anders sagte nachdenklich: "Johannes Paul II. ist im Himmel angekommen."



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Last Update: 29.04.2005 Mail: Editor /Webmaster
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