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 published: 2004-09-03

In Freiheit Verantwortung wagen

Gedenkfeier am Todestag von Pater Franz Reinisch

Tumba del Padre Franz Reinisch, 21 de agosto

Tomb of Fr. Reinisch, August 21

Grab von Pater Reinisch am 21. August

Foto: POS Fischer © 2004

 

Padre Franz Reinisch

Fr. Reinisch

Pater Franz Reinisch

 

Fotos: © 2004

 

SCHÖNSTATT, mkf. Wie jedes Jahr, fand am Abend des 21. August, des Todestags von Pater Franz Reinisch, an seinem Grab am Urheiligtum eine Gedenkfeier statt - genau siebzig Jahre nach der Beisetzung der Heldensodalen Max Brunner und Max Wormer (21.8.1934), wie Pater Karl Bausenhart bei der Ansprache in Erinnerung rief: " Es ist dies der Tag, an dem unser Pater Reinisch zugegen war, der diesen Vorgang mit vollzogen hat und der sich selber vorgestellt hat, wie wäre das, wenn ich so wäre wie diese beiden, die heute hier neben dem Heiligtum begraben werden.

Aus Tirol, der Heimat Pater Franz Reinischs, war eine Gruppe eigens zu diesem Tag angereist; dazu kam die kleine Schar "altgedienter" Gedenkstundenteilnehmer. "War waren die Jüngsten und die einzigen Jugendlichen weit und breit," wunderte sich Andrew Artiaga, einer der Voluntäre des Projektbüros Weltjugendtag, die auf der Rückfahrt von Köln noch am Grab von Pater Reinisch vorbeikamen. Das in Südamerika bei jeder Gelegenheit geschmetterte Sterbelied Pater Reinischs vermissten sie auch - in ihren Ländern ist Pater Reinisch bei der Jugend bekannter. Aber vielleicht ändert sich das noch - zu sagen jedenfalls hat Franz Reinisch auch heute, und gerade heute, eine Menge.

Gott will etwas von mir

"Wir wissen alle, die wir das Leben von Pater Reinisch ein bisschen kennen, wie wichtig dieser Augenblick am 21. August 1934 für ihn geworden ist und wie sehr er sich innerlich begeistert hat für diesen Vorgang, und wie sehr er sich selber die Frage gestellt hat: Und wie wäre das wenn ...," führte Pater Bausenhart aus. "Genau dieser Tag wird wenige Jahre später der Todestag von Pater Reinisch. Zufälle sagt man vielleicht heute, es fällt wirklich etwas zusammen: die Verheißung, die er in seinem eigenen Leben 1934 gespürt hat und der Augenblick an diesem Morgen, dessen wir heute gedenken, an dem er sein Leben ganz bewusst noch einmal als Opfer dargebracht hat. In seinem Herzen war er mit Christus und der Dreimal Wunderbaren Mutter in Liebe verbunden und mit all denen, die sich mit ihm in diesem Augenblick verbinden."

Bis zum letzten Moment an seinem Sterbetag habe P.Reinisch seine Entscheidung noch revidieren können, doch "diese Alternative gab es für ihn schon lange nicht mehr, denn im Glauben hat er selber erfasst und gewusst, Gott will etwas anderes von mir. Gott will etwas von mir, was er anscheinend von sonst niemand will. Denn alle Leute um ihn herum, vom Staat und von der Kirche, alle haben ihm gesagt, warum machst du das nicht, alle machen es doch. Es ist doch nicht so schlimm. Er sagt: und ich kann nicht. Der liebe Gott sagt mir in meinem eigenen Gewissen, in meinem eigenen Leben etwas anderes und deswegen muss man ihm mehr gehorchen als den Menschen. Auch wenn es soweit geht, wie es dabei gegen Morgen zum Tragen kommt. Er schenkt sein Leben in Gottes Hände. Er weiß, dass dieses sein junges Leben in Gottes Händen viel länger dauert, viel wichtiger ist und viel tiefer lebt, als wenn er den Kopf aus der Schlinge gezogen hätte oder vom Schafott weg und dann weiter gelebt hätte."

Den Weg nachgehen

Pater Bausenhart lud ein, den Weg nach- und mitzugehen, den Pater Reinisch gegangen ist. Seine Radikalität und Begeisterung seien die äußere Seite eines Wachstumsprozesses hinein in eine tiefe Verfügbarkeit für Gott. "Diese äußeren Dinge, sie schützen und sie decken das, was innerlich bei ihm passiert: ein Hineinwachsen in Gottes Gegenwart, in eine Form, die uns, wie wir nachher in den Texten hören werden, ganz typisch die Reaktion zeigt, wie Heilige reagieren. Zum Beispiel, dass er in der größten Not seines Lebens sagen konnte: lieber Gott ich danke dir dafür, der sich nicht beklagt hat, der deswegen nicht gesucht hat, wo finde ich einen Ausweg aus der schwierigen Lage, sondern der gesehen hat, Gott grüßt mich in diesem Augenblick auch im schweren Leid, auch in der großen Auseinandersetzung - ist es nun Wille Gottes oder nicht - und er sagt: dankeschön."

Einen Ausweg suchen und nicht nur lamentieren

Das Ja, das Pater Reinisch gesprochen habe, habe ihm Freiheit geschenkt, so Pater Bausenhart. Freiheit, die sich in den vielen Problemen und Schwierigkeiten nicht festbeiße und verliere, die fähig und willig macht, Auswege zu suchen, statt nur zu lamentieren.

"Unsere Gesellschaft, in der wir leben, braucht immer wieder so einen Menschen wie Franz Reinisch, der den geraden Weg gegangen ist und der deswegen Menschen mitzieht zu einer klaren Entscheidung, die nicht auf sich selber schauen und die deswegen fähig werden und fähig sind, Probleme in der Jetztzeit zu lösen. In sich selber hat er die ganze Unterdrückung des Nationalsozialismus umgewandelt zu einem Aufbruch der Freiheit. Es konnte ihm nichts mehr anhaben, egal was es war, der Gerichtsoffizier, der ihn angebrüllt hat oder die Leute im Gefängnis oder die Fragen, die von Kirche und Staat auf ihn zukamen, nein, das war nicht mehr wichtig für ihn. Wichtig war dieser Weg, den er einmal erkannt hat von dem er gemerkt hat, dass er ihn zu einem inneren Aufbruch der Freiheit und der Freude führt und der deswegen diesen Weg konsequent geht."

Unterstützt wurde er dabei, so Pater Bausenhart, von Pater Kentenich, unterstützt auch von seiner Familie. Das ist etwas ganz Wichtiges. Auf dem Weg von Pater Reinisch spüren wir auch ein inneres Ja eine innere Freude, eine Vertiefung zu den Bindungen seines Lebens, zu der Bindung an die Heimat, sowohl die Heimat als Ort, als auch die Heimat als Personen, als Familie. Wenn die Eltern Nein gesagt hätten, dann wäre dieser Weg für ihn viel schwieriger gewesen. Aber dass die mitgegangen sind und dass die Heimat mitgegangen ist, dass war für ihn ein ganz riesiges Plus auf seinem Weg. Er ist nicht ein Heiliger, der alle Wurzeln abgeschnitten hat, ganz im Gegenteil, die Wurzeln seines Lebens, die er gehabt hat, die hat er gebraucht, die hat er vertieft, die hat er verlebendigt, die hat er hineingenommen in sein Ja.

Gewissensfragen

"Wir danken aber auch an diesem Abend für einen kleinen Ruck, den wir in diesen Wochen in unserer Gesellschaft hier in Deutschland erleben", so P. Bausenhart. Er erinnerte an den Abend des 20. Juli 2004, an die Veranstaltung im Bendler-Block, wo des Ereignisses vor 60 Jahren gedacht wurde.

Der Staatssekretär habe damals wohl zum ersten mal öffentlich gesagt, dass die Entscheidung des Gewissens viel wichtiger und bedeutsamer ist als irgend etwas anderes bis hin zum Befehl. "Zum ersten Mal - soweit ich das sehe - ist diese Gewissenfrage als ein ganz großer Wert in unsere Gesellschaft hineingekommen. Dadurch gibt es ein besseres Verständnis in manchen Kreisen, sowohl kirchlicher als auch staatlicher Art - wenn wir das ein bisschen untermauern - für so einen Schritt, den anscheinend niemand gegangen ist, den anscheinend niemand gebraucht hat, den aber ganz wenige Männer gegangen sind: Jägerstätter, Reinisch und ganz wenige andere. Und für die es bis heute ganz schwierig ist, in der Öffentlichkeit zu erklären, warum dies so notwendig ist, was mit diesem Gewissen passiert ist. Wir wissen ja, dass es auf dem Weg bis zum Ende von Franz Jägerstätter für ihn ganz wichtig war, als er gehört hat, dass diesen Weg schon einer gegangen ist und als ihm von dem Weg Reinischs erzählt wurde."

Damit die innere Freiheit wächst

Reinisch und all diejenigen, die wirklich aus dem Gewissen leben, werden immer mehr Aufgaben bekommen für die Gesellschaft und für die Zukunft, damit die innere Freiheit in uns wächst, damit wir uns nicht abhängig machen von allen möglichen Dingen und vor allem nicht von der Masse, dass man das tut, was alle tun, weil es alle tun und dass ja nichts dabei ist, weil es alle tun. Manchmal ist etwas dabei, so P. Bausenhart.

"Wir können so dankbar sein, dass wir ihn haben. Wir brauchen ihn gerade auch für unsere Zeit, die wieder mehr Schwierigkeiten hat, wenn es um geprägte Persönlichkeiten geht, um ein klares Ja zum Willen Gottes, um ein konsequentes Sichverhalten im eigenen Leben, auch dann, wenn es durch den eigenen Charakter viel Schwierigkeiten gibt, auch wenn man von außen viel Probleme auf den Weg geworfen bekommt und auch dann, wenn man durch große Zeiten von Unsicherheit und Dunkelheit geht. Niemand wird eine Zeit der Dunkelheit erspart. Auch Pater Reinisch ist diesen Weg gegangen, und gerade deswegen, weil er ihn durchgetragen hat und weil er dadurch gereift ist und weil man gemerkt hat, dass das, was wir am Anfang mit dem Wort Dankbarkeit ausgedrückt haben, dass er erfahren hat, dass der Wille Gottes ihn so stark macht, dass er ihn frei und zum Zeugnis für andere macht."



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