Dukumentation
 published: 2004-12-02

Menschenwürde in jeder Phase des Lebens

Ein Beitrag zur Diskussion um die Legalisierung der aktiven Sterbehilfe aus medizinischer Erfahrung und christlicher Sicht

Dr. Elfriede Keller, Mannheim, medica

Dr. Elfriede Keller, Mannheim, physician

Dr. Elfriede Keller, Mannheim, Ärztin

 
 

Charla en Oberkirch

Talk in Oberkirch

Vortrag in Oberkirch

Fotos: POS Fischer © 2004

 
Dr. Elfriede Keller, Mannheim – Vortrag beim Informationstag im Schönstatt-Zentrum Oberkirch am 20. November 2004

Sehr geehrte Damen und Herren!

Zuerst möchte ich mich bei Ihnen herzlich für die Einladung bedanken, einen Vortrag über würdiges Sterben, Sterbehilfe und den Hospizgedanken zu halten. Ich habe mir über dieses schwerwiegende, aktuelle Thema Aufzeichnungen gemacht und trage diese Ihnen vor und hoffe, dass wir anschließend darüber diskutieren können.

Der Papst hat im Mai 1996 auf einer Reise durch Slowenien eine Rede gehalten, wo er sich gegen die von ihm "sogenannten Kräfte des Todes" aussprach, d.h. gegen die Befürwortung der Abtreibung und der Euthanasie. Das war bereits vor acht Jahren, als die Frage öffentlich diskutiert wurde, ob der Mensch das Recht hat, die Stunde seines Todes zu wählen; hat ein Kranker, wenn er sich verloren fühlt oder seine Leiden unerträglich sind, das Recht, seinen Tod zu fordern und hat ein Arzt das Recht, ihm aktive Sterbehilfe zu leisten? Diese Fragen stellen sich auf christlicher, moralischer, ethischer und juristischer Ebene und sie gehören heute zu unseren Gesellschaftsproblemen. Diese Fragen haben wir zu diskutieren und nicht nur das, wir haben jeder für sich seine Einstellung dazu zu treffen, um anderen Menschen bei diesem Problem helfen zu können, besonders die Frage der Würde im Sterbeprozess.

In den vergangenen Jahren hatte ich sehr oft den Eindruck bekommen, dass unter würdigem Sterben die aktive Sterbehilfe verstanden wird, d.h. der todkranke Mensch möchte den Sterbevorgang abkürzen, sich töten lassen, um nicht unter Schmerzen zu leiden oder von Ängsten gequält zu werden. Viele Menschen wollen einen schweren Sterbeprozess nicht ertragen, weil sie keinen Sinn darin sehen können und meinen, ihre Würde zu verlieren. Denken Sie an die Einrichtung von Exit in der Schweiz, wohin man gehen kann, und lassen Sie mich das etwas hart formulieren, um getötet zu werden. Es gab und gibt immer wieder große Berichte in der Presse.

In unserer Zeit neigen die Leute oft dazu, den Blick vom Tod und vom Leid generell abzuwenden. Diese Verlegenheit kommt daher, dass der Tod das einzige unüberwindliche Hindernis für das Ideal der westlichen Zivilisation ist, nämlich solange und so angenehm wie möglich zu leben, und verstehen es nicht mehr, jedem Moment unseres Daseins einen Sinn zu geben, und das Leben ist dann nur Zeit gewesen, die wie Sand zwischen unseren Fingern hindurchgeglitten ist. So denken wir lieber nicht an den Tod, obwohl er von allen kommenden Ereignissen das wesentlichste und wichtigste ist. Werden wir nun mit unserem Sterben plötzlich konfrontiert, wollen wir sogenannt würdig sterben und glauben durch ein Abkürzen der Zeit vor dem Tod dies zu erreichen.

Ich möchte uns allen zuerst die Frage stellen: Wird das Sterben würdiger, wenn man seinem Leben aktiv ein Ende setzt? Ist es wirklich unwürdig zu leiden? oder will der Mensch sich nicht der Tatsache des Sterbens und des Todes stellen und will deshalb die Zeit vor dem Tod abkürzen und glaubt dadurch, seinem Leben und dem Vorgang des Sterbens Würde zu geben? Liegt darin nicht der Ausdruck des Verlustes einer Bindung an das Göttliche, der Verlust jeden transpersonalen Bewusstseins und der Verlust des Wissens um die Vollendung unseres Lebens?

Als ich darüber nachdachte, habe ich mich gefragt: Was ist eigentlich Würde? Und so habe ich zuerst einmal im Brockhaus nachgelesen, was die allgemeine deutsche Auffassung von Würde ist; dort steht: "Würde ist die einem Menschen zukommende Achtung, sie ist sein Wesen kraft seines inneren Wertes. Würdig ist seiner ebenbürtig, angemessen". Wenn ich das richtig verstehe, ist Würde verbunden mit meinem ganz persönlichen erworbenem Wert und der mir daraus zukommenden Achtung der Anderen, also ein Wert, den ich mir durch meine Lebensführung erworben habe.

Das bedeutet für mich einmal: Ich habe Würden wenn ich mein Leben so gelebt habe, dass andere Menschen mich achten können und diese Würde strahle ich aus. Ich gebe also selbst meinem Leben Würde und damit auch der Zeit vor dem Tod, also dem Sterben. Ein bewusst gelebtes Leben schließt das Leiden daraus nicht aus, auch nicht Hilflosigkeit und Verelendung. In keiner Lebenssituation kann einem Menschen seine Würde genommen werden, nur die Anderen können sich unwürdig verhalten, diese verlieren ihre Würde.

Würde ist andererseits auch für mich jedem Menschen gegeben, der in sich und im Andere das Ebenbild Gottes erkennt. Aus einem Leben, das sich im Ebenbild Gottes begreifen konnte, geht der Mensch hinein in ein würdiges Sterben. So gebe ich also durch meine Art zu leben, auch dem Sterben Würde.

Wenn ich aber mein Leben vorzeitig selbst beende, aus Angst vor dem Sterben, vor Schmerzen oder Angst vor dem Nichtsein oder aus Verzweiflung über mein Leben, glaube ich, dass ein wichtiger Reifeprozess in unserem Leben abgebrochen wird, d.h. für mich auch, auf die Vollendung meines Lebens zu verzichten, die für manche Menschen erst durch ein Tal der Leiden zu erreichen ist. Entsteht nicht Würde durch das Sich-aushalten-Können? Sich bewusst in seinem Lebensende erleben? Sich so annehmen? Für viele Menschen ist "unwürdiges Sterben", am Ende des Lebens monatelang in aussichtlosem Zustand im Leben festgehalten zu werden. Ich denke, hier sind die palliative Medizin und die Hospize die Hilfe, sie treten sein, wenn sie zu Hilfe gerufen werden.

Dagegen steht aktive Sterbehilfe; Töten auf Verlangen in der letzten Phase unseres Lebens. Damit mute ich einem anderen Menschen zu, mich zu töten und dieser Mensch soll der Arzt sein, der doch das Leben zu retten und zu bewahren hat. In mehreren europäischen Staaten ist das möglich geworden und gesetzlich verankert. Ich muß mich als Arzt und Christ doch fragen, ob es mit meiner Auffassung von Menschenwürde vereinbar ist, einen anderen Menschen auf Verlangen zu töten; ist das in unserer Zeit der einzige Ausweg aus dem Leid geworden? Ist das Hilfe? Ist das Mitleid? oder nennen wir das humanes Sterben, d.h.menschliches Sterben? Für uns Ärzte galt seit der Antike das Gebot, Leben zu erhalten und zu schützen, dem leidenden Menschen zu helfen, sein Leid zu lindern, und ihm im Sterbeprozess beizustehen. Bewusst töten ist Mord. Dafür kann und darf sich kein Arzt hergeben.

In der Präambel der deutschen Hospizbewegung heißt es: Die Hospizbewegung betrachtet das menschliche Leben von seinem Beginn bis zu seinem Tod als ein Ganzes, Sterben ist Leben vor dem Tod. Ich verstehe dies so, dass ich mit meinem ersten Atemzug auf dieser Welt mich bereits im Sterben befinde, ich lebe immer zum Tode hin. Zu dem Geborenwerden gehört untrennbar das Sterbenmüssen. Wir wissen jedoch nicht, wann wir sterben und wie wir sterben, außer, wir setzen unserem Leben bewusst ein Ende oder lassen uns töten. Das Geheimnis, das unser Leben für uns ist, schließt auch das Geheimnis unseres Todes ein. Das haben wir so anzunehmen, ob wir das wollen oder uns dagegen auflehnen. Wir haben aber nicht das Recht, zu verurteilen, wenn ein Mensch dies nicht erkennt und sein Leben selbst beendet.

Da wir einen freien Willen haben, hat jeder für sich die Entscheidung über sein Sterben ganz allein zu treffen und ich denke, das mit Gottes Hilfe. Diese Entscheidung bildet sich im Laufe unseres Lebens und nicht erst unmittelbar vor dem Tod. Rilke hat für mich das vollendet im Stundenbuch geschrieben: O Herr, gib jedem seinen eigenen Tod. Das Sterben, das auch jenem Leben geht, darin er Liebe hatte, Sinn und Not.

Trotz aller wissenschaftlicher Erkenntnisse über das Leben auf dieser Erde, kann doch niemand sagen, was das Leben ist. Ich habe mein Leben erhalten und ich allein gebe durch meine Lebensweise Sinn und Würde und durch ein bewusstes Leben vor dem Tod gebe ich diesem Lebensabschnitt den rechten Sinn für die Fülle des Lebens und dann kann ich und werde ich erfahren, dass der Tod die Krone des Lebens ist.

So ist es auch nicht wichtig, wo ich sterbe, wie ich sterbe und an was ich sterbe, denn jeder Mensch hat sein ganz persönliches eigenes Sterben, sei das auf einer Intensivstation, sei es zu Hause im Bett, sei es bei einem Unfall, durch äußere oder innere Gewalt oder sei es das langsame Sterben durch eine noch unheilbare Krankheit. Das langsame Sterben, auch das der alten Menschen, hat die Diskussion über würdiges Sterben und aktive Sterbehilfe entstehen lassen.

Ich habe immer den Eindruck, dass Menschen, die das Leid sehen und erleben, die das Leben in Pflegeheimen als Vegetieren und unwürdig empfinden und es nicht meinen zu ertragen, sich schnell für aktive Sterbehilfe als Lösung entscheiden. Ich bin der Überzeugung, dass ein mehr oder weniger langes Koma vor dem Tod für den Sterbenden wichtig ist, nämlich das zu vollenden, was er im Leben versäumt hat zu tun. Es gibt kein unwertes Leben. Wir Deutsche dürfen nie vergessen, welches Elend im dritten Reich die Auffassung von unwertem Leben über unser Volk brachte und welche Schuld.

In Holland wurden in Pflegeheimen Menschen getötet, die nicht gefragt wurden, oder nicht mehr gefragt werden konnten; z. B. wurden von 4000 Fällen aktiver Sterbehilfe 1000 ohne Zustimmung getötet. Ich habe Berichte darüber. Dies sind die Auswüchse eines Gesetzes von Recht auf Töten auf Verlangen.

Ich wehre mich entschieden, dass in Deutschland solch ein Gesetz in irgendeiner Form wieder möglich wird.

Vor ungefähr 3 Jahren waren bei einer Umfrage über 60 % der Menschen, in Ost-Deutschland noch mehr, für aktive Sterbehilfe. Das muß uns doch aufrütteln und uns nach den Ursachen suchen lassen. Dabei haben Studien ergeben, dass in der Lebensphase vor dem Tod aktive Sterbehilfe am meisten verlangt wird aus dem Gefühl der Wertlosigkeit heraus, des Sich-verlassen-Fühlens, der Sinnlosigkeit und Vereinsamung und nicht, wie wir dachten, von Krebskranken, die optimal medizinisch und pflegerisch betreut wurden. Das gibt doch zu denken, und: Was können wir dagegen tun?

Ich möchte jetzt einige Begriffe um Sterbehilfe ganz klar definieren, dies habe ich aus einer Information der deutschen Hospizstiftung genommen. Für die Diskussion ist das später sehr wichtig.

Aktive Sterbehilfe ist: Leiden beenden durch Töten.

Bei uns mit und ohne Zustimmung verboten.

Indirekte Sterbehilfe ist: Durch Medikamente Leiden lindern, die die Nebenwirkung eines früheren Todeseintritt haben können.

Mit Zustimmung erlaubt, ohne Zustimmung unzulässig.

Passive Sterbehilfe ist: Sterben als einen natürlichen Prozess zulassen.

Mit Zustimmung erlaubt, ohne Zustimmung unzulässig.

Die Bundesärztekammer hat in der Präambel zur ärztlichen Sterbebegleitung die Grundsätze für Deutschland festgelegt. "Aufgabe des Arztes ist es, unter Beachtung des Selbstbestimmungsrechtes des Patienten, Leben zu erhalten, Gesundheit schützen und wiederherstellen, sowie Leiden lindern und Sterbenden bis zum Tode beizustehen. Es gibt Situationen, in denen sonst angemessene Diagnostik und Therapieverfahren nicht mehr indiziert sind, sondern Begrenzung geboten sein kann. Dann tritt palliativ-medizinische Versorgung in den Vordergrund. Die Entscheidung hierzu darf nicht von wirtschaftlichen Erwägungen abhängig gemacht werden. Unabhängig von dem Ziel der medizinischen Behandlung hat der Arzt in jedem Fall für eine Basisbetreuung zu sorgen. Dazu gehört U.a. menschenwürdige Unterbringung, Zuwendung, Körperpflege, Lindern von Schmerzen, Atemnot und Übelkeit, sowie Stillen von Hunger und Durst. Zitatende. Das zuletzt hier Gesagte ist palliative Versorgung."

Für mich wurde damit alles gesagt, wie Sterbende würdig betreut werden sollen, und diese Richtlinie gilt nicht nur für die Ärzte, sondern für die Familien und das Pflegepersonal, ja, für jeden Menschen, der in seinem Nächsten das Ebenbild Gottes sehen kann. Deshalb ist für mich Sterbehilfe nur zu verstehen als letzte Lebenshilfe und dafür haben wir uns einzusetzen.

Wie ich am Anfang schon sagte, gehört menschenwürdiges Leben und Sterben zusammen und ist unteilbar. Eine ärztliche Kunst, die um Ihrer Selbst willen Leiden verlängert, wo Leben unweigerlich zu Ende geht, vergeht sich an der Menschenwürde nicht weniger, als eine Medizin, die das Lebensende um seiner Selbst willen herbeiführt.

So sollte die Pflicht, um fast jeden Preis zu leben, abgelöst werden von dem Recht, betreut zu Sterben. Das ist ein Bewusstseinsprozess, der nicht erst dann beginnen sollte, wenn unser Leben sich dem Ende zuneigt. Diese Haltung zum Sterben hat für mich mit Achtung vor dem Leben zu tun, wie es Albert Schweitzer einmal sagte und für mich gehört hierher auch das Unterlassen von Experimenten an Embryonen, das Klonen und der Schwangerschaftsabbruch.

Wenn wir Menschen alle solch eine Einstellung hätten, brauchen wir dann überhaupt Hospize? Ich habe kürzlich in einem Artikel, der sich mit der aktiven Sterbehilfe auseinandersetzte, einen Leitsatz gefunden, den Kardinal Carlo M. Martini als Vorsitzender des Rates der Europäischen Bischofskonferenz schon 1989 in Rom aufstellte: " So wie die Eltern die Kinder zur Welt bringen, müssen künftig die Kinder die Eltern aus der Welt begleiten können." Ein wunderbarer Gedanke. Da viele Menschen aber keine Kinder haben, die sie einmal begleiten können, brauchen wir in solch einer Gesellschaftsstruktur, wie zur Zeit, Hospize.

Und so möchte ich die Frage, warum unsere Gesellschaft heute Hospize braucht, zum Abschluß noch beantworten.

Zuerst: was bedeutet Hospiz? Im Mittelalter nannte man die Herbergen an den Pilgerstraßen Hospize, dort konnten die Pilger übernachten, erhielten Essen, kranke Pilger wurden gepflegt und oft sind dort auch Pilger gestorben. Hospes heißt: der Gast - und die Sterbenden in den Hospizen sind Gäste, keine Patienten und Gäste auf dieser Welt sind wir alle.

Seit dem zweiten Weltkrieg erleben wir eine Umstrukturierung der Gesellschaft. Familienhaushalte nehmen konstant ab und Singlehaushalte zu. In den Großstädten sind bereits über 60 % Singlehaushalte. Es leben viele Menschen allein und sind nicht nur im Alter vereinsamt. Für diese Menschen sollen Hospize am Lebensende die Möglichkeit geben, in einer liebevollen Geborgenheit zu sterben mit pflegerischer und ärztlicher Betreuung und nach Wunsch mit geistlichem oder psychologischem Beistand.

In Deutschland gibt es etwas über 1000 ambulante Hospizdienste und ca. 120 stationäre Hospize. Diese Einrichtungen unterstützen die Angehörigen zu Hause, und wenn der Partner oder die Kinder keine Möglichkeit haben, diesen Dienst zu leisten, können die Hospize eintreten. Es wird heute unendlich schwierig, zu Hause einen Todkranken zu pflegen, zu begleiten, wenn alle in der Familie berufstätig sind. Ca. 850000 Menschen sterben jährlich in Deutschland, aber nur 30 000 werden durch Sterbehilfe betreut. Mit der Einrichtung von Hospizen wurde ein großes Zeichen gesetzt für die Würde des Menschen in dem letzten Abschnitt seines Lebens. Leider haben wir noch zu wenig Hospize in Deutschland, da diese Einrichtungen teuer sind und es gibt noch nicht viele Menschen, die finanziell die Hospizbewegung regelmäßig unterstützen. Es ist noch sehr elitär in Deutschland im Hospiz zu sterben.

Solange wir gesund sind, schieben wir den Gedanken an Sterben und Tod weg und wir tun so, als ob wir ewig leben würden. Das ist ganz natürlich für viele Menschen, denn es ist sehr schwer, wenn man sich nicht damit beschäftigt hat, sich in einen Sterbenden hinein zu versetzen, oder in sein eigenes Sterben - wer einen Sterbenden begleitet hat, weiß das.

Ich habe im Laufe meines Lebens die Überzeugung bekommen, dass das Nachdenken über Leben und Tod ein sehr intensives und bewusstes Lebensgefühl entstehen lässt, das Leben wird einfach sehr wertvoll und kostbar und es ist einmalig. Das Bewusstsein um unsere Sterblichkeit lässt Verantwortung in uns wachsen für unsere Mitmenschen und für unser eigenes Leben und wir können uns voll Liebe allem Lebenden zuwenden und es führt uns von unserer Egozentrik weg und kann unserem Leben Sinn geben. So kann die Begleitung eines Sterbenden uns vielleicht auch etwas von dem Sinn des Lebens erfahren lassen, und wir beginnen zu sehen, was wirklich wichtig für uns im Leben ist. Es wäre für uns gut, wenn wir wieder alle lernen würden, Sterbende zu begleiten, wie das früher in den Familien geschah, dann wird Sterben und Tod in das Leben wieder mit einbezogen, wie das Abschiednehmen und die Trauer.

Ich bin der Überzeugung, dass Menschen ohne Glauben, ohne eine religiöse Bindung, ohne Wissen um unsere göttliche Schöpfung diesen besonderen Lebensabschnitt vor dem Tod nur schwer ertragen können und deshalb in Depressionen und oft in tiefe Verzweitlung fallen und leiden und sich töten lassen wollen. Leid entsteht oft aus Einsamkeit, der wir immer entrinnen wollen. Die Einsamkeit ist eine der großen Erkrankungen unserer Zeit.

Der Verlust eines nahe stehenden Menschen lässt uns sehr einsam werden und immer weniger, scheint es mir, können wir damit umgehen. Je mehr wir aber unsere egozentrische Denkweise aufgeben können, werden wir von Selbstmitleid frei und lernen, das Leid zu ertragen, es sogar zu überwinden und am Ende des Lebens steht dann nicht Verzweiflung, sondern die Liebe zum Nächsten, in der uns, wie wir aus der Schrift wissen, Gott begegnet.



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