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 published: 2004-12-10

Leidenschaft für Christus, Leidenschaft für die Menschheit

Rom: Internationaler Kongress von Obern und Oberinnen der Gemeinschaften des Apostolischen Lebens

Pasión por Cristo, pasión por la humanidad: una novicia de las Hermanas de María de Schoenstatt da su Si a la vocación

Pasión for Christ, pasión for mankind: a novice of the Schoenstatt Sisters of Mary giving her YES to her vocation

Leidenschaft für Christus und die Menschheit: eine Novizin der Schönstätter Marienschwestern sagt Ja zu ihrer Berufung

Foto: Pato Castro © 200

 

 

 

ROM, P. Alberto Eronti. In Rom hat Ende letzten Jahres ein Internationaler Kongress der Obern und Oberinnen von Instituten des Apostolischen Lebens stattgefunden unter dem Thema: "Leidenschaft für Christus, Leidenschaft für die Menschheit". Mehr als 300 Generaloberinnen und über 200 Generalobern nahmen daran teil; in der Presse hatte der Kongress ein starkes Echo, wenn er auch insgesamt, auch innerkirchlich, nicht so intensiv rezipiert worden ist, wie es der Thematik angemessen gewesen wäre.

Der Kongress hat in einem ganz konkreten Zusammenhang stattgefunden, der geprägt ist von der sinkenden Zahl von Männern und Frauen des geweihten Lebens, Zeichen eines ständigen Mangels an Berufungen, sowie von der Infragestellung, die Kirche und insbesondere geweihtes Lebens seitens der Gesellschaft erfahren bis hin zur grundsätzlichen Frage nach der Zukunft des geweihten Lebens. Im folgenden beschränke ich mich auf die weiblichen Gemeinschaften, von denen mehr und bessere Informationen vorliegen.

Kernpunkt: Fehlende Berufungen

Zum Thema "Berufungen" reicht es, offenen Auges an einem Treffen von Ordensleuten oder Säkularinstituten zu teilzunehmen oder eine Gemeinschaft zu besuchen und den hohen, bisweilen sehr hohen Altersdurchschnitt wahrzunehmen. Auf den ersten Blick wird das Fehlen von Berufungen deutlich. Aufgrund dieser oft schmerzvollen Tatsache haben einige Gemeinschaften ein gründliches Studium der Thematik auf sich genommen, um die Ursachen der "Berufungs-Dürre" zu ergründen. Die Ergebnisse sind meines Erachtens klar und brauchbar:

  • Die tiefe und umfassende Krise der Menschheit im Allgemeinen und des Westens im Besonderen, eine Krise, in der die wesentlichen Fragen keine Antwort mehr zu finden scheinen: Wer bin ich? Wozu bin ich? Ergebnis ist eine orientierungslose Jugend ohne Ziel und Vorbilder.
  • Die Zerbrechlichkeit aller natürlichen Beziehungen des heutigen Menschen, die "lebenslange" und "lebensumfassende" Projekte unmöglich zu machen scheinen und eine grundlegende Angst vor "lebenslangen" und "lebensumfassenden" Verpflichtungen in sich schließen. Es herrscht stattdessen die Haltung des Ausprobierens vor, des kurzfristigen und unverbindlichen Engagements, des Offenhaltens aller Wege. Es ist wie eine "Angst vor dem Lieben" und vor dem Ganzeinsatz.
  • Familiäre, kulturelle, psychische Spannungen und Irritationen schwächen und verwirren den Menschen.
  • Die Infragestellung von Glauben, Kirche und Werten schaffen ein denkbar schlechtes Klima, das den Horizont junger Menschen verengt und verflacht, und den Sinn für das Große, Edle und Radikale nicht wecken kann.
  • Das Bild, das manche religiöse Gemeinschaften nach außen geben. Oft wird das vorbildliche Leben Einzelner durchaus gesehen, aber die Gemeinschaft wirkt nicht attraktiv, es kommt nicht zur Frage nach dem Folgen und Nachahmen.

Was tun? Die Schlussfolgerung ist realistisch: "Wir können die negativen Tendenzen der heutigen Gesellschaft nicht ändern, auch nicht das ungünstige Klima gegenüber religiösen Berufungen, und wir werden auf längere Zeit damit leben müssen. Das einzige, was in unseren Händen liegt und was wir ändern können, ist unsere eigenen Erneuerung und die unseres Charismas, das heißt, es gilt, das Licht unter dem Scheffel hervorzuholen und : leuchten zu lassen." Eine Ordensfrau drückte es so aus: "Die beste Berufungspastorla ist das Erlebnis von gelebter Berufung, das frohe Zeugnis eines Lebens, das ganz im Dienst Gottes und seines Reiches steht."

Die Zukunft des geweihten Lebens: eine erneuerte Leidenschaft für Christus, für das Evangelium und für die Menschheit

In diesem Zusammenhang kam der zweite Punkt zur Sprache: die Zukunft des geweihten Lebens. Auch dieser Bereich wurde mit Glaube, Demut und Realismus angegangen. Es ist ein Anruf des Heiligen Geistes, zum Wesentlichen zurückzukehren, so hieß es; es ist ein Moment der Reinigung von Formen und Stilen, die nicht wesentlich sind. Es sei sicher, dass "die Wesentlichkeit uns das Erleben der Berufung gibt, in der Natürlichkeit, mit der wir den Glauben an Jesus Christus leben und die Liebe zu den Menschen, zu allem Menschlichen, zu allem Geschaffenen." Ein Satz wurde geprägt, der die momentane Situation in ein neues Licht stellt und den Weg in die Zukunft weist: "Etwas Neues ist am Entstehen im geweihten Leben. Anzeichen dafür gibt es innerhalb und außerhalb der sogenannten traditionellen Formen, und das Gemeinsame bei allem ist eine erneuerte Leidenschaft für Christus, für das Evangelium und die Menschheit." – "Die Zeit der Ehre und der großen Gründungen ist wohl vorbei; die Präsenz ist heute viel stiller, wir sind vom Licht zum Salz geworden. Das nimmt man weniger wahr, dafür gibt es weniger Geltung, und doch: ohne Salz ..."

Die Stunde der Laien

Die Generalobern und Generaloberinnen und ihre Räte mussten auch zu einer weiteren wichtigen Feststellung kommen, wichtig besonders in Blick auf die Kommunikation und Kooperation in der Zukunft: Es ist "die Bedeutung, die im dritten Jahrtausend den Laien zukommt, und die Feststellung, dass die Bewegungen und Neuen Gemeinschaften – mit ihrer starken laikalen Prägung – mehr als das Ordensleben, so wie es sich heute darstellt, den Wünschen und Sehnsüchten der Jugendlichen entsprechen, und dies besonders in Europa. Dies ist die Stunde der Laien, sie sind es, die in diesem geschichtlichen Augenblick die Kirche voranbringen. Es ist die Stunde, in der die Gläubigen, die große Mehrheit der Kirche, die Würde ihrer Berufung entdecken, und wo es gilt, ihnen den Raum zu geben, in dem sie ihre Laienberufung verwirklichen können."

An der Grenze

Mit derselben Schlichtheit fügen sie an: "Hier stehen wir vor einer schwierigen Herausforderung. Es geht nicht um einen geographischen Wechsel, es gilt, vom Herzen aus einen Wandel zu vollziehen, eine wahre Bekehrung. Die Geographie des religiösen Lebens wandelt sich, und auch unser Gesicht muss sich wandeln. Wir sind noch immer stärker mit einen Typ Welt identifiziert, als mit anderen, und wenn die Mehrheit im anderen ist, dann können wir nicht sagen, dass wir wirklich an der Grenze stehen. Wenn Dreiviertel der Menschheit Not leidet, muss dreiviertel des Geweihten Lebens dort sein. Wenn wir uns dahin bewegen, dann hat die Zukunft Sinn."

Eine Frau von heute: Samaritanin alles Verletzten

Es gab eine Frage, die im Lauf des Kongresses immer wieder zu hören war: eine Ordensfrau, eine Frau des Geweihten Lebens, ist das eine "Frau von heute"? Hier eine Zusammenfassung der vielen wertvollen Antworten: "Es gibt viele Ordensfrauen, die heute sehr bewusst das Zeichensein leben; die in dieser Welt der Gewalt Zeichen der Güte und Barmherzigkeit Gottes sein wollen; die dort sind, wo die Frau in ihrer Würde verletzt wird; die an der Seite der Armen und Unterdrückten sind und die für sie das Leben einsetzen." – "Die Ordensfrau kann überhaupt nicht aufhören, eine Frau von heute zu sein, da das Ordensleben, das Geweihte Leben schließlich keine abstrakte Realität ist, sondern ausdruck der leidenschaftlichen Liebe Christi zur Menschheit aller Zeiten. Es ist genau heute, in dieser von tiefen Einsamkeiten und von planetarischer Kommunikation geprägten Zeit, wo ein starker Bedarf an Nähe und Solidarität entsteht, und wo die Ordensfrau im Sinn des Evangeliums Sauerteig der Gemeinsamkeit und Zärtlichkeit sein kann und dabei die prophetische Dimension des Sorgens um den Nächsten neu entdeckt, als typisch feminine Art und bevorzugte Weise, um mit Hilfe des Geistes Gottes, die Werte der Begleitung und Mütterlichkeit auszudrücken." Die spanische Theologin Dolores Aleixandre fasste es in einem biblischen Bild: Samaritanin alles Verletzten.

Die Fragen zum Geweihten Leben und die Krise der Berufungen stehen auf dem Hintergrund eines geschichtlich einmaligen Wandels. Es geht um so starke Wandlungen, dass bei unverbrüchlicher Treue zum Ursprung, zum Evangelium und den speziellen Charismen, Wandel in den Formen angesagt ist. Neue Formen für eine neue Welt, ausgehend von Quelle, die immer neu genannt wurde: Leidenschaft für Christus, Leidenschaft für den Menschen.

Mich hat der Ausspruch einer Generaloberin aus Indien tief bewegt: "Die Gemeinschaft ist das Trainingslager der Apostel, nicht ein Ort, wo wir Bett und Essen finden." Das scheint ein guter Weg zu sein.



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