Nachrichten - News - Noticias
 published: 2005-02-09

"Seele der künftigen Kultur" – Perspektiven und Strategien

Jahrestagung des Josef-Kentenich-Instituts (JKI)

Jornada anual del Instituto José Kentenich

Annual Conference of the Joseph Kentenich Institute

Jahrestagung des Josef-Kentenich-Instituts

 
 

Taller

Discussion group

Arbeitsgruppe

 
 

Dietger Kuller, Dr. Gertud Pollak, Mons. Dr. Peter Wolf: un intercambio „secreto“

Dietger Kuller, Dr. Gertrud Pollak, Mons. Dr. Peter Wolf: a „secret“ exchange

Kurze Absprache: Dietger Kuller, Dr. Gertrud Pollak, Mons. Dr. Peter Wolf

 
 

P. Lothar Penners durante su discurso

Fr. Dr. Lothar Penners during his contribution

Pater Dr. Lothar Penners gab einen vielbeachteten Beitrag

Fotos: ims © 2005

 

SCHÖNSTATT, ims. Die Jahrestagung 2005 des Josef-Kentenich-Instituts (JKI) befasste sich mit einem Schwerpunkt aus dem Kirchenbild Pater Josef Kentenichs: Seele der heutigen Welt und Kultur zu sein.

Die Vision P. Kentenichs für den Erneuerungsprozess der Kirche war bereits in der Jahrestagung 2004 thematisiert worden. Knapp zusammengefasst sind es folgende Schwerpunkte:

  • Beseelt traditionsgebunden – gelöst von erstarrten Formen
  • Brüderlich geeint – hierarchisch gelenkt
  • Seele heutiger und kommender Kultur und Welt
  • Marianische Kirche und Mutter der Kirche
  • Durch und durch vom Heiligen Geist regiert
  • Eine arme Kirche
  • Eine demütige Kirche

Die Jahrestagung 2005 greift nun einen dieser Schwerpunkte auf – und zwar den Auftrag, Seele der heutigen Kultur und Welt zu werden. Nicht Trennung der Kirche von der Kultur, nicht Trennung der Kirche von der Welt, sondern ihre Seele. Anhand verschiedener Texte erfolgt eine erste Annäherung an das Thema. Schon im Brief eines anonymen Autors aus dem 1./2. Jahrhundert an Diognet heißt es: "Das, was im Leib die Seele ist, das sind in der Welt die Christen." Pater Kentenich selbst formuliert noch deutlicher: "Das Heil der Welt hängt davon ab, das ich – ich! – in dieser Welt die Kirche, das heißt Christus, lebendig setze." Dabei, so kristallisiert sich in der Gruppenarbeit an den verschiedenen Texten heraus, geht es vor allem um das Seinsapostolat, um eine Weltzugewandtheit und Weltgestaltung durch die christlichen Laien. Hier lässt sich besonders über die Psychologie der Zweitursachen eine konkreter praktischer Ansatz finden.

Welcher Kultur begegnen wir heute?

Dr. Bernd Biberger stellt in seinem Statement nochmals die Frage: Welcher Kultur begegnen wir heute? Er zitiert Peter Hahne in seinem Buch "Schluß mit lustig – das Ende der Spaßgesellschaft", und hebt u.a. folgende Punkte der Analyse heraus: Verweigerung der Wirklichkeit, Werteverlust, fehlende Leistungsbereitschaft, Lebensplanwirtschaft, fehlende Autorität, keine kulturellen Wurzeln, Spaß allein zählt, fehlende Eigenidentität, mangelnde Bereitschaft zum Dienst...

Aus dem Segment Bildung, Pädagogik und Erziehung berichtet Frau Dr. Gertrud Pollack. Die Kirche muss sich fragen, wo sie Gesellschaft und Bildung prägen kann. In der Bildungsdebatte heben sich gegenwärtig vier Leitbegriffe ab, und zwar: Quantifizierung, Ökomenisierung, Akzelerierung, Technisierung. Die Bildung wird zur Zeit total renoviert, alles und alles gleichzeitig!

Zur Religiosität Jugendlicher stellt Dr. Bernd Söder ein Umfrageergebnis vor. Es zeigt, das die religiöse Individualisierung mit der Freisetzung des Menschen aus traditionellen Zusammenhängen zugenommen hat. Nach wie vor ist das Christentum für Jugendliche eine Bezugsgröße, jedoch ist die größte Gruppe der Jugendlichen als "christlich autonom" zu bezeichnen. Er unterstreicht, das neue pastorale Strategien eine differenzierte Jugendpastoral erfordern.

Dr. Peter Wolf erläutert die Thesen der JKI-Sektion Mittelrhein für die Arbeit in den Teams und hebt hervor, dass die heutige Kultur geprägt ist von einem alles umfassenden Pluralismus. Hinsichtlich der Nivellierungstendenzen einer modernen Massenkultur gilt es, die Freiheit des Einzelnen und der verschiedenen Gruppen zu schützen.

Die Kirche kann diese Kultur beseelen, indem sie - stärker als bisher - die Freiheit der Person ernst nimmt und die Würde der Person im Sinne des christlichen Menschenbildes betont. Dem entspricht in der Pädagogik und Praxis Josef Kentenichs:

  • Ansatz bei der Selbsterziehung
  • Bewusste Erschließung des Persönlichen Ideals
  • Liebesbündnis als persönlicher Entscheidungsweg
  • Gegenwärtigsetzung der Kirche in der Person des einzelnen

Die uns heute umgebende Kultur ist geprägt von der Erfahrung immer stärkerer Vernetzung und fast grenzenloser Kommunikation. Die Kommunikationsmöglichkeiten und die gegenseitige Abhängigkeit haben eine neue Dimension erreicht. Gerade diese Kultur braucht die Vision eines geistig/geistlichen Miteinanders und eine gelebte Communio.

Ein gelebtes Netz vielfältiger Solidarität

Die Kirche ist ein Raum exemplarischer Erfahrungen von Internationalität und vielfältig gewachsener Partnerschaft über Grenzen von Sprachen und Kulturen hinweg. Kirche kennt ein vielfältiges Netz gelebter Solidarität, das aus dem Ernstnehmen des Evangeliums gewachsen ist.

Beispiele sind:

  • Weitjugendtag als Erfahrung eher beseelten weltweiten Kommunikation.
  • Kirche als weltweites Netz von Solidarität in den Werken
  • Partnerschaft mit den jungen Kirchen

Die Schönstatt-Bewegung kann ein Raum sein für die Einübung eines neuen Miteinanders in internationalen Gemeinschaften. Josef Kentenich setzt auf föderale Elemente familienhafter Gemeinschaft.

Neben den Tendenzen zur diesseitigen Auffassung von Welt und Kultur, der Leugnung des Übernatürlichen lässt sich gleichzeitig das Aufbrechen diffuser Religiosität konstatieren. Diese Situation macht das Zeugnis der Evangelisierung notwendig. Es braucht letztlich den Apostolischen Weltverband! Um mit Kardinal Lehman zu sprechen: "Es ist Zeit, von Gott zu reden!" Es braucht den missionarischen Einsatz der geistlichen Gemeinschaften! Gerade P. Kentenich bietet der Kirche eine Spiritualität an, die auf das Zusammenspiel von Natur und Übernatur achtet. Bei ihm ist Religion weder eine Sonderwelt, noch Sonderkultur, sondern etwas Integriertes. In der Werktagsheiligkeit sieht er das Zusammenwirken von Gott und Mensch, den gelebten Einsatz mitten in der Welt, mitten in der Kultur. Gerade die "Spurensuche" ist als ein Beitrag zu einer integrierten Sicht von Glaube und Kultur zu sehen.

Bejahter Pluralismus

Beim Zusammentragen der Ergebnisse der Gespräche in den Teams wird deutlich: Wir stehen erst am Anfang! Es braucht von Schönstatt, von der Kirche her gesehen, unbedingt die Pflege der Wurzel, der gelebten Identität. Zwar ist überall ein Traditionsverlust zu verzeichnen, es zerbricht ein einheitliches Weltbild; der Pluralismus lässt nur partielle Kulturen zu. Doch es gibt gute Gründe zu dem Optimismus, dass mit dem gewaltigen Kulturbruch auch eine Neubeseelung der Kultur stattfinden kann. Der kulturpädagogische Ansatz Joseph Kentenichs – ein Leben aus der existenziellen Mitte heraus – ist sicher von besonderer Bedeutung. P. Penners wirft die These auf, dass das Persönlichen Ideal jenes "geheimnisvolle X" sei, das die Kulturwissenschaften suchen. In den 60iger Jahren hat Kentenich über den Pluralismus gesprochen und ihn durchaus auch als Chance gesehen.

Gleichzeitig unterstreicht der Gründer: "Die Kirche muß Lebensprinzip der heutigen Welt werden!"

Gegen Ende der Tagung wird deutlich, dass angesichts der Vielgestaltigkeit und Fülle nur ein vergleichsweise geringer Prozentsatz der Gesamtthematik zur Sprache gekommen ist. Es würde sich durchaus eine Fortsetzung bei anderer Gelegenheit anbieten.

Neben der intensiven Arbeit ist übrigens auch die Zeit für persönliche Gespräche nicht zu kurz gekommen. In einer gemütlichen Runde im Kaminzimmer hat selbst die sog. "fünfte Jahreszeit" für so manchen bunten Tupfer gesorgt. Gleichzeitig war Gelegenheit für "Kostproben" – kulturelle Entwicklungen konnten anhand von Beispielen aus Musik, Malerei und Literatur ein wenig nachvollzogen werden.

Und selbstverständlich gehört zu einer Tagung des JKI auch ein Besuch am Gründergrab, bei dem das Thema in den persönlichen Dialog mit dem Vater und Gründer der Schönstattfamilie einfließen kann.



Zurück/Back: [Seitenanfang / Top] [letzte Seite / last page] [Homepage]

Last Update: 09.02.2005 Mail: Editor /Webmaster
© 2005 Schönstatt-Bewegung in Deutschland, PressOffice Schönstatt, hbre, All rights reserved, Impressum