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 published: 2005-01-11

Die Erde bebt 

Eine Schweigeminute für die Opfer des Tsunami in Asien – Eine Anregung von Gabriela Bergmann

Cuanda la tierra trembla... estar junto a la cruz

When the earth shakes...standing by the cross

Wenn die Erde bebt... beim Kreuz stehen

Foto: ORAR Artesanía © 2005

 

ZEITGRAGEN, pos. In der Krankenpflegeschule in Kempten ist am Montag eine Schweigeminute gehalten worden für die Opfer der Flutwelle in Südostasien. Gabriela Bergmann, Krankenpflegelehrerin und Mitglied der Gemeinschaft Berufstätiger Frauen, hat ihre Schüler mit folgendem Text darauf eingestimmt, den sie auch für schoenstatt.de zur Verfügung stellt. Die Erde bebt... wie damals auf Golgota.

Ich möchte Sie einladen in ein paar Schweigeminuten der Ereignisse der letzten Tage zu gedenken.

Die Erde bebt

Erschütterung weltweit –

Viele Bilder haben uns in den letzten Tagen und Wochen betroffen gemacht.

Aus Zahlen über Tote und Vermisste wurden ganz konkrete Gesichter,

vage Vorstellungen dieser Flutwelle wurden zu konkreten Bildern,

anonyme Tote zu menschlichen Tragödien.

Die Grenzen menschlichen Könnens und Wissens sind wieder deutlich geworden.

Menschen konnten nicht gewarnt werden – das Ausmaß des Unglücks konnte nicht verhindert werden – warum auch immer.

Die Ursachen des Bebens sind wissenschaftlich zu erklären – die Folgen jedoch kaum zu beheben.

Weltweit können wir die Erde bereisen, sogar die ersten Bilder vom Mars wurden uns letztes Jahr präsentiert und jetzt gab es Dörfer, in die erst Tage später die ersten Hilfsgüter gebracht werden konnten.

Die Erde bebt und mit ihr erzittern wir Menschen.

Wir schweigen.

Wir schweigen mit vielen Menschen in der ganzen Welt, weil uns bewusst wird, wie wenig Worte angesichts dieses Leids und der Trauer ausdrücken können.

Wir schweigen und gedenken der Hundertausende von Menschen, die plötzlich aus ihrem Leben gerissen worden sind.

Wir schweigen und denken an die vielen , die ihre Liebsten verloren, ihre Zukunft begraben, ihr Hab und Gut verloren haben.

Wir schweigen und sehen vielleicht vor unseren Augen den stummen Schrei derer die überlebt haben,

den stummen Schrei ihres Traumas, mit dem sie wieder leben lernen müssen.

Stehen.

Wir stehen – wie bereits Millionen Menschen in Schweigeminuten.

Wir stehen, weil keine andere Körperhaltung wirklich passend scheint.

Wir stehen um dem Alltag Einhalt zu gebieten – um die Routine des normalen Lebens zu unterbrechen.

Wir stehen und tun nichts, weil uns bewusst geworden ist, wie wenig wir vielleicht tun können...

Wir stehen, um damit unsere Anerkennung zu zeigen, für die, die in den Krisengebieten am Neuaufbau arbeiten.

Wir stehen und staunen vor einer Solidarität, die bisher nicht auszudenken war.

Wir stehen in Ehrfurcht vor denen, die Mut und Hoffnung haben, trotz allem...

Wir stehen, um denen den Rücken zu stärken, die wieder aufgestanden sind, weil liegen bleiben Resignation und Hoffnungslosigkeit bedeutet.

Wir stehen und schweigen und lassen auch unsere eigene kleine Welt beben , Tausende Kilometer entfernt.

Was wird hier neu entstehen und überleben?



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Last Update: 11.01.2005 Mail: Editor /Webmaster
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