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 published: 2004-10-01

Einweihung des Reinischhauses

Begrüßung und Wort des Diözesanpräses Martin Emge

"Die Schönstattbewegung traut sich was!", mögen vielleicht einige von Ihnen denken. Sie lädt zur Einweihung eines neuen Hauses auf den Marienberg ein, das noch nicht ganz fertig gestellt ist.

Eine schöne Fassade und gepflegte Außenanlagen können wir Ihnen noch nicht bieten. Das ist aber ehrlich und zeugt davon, dass das was hier entstanden ist, nicht einfach aus dem großen Geldbeutel öffentlicher und eigener Mittel finanziert worden ist. In diesem Neubau stecken viel Idealismus einer hier in der Diözese im Wachsen begriffenen geistlichen Gemeinschaft und unzählige Stunden an Eigenleistung, die dieses Haus, so wie es jetzt vor uns steht, sehr kostbar machen.

Was wir dafür heute schon bieten können, ist ein Haus, dessen Innenleben mit viel Liebe zum Detail gestaltet ist und dessen Programm dem Haus markante Farben verleiht.

Warum hat sich die Schönstattbewegung an dieses große Projekt herangetraut und viel Kraft, Zeit und Geld in dieses Zentrum investiert, obwohl überall ein radikaler Sparkurs angesagt ist und manche Bildungshäuser um ihre Existenz kämpfen müssen?

Zunächst ein äußerer Grund:

Wir geben mit diesem Reinischhaus eine Antwort auf die Raumnot auf dem Marienberg. V. a. der Mangel an Gruppenräumen und Schlafgelegenheiten machten diesen Bau notwendig, um den ansteigenden Besucheranfragen entsprechen zu können. Insofern ist dieses neue Haus Ausdruck eines kontinuierlichen Wachstums an Leben hier auf dem Marienberg.

Der zweite Grund liegt im Selbstverständnis der Schönstattbewegung begründet und hängt wesentlich mit ihrer Aufgabe zusammen, die sie mit der Übernahme des Marienberges 1996 bekommen hat: Als geistliche Gemeinschaft ist es uns ein Anliegen, vom Marienberg aus evangelisierend zu wirken und im Blick auf unsere christliche Botschaft nach außen Farbe zu bekennen. Deshalb treffen wir mit dem Reinischhaus eine klare Option für Familien und die junge Generation, besonders die Kinder und Jugendlichen.

Drei zentrale Begriffe und drei dafür sprechende Farben bringen diese Aufgaben programmatisch auf den Punkt und werden verkörpert in der Person Franz Reinisch, die diesem Haus seinen Namen gibt.

Heimat

In einer Zeit, die von Unrast und Unruhe, Hektik und Aktivismus, wachsender Anonymität und Mobilität geprägt ist, setzt das Reinischhaus einen Gegenakzent. Es will den Unbehausten und Heimatlosen in einem ganzheitlichen Sinn Heimat geben.

Davon träumen wir, dass der Marienberg für unsere Region und Erzdiözese ein heiliger Ort wird, an dem geistliche Gemeinschaften und Strömungen beheimatet werden. Hier sollen geistliche Impulse gesetzt werden, die ausstrahlen und Kraft geben. Die kleine Marienkapelle auf dem Marienberg ist für viele bereits eine solche Heimat und Kraftquelle geworden.

Daran erinnert die Farbe Blau im Reinischhaus. Das ruhige, endlose Blau des Himmels und des Meeres weckt die Sehnsucht nach dem Ewigen und Großen, der Weite und der Wahrheit. Das tiefe Blau symbolisiert die unergründlichen Tiefen des Glaubens und zugleich die mütterlich schützenden und bergenden Kräfte des Alls, die wir im blauen Schutzmantel der Gottesmutter ausgedrückt finden. Die große blaue Wand im Reinischhaus soll sagen, dass die Kraftquelle aus dem Marienheiligtum auch gerade hier fließen soll, wo sich das Leben abspielt.

Wandlung

Wo unsere Pastoral an die Grenzen der flächendeckenden Seelsorge stößt und immer weniger Pfarreien einen eigenen Pfarrer haben, werden überpfarreiliche geistliche Zentren als "Biotope des Glaubens" immer notwendiger. Im Pastoralplanentwurf des Erzbistums heißt es im Blick auf die Merkmale der evangelisierenden Pastoral: "Besonders wichtig sind hier Orte und Gelegenheiten, die zum Gespräch über Glaubenserfahrungen einladen und sichtbar machen, dass die Erfahrungen der Einzelnen für die gesamte Gemeinde und Kirche von unschätzbarem Wert sind."

Ja, der Marienberg soll eine Lebens- und Glaubensschule werden. Ein Ort der Begegnung und des Glaubensaustausches. Ein Ort, an dem geistliche Prozesse angestoßen und Berufungen geweckt werden. Ein Ort, an dem nach der Wahrheit gesucht und die Stimme des Gewissens gehört wird. Ein Ort, an dem junge Menschen am eigenen Leib eine Wandlung verspüren, ein Über-sich-Hinauswachsen ins Große und Einmalige ihres Lebensentwurfes, wie ihn Gott für sie vorgesehen hat.

Für diese Lebensfreude und Dynamik steht die Farbe Gelb. Das Reinischhaus soll ein helles, von der Sonne durchflutetes, und ein frohes Haus werden. Der Farbpsychologe Lüscher sagt: "Gelb repräsentiert das psychische Grundbedürfnis, sich zu entfalten. Es wird von Menschen bevorzugt, die veränderte, befreiende Verhältnisse suchen, um ihre erregte Spannung in der erhofften Weise zu lösen."

Das warme Gelb ist eine jugendliche, gesellige Farbe und zugleich, wenn sie ins Gold geht, eine göttliche Farbe des Heiligen und der Gottesbegegnung.

Sendung

Dieses Haus soll kein Selbstzweck sein. Es will kein Wochenend- oder Vereinshaus nur für Schönstätter sein. Es ist prinzipiell ein offenes Haus für alle, die auf der Suche sind und sich motivieren lassen wollen, für die christlichen Werte der Wahrheit, der Gerechtigkeit und des Friedens auch einmal gegen den Gleichschritt der anonymen Masse zu laufen. "Auf Sendung gehen", heißt die Devise für alle, die nach einem Aufenthalt hier in ihren Alltag zurückkehren.

Die rote Farbe weist darauf hin. Sie steht für Feuer und Leidenschaft, ja sogar für einen Bekennermut bis aufs Blut. Sie ist die Farbe der Radikalität und der Kraft der alles verändernden Liebe.

Diese Begriffe und Farben haben in der Schönstattbewegung ein Gesicht bekommen.

Pater Franz Reinisch, ein Pallottinerpater und Schönstattpriester, 1903 in Feldkirch geboren und 1942 in Berlin-Brandenburg enthauptet.

Mit Bamberg verbindet ihn seine fünfjährige Zeit als Novize, Lehrer und Seelsorger in Untermerzbach. Im Frankenland fühlte sich dieser gebürtige Tiroler wohl. Seine eigentliche geistliche Heimat hatte er in Schönstatt und bei seinem geistlichen Lehrer P. Josef Kentenich gefunden. "Wenn ich Schönstatt nicht gehabt hätte, wäre ich diesen Weg nie gegangen."

Franz Reinisch ist gerade für Jugendliche eine anziehende Persönlichkeit: Sein Leben war voller Dynamik und Wandlungen. Junge Leute reizen sein sprühendes Temperament, sein menschliches Ringen um Klarheit seines Lebensweges und die Leidenschaften, die ihm zu schaffen machten. Er war voller Lebensfreude und Witz, ein Energiebündel, das eine Menge bewegt und zugleich ein Mystiker, der in einer faszinierenden Tiefe ganz persönlich mit Gott und der Gottesmutter Maria kommuniziert hat.

Aus christlicher Überzeugung hat sich Pater Franz Reinisch zu seiner Sendung durchgerungen, den Fahneneid auf Hitler zu verweigern und diesen prophetischen Protest seines Gewissens mit dem Leben zu bezahlen.

Dieser Zeuge des Glaubens soll ganz bewusst dem neuen Haus den Namen geben. Wer hier herkommt, soll sich wie er in der Welt Schönstatts daheim fühlen. Dieses helle Haus soll die Menschen positiv verändern und große Überzeugungen wachsen lassen. Und es soll einladen, jetzt Farbe zu bekennen.



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Last Update: 01.10.2004 Mail: Editor /Webmaster
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