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 published: 2003-05-27

Die Bereitschaft, sich verändernd einzubringen

Interview mit P. Lothar Penners, Bewegungsleiter der deutschen Schönstatt-Bewegung

SCHÖNSTATT, pos. Gut drei Monate nach dem Amtsantritt des neuen Bewegungsleiters, P. Dr. Lothar Penners, hat er im Interview mit PressOffice Schönstatt zu Entwicklungen in Schönstatt Stellung genommen und die in der näherer oder weiterer Zukunft anstehenden Projekte in den Zusammenhang dieser Entwicklungen gestellt: Frauenkongress, Familienkongress, Katholikentag in Ulm, Ökumenisches Treffen der Bewegungen in Stuttgart - und dann Weltjugendtag.

"Das, was auf die Dauer zu unserer "Stärke" werden kann, ist die Suche und Bereitschaft, aus dem Fundus unserer geistigen Welt, das heißt des geistigen Erbes unseres Vaters, gemeinsam mitgestaltend tätig zu werden in neuralgischen Feldern von Pastoral und Kultur."

 

Foto: POS, Brehm © 2003

 

POS: Was sind für Sie im Moment die interessantesten, überraschendsten, stärksten Entwicklungen oder Aufbrüche in Schönstatt?

Zunächst: Sie fragen nach interessantesten, überraschendsten etc., das heißt sie gebrauchen den Superlativ. Ich will mal so sagen:

Eine ausgesprochen interessante Entwicklung

Eine ausgesprochen interessante Entwicklung, um mit dem von Ihnen zunächst Genannten zu beginnen, wobei jetzt "interessant" nicht in einem vordergründigen Sinn gemeint ist, rechne ich, vielleicht für Sie etwas überraschend, die Arbeit des Press Office. Und zwar nicht zunächst in dem Sinn, was man landläufig mit Öffentlichkeitsarbeit bezeichnet. Ich meine da vor allem den Informationsfluss und damit die Bedeutung des Press Office für den Lebensstrom Schönstatts. Daran arbeiten auf ihre Weise selbstverständlich auch unsere Verlage und Zeitschriften. Da ist also immer schon etwas geschehen in den vergangenen Jahrzehnten. Aber durch die Schnelligkeit der neuen Medien und die Tatsache, dass ein internationales Kommunikationsnetz zu Stande gekommen ist, hat sich der Lebensaustausch in unserer Schönstattfamilie weltweit erheblich intensiviert, was sonst in den "Provinzen" bleiben würde. Ich sage das nicht, um eine bestimmte Instanz an die Spitze zu stellen, sondern weil Sie mich nach dem Interessanten zunächst gefragt haben.

 

"Durch die Schnelligkeit der neuen Medien und die Tatsache, dass ein internationales Kommunikationsnetz zu Stande gekommen ist, hat sich der Lebensaustausch in unserer Schönstattfamilie weltweit erheblich intensiviert."

 

Foto: POS, Brehm © 2003

 

Die überraschendste Entwicklung

Sie fragen mich nach dem Überraschendsten: Hier denke ich ohne zu zögern an die in den letzten Jahren zu Stande gekommenen Treffen und Kontakte mit anderen kirchlichen Bewegungen und zwar bis in die Ökumene hinein, für uns als Schönstattfamilie sichtbar seit dem Besuch von Chiara Lubich und Andrea Riccardi im Juni 1999, wenige Tage nach den Jubiläumsfeiern zum 31. Mai in Bellavista und weltweit, mit dem erfolgten Bundesschluss der beiden Gründer mit Vertretern unserer Familie. Wenn man bedenkt, wie sehr die einzelnen Bewegungen bis Pfingsten 1998 (dem Aufruf des Papstes zu reifer Kommunikation und gemeinsamem Einsatz in der Evangelisierung) ihren Weg gegangen sind, zumal Schönstatt und noch einmal unsere Bewegung in Deutschland, dann gehört die gesamte Entwicklung zu den "Überraschungen", die speziell auf das "Konto" des Heiligen Geistes gehen. Hier mögen sich auch Wege abzeichnen, die eines Tages zur Zielsetzung des Apostolischen Weltverbandes führen können, eine Zielsetzung, von der in Schönstatt ja niemand so recht wusste, wie sie eigentlich anzugehen sei.

 

"Unsere Schönstattjugend erlebt, gerade auch im Umkreis der Weltjugendtage, dass es so etwas gibt wie einen Lebensstrom der jungen Kirche, in dem die kirchlich gebundene Jugend miteinander kommuniziert."

 

Foto: POS, Brehm © 2003

 

Was auf die Dauer unsere Stärke werden kann

Die stärkste Entwicklung im Raum Schönstatts auszumachen, ist nicht ganz einfach. Ich würde so sagen: Das, was noch nicht stark ist, aber auf die Dauer zu unserer "Stärke" werden kann, ist die in verschiedenen Säulen aufbrechende Suche und Bereitschaft, aus dem Fundus unserer geistigen Welt, das heißt des geistigen Erbes unseres Vaters, gemeinsam mitgestaltend tätig zu werden in neuralgischen Feldern von Pastoral und Kultur: Ich denke da an die Frauensäule, ihre Kongresse und die Tage der Frau; an die Spurensuche und die Pastoralkongresse der Priestergemeinschaften (einschließlich der Laien im pastoralen Dienst); an die Familienbewegung und deren Projekte (Akademien; Familienseminare etc.).

Natürlich sind wir immer apostolisch eingestellt gewesen und haben uns stets bemüht, die prophetische Orientierung Pater Kentenichs in dieser Umbruchszeit auch weiterzugeben. Vergleichsweise neu, wenn auch nicht absolut neu, scheint mir jedoch zu sein, uns gestalterisch und originell einzubringen. Es wächst da offensichtlich die Bereitschaft, sich verändernd einzubringen.

 

Um heute das Schicksal der Welt wesentlich zu beeinflussen, brauchen wir Klarheit über unser Charisma, unsere Begabung als Frau (Einladungstext).

 
 

"Familien mit Profil für Europa" ist das Thema des Familienkongresses

 

 

 

 

POS: Was erwarten Sie vom Frauenkongress, vom Familienkongress? Was kommt danach?

Sie fragen, was nach dem Frauenkongress und dem Familienkongress kommt. Nun, das muss sich zeigen. Man wird sicher Bilanz ziehen und fragen, welche Impulse sich bündeln lassen. Nach "unseren" beiden Kongressen hier am Ort Schönstatt kommt der Katholikentag in Ulm und die Veranstaltung "Europa eine Seele geben" in Stuttgart. Eine der Fragen wird sein, inwieweit das auf den Kongressen hier in Schönstatt Gesehene und Zusammengetragene impulshaft weitergegeben werden kann – nicht nur hinein in Großveranstaltungen über unseren Rahmen hinaus, sondern wie es überhaupt weiter wirksam werden kann.

POS: Was bedeutet für Sie der Weltjugendtag 2005, der etwa 100 km entfernt von Vallendar stattfinden wird?

Da geht mir nach, was unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Übergabe des Weltjugendtagskreuzes von den Kanadiern an die deutsche Delegation berichtet haben. Die Kanadier, so hören wir, haben das Kreuz übergeben mit einer ganz großen Dankbarkeit für das, was der Weltjugendtag für die Kirche und für Kanada bedeutet hat. Ich wünsche mir vor allem, dass wir alle in Schönstatt, als Kirche und als gastgebendes Land den Weltjugendtag als große Chance begreifen. Dass die Jugend der Welt bei uns einkehrt, kann ein großes Geschenk sein für ein im Großen und Ganzen recht betagtes Land und eine Kirche, die den Kontakt mit der jungen Generation weiß Gott gebrauchen kann.

Als deutsche Schönstattfamilie wünschen wir uns natürlich besonders, dass viele Jugendliche aus der ganzen Welt bei dieser Gelegenheit das Ursprungsland Schönstatts besuchen, dass wir sie am Ursprungsort aufnehmen können und dass ein Rahmenprogramm zu Stande kommt, das für sie zu einem tiefen Erlebnis wird, ähnlich wie die Begegnungen in Köln.

POS: Ausgehend von den Erfahrungen zum Weltjugendtag - Haben Sie den Eindruck, dass sich etwas wandelt im Verständnis unserer Liebe zur Kirche, im Verstehen des "Dilexit Ecclesiam"?

Sie fragen, ob das Dilexit Ecclesiam dabei ist, sich zu wandeln.

Antwort: Ich glaube, was Sie beobachten, entwickelt sich nach der Richtung: das Dilexit Ecclesiam, das wir auf dem Sarkophag Pater Kentenichs lesen, erinnerte nicht Wenige in der Schönstattbewegung an die Prüfungszeit von Gründer und Gründung. Man hatte ein Ja dazu gesagt, eben aus Liebe zur Kirche. Ich denke, es ist richtig, da entsteht ein anderes Lebensgefühl. Unsere Schönstattjugend erlebt, gerade auch im Umkreis der Weltjugendtage, dass es so etwas gibt wie einen Lebensstrom der jungen Kirche, in dem die kirchlich gebundene Jugend miteinander kommuniziert.

Im Feld der kirchlichen Bewegungen ist es ähnlich. Insgesamt ist es schön zu beobachten und dankbar zu registrieren: das Kirchenbild der Communio, die Kirche als reales Bild des dreifaltigen Lebens beginnt zu greifen und das kirchliche Leben zu färben. Jede einzelne Person und die verschiedenen Gemeinschaften und Bewegungen sind eingeladen, ihre originelle Berufung und Sendung zu leben und einzubringen.

Hinzu kommt insgesamt sicher auch, was wir oben bereits berührt haben: ein stärkerer Impuls, nicht nur mitzuleben, sondern auch mitzugestalten. Gerade unsere Jugendgliederungen erfahren, dass man ihren Beitrag erwartet und auf sie setzt. Das beflügelt natürlich und setzt Kräfte frei zum Mitleben und zur Kommunikation.

 

Vertreter Schönstatts arbeiten bereits intensiv mit an der Vorbereitung des Weltjugendtages in Köln 2005

 

 

 

POS: Was erwarten Sie persönlich vom Weltjugendtag für Schönstatt, von Schönstatt?

Noch einmal zum Weltjugendtag: Am meisten wünsche ich mir zunächst, wie schon angedeutet, dass man das Interesse am Weltjugendtag nicht delegiert an die Jugendgliederungen und ihre Verantwortlichen. Für die Schönstattbewegung des gastgebenden Landes müsste der Weltjugendtag ihr gemeinsames Projekt sein. Das wird hier und da auch deutlich, etwa in der Bereitschaft der hier am Ort ansässigen Gemeinschaften: Sie stellen gerne ihre Häuser soweit das geht zur Verfügung. Die Frage des finanziellen Mittragens wird sich in zunehmendem Maße auch stellen. (Vgl. bereits eingerichtetes Sonderkonto "Weltjugendtag" Nr. 4016697 bei der Sparkasse Koblenz, BLZ 570, 501 20, Verein Schönstatt-Zentrale, Vallendar)

Vor allen Dingen aber brauchen wir alle Offenheit und einen überdurchschnittlichen Einsatz im Gebet und in Beiträgen zum Gnadenkapital, damit der Weltjugendtag kirchlich und schönstättisch die möglichen Früchte trägt.

Das Interview führte M. Kornelia Fischer.

Der Frauenkongress

findet vom 3. -5. Oktober 2003 in Schönstatt statt. Thema: "Dein Charisma für eine menschenwürdige Zukunft". Mehr: http://schoenstattbewegung-frauen-und-muetter.de; ml@schoenstattbewegung-frauen-und-muetter.de

Der Familienkongress

steht unter dem Thema: Familien mit Profil für Europa, und findet statt vom 28. April - 2. Mai 2004. Am 2. Mai 2004 schließt er mit einem großen Europäischen Familientag.

Info:



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