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 published: 2005-01-21

Fast täglich kommen Listen mit Unterschriften an...

Am 3. Februar ist Übergabe an Bundestagspräsident Thierse – Resonanz auf die Initiative gegen die Spätabtreibung in den lateinamerikanischen Medien

Ulrike Eichenberg, portavoz de „Signo de Luz“, en discusión con Bruno Sonnen (diario “Paulinus”)

Ulrike Eichenberg, spokeswoman of „Sign of Light“, in a discussion with editor Bruno Sonnen

Ulrike Eichenberg im Gespräch mit Bruno Sonnen, Chefredakteur des Paulinus. Am 3. Februar sollen die Unterschriftslisten gemeinsam übergeben werden.

Foto: POS Fischer © 2005

 

DEUTSCHLAND,mkf. "Fast täglich kommen Unterschriftenlisten bei uns an, manchmal ganze Packen, jetzt läuft es wirklich an," sagt Ulrike Eichenberg am Abend des 20. Januart nach der Messe in der Anbetungskirche. Als Mitglied von "Lichtzeichen e.V." ist sie seit Wochen im Einsatz für die von den Bistumszeitungen und dem Speyrer Katholikenrat angestoßene Initiative gegen die Spätabtreibung. Immer öfter wird die medizinische Indikation im Sinne des Paragraphen 218 Abs. 2 dazu verwendet, um bis kurz vor der Geburt Abtreibungen vorzunehmen von behinderten oder schwer kranken Kindern. "Das wollen und das dürfen wir nicht einfach hinnehmen", so Ulrike Eichenberg. Am selben Tag, 20. Januar, erschien in mehreren lateinamerikanischen Medien ein Artikel über diese Initiative in Deutschland. Inzwischen sind bei "Lichtzeichen" 1218 Unterschriften eingegangen, etwa 400 weitere sind angekündigt.

Es ist die Sensibilität für das Leben, um seinen Wert und seinen Schutz; es ist die Ehrfurcht vor dem Menschen, das Gespür für seine Würde als Person in allen Phasen und in allen Erscheinungsformen des Lebens, auch des leidenden, des in seiner Ausdrucks- und Gestaltungsfähigkeit eingeschränkten Lebens, die aus der deutschen Schönstatt-Bewegung heraus Initiativen wie "Menschenwürde in allen Phasen des Lebens – Nein zur aktiven Sterbehilfe" oder "Lichtzeichen e.V." hat entstehen lassen und in Ländern Südamerikas auf Prävention, Ausbildung und Erziehung ausgerichtete Sozialprojekte hat entstehen lassen wie etwa "Apoyo Familiar" von Dr. Ana Mon, "Dequeni" in Paraguay oder "Hoffnung des Neuen Lebens" in der Dominikanischen Republik.

"In unserem Land kann man selbst entscheiden, wenn man nicht mehr leiden will"

"Seit Kindheitstagen habe ich eine Freundin in den Niederlanden," berichtet Ulrike Eichenberg. "Wir haben früher stets die gesamten Ferien miteinander verbracht - entweder bei uns zu Hause oder bei ihren Eltern in Holland. Nachdem wir beide geheiratet hatten, lockerte sich der Kontakt, aber wir hatten regelmäßig Verbindung. Irgendwann erzählte sie mir traurig von einem befreundeten Ehepaar mit 2 kleinen Kinder. Der Mann war schlimm an Krebs erkrankt und musste viel leiden. Eines Tages berichtete sie, er sei nun gestorben; kurz bevor er sich habe töten lassen wollen. Das war das erste Mal, dass so etwas so nah an mich heran kam. Ich war entsetzt und fragte: "Ja, wie? Geht denn so etwas überhaupt???" "Ja selbstverständlich! In unserem Land kann man selbst entscheiden, wann man nicht mehr leiden will. Und das ist auch gut so."

Sie war davon so überzeugt und beinahe mitleidig, dass solche Dinge im rückständigen Deutschland nicht möglich waren. Der Kontakt war danach nicht mehr wie vorher. Ich denke, dass viele Menschen, die so denken und empfinden, von falschen Mitleidsgedanken getragen sind. Ich kann das Leid des anderen nicht ertragen. Aber: einmal davon geleitet und dem nachgegeben - und es gibt kein Halten mehr.

Diese Überzeugung nährt auch meine Motivation, mich für die Unterschriftenaktion gegen Spätabtreibung einzusetzen und ich freue mich über jede noch so kleine positive Resonanz. Nach und nach trudeln jetzt die Unterschriftenlisten ein. Besonders schön ist die Begleitpost. Die Menschen bedanken sich für den wichtigen Einsatz, ermuntern und wünschen Segen. So Gabriela Fürstin zu Sayn-Wittgenstein:

"Ihnen, Ihren Mitstreitern von Lichtzeichen , sowie dem Paulinus danke ich sehr herzlich für Ihre Initiative, denn die Abtreibungspraxis in Deutschland macht betroffen. Dies gilt im besonderen für die Spätabtreibungen, die besonders grausam sind, aber auch für Abtreibungen generell. Gerade in einem Land wie Deutschland,  müssen wir alle gemeinsam daran arbeiten, dass Mütter erst gar nicht in die traurige Situation kommen eine Abtreibung in Erwägung zu ziehen. Jeder Mensch hat das Recht auf Leben, von Anfang an."

Menschen machen sich einfach auf den Weg

Es braucht oft nur den Anstoß. Menschen lassen sich bewegen, machen sich auf den Weg. Ulrike Eichenberg: "Vor einigen Tagen fragte mich ein Kollege, ob ich einen Herrn Sowieso kenne. Als ich verneinte, meinte er: "Aber er läuft doch mit ihren Unterschriftslisten herum. Bei meiner Mutter war er auch. Sie hat ebenfalls unterschrieben." Ich kenne den Mann wirklich nicht. Vor einigen Tagen rief mich eine Frau an und bat um Argumentationshilfe. Sie erhielt die Liste durch eine Bekannte und hat sich in ihrer Nachbarschaft auf den Weg gemacht um Unterschriften zu sammeln. Sie sei konsequent für das Leben, aber die Argumente, denen sie sich nun gegenüber sah, seien eine ganz neue Erfahrung.

Gestern erhielt ich einen Anruf aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Es war die Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft für das Leben. Sie hatte durch die Verantwortlichen der Pilgerheiligtumgskreise von der Kampagne gegen Spätabtreibungen erfahren und berichtete, dass sie die Unterschriftenlisten breitgefächert versandt habe. Sie freue sich so, dass es Lichtzeichen gibt und dass wir uns hier gegenseitig unterstützen können.

Heute erreichte mich der Anruf einer Dame, die von der Aktion über die Rhein-Zeitung erfahren hatte. Sie bat um Information über Lichtzeichen und über die Kampagne.Sie gehört zum Christus Zentrum, einer freikirchlichen Gemeinde, der evangelischen Kirche angelehnt. Wir haben eine Weile gesprochen. Ich habe mich dabei wohlgefühlt. Wir hatten gleich gutes Übereinkommen in unserem Anliegen für das Leben einzutreten. Sie berichtete, dass sie selbst mit 41 Jahren noch einmal ein Kind erwartete. Während der Schwangerschaft wurde sie vom Arzt einer Uniklinik darauf hingewiesen, dass es jetzt Zeit für die Fruchtwasseruntersuchung sei. Als sie das ablehnte, weil aufgrund ihres Glaubens das Ergebnis keinen Einfluss auf ihre Entscheidung zum Kind habe und diese Untersuchung außerdem ein Risiko sei, antwortete der Arzt: "Ja, für meine Frau würde ich diese Untersuchung auch nicht machen wollen, aber ich bin dazu verpflichtet, sie ihnen anzubieten."

Am kommenden Sonntag werden in diesem Christus-Zentrum die Unterschriftenlisten ausliegen. Sie wird speziell dazu im Gottesdienst berichten und sich für einen guten Erfolg einsetzen.

Ich freue mich so, dass der Schutz des ungeborenen Lebens auf so breiter Basis Initiative weckt - Organisationen und Initiativen mit je ganz eigenem Profil - und überkonfessionell. "Du sollst nicht töten." Das ist für jeden Menschen bindend. Da kommt so ganz nebenher ein Stück weit Ökumene zustande, wie ich sie mir vorstelle: Das, was uns gemeinsam ist, stärken!" Was sich Ulrike Eichenberg wünscht? Bald noch viele Unterschriften! Wovon sie träumt? "Jeder Schönstätter in Deutschland eine ausgefüllte Liste... das wären Zehntausende von Unterschriften, das würde etwas bewirken!"

Übergabe der Unterschriften ist ein Auftakt

Für Unions-Fraktionsvize Maria Böhmer (CDU) steht das gegenwärtige Recht im "krassen Gegensatz" zum Grundgesetz, wonach niemand wegen einer Behinderung diskriminiert werden dürfe. Als Spätabtreibungen gelten Abbrüche ab der 23. Schwangerschaftswoche; sie sind aus medizinischen Gründen zulässig. So werden in Deutschland immer häufiger Kinder noch kurz vor der Geburt abgetrieben, wenn Eltern eine Behinderung des Kindes befürchten müssen. Bisher sind alle Initiativen zur Änderung der gesetzlichen Regelungen am Widerstand der rot-grünen Mehrheit gescheitert. Zuletzt wurde eine Gesetzesinitiative der Unions-Fraktion zur "wirksamen Vermeidung" von Spätabtreibungen am 11. November mit der Begründung zurückgewiesen, dass die geltenden Regelungen "eindeutig und nicht ergänzungsbedürftig" seien. Die Mehrzahl der Spätabtreibungen wird nicht vorgenommen, weil das Leben der Mutter durch die Schwangerschaft akut gefährdet sei. Vielmehr ist meist ursächlich, dass bei vorgeburtlicher Diagnostik eine wahrscheinliche Behinderung des Kindes festgestellt wurde und man argumentiert, dass das Leben der Mutter durch die Geburt eines behinderten Kinders außerordentlich beeinträchtigt oder gefährdert würde.

Für die Übergabe der Unterschriften hat Bundestagspräsident Thierse einen Termin am 3. Februar 2005, 11.45 Uhr angeboten. Den Initiatoren ist bewusst, daß dieser Termin sehr früh liegt und daß die Unterschriftensammlung zu diesem Zeitpunkt in vielen Diözesen noch nicht abgeschlossen ist und daß die Kampagne insgesamt zu ihrer Entfaltung eigentlich noch wesentlich mehr Zeit benötigt. Damit aber vor allem die Kirchenzeitungen mit ihrer längeren Vorlaufzeit die Möglichkeit haben, vor der Anhörung im Bundestag noch von der Unterschriftenübergabe zu berichten, ist dieser Termin angenommen worden. "Wir betrachten den Besuch bei Bundestagspräsident Thierse nicht als Endpunkt der Aktion, sondern gewissermaßen als öffentlichkeitswirksamen Auftakt für ihre Fortsetzung. Wir schlagen vor, die Aktion bis voraussichtlich Ende März zu verlängern und dann in einer Pressekonferenz die Gesamtzahl der eingegangenen Unterschriften bekannt zu geben," schreiben Bernhard Remmers, Norbert Rönn und Dr. Christoph Brass als Sprecher der Bistumspresse und Katholikenräte.

Die Teilnehmer an der Übergabe treffen sich am 3. Februar um 10.00 Uhr zu einer kurzen Vorbesprechung in den Räumen der Katholischen Akademie in Berlin, Hannoversche Straße 5 (Nähe Bahnhof Friedrichstraße, Oranienburger Tor). Von dort aus gehen sie gemeinsam zur Übergabe der Unterschriften in den Reichstag. Für Lichtzeichen e.V. und die Schönstatt-Bewegung sind Maria Engler, Ulrike und Rainer Eichenberg und M. Kornelia Fischer (PressOffice) dabei.

Aus Argentinien kommt ein konkreter Vorschlag von Monina Crivelli, Mitarbeiterin in der Redaktion von schoenstatt.de: "Sollten wir nicht als Schönstattfamilie eine Gebetskette für den Erfolg dieser Initiative und der Anhörung im deutschen Bundestag machen? Ich fange jedenfalls heute damit an!"

Unterschriftenlisten zum Herunterladen

Die Unterschriftenaktion gegen die Spätabtreibung zieht Kreise



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Last Update: 25.01.2005 Mail: Editor /Webmaster
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