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 published: 2004-03-09

Eine ungewöhnliche Liebeserklärung

Am 18. März kömmt Mel Gibson's "Die Passion Christi" in die deutschen und österreichischen Kinos, bald danach auch in der Schweiz - Jean-Marie Duvoisin, Schweiz, hat den Film in Australien angesehen

Motivo de "La Pasión"

Motive from "The Passion"

Szene aus "Die Passion"

Foto: Iconpress © 2004

 
 

Jean-Marie Duvoisin, Suiza, actualmente en Australia

Jean-Marie Duvoisin, Switzerland, at present in Australia

Jean-Marie Duvoisin, Schweiz, zur Zeit in Australien

Foto: POS Brehm © 2004

 

 

 

AUSTRALIEN, Jean-Marie Duvoisin. Er ist umstritten wie selten ein Film, und er seine Hestellung und Verbreitung war von persönlichem Einsatz bis hin zu Glaubenserfahrungen und -bekenntnissen geprägt wie kaum einer zuvor. Weltweite Medienresonanz und die Diskussionen um "The Passion of the Christ" sorgen weltweit weiterhin für Gesprächstoff. Der Papst hat ihn als einer der Ersten angeschaut, der Kardinal von New York, Edward Egan, hat am vergangenen Sonntag die Gläubigen der Diözese aufgerufen, sich den Film anzusehen. "Es ist gut, dass wir den Film sehen, weil dieser Film uns etwas über das größte Gebet, das größte Opfer, das jemals gemacht wurde, erzählt", so Egan in der New York Post. Andre haben Anfragen an die ungebremste Darstellung der Gewalt, fragen nach der theologischen Tiefe und den Emotionen, die ein solcher Film wecken kann. Jean-Marie Duvoisin aus der Schönstattbewegung der Schweiz hat den Film in Australien gesehen und beschreibt, wie die Geheimnisse des schmerzhaften Rosenkranzes für ihn nun neue Tiefe haben.

Es ist Aschermittwoch 2004, zehn Minuten vor Neun abends irgendwo in Australien. Ich sitze auf einer Bank und warte, bis Kinosaal 2 geöffnet wird. Noch wird die Premiere im gleichen Saal abgespielt.

Kurz vor neun füllt sich der Vorraum mit Leuten. Die einen schweigen, andere sprechen miteinander. Neben mir setzt sich eine Frau um die 70. Auch sie schweigt. Meine Augen schweifen durch die Masse. Dort drüben kommt eine Frau, geschwächt, und setzt sich ebenfalls auf die Bank. Unterdessen steht neben uns ein Ehepaar. Auch sie sagen nicht viel. Doch er gesteht: "Ich habe immer wieder wegschauen müssen!" - "Ja, vor allem bei den Nägeln", ergänzt die entkräftete, zitternde Frau.

Und diesen Film werde ich nun anschauen gehen. Es wird ein Film sein, zu dem kein Popcorn, kein Cola, kein Eis und keine m&m’s passen. Ein Film, indem nur Latein und Aramäisch gesprochen werden, aber englisch untertitelt ist.

 "Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir!"

Eine Vollmondnacht, Jesus im Garten Getsemani. Petrus, Jakobs und Johannes schlafend ein Stück von ihm entfernt. Die letzten zwölf Stunden im Leben Jesus haben begonnen. Er ringt, sucht die Jünger auf und bittet sie, mit ihm zu wachen und zu beten.

Todesangst ergreift ihn. "Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen." (Lk 22,42) Neben ihm steht der Versucher, eine Schlange nähert sich.

Dann kommt Judas mit den Gerichtsdienern der Hohenpriester und Pharisäer. Jesus: "Wen sucht ihr?" (Joh 18,4) Kurze Zeit später der Verräterkuss. "Mit einem Kuss verrätst du den Menschensohn?" (Lk 22,48)

Jesus wird gefangen genommen. Petrus setzt sich zu wehr und schneidet einem Knecht das rechte Ohr ab. Jesus befiehlt dem Petrus, das Schwert fallen zu lassen. Er setzt dem Verletzten das Ohr wieder an. Der Verletzte und Geheilte versteht die Welt nicht mehr, schaut Jesus lange an.

Der Weg in die Stadt ist für den Gefangenen eine Qual. Von einer Brücke wird er gestürzt. Bereits jetzt ist sein Anblick furchtbar. Das Verhör im Hohen Rat ist nicht weniger schmerzvoll; Spott, Lügen und Faustschläge.

Die mit ihm gehen

Petrus ist seinem Meister gefolgt, ist in der Mitte des Volkes, wird drei Mal als Jünger von Jesus erkannt, dreimal verleugnet er. Jesus und Petrus Blicks treffen sich. Petrus erkannt und sieht sich schuldig, verlässt den Ort, trifft auf Maria und Johannes und bekennt: "Ich bin nicht würdig. Ich habe ihn drei Mal verleugnet."

In der Zwischenzeit wird Judas vom Gewissen geplagt, versucht alles rückgängig zu machen. Doch es gibt kein Zurück mehr. Seinen Ausweg sieht er nur noch im Selbstmord.

Maria – Mutter Jesu – Johannes – der Lieblingsjünger – und Maria Magdalena – ehemalige Prostituierte – folgen Jesus. Unterdessen ist die Sonne aufgegangen. Die Ankläger haben Jesus zu Pilatus gebracht. Pilatus ist der amtierende Staathalter. Er selbst ist überzeugt, dass Jesus frei von jeder Schuld ist. Selbst die Lügen der Pharisäer bringen ihn nicht ins Wanken. Schliesslich schickt er die Ankläger mit Jesus zu Herodes, der für das Gebiet Galiläa zuständig ist. Jesus stammt aus Galiläa. Herodes verspottet ihn, fordert ihn heraus. Wiederum schweigt Jesus.

Herodes schickt die Kläger zurück zu Pilatus. Er kann nichts damit anfangen. Die Schriftgelehrten drängen Pilatus, Jesus zu töten. Er findet immer noch keine Schuld an ihm.

Zum Paschafest lässt Pilatus jeweils einen Gefangen frei. Sein Angebot: Jesus von Nazareth oder Barabbas, ein Krimineller. Barabbas wird einstimmig gewählt. In der Hoffnung den Pharisäern Genugtuung zu leisten, lässt Pilatus Jesus geisseln und möchte ihn anschliessend freilassen.

Der für uns gegeißelt worden ist

Ein Raunen ist im Kinosaal zu hören. Viele halten die Augen zu, schauen von der Leinwand weg. Die Geisselung wird in voller Brutalität gezeigt, wie sich die Geisseln in den Körper eingraben und Haut und Fleisch wegzerren. Die Folterknechte sind erschöpft, dennoch hören sie nicht auf. Irgendwann kommt der Hauptmann, sieht und stoppt die Geisselung. "Der Befehl lautete ihn nicht zu töten!" sagte er zum Verantwortlichen vorwurfsvoll. Es folgt die Dornenkrönung und die lästerliche Huldigung.

Jesus wird zu Pilatus gebracht. Der Staathalter wirft einen fragenden Blick zum Hauptmann. Er möchte ihn nun freilassen, doch die Menge schreit: "Kreuzige ihn, kreuzige ihn!" Die Schriftgelehrten bedrängen ihn. Er wäscht seine Hände und verurteilt in seiner Feigheit Jesus zum Tode.

Jesus von Blut überströmt und mit offenen Wunden überdeckt, nimmt das Kreuz entgegen. Zwei Verbrecher sind ebenfalls zum Tode verurteilt. Mehrmals stürzt er unter der Last des Kreuzes. Spott, Schadenfreude, Peitschenschläge begleiten ihn auf dem Weg. Obschon er total entkräftet ist, schenkt er bei den Begegnungen mit seiner Mutter, den trauernden Frauen und Veronika Trost.

Wiederum kommt der Hauptmann und sagt, dass jemand für Jesus das Kreuz tragen soll. Simon von Cyrene wird widerwillig zum Kreuzträger bestimmt. Das Kreuz lastet sichtlich schwer auf scheinen Schultern. Es wird aber leichter, als er erkennt und selbst für Jesus eine physische Stütze wird.

Nicht nur die Hammerschläge der Nagelung schmerzen den Zuschauer, sondern auch als das Kreuz gedreht und fallen gelassen wird. Wohl jeder Anwesende hat in diesem Moment mit gelitten. Noch ein letzter, furchtbarer Schmerz folgt, als das Kreuz ins vorgesehene Loch fällt.

Siehe, deine Mutter

Maria, Maria Magdalena und Johannes stehen unterm Kreuz. Was ging in ihnen vor? Trotz aller Schmerzen macht in diesem Moment der Gekreuzigte ein unermessliches Geschenk. "Sohn, siehe deine Mutter!" (Joh 19,27) Nicht nur Johannes macht er ein Geschenk, nein, er gibt dem reumütigen Mitsterbenden die Schächergnade. Weiter bietet er den Vater um Vergebung seiner Peiniger.

Nach den Worten "Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist" (Joh 23,46), starb er. Der Augenblick des Todes wird zu einem langen Moment; Donner, Erdbeben, Vorhang im Tempel zerreist, ja der Tempel spaltet sich. Alle Beteiligten erahnen, was passiert ist, erkennen, was sie getan haben.

"Als der Hauptmann sah, was geschehen war, pries er Gott und sagte: Das war wirklich ein gerechter Mensch. Und alle, die zu diesem Schauspiel herbeigeströmt waren und sahen, was sich ereignet hatte, schlugen sich an die Brust und gingen betroffen weg." (Joh 23,47-48)

Kurz gefasst sind die Grablegung und die Auferstehung.

Die Bilder steigen immer wieder hoch, während ich den Rosenkranz bete.

Die zwei Stunden zeigen auf eindrückliche Art und Weise die letzten Stunden im Leben Jesus. Wohl jeder, der den Film gesehen hat, ist anders aus dem Kino gekommen, als er rein gegangen ist. Nicht unbedingt sichtbar, dafür innerlich.

Tief betroffen bin auch ich aufgestanden und zum Ausgang gegangen. Eine kurze Fahrt zurück in die Unterkunft. Gedanklich immer noch im Film, immer noch die schrecklichen Bilder vor Augen. Obwohl es spät ist, kann ich nicht einschlafen. Alles ist noch präsent wie kaum in einem andern Film. Auch am nächsten Tag sind meine Gedanken immer noch bei der Passion. Die schmerzhaften Geheimnisse haben eine tiefere Bedeutung bekommen. Die Bilder steigen immer wieder hoch, während dem ich den Rosenkranz bete.

Ein Film der schockt! Nicht nur wegen der gezeigten Brutalität, nein, sondern auch weil er betroffen macht. Im Wissen, dass ER wegen meinen Sünden und auch wegen mir all diese Schmach ertragen hat, machen mich zum Schreier "Kreuzige ihn, kreuzige ihn".

Ich erkenne mich in den Jüngern, die schlafen

Schon ganz am Anfang erkenne ich mich in den Jüngern, die schlafen und nicht mit Jesus wachen und beten, obwohl sie erkennen, dass es IHM nicht gut geht. Das lässt mich auch fragen: Wo in meinem Leben wende ich mich vor der Not des Nächsten ab? Später wieder finde ich mich in Pilatus, der wohl weiss, was recht wäre, doch dem Druck der Anwesenden nachgibt.

Immer wieder erkenne ich mich auf der Leinwand, doch nicht auf der Seite Jesus. Wohl wäre ich beim festlichen Einzug in Jerusalem Tage zuvor noch jubelnd um ihn gewesen, doch unterm Kreuz waren es dann nur noch drei, die felsenfest, unbeirrt mit IHM den Leidensweg in seiner vollen Länge gegangen sind.

Am Schluss des Filmes, sollte eigentlich jeder überaus glücklich sein. Leiden und Auferstehung zeigen, das Christus uns - egal ob Jude, Moslem, Hindu, Atheist, Christ usw., ausnahmslos alle – erlöst hat. Durch sein Leiden und Sterben hat er uns Erlösung geschaffen.

Tiefste Dankbarkeit sollte uns für diese wahre Liebeserklärung ergreifen.



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Last Update: 09.03.2004 Mail: Editor /Webmaster
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