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 published: 2004-05-02

Familie ist der Ort, an dem Gott zuerst erfahren wird

Predigt anlässlich des Europäischen Familientages in Schönstatt am 2. Mai 2004

Jörg Michael Peters, Weihbischof von Trier

Predigt am Welttag der Geistlichen Berufe: "Damit Gott ins Spiel kommt"

 
 

"Wir erleben hier, das Glaube Grenzen überwindet und Menschen zusammenführt, die einander vorher nicht gesehen haben."

 
 

"Ansteckend froh Familie und Glauben leben"

 

Fotos: POS, Brehm © 2004

 

Liebe Familien,
liebe Mitbrüder, verehrte, liebe Schwestern. Schwestern und Brüder im Glauben

"Damit Gott ins Spiel kommt" - so lautet das Thema des diesjährigen Weltgebetstages für geistliche Berufe.

Damit Gott ins Spiel kommt, - das ist im letzten auch die Motivation, die uns alle heute hier aus der Ferne und der Nähe in Schönstatt zusammenführt: Damit Gott ins Spiel kommt.

Erwachsene, Jugendliche und Kinder - Familien eben - sind den Tag über in Workshops zusammengewesen um Erfahrungen zu machen und auszutauschen. Sie haben dabei die Erfahrung machen dürfen, dass der Glaube Grenzen überwindet und Menschen zusammenführt.

Ich bin heute gerne hierher zu Ihnen gekommen, um mit Ihnen dieses Fest des Glaubens zu feiern. Wir brauchen solche Ereignisse, um uns zu vergewissern: Als Familienvater und Familienmutter, als Jugendlicher, als Kind stehe ich in meiner Suchbewegung und in meinem bemüht sein um den Glauben nicht alleine da. Viele sind es, die sich angesprochen und herausgerufen wissen, noch vielmehr könnten es sein.

Ja, liebe Schwestern und Brüder, liebe Familien, die Weitergabe des Glaubens an die kommende Generation - wozu ein solcher Familientag, wie wir ihn hier erleben dürfen – beiträgt, ist die Herausforderung, der wir uns als Kirche - zumal in den Ländern des westlichen Europas – ausgesetzt sehen. Das, angesichts rasant sich verändernder Wertvorstellungen, in einer sich immer schneller verändernden Welt.

Wo haben wir denn glauben gelernt? Ich möchte Sie einladen, sich diese Frage einmal ganz persönlich zu beantworten ...

Bei wohl den meisten wird das weit zurückreichen: Noch bevor Kirche in Gestalt eines ihrer Amtsträger ins Spiel kam, gab es doch längst einen Ort, an dem Glauben vorkam, sich ereignen konnte:
Im allabendlichen Gebet,
beim gemeinsamen Mittagstisch,
in Form der Bezeichnung mit dem Kreuz auf die Stirn, wenn am Morgen das Kind zum Kindergarten oder zu Schule aus dem Haus geht ...

Familie (!) ist der Ort, wo sich das ereignen konnte. Wo wir lernen konnten, was Glaube ist. Nicht "irgendetwas", sondern eine innere Triebfeder für mein Leben, die mich - in einem guten Sinne - nicht in Ruhe lässt, sondern herausfordert.

"Damit Gott ins Spiel kommt" - im Leben unserer Kinder, damit er heute ins Spiel kommt in der heranwachsenden Generation, darum braucht es diesen "Spielraum" in unseren Familien: Die Schule des Beten-lernens, des liebevollen Umgehens miteinander, die Schule miteinander geteilter Freizeit.

Glauben lernen, das geht nicht zuerst über die Kopf-Schiene, rational, im Gegenteil.

Der Leitgedanke, der über dem Weltgebetstag für geistliche Berufe 2004 steht, bringt es für mich ganz realitätsnah zum Ausdruck: Damit Gott ins Spiel kommt. Spielen gehört im Tiefsten zur menschlichen Entfaltung. Das Kind spielt und entfaltet damit unwissentlich seine Lebenskraft, entdeckt spielend seine Umwelt. Im Miteinanderspielen erlernt der Mensch was Beziehung heißt. Spielend kann sich unsere Kreativität entfalten, tun sich Räume auf.

Es ist nicht von ungefähr, wenn schon der alte griechische Philosoph Heraklit vor zweieinhalbtausend Jahren feststellt:

"Der Weltlauf ist ein spielendes Kind, das hin und her die Brettsteine setzt".

Und auch die Bibel führt diesen Vergleich im Buch der Sprichwörter an, wo die Weisheit Gottes erzählt, dass die Schöpfung das Spiel Gottes ist; ein Spiel seiner grundlosen, unergründlichen Weisheit. Die Schöpfung ist der Spielraum für Gottes Prachtentfaltung.

Und genau hier setzt der Glaube an, das Glauben erlernen können. Wo sonst als in der Familie könnte eine Atmosphäre geschaffen werden, die uns den Blick heben lässt, über uns selber hinaus auf den unvorstellbar großen, liebenden Gott, der doch so unbegreiflich auf uns Menschen bedacht ist - aus lauter Liebe.

Die Lesungstexte des heutigen Sonntags bringen uns im Bildwort die liebende Sorge Gottes unbeschreiblich schön zum Ausdruck. Das geopferte Lamm ist unser Retter und Heiland. Als guter Hirt ist er uns in zuvorkommender und nachgehender Liebe zugetan. Im Blick auf die Seinen, auf uns, sagt er: "Ich gebe ihnen ewiges Leben, sie werden niemals zugrunde gehen und niemand wird sie meiner Hand entreißen."

Ist nicht diese Mitsorge Gottes unglaublich tröstlich, angesichts einer Welt die mehr denn je in Streit und Krieg liegt und in der nichts wichtiger als Geld und Profit scheint.

Wo anders als im Gnadengeschenk des Glaubens erfahren junge Eltern eine Antwort auf ihr Suchen und Fragen angesichts der großen Verantwortung, vor der sie sich mit dem ihnen anvertrauten jungen Leben ihrer Kinder gestellt wissen? Natürlich ersetzt das nicht das wirkliche Bemühen um eine vernünftige Familienpolitik in unserer Gesellschaft.

Eine Familie die bemüht ist, ihr Leben aus dem Glauben zu gestalten, kann doch die Erfahrung machen, dass dieser Glaube nicht zusätzliche Belastung ist, sondern vor allem Hilfe zum Leben – so wie es sich im Alltag darstellt. Und das kann ansteckend wirken, auch solchen gegenüber, die diesen Glauben nicht oder noch nicht teilen.

Damit Gott ins Spiel kommt: Familien können wie ein Sauerteig sein, damit diese Erfahrung auch im heute einer sich verändernden Gesellschaft möglich ist.

Die Herausforderungen sind groß. Aber nur wenn wir verstehen, dass wir als Christen und auch als christliche Familien eine missionarische Berufung haben, wird dieses große Anliegen gelingen.

Gott selber, der in seinem Sohn Mensch geworden ist und den heiligen Geist als Beistand gesandt hat, ruft uns - ist mit uns: als einzelne Gläubige, als christliche Gemeinschaften und eben auch als christliche Familien, Zeugnis von seiner Gegenwart und seiner Liebe zu geben. Ich bin überzeugt, wenn wir ihn bitten und einlassen, wird Gott selber sich ins Spiel bringen, sich einladend und faszinierend bemerkbar machen, auch in unserem Leben.



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