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 published: 2003-08-12

Ein Liebesbund für ein Europa mit Seele

Begegnungen zwischen Ost und West beim "Heiligtum des Liebesbundes für Europa"

Monseñor Jez en su camino desde la Casa Padre Kentenich hacia el Santuario, acompañado por el P. Alfred Masermann (Liga de Sacerdotes Diocesanos) y el P. Johannes Aust (Federación de Sacerdotes)

Bishop Jez on his way from  the Father Kentenich-House to the Shrine, accompanied by Fr. Alfred Masermann (Priests' League) and Fr. Johannes Aust (Federation of Priests).

Bischof Jez auf dem Weg vom Pater-Kentenich-Haus zum Heiligtum, begleitet von Pator alfred Masermann (Priesterliga) und Pfr. Johannes Aust (Priesterbund).

 
 

Monseñor Jez durante su homilía

Bishop Jez during his sermon.

Bischof Jez bei der Predigt.

 
 

Monseñor Jez con representantes de la familia de Schoenstatt de Paderborn

Bishop Jez with representatives of the Schoenstatt family of Paderborn.

Bischof Jez mit Vertretern der Schönstattfamilie von Paderborn.

Fotos: Große Böckmann © 2003

 
 

El Arzobispo Kondruziewicz, de Moscú, durante la fiesta de San Liborio en la Catedral de Paderborn

Archbishop Kondruziewicz, Moscow, during the Feast of Liborius in the Paderborn Cathedral.

Erzbischof Kondruziewicz aus Moskau während des Liborifesten im Hohen Dom zu Paderborn.

 

El Arzobispo Kondruziewicz en el Santuario de Paderborn, bendición final

Archbishop Kondruziewicz in the Shrine in Paderborn, final blessing

Erzbischof Konduziewicz im Heiligtum in Paderborn, Schluss-Segen

Fotos: Leßmann © 2003

 

 

 

DEUTSCHLAND, Adelheid Leßmann. Zu den 15 Bischöfen aus aller Welt, die in diesem Jahr das Liborifest in Padernborn mitfeierten, gehörten Alt-Bischof Ignacy Jez aus Köslin/Polen und Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz aus Moskau/Russland. Beide besuchten am 29. Juli das Schönstatt-Heiligtum in Paderborn-Benhausen, das "Heiligtum des Liebesbundes für Europa".

Das Bistum Paderborn pflegt die älteste europäische Partnerschaft: Seit 836 gibt es einen "Liebesbund ewiger Bruderschaft" zwischen dem Bistum Paderborn und dem Bistum Le Mans (zwischen Paris und Atlantik). Damals hat eine Delegation aus Paderborn sich die Reliquien eines verehrungswürdigen Heiligen in Le Mans erbeten und den 397 verstorbenen Bischof Liborius von Le Mans erhalten. Diese Überführung von Reliquien (Translatio) aus dem christlichen Gallien ins gerade missionierte Sachsen ist nichts Ungewöhnliches. Aber sehr ungewöhnlich ist dieser "Liebesbund". Die Bürger von Le Mans wollten" ihren" Heiligen nicht abgeben (obwohl sie noch ein paar andere hatten!), aber da der Kaiser selbst (Ludwig der Fromme, Sohn Karls des Großen) sich dafür eingesetzt hatte, konnte der Bischof von Le Mans schlecht nein sagen. Also bestand er auf einem förmlichen Vertrag, der die Paderborner verpflichtete, den heiligen Liborius zu verehren und den Mancellern (Bürger aus Le Mans) erlaubte, diese Verehrung "alle 100 Jahre" zu überprüfen. Tatsächlich hat sich dieser Liebesbund durch alle Wirren der Geschichte (30jähriger Krieg, Franz. Revolution, beide Weltkriege) bewährt: noch heute feiert das Bistum Paderborn jedes Jahr eine Woche lang "Libori", ein große Volksfest, das mit der kirchlichen Feier der Erhebung der Reliquien des heiligen Liborius am 23. Juli beginnt. Das "Heiligtum des Liebesbundes für Europa" in Paderborn steht in der Tradition dieses Liebesbundes; von dort aus hat die Schönstattfamilie in den vergangenen Jahren zahlreiche Fäden geknüpft zu Schönstattfamilien und zur Ortskirche in anderen europäischen Ländern, so auch nach Polen und Russland.

Begegnung mit Bischof Jez, Polen: "Wir sind eine Familie"

Zwischen den Bistümern Koschalin und Paderborn bestehen seit vielen Jahren freundschaftliche Kontakte.

Bei der Heiligtumsfahrt der Paderborner Schönstattfamilie durch Polen und Tschechien im Sommer 2001 begegneten die Pilger Bischof Ignazy Jez beim Heiligtum in Koschalin.

Bischof Jez kam 1941 als junger polnischer Kaplan (27 Jahre alt) ins KZ Dachau, ein halbes Jahr später Pater J. Kentenich. Der polnische Kaplan lernte im KZ den Gründer Schönstatts und die Bewegung kennen und schloss sich an. Ignacy Jez wurde 1972 Bischof von Koschalin. Auf den Ruinen eines Marienheiligtums aus dem 12. Jahrhundert ließ er ein originalgetreues Schönstattheiligtum errichten. Papst Johannes Paul II. weihte das Sanktuarium Foederis 1991 am Beginn seiner vierten Polenreise ein.

Nun kam Bischof Jez zum "Heiligtum des Liebesbundes für Europa" und feierte dort mit der Paderborner Schönstattfamilie die heilige Messe. Er ist ein sehr humorvoller, väterlicher Priester, spricht gut deutsch und lehnte deshalb das Angebot eines Übersetzers mit den Worten ab: "Hat mir schon einmal einer übersetzt, da haben die Leute gesagt: "Er hat besser gepredigt als der Bischof".

In seiner Predigt betonte er: "Wir sind eine Familie." Den Vater der Familie, den Gründer der Schönstattbewegung, habe er im KZ Dachau kennengelernt. Sein fester Glaube und seine Offenheit auch für die Häftlinge aus anderen Ländern und Nationen habe ihn tief beeindruckt und sei unvergessen – bis heute. "Wir folgen den Grundsätzen, die Pater Kentenich uns in Dachau im Vorsehungsglauben vorgelebt hat. Er war anders als alle anderen. In Dachau wurde die Schönstattfamilie international." Ein wegweisendes Wort am Schluss seiner Ansprache: die Mitte unseres Lebens suchen und finden.

Nach einem festlichen Gottesdienst mit lateinischen und deutschen Gesängen und Erinnerungsfotos am Hochkreuz vor dem Heiligtum endet diese frohmachende Begegnung zwischen Ost und West. Das Netz der Liebe hat einen neuen Knotenpunkt.

Begegnung mit Erzbischof Kondruziewicz, Russland: "Ein vereintes Europa mit Seele"

Am Abend des 29. Juli kommt Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz aus Moskau zum Heiligtum. Das ist ein zweiter Höhepunkt an diesem Libori-Dienstag. Eine Delegation der Paderborner Schönstattfamilie begegnete dem Moskauer Erzbischof erstmals im Mai dieses Jahres in Warschau-Józefów. Dort hat er Jerzy Grycko, den ersten Schönstatt-Pater aus Weißrussland, beim Sanktuarium Sion zum Priester geweiht.

Der Sekretär des Erzbischofs spricht fließend deutsch mit breitem westfälischem Akzent. Wieso? Er kennt "Frau Engel" aus Husten (Sr. Emilie!) und "da komme ich doch auch wech!" Deshalb das gute sauerländische Deutsch. So klein ist die Welt, wenn die Gottesmutter die Fäden zieht. Über eine Stunde blieb der Erzbischof im Heiligtum und sprach in Englisch, mit Übersetzung durch Horst Meyer über die Lage der katholischen Kirche in Russland und über die Arbeit der Marienschwestern in Grodno, Mosty, Königsberg und Moskau und der großen Sehnsucht nach einem Schönstattheiligtum. In Tausenden von Bildern sei die Gottesmutter in Russland unterwegs. In seinem Sekretariat sind Marienschwestern Ansprechpartnerinnen für alle, die den Bischof erreichen möchten.

Er gewährt einen Blick in seine Lebens- und Glaubensgeschichte in Weißrussland und nennt Eckdaten der Geschichte des Christentums in Russland.

Die Bedeutung der Botschaft von Fatima und die große Hoffnung, die sie verbreitet hat, hebt er besonders hervor und ebenso wie Weihe an das Herz Mariä am 25. März 1984. Von dem Zeitpunkt an habe sich die Einstellung zur Kirche zum Positiven gewendet und das Ende der kommunistischen Herrschaft herbeigeführt. Die Gesamtsituation ist dennoch bedrückend: zu wenig Priester, zu wenig Kirchen und Kapellen, problematisch das Verhältnis zwischen Katholiken und Orthodoxen Christen. Erzbischof Kondrusiewicz bittet am Schluss seiner Ausführungen um unser Gebet für die Lösung der Probleme und die Einheit der Christen, um ein "vereintes Europa mit einer Seele."

In Latein, in der Sprache, die alle Christen verbindet und eint, beten alle abschließend das Pater noster, das Ave Maria, das Gloria patri und singen das Salve Regina. Nach dem Schlusssegen verweilt der Erzbischof im stillen Gebet vor dem Bild der Gottesmutter von Schönstatt im Heiligtum. Im Josef-Kentenich-Haus klingt der ereignisreiche Tag aus.



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