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 published: 2003-12-03

Fokolar-Bewegung feiert 60-jähriges Bestehen

Festakt am 06.12. in Berlin, Glückwünsche von Romano Prodi und Konrad Raiser

 

Pentecostés, 31 de mayo de 1998: Encuentro de los Movimientos en San Pedro, Roma

Pentecost, May 31, 1998: Encounter of the Movements at St. Peters', Rome

Pfingsten, 31. Mai 1998: Treffen der Bewegungen auf dem Petersplatz

 

Foto: www.fokolar-bewegung.de © 2003

 

BEWEGUNGEN, Pressestelle der Fokolar-Bewegung / www.fokolar-bewegung.de Am kommenden 7. Dezember Die Anfänge der Fokolar-Bewegung gehen zurück auf die Bunkernächte im Trient des Zweiten Weltkriegs - damals sammelte sich eine Handvoll junger Leute um die 23-jährige Chiara Lubich und begann, das Evangelium in Taten umzusetzen. Die Fokolar-Bewegung ist heute eine weltweit verbreitete Gemeinschaft, zu der sich 140.000 Mitglieder aus vielen verschiedenen Kirchen zählen. Schätzungsweise fünf Millionen Menschen stehen mit ihr in Verbindung, unter ihnen auch Angehörige der großen Weltreligionen und Menschen, die keinen religiösen Bezugspunkt haben.

Chiara Lubich, fundadora del Movimiento de los Focolares

Chiara Lubich, foundress of the Focolare Movement

Chiara Lubich, Gründerin der Fokolar-Bewegung

 

Foto: www.fokolar-bewegung.de © 2003

 

Lubich selbst, die immer wieder betont, dass sie nie im Sinn gehabt habe, eine Bewegung zu gründen, sieht heute eine der Aufgaben ihrer Gemeinschaft darin, "Bande der Geschwisterlichkeit" zu knüpfen. In einem Interview mit dem Monatsmagazin "Neue Stadt" sagte sie in diesem Zusammenhang: "Heute ist - wie nie zuvor - das Bedürfnis nach Einheit, nach Gemeinschaft spürbar. Dafür ist, so paradox das klingen mag - unsere gegenwärtige Situation der beste Beweis. Die Welt steht unter der Bedrohung durch den Terrorismus. Der mag viele Gründe haben, der tiefste liegt meines Erachtens im Ungleichgewicht, das auf unserem Planeten zwischen reichen und armen Ländern herrscht. Was ist zu tun? Es wäre weise, in der Welt einen Strom von Geschwisterlichkeit und Solidarität in Gang zu setzen und dadurch die Herzen zu bewegen. Im Gefolge der Herzen würden sich dann sicher auch viel leichter Güter bewegen lassen, um das Ungleichgewicht zu beseitigen."

Festakt in Berlin

Dieser Einsatz für die Verständigung unter Einzelnen und Völkern, unter Kirchen und Religionen wurde von vielen Persönlichkeiten aus Politik, Gesellschaft und Kirche gewürdigt. Konrad Raiser, Generalsekretär des Ökumensichen Rates der Kirchen in Genf dankt für die Anstöße für eine Spiritualität der Einheit: "Sie sind zu einer Gabe Gottes für die ganze ökumenische Bewegung geworden. ... Die Fokolare haben einer Gestalt von ökumenischem Engagement zum Durchbruch verholfen, das Chiara Lubich als 'Ökumene des Volkes' bezeichnet. Dabei denkt sie nicht an einen Gegensatz zur offiziellen Ökumene der Kirchen, sondern vielmehr an den ständigen Anstoß zur Erneuerung der Kirchen von innen heraus." EU-Kommissionspräsident Romano Prodi unterstreicht in seinem Glückwunsch die Bedeutung des Lichtes, der Liebe und der Suche nach Einheit, die seiner Ansicht nach das Leben und den Einsatz von Chiara Lubich begleitet haben. Und Sergio Zavoli, Schriftsteller und Senator der Republik Italiens bekennt: "Wir alle haben von Chiara Lubich gelernt, dass die erste und die letzte Weisheit der Welt die Liebe ist".

Gefeiert wird der Anlass an verschiedenen Orten der Welt, in Deutschland unter anderem am 6. Dezember in Berlin. Zum Festakt im Bernhard-Lichtenberg-Haus sind Ehrengäste aus den Kirchen, aus Politik, Kunst und Gesellschaft geladen. Zu diesem Anlass werden auch Silvana Veronesi und Aldo Stedile aus Rom erwartet, die die Anfänge in Trient miterlebt haben und zu den engsten Mitarbeitern Lubichs zählen.

Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky und der evangelische Altbischof Dr. Martin Kruse feiern um 14.30 Uhr in der St. Hedwigs-Kathedrale gemeinsam mit allen Gästen einen ökumenischen Gottesdienst, um 15.45 schließt sich der Festakt an.

Charisma und Amt - der Traum von der Kirche des dritten Jahrtausends

Im Gespräch mit Giuseppe Garagnani von der italienischen Zeitschrift "Città Nuova" äußert sich Chiara Lubich über ihre Beziehung zu Johannes Paul II., die Bedeutung von Charismen für die Kirche und ihren Traum von der Kirche des dritten Jahrtausends.

Frage: Unter den verschiedenen profetischen Aspekten des Pontifikats Johannes Pauls II. kann man ohne weiteres jene Seite erwähnen, die zu Pfingsten 1998 aufgeschlagen wurde, jene erste historische Begegnung von Hunderttausenden Anhängern der Bewegungen und neuen kirchlichen Gemeinschaften. Er hatte sie öffentlich anerkannt als "bedeutende charismatische Ausdrucksweisen der Kirche" und hatte die "Wesensgleichheit" zwischen dem petrinisch-institutionellen und dem marianisch-charismatischen Profil festgestellt. Welche Perspektiven öffnen sich für die Zukunft aus dieser Vision des Papstes von der Kirche?

Antwort: An jenem Tag hat der Papst in uns einen Traum geweckt, den Traum von der Kirche des dritten Jahrtausends: die Kirche als Gemeinschaft. In dieser Zeit der Wiederentdeckung der Charismen, die nicht im Gegensatz, sondern in tiefer Gemeinschaft mit dem Papst und den Bischöfen stehen, wurde in mir die Hoffnung geweckt, dass vor allem das Wirken des Heiligen Geistes zum Vorschein kommt, der die Welt zu Jesus hinzieht. Seit jenem Tag habe ich die Verpflichtung auf mich genommen, um eben dem Wunsch des Papstes nach einer Gemeinschaft unter den Bewegungen zu entsprechen, einen Weg der Gemeinschaft unter uns Bewegungen und neuen Gemeinschaften zu beginnen. Ich konnte natürlich die Entwicklungen nicht vorausahnen, die wir heute miterleben: Pfingsten ´98 hat sich seither in zahllosen Diözesen auf allen Kontinenten wiederholt, in Anwesenheit der Bischöfe und unter Beteiligung von Hunderten Bewegungen und Gemeinschaften. Mit Früchten von neuer Vitalität und Hoffnung. Das Echo dieses Aufbruchs ist auch zu Bewegungen und Gemeinschaften gelangt, die in den letzten Jahrzehnten auch in anderen Kirchen entstanden sind, z. B. in den evangelischen Kirchen in Deutschland. Das ist ein Phänomen, das uns bisher unbekannt war. Von daher ist seit 1999 eine derartige Geschwisterlichkeit gewachsen, welche die Idee hervorgebracht hat, das auch sichtbar zu machen, z.B. durch eine große Begegnung, am 8. Mai 2004 in Stuttgart. Damit werden auch wir versuchen mit unseren Charismen einen Beitrag zum "Europa des Geistes" zu leisten.

Frage: Wie ist deine direkte Erfahrung in der Beziehung zum Papst?

Antwort: Diese Beziehung ist im Lauf der Jahre immer tiefer geworden, besser gesagt, ich habe ein paar Mal eine etwas besondere Erfahrung gemacht. Nach einer Audienz z. B., in der ich einen Augenblick großer Einheit mit dem Papst erfahren habe, von Tochter zu Vater, hatte ich den Eindruck, dass der Himmel sich öffnete, und ich spürte eine besondere Einheit mit Gott. Das Charakteristische dabei war, dass ich keine Vermittler spürte.

Der Papst ist "Vermittler", aber wenn der Vermittler dazu beigetragen hat, dich mit Gott zu vereinen, verschwindet er. Ich schien zu verstehen, dass dies auch von der Tatsache abhängt, dass der Papst die Schlüssel empfangen hat, um uns den Himmel zu öffnen: "Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben" ... Vielleicht dienen ihm diese Schlüssel nicht nur, um die Sünden zu tilgen, sondern auch, um dir eine tiefere Einheit mit Gott zu eröffnen. Ob darin das Geheimnis der Umwälzungen der Seele und der Geschichte besteht, die er in diesen 25 Jahren bewirkt hat? Er gibt Anteil an Gott, und Gott "macht alles neu". Eine "Gegenwart", die immer stärker wird, je mehr sie durch die Last des Leidens geht.

Frage: Erinnerst du dich an einige besondere Momente während der Begegnungen mit dem Papst in diesen 25 Jahren?

Antwort: Es häufen sich in meinen Gedanken viele Augenblicke, die gleichzeitig Meilensteine in unserer Geschichte bedeuten und nicht nur das. Wie jener Tag, es war der 23. September 1985 - eine schon bekannte Tatsache -, als ich am Ende einer Audienz bei der Türe mit Blickrichtung auf die Zukunft den Papst zu fragen wagte: "Halten Sie es für möglich, dass die Präsidentschaft der Fokolar-Bewegung, dieses Werkes, das Werk von Maria ist, immer bei einer Frau liegt?" "Ja," sagte er, "das wäre sogar schön!" Und aus seinen Worten, die jenem "Ja" zugrunde lagen, hat sich mir zum ersten Mal jenes neue Bewusstsein von Kirche in den zwei Dimensionen eröffnet: jener petrinisch-institutionellen und der marianisch-charismatischen. "Sie finden sich in der Urkirche," hatte er festgestellt und dabei den Theologen Hans Urs von Balthasar zitiert, "und sie sollen bestehen bleiben!"

Und das war die große Neuigkeit, die der Papst in den folgenden Jahren mehrmals anklingen ließ.

Was überrascht, ist, dass der Heilige Vater das "marianische Profil" der Kirche nicht nur als eine spirituelle oder mystische Realität sieht, sondern auch als eine geschichtliche Realität, und er bezeugt es mit Fakten, indem er die Tore weit öffnet für die Neuigkeiten des Geistes.

Ein anderes Faktum: Mit den Jahren sind auch in Jugendlichen, in Familien, in Personen der verschiedensten Kategorien, in Anglikanern, Lutheranern, Orthodoxen und anderen Kirchen dieselben Berufungen im Werk Mariens erblüht wie bei den Katholiken. Diese Neuigkeit unterlag jahrelang dem Studium vieler Kirchenrechtler. Aber es schien sich kein Ausweg zu finden. An einem gewissen Punkt habe ich darüber mit dem Papst gesprochen. Er hat sich sehr offen gezeigt! Bei der zweiten Audienz über dieses Thema, auch diesmal im Stehen, sagt er mit seinem gewohnten Scharfsinn: "Ich habe verstanden. Ich soll sagen: Lasst das Werk Mariens stehen, denn es gehört Maria!" Und die Situation hat sich entspannt. Ich erinnere mich, dass mir plötzlich in der Nacht ein Gedanke durch den Kopf ging: "Wenn es einen Punkt gibt, der auf dem ökumenischen Weg ein Hindernis ist, ist es gerade das Amt des Papstes. Aber wer hat sie "akzeptiert", diese Fokolare aus den anderen Kirchen? Gerade der Papst. Das wird in der Geschichte bleiben.

Der Heilige Vater ist dann noch weiter gegangen: Es geschah auf seine Anregung, dass sich jetzt - inzwischen schon seit Jahren - auch Bischöfe von anderen Kirchen regelmäßig treffen, um ihren Dienst durch die Spiritualität der Einheit zu stärken, zu der sich schon viele katholische Bischöfe bekennen, deren nicht juridische, aber spirituelle Verbindung mit diesem Werk Mariens (Fokolar-Bewegung) er anerkannt hat.

Mehr: www.fokolar-bewegung.de


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