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 published: 2004-08-20

GEMEINSAM - jetzt erst recht

Ein Ruf zur Solidarität ist nicht ungehört verhallt in Paraguay

Caminata de la Solidaridad, 8 de agosto, en Asunción, con más de 40.000 participantes

Solidarity Walk, August 8, in Asunción, with more than 40,000 participants

Solidaritätsmarsch am 8. August in Asunción, mit über 40.000 Teilnehmern

 
 

Homenaje a los héroes de la solidaridad

The heroes of solidarity were honored

Ärzte, Krankenschwestern, Feuerwehrleute… eine Ehrung für alle, die ihr Leben eingesetzt haben, um den Opfern der Katastrophe beizustehen

Fotos: Cabrera/Dequeni © 2004

 

 

 

PARAGUAY, Roberto Gebhardt. Der achte Solidaritätsmarsch der Stiftung Deqeuni war ein tiefes Erlebnis echter Solidarität, das über 40.000 Menschen - manche Schätzungen gehen von über 50.000 aus - im Ñu Guazú-Park in Asunción, Paraguay, vereinte. Roberto Gebhardt aus der Schönstatt-Familienbewegung war als ehrenamtlicher Mitarbeiter von Dequeni dabei und berichtet aus seiner persönlichen Perspektive vom Erleben des 8. August 2004.

Wir hatten alles fix und fertig vorbereitet, um daraus das zu machen, was es jedes Jahr war: ein großes Fest, bei dem die Kinder im Mittelpunkt stehen, mit einem großen Spielgelände, alles gratis, das bezahlen die Sponsoren. Dann kam der 1.8., der Tag der Tragödie. Am Montag Mittag wussten wir, dass 2 Kinder von Dequeni umgekommen waren und 2 Verbrennungen hatten. Später stieg die Zahl auf drei Tote und vier Verletzte. Es waren Jungen, die in diesem Supermarkt gearbeitet haben, sie haben den Leuten die Einkäufe zum Auto getragen, wofür sie dann ein Trinkgeld bekommen. Hier ist alles Quelle für ein bisschen Arbeit...An diesem Montag fragten sich die Verantwortlichen von Dequeni, ob sie den Marsch absagen oder umfunktionieren sollten. Die Frage wurde abends im Gesamtteam gestellt, wir waren etwa 30 Personen, und wir haben beschlossen, doch, der Marsch findet statt, aber ganz anders. Am selben Abend wurde ein Liturgie-Team gebildet: zwei aus der Schönstatt-Bewegung und eine dritte Person aus dem Mitarbeiterkreis. Der Marathon begann sofort, das Team schlug vor, unter der Führung von Bischof Claudio Gimenez, Bischof von Caacupé, dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz (Schönstatt-Pater), fünf Vertreter verschiedener Konfessionen und Religionen ein Gebet sprechen zu lassen. Am Mikrofon standen am 8. August schließlich ein Rabbiner, ein Lutheraner, ein Anglikaner, ein Freikirchler und ein Mennonit.

"Wir machen, was Gott will, geht los!"

Der Marsch sollte um 10.00 morgens an den vier Ausgangspunkten - einer davon der Suoermarkt, in dem noch immer die sterblichen Überreste von über 140 Vermissten vermutet werden - beginnen; da die Redner gebeten hatten, dass der Akt im Stadtpark etwas später als vorgesehen sei, wollten wir auch etwas später losgehen. Um 10.00 Uhr war fast noch niemand zu sehen. Einer der Posten rief mich an und sagte: Roberto, ich habe nicht mal 100 Leute hier. Ein anderer rief an: "Ich habe noch weniger", der dritte sagte: "eine Straße voll," und der letzte: "Vielleicht 100". Meine Enttäuschung war unvorstellbar. "Was machen wir jetzt?", habe ich total deprimiert den Verantwortlichen gefragt. "Wir machen, was Gott will, geht los!", war die Antwort. Und wir gingen los. Ich weiß nicht, woher all die Leute plötzlich kamen. Am Anfang waren es 14 Straßenzüge voll mit Menschen, am Ende wurde es fast unmöglich, alles zu koordinieren, aber alles ging gut.

Alle wurden begrüßt, dann wurden die Feuerwehrleute, die Polizei, die Ärzte und Krankenschwestern, die Soldaten, die Presse, die Öffentlichkeit geehrt. Je einem Vertreter dieser Gruppen wurde eine Urkunde und eine Landesfahne überreicht. Die Redner aus den verschiedenen gaben ein Wort der Hoffnung, der Solidarität, des Glaubens an die Menschen, dann den Dank für alle, die sich so solidarisch gezeigt hatten. Am Schluss war eine Schweigeminute, in der eine Klarinette erklang. Es waren Tausende von Menschen, weit über 40.000, einige sagen, es waren 50.000, und alle still, alle ruhig, alle gemeinsam im Gebet. Es war etwas Besonderes. Alle waren bewegt, und viele haben geweint. Alle hörten auf die Gebete, und dann gingen sie nach Hause, still...

Die Bonbons eines Kindes

Heute haben wir uns ausgetauscht. Den 1. August kann man immer noch nicht fassen, nicht beschreiben. Sie haben die Türen abgeschlossen und es hat dort nie Kontrollen gegeben. Aber was auch wahr ist: Alle haben sofort geholfen, wo sie nur konnten. Zum Beispiel wurde um Wasser gebeten für die Helfer, und sofort war es da. Ein Feuerwehrmann hat mir erzählt: An der Ecke des Supermarkts ist eine Ampel, und da verkaufen viele Leute Sachen, Heilkräuter, Früchte... Dabei auch ein Kind von fünf oder sechs Jahren, es verkaufte Bonbons, die es in kleinen, handgearbeiteten Stofftüten eingepackt hatte, so dass es immer zu einem festen Preis verkaufen konnte, ohne rechnen zu müssen. Eines von den vielen, die nicht zur Schule gehen können... Dann brach das Feuer aus, alles rannte, alles versuchte, zu helfen. Einige Leute kamen und brachten den Feuerwehrleuten Bonbons, damit sie wieder Kraft bekamen. Das Kind hat sich gewundert und fragte den Feuerwehrmann, warum er denn das Bonbon gebraucht hätte. Er hat es ihr schnell erklärt, und kurz darauf sah er das kleine Kind auf dem Boden sitzen und alle seine Tütchen aufknoten; dann stand es auf und verschenkte alle Bonbons an die Feuerwehrleute... Was für eine Lektion. Diese Bonbons waren alles, was es hatte für seinen Lebensunterhalt..."

Hundertfünfzig Mails aus aller Welt

Pater Antonio Cosp, Leiter der Schönstatt-Bewegung in Paraguay, schrieb vor ein paar Tagen: "Viele aus der Schönstattbewegung sind dank der Mails aus dem Press Office auf unser Leid aufmerksam geworden und haben für uns gebetet. Wir haben etwa 150 Mails aus aller Welt erhalten. Auch haben wir schon gehört, dass in der Pilgerkirche in Schönstatt für Paraguay gesammelt wurde. Heute habe ich José Villamayor besonders begleiten können, den jungen Mann aus der Familienbewegung, der aus dem Krankenhaus entlassen ist. Ich durfte ihn zum Friedhof begleiten, wo er sich von seiner Frau Leticia (28) und ihrem ungeborenen Kind verabschieden konnte. Nur seine Vaterliebe hat es geschafft, dass er Tiago (6) und sich retten konnte. An dem Ort, wo er war, hat man über 100 Leichen gefunden..."

In Schönstatt ist am kommenden 21. August ein Lichter-Rosenkranz für die Opfer der Brandkatastrophe, bei dem auch um Spenden gebeten wird. Am 22. August wird in Tuparenda das Fest Maria Königin gefeiert, das in diesem Jahr einen besonderen Akzent hat, weil die Krone der Gottesmutter vor einigen Monaten gestohlen wurde. Um 9.00 Uhr und um 16.00 Uhr ist Messe, den ganzen Tag ist Rosenkranzgebet, und das ganze Fest soll eine Wiedergutmachung sein für den Raub der Krone, und die Erneuerung des Liebesbündnisses als Schönstattfamilie von Paraguay, die eines Tages eine neue Krone schenken möchte; dieses Jahr drückt sie die Krönung aus in einem Kranz aus Rosen.

Siehe auch: Solidaritätsmarsch am 8. August, eine Woche nach der Katastrophe


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