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 published: 2004-06-14

Wie kann das, was Jugendliche heute leben, aus dem Glauben gedeutet werden?

"Gott im Leben junger Christen": Pastoralkongress in Schönstatt

Congreso de Pastoral en Schoenstatt: conferencia del Mons. Robert Zollitsch

Pastoral Congress in Schoenstatt: talk by Archbishop Robert Zollitsch

Pastoralkongress in Schönstatt: Abschlussgespräch mit Erzbischof Dr. Robert Zollitsch

 
 

P. Rudolf Ammann (moderación), Mons. Zollitsch

Fr. Rudolf Ammann (moderator), Archbishop Zollitsch

P. Rudolf Ammann (Moderation) mit Erzbischof Zollitsch

 
 

El arzobispo, saludando a los participantes

The archbishop, greeting the participants

Der Erzbischof begrüßt die Teilnehmer

 
 

Participaron unos 80 personas

Appr. 80 persons participated

Etwa 80 Teilnehmer waren dabei

 

Centro: el Prof. Dr. Hubertus Brantzen

Center: Prof. Dr. Hubertus Brantzen

Mitte: Prof. Dr. Hubertus Brantzen

 
 

Misa en la Iglesia de la Adoración

Eucharist in the Adoration Church

Abschluss-Messe in der Anbetungskirche

 

Oraciones, pedidos

Prayers and requests were expressed

Gebete und Anliegen wurden genannt

 
 

Predica: Mons. Zollitsch

Sermon: Archbishop Zollitsch

Predigt: Erzbischof Zollitsch

Fotos: POS Fischer © 2004

 

 

 

SCHÖNSTATT, mkf. Viel Zeit nahm sich Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Freiburg, beim Abschluss des Pastoralkongresses in Schönstatt am 4. Juni. Die etwa 80 Teilnehmer und Referenten des Kongresses, der sich mit Fragen der Jugendpastoral befasst hatte, gaben ihre Erfahrungen aus den Vorträgen, Projektgruppen und persönlichen Gesprächen wieder. Erzbischof Zollitsch machte Mut, in der glaubensgeschichtlichen Wende vom Satz- zum Erfahrungsglauben mutige Schritte der Spurensuche zu gehen und jungen Menschen zu helfen, Gott persönlich zu erfahren. "Erzählen wir selbst von unseren Erfahrungen," sagte er, "denn das eigene Ringen um Gott kann andere mitnehmen." In einem Europa, dessen Menschen aus dem Glauben der Kindheit herausgewachsen und in einen neuen Glaubensvollzug nicht hineingewachsen seien, hätte das authentische, persönliche Glaubenszeugnis eine große Chance und Bedeutung. "Wir haben alle viel zu wenig gelernt, von unserem Glauben zu sprechen," erklärte er. "Wir müssen anfangen, den Menschen nicht nur eine theologische Antwort zu geben auf ihre Fragen, sondern zu sagen, was ich erlebt habe, was mir meine Berufung zum Christsein bedeutet."

Eine positive Bilanz des Pastoralkongresses zieht Pater Rudolf Ammann. Das Thema der Jugendpastoral habe "deutlich selektiert, was den Teilnehmerkreis angeht", so deutet er die im Vergleich zu den vorhergehenden Pastoralkongressen deutlich geringe Teilnehmerzahl von etwa 80 einschließlich Mitwirkenden. "Die Leute waren deutlich jünger im Schnitt, und deutlich motivierter, und," so schwärmt er, "unheimlich bereit, zu arbeiten."

Unter dem Thema "Perspektivenwechsel – Gott im Leben junger Menschen" stand dieser Pastoralkongress. Hauptberuflich in der Seelsorge Tätige, darunter Mitglieder und Freunde der Schönstattbewegung, Vertreter des Büros zur Vorbereitung des Weltjugendtages 2005 in Köln und am Thema interessierte Personen im pastoralen Dienst sprachen über Möglichkeiten, wie die Kirche mit jungen Menschen im Alter von 16 bis 30 in deren Lebenswelten Gott suchen und finden könnten.

Seelsorge als Spurensuche - Lebensvorgänge begleiten und deuten

Dabei ging es um eine vom Leben ausgehende Pastoral, die "schaut auf das, was wächst", die nach den Spuren des Handelns Gottes in der menschlichen Seele sucht ("Spurensuche" oder Seel-Sorge im eigentlichsten Sinn als Sorge für die Seele), die sein Wirken in den Menschen wahrnehmen, es deutend zur Sprache zu bringen, die sich immer neu von seinem Tun führen und oft auch überraschen zu lassen bereit ist.

Unter Seelsorge verstanden und verstehen kirchliche Kreise häufig, die Menschen in ein relativ fest stehendes Glaubenssystem hineinzuführen, sie auf den Empfang der Sakramente vorzubereiten, sie für eine ethisch recht genau umschriebene Lebensgestaltung zu gewinnen und dies in festen Lebensformen abzusichern. Auch wenn eine solche Pastoral immer noch differenzierter betrieben wird, lassen sich viele Menschen damit nicht mehr erreichen und andere werden sogar aus einer so pastorierenden Kirche hinausgetrieben. Es geht um einen Perspektivenwechsel von einer Pastoral des primär objektiv-dogmatischen mehr zu einer Pastoral des primär subjektiv-psychologischen Ansatzes. War die Pastoral bisher eher ausgerichtet auf Organisieren und Initiieren, geht es nun darum, Leben aufzugreifen, Prozesse zu fördern und Wachstumsklima zu schaffen; Verkündigung um Sinn der Belehrung oder Schulung muss mehr und mehr Raum geben einer Deutung des Lebens, der Prozesse. Für den in der Pastoral Tätigen heißt das, kompetent sein im Mitleben, Einfühlen, Pflegen, oder, wie Pater Kentenich sagt, im Hinhören, Heraushören, Emporhören." (P. Kentenich).

Pastoral in einer Umbruchzeit

"Wir gehen auf eine weltanschaulich konsequente Diaspora zu, in der das Christentum unter vielen Gruppierungen nur eine ist, die Sinn, Orientierung und Lebensentwürfe anbietet," erklärt Pater Ammann. Schlaglichtartig beleuchtete Gunda Werner vom Weltjugendtagsbüro unter soziologischen Gesichtspunkten diese Lebenssituation der jungen Generation in der Umbruchzeit, Professor Dr. Hubertus Brantzen zeigte die "Glaubenswelten der Deutschen" auf. Viele sähen die Notwendigkeit eines Perspektivenwandels, fasst Pater Ammann zusammen, aber die wenigsten trauten sich, da zu experimentieren, "den Weg der eigenen Seele zu gehen." Es gelte heute, so die Grundthese, die Pater Heribert King entwickelte, die Theologie psychologisch zu formulieren und die Psychologie ernst zu nehmen. Dazu gab Dr. Roswitha Dockendorff interessante Impulse.

Neue Erzählungen entstehen - Erzählungen von der Begegnung mit Gott

Die Umbruchsituation ist genau die Situation, auf die der Vorsehungsglaube passt, sagt Dr. Hubertus Brantzen. Vorsehungsglaube zunächst als Herausforderung für den in der Pastoral Tätigen: "Wir bringen nicht mehr rüber, dass unser Wertesystem auf das Leben passt, etwas zu tun hat mit dem konkreten Leben. Die Frage ist darum: Wie kann das, was in den Jugendlichen lebt, heute lebt, als Stimme der Zeit und der Seele lebt, wie kann das aus dem Glauben gedeutet werden, und zwar so, dass das erkennbar ihr Leben ist?" Manche beklagten, dass die großen Erzählungen der Bibel und der Geschichte nicht mehr tradiert werden. "Anders müssen wir hinschauen: Neue Erzählungen entstehen, wenn der Vorsehungsglaube das Leben trifft. Mit der Spurensuche haben wir ein Deutemodell von Leben, das im Leben greift: in dem, was mich bewegt, bewege ich mich hin zu Gott." Ein Gott mittendrin also, mit dem man hinter jeder Ecke rechnen darf, ein Gott, der begleitet, der da ist, wo ich bin. Dabei, so Professor Brantzen, gehe es um immer neue Formulierungsversuche dieser Wirklichkeit - etwa der "SMS von Gott", die in einer der Projektgruppen aufgekommen war.

Als besondere Erfahrung werteten die Teilnehmer die Entdeckung des Herzensheiligtums: Gottes Himmel ist in mir; Gott nicht (nur) im Himmel suchen, sondern in mir selbst, und im konkreten Menschen gegenüber, seine Spur aufnehmen.

Den Jugendlichen aus dieser Perspektive heraus ehrfürchtig wahrnehmen in seiner Würde und Eigenart, ihn ernst nehmen und in seiner eigenen tiefen Sehnsucht begleiten - das ist die Herausforderung, die sich stellt.

Das, was da ist, wertschätzen

Von dieser Wertschätzung sprachen auch die Vertreter der Projektgruppen, die am Freitagvormittag im Beisein von Erzbischof Zollitsch von ihren Erfahrungen und Erkenntnissen berichteten.

Einen ernstnehmenden Dialog mit den Jugendlichen suchen, nannte Erzbischof Zollitsch als erste Voraussetzung gelingender Jugendpastoral. Befreiend die positive, zukunftsgerichtete Sicht des Freiburger Erzbischofs aus dem Institut der Schönstätter Diözesanpriester: Angstfrei zugehen auf die Jugendlichen in ihren eigenen Ausdrucksformen und so reagieren, dass diese nicht die Sprache verlieren, die Sehnsucht der Jugendlichen wahrnehmen und sich in spurensuchender Seesorge mit ihnen auf den Weg machen, Wege finden, wie man den Glauben feiern kann, vom Geschenk des Glaubens mehr sprechen und zuerst sprechen, und erst dann von den Verpflichtungen: solche Perspektiven machen Mut, spürt man. "Die Idee der Sonntagsverpflichtung trägt nicht mehr, wir müssen die Menschen gewinnen vom inneren Wert des Sonntagsgottesdienstes her," so der Erzbischof, der auch brenzligen Fragen im Bereich Sexualität nicht auswich. "Die jungen Menschen ungeheuer ernst nehmen und ihnen Ziele aufzeigen, das Ziel werbend darstellen, ihnen helfen, das "noch nicht" ihrer jetzigen Lebensform zu gestalten", so sein Rat. Die Jugendlichen hätten Sehnsucht nach gelingender, ganzheitlicher Liebe, nach Sinn, nach einer Kirche, die Wärme und Erfüllung gebe. Wichtig sei, sich mit der ganzen Person einzubringen in diesen Prozess der Begleitung. Und wenn dann Jugendliche partout mit ihrem Foto-Handy ein Foto mit dem Erzbischof schießen möchten, dann sei der Antrieb vermutlich schon der Wunsch, das tolle Handy vorzuführen, es sei aber auch der Anfang einer Beziehung...

Auf Spurensuche wie die Sterndeuter aus dem Osten

Das Thema der "Spurensuche" griff der Erzbischof auch wieder auf im Abschlussgottesdienst, den die Teilnehmer gemeinsam in der Anbetungskirche feierten. "Wie die Sterndeuter aus dem Osten" sollten viele in der Pastoral Tätige auf Spurensuche gehen. In der glaubensgeschichtlichen Wende vom Lehr- und Satzglauben zum Erfahrungsglauben, so Erzbischof Dr. Zollitsch in seiner mit vielen sprechenden persönlichen Erfahrungen belegten Predigt, gelte es, Gotteserfahrungen persönlich wahrzunehmen, sich persönlich angesprochen und berufen zu wissen. Der Erfahrungsglaube brauche die Gemeinschaft. Zugleich machte er Mut zu missionarischer Seelsorge. "Erzählen wir von unseren Erfahrungen, denn das eigene Ringen um Gott kann andere mitnehmen," machte er eindringlich Mut zu einer persönlich gefärbten erfahrungsorientierten Pastoral. Viele in Europa seien aus dem Glauben der Kindheit herausgewachsen, viele seien nie kirchlich sozialisiert, viele auch nicht getauft. "Damit haben Glaubenszeugnisse eine neue Chance!"



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Last Update: 14.06.2004 Mail: Editor /Webmaster
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