Nicht nur behandeln, auch nicht nur pflegen, sondern heilenFünfte Bioethik-Tagung: Bioethische Fragen um Diagnostik und Krankheitserfahrung in einer techno-wissenschaftlichen Kultur |
ARGENTINIEN, Sr. Dr. Elena Lugo/ Dr. Lorenzo García Samartino/Sr. M. Virginia Perera. Am Samstag, 14. Juni, hat in Nuevo Schoenstatt, Argentinien, beim Vater-Heiligtum, die Fünfte Biotethik-Tagung stattgefunden. Bei dieser Tagung ging es um eine Fülle von bioethischen Fragen im Umkreis von Diagnostik und Krankheitserfahrung in einer techno-wissenschaftlichen Kultur. Die 320 Teilnehmer, Berufstätige wie Studenten, kamen aus verschiedenen Provinzen Argentiniens sowie aus Chile und Brasilien. Anliegen der Tagung war wie in den vorherigen Jahren, eine Kultur des Lebens und eine organische Sicht der Bioethik zu vermitteln, bei der die Person im Zentrum steht. Am 10. Juni hatte sich die "Bioethik-Kommission Pater Josef Kentenich", Veranstalter der Bioethik-Tagungen, als eines der Gründungsmitglieder der soeben gegründeten Föderation Person-Orientierter Bioethischer Institute (FIBIP) mit Sitz in Rom angeschlossen. Da die Tagung mit dem in Argentinien an diesem Tag gefeierten und sehr populären "Vatertag" zusammenfiel, überraschte die hohe Teilnehmerzahl. Hoch war auch das Interesse und Engagement, das die Hörerschaft zeigte; das gab der Tagung ein fachlich wie inspiratorisch hohes Niveau. Die Moderation hatte Dr. Damilano, die als Ärztin in der Forschung tätig ist und eine Biomedizinische Einrichtung leitet. Sie ist Schönstatt-Sympathisantin. Mit Schwung und einer guten Portion Humor führte sie durch die Tagung. Was heißt Kranksein?Dr. M. Elena Lugo führte die Anwesenden in den konzeptionellen Rahmen des Themas ein, das heißt die Unterscheidung des existentiellen Erlebens von Kranksein als Erfahrung vielgestaltigen Kräfteverfalls, und der Krankheit im Kategoriensystem techno-wissenschaftlicher Analyse, oft weit entfernt vom Erleben des Patienten. Das erste Podium bestritten Dr. Fahrer, ein Psychiater, Dr. de Tezanos Pinto, ehemaliger Vorsitzender der Nationalen Medizinischen Akademie, und Dr. Piveta, Genmediziner. Sie behandelten die Problematik der Krankheitsdefinition. Dieses Podiumsgespräch war von hohem intellektuellem Niveau und öffnete neue Horizonte. Mit dem Patienten fühlen"Die Arbeit des Arztes und Krankenpflegers ist, wie jede andere Berufsarbeit, eine natürliche Beurfung des Menschen", erklärte im zweiten Podiumsgespräch Dr. Bergadá, derzeitiger Präsident der Nationalen Medizinischen Akademie, der sich mit dem Thema der Arzt-Patienten-Beziehung befasste. Danach sprach Schwester M. Mercedes Zamuner, die Krankenpflege studiert hat, über die besondere Aufgabe der Krankenpfleger(innen) in der Pflege des Patienten. Sie unterstrich, dass das Wesen der Krankenpflege in der Pflege der Person liege; daher sei Ehrfurcht der Dreh- und Angelpunkt dieses Berufes. Das erfordert die Entfaltung gewisser Haltungen: Sensibilität, Zuneigung, gesundes Mitgefühl angesichts des Leidens. In Blick auf die Eigendynamik der interpersonalen Beziehung sagte sie, der Krankenpfleger oder die Krankenpflegerin müsse sich bewegen, berühren und anregen lassen durch den Patienten. Das Wort, das das alles am meisten und am besten treffe, sei, "mitfühlen" mit dem Patienten im umfassenden Sinn des Wortes. Pfr. José María Vallarino, der lange Jahre als Krankenhausseelsorger gearbeitet hat, sprach über Krankenpastoral, und Herr Ledesma über den Ort der Einrichtungen des Gesundheitswesens. Manche Beiträge hatten einen eher empirischen Charakter und waren geprägt von der persönlichen Perspektiven der Redner; alle zeichneten sich durch ihren tiefen geistlichen Gehalt aus. Die Erfahrung des Vormittags war, dass bei den Bioethischen Tagungen die Redner nicht nur von dem sprechen, was sie denken und wissen, sondern auch von dem, was sie glauben und fühlen. Der Vormittag schloss ab mit der Heiligen Messe, an der praktisch alle teilnahmen. Föderation Person-Orientierter Bioethischer Institute (FIBIP)Das Nachmittagsprogramm startete mit einem Runden Tisch, an dem die Podiumsteilnehmer Fragen aus dem Publikum beantworteten. Moderator war Dr. Huvo Obiglio, Mitglieder der Päpstlichen Akademie für das Leben. Bei dieser Runde wurde auch bekannt gegeben, dass am 10. Juni die "Bioethische Kommission Pater Josef Kentenich" sich als Gründungsmitglied - auf personliche Einladung von Bischof Elio Sgreccia - der soeben im Rom Föderation Person-Orientierter Bioethischer Institute angeschlossen hat. Dieser Zusammenschluss verpflichtet sich satzungsgemäß, die Ehrfurcht vor der Würde der Person zu fördern und dem Lehramt der Kirche entsprechend nach dem Naturgesetz zu handeln. Die Bioethische Kommission Pater Josef Kentenich ist das einzige von 46 Mitgliedern, das mit einem Säkularinstitut verknüpft ist und zugleich sich im Sinne seines Gründers einbringen will. Die Kommission sieht ihre Aufgabe darin, das organische Denken Pater Kentenichs in die Strömung der Würde der Person einzubringen, die von Papst Johannes Paul II. verkündet und verbreitet wird. Auf dem Weg zu einer Ethik der KrankenpflegeSchwester Dr. M. Elena Lugo hielt einen Vortrag zur Arzt-Patienten-Beziehung als Kontext der Integration von Diagnose und Krankheitserfahrung. Sie erklärte, wie die im Gesundheitswesen Tätigen dem Patienten helfen können, die vielschichtigen Erfahrungen des Kräfteverfalls, die er im Erkranken und Kranksein erfährt, wieder zu integrieren. Sie schloss mit einer Überlegung darüber, wie die Spiritualität des Pflegenden oder des Arztes in die Sorge für den Patienten einfließt, der im Grunde vor allem einen Sinn im Erleben seiner Krankheit sucht. Zum Schluss antworteten die Referentin und Dr. Gutiérrez, Präsident der Bioethik-Kommission der Nationalen Medizinischen Akademie, auf Fragen zur Arzt-Patientenbeziehung in der organischen Sicht der Person. Während der Tagung wurden übrigens über 100 Exemplare des Buches: "Arzt-Patientenbeziehung" von Dr. Elena Lugo verkauft. Das Buch war zur Tagung neu aufgelegt worden. Überreichung der ZertifikateZum Schluss lud Schwester Dr. Elena Luga alle ein, im Heiligtum ihr Zertifikat zu erhalten, wie das seit der ersten Bioethik-Tagung üblich geworden ist. Alle gingen dorthin, und während Dr. Lorenzo García Samartino die Namen aufrief, überreichte Dr. Elena Lugo vor dem Altar jedem sein Zertifikat. Mit diesem Akt schloss die Bioethik-Tagung. Die Teilnehmer äußerten sich sehr dankbar für die Erfahrung dieses Tages und einer "von Harmonie geprägten, gut organisierten Tagung, die viele Anregungen gegeben hat, von qualitativ hohem Inhalt geprägt war und letztlich eine Werk des Heiligen Geistes", wie Dr. Bregada kommentierte. Die organische Sicht der Person: ein Weg der Hoffnung zur Evangelisierung der heutigen KulturDie Atmosphäre der Tagung wurde wesentlich mitbestimmt durch die Hintergrundarbeit der Schwestern beim Empfang, beim Erstellen der Arbeitsmappen, bei der Liturgie, der Raumgestaltung und den tausend anderen Kleinigkeiten, die man nur wahrnimmt, wenn sie nicht da sind. Die Tagung ist immer eine Erfahrung von Familie. Die Gründungsphase der Kommission ist beendet; sie steht an der Schwelle zu einer neuen Etappe des Ausgreifens in die heutige Kultur, "Was uns Mut macht, ist die Tatsache, dass etwa 1000 Personen insgesamt an den Tagungen teilgenommen haben, davon gut 300 an mehr als drei Tagungen. Es ist jetzt die Aufgabe, diese Personen, deren Zahl Jahr für wächst, und die mit unserer Vision übereinstimmen, noch mehr zu sammeln und auszurichten," meinte einer der Veranstalter. Es fällt auf, dass sich aus dem Bereich kirchlicher Einrichtungen, aus dem Opus Dei (dazu gehören mehrere Mitglieder der Nationalen Medizinischen Akademie), aus den Pfarreien, aus Religiösen Gemeinschaften und unterschiedlichsten katholischen Gruppen viele mit dieser neuen Sicht von Bioethik verbinden. Es sieht so aus, als wüchse im Umkreis des Heiligtums eine Variante des Weltapostolatsverbandes. Die organische Sicht der Person ist das Gegenstück zu den verkürzten Sichtweisen von Bioethik, die angesichts der Verantwortung, eine Kultur des Lebens zu schaffen, letztlich alle zu kurz greifen. Es scheint, dass viele Gruppierungen im Raum der katholischen Kirche in der organischen Sicht der Person einen Weg der Hoffnung zur Evangelisierung der heutigen Kultur im Bereich der Bioethik sehen. Das beweisen beispielsweise die Schulen und Universitäten, die das Material der Bioethik-Tagungen im Unterricht einsetzen. Aus vielen Ländern kommen Zugriffe auf die Internetseite, http://www.familia.org.ar, wo die Texte aller bisher veranstalteten Dioehtik-Tagungen zu finden sind. Das Buch zur Rast-Patientenbeziehung (in spanisch) kostet 5,00 US$ und
ist erhältlich über:
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Last Update: 11.07.2003
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