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 published: 2003-05-08

Einheit in versöhnter Vielfalt

Philosophisch-theologische Hochschule Vallendar: Verleihung der Ehrendoktorwürde an Walter Kardinal Kasper, Rom - Perspektiven ökumenischer Theologie

En la universidad de los Palottinos en Vallendar: Manfred Kock, presidente de la Iglesia Luterana en Alemania, Cardenal Walter Kasper, Cardenal Karl Lehmann

In the university of the Pallottines in Vallendar: Manfred Kock, President of the Lutheran Church, Germany, Cardinal Walter Kasper, Cardinal Karl Lehmann.

In der Theologischen Hochschule der Pallottiner bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde: Manfred Kock, Präses a.D. der Evangelischen Kirche Deutschland, Kardinal Walter Kasper, Kardinal Karl Lehmann.

 
 

Cardenal Walter Kasper, Doctor honoris causa

Cardinal Walter Kasper, Doctor honoris causa

Kardinal Walter Kasper, Ehrendoktor der Hochschule

 
 

Charlando con el Cardenal Karl Lehmann: Obispo Karekin Bekdjian

Talking with Cardinal Lehmann: Bishop Karekin Bekdjian

Im Gespräch mit Kardinal Lehmann: Bischof Karekin Bekdjian

 
 

Mons. Hermann-Josef Spittal

Bishop Hermann-Josef Spittal

Alt-Bischof Hermann-Josef Spittal

 
 

Rector P. Dr. Paul Rheinbay SAC

Rector Fr. Dr. Paul Rheinbay SAC

Rektor P. Dr. Paul Rheinbay SAC

 
 

Aula

Hall

Aula

 

Laudatio: Cardenal Karl Lehmann

Laudatio: Cardinal Karl Lehmann

Laudatio: Kardinal Karl Lehmann

 
 

Entrega del documento

Presentation of the document

Übergabe der Urkunde

 
 

Charla: Cardenal Walter Kasper

Talk: Kardinal Walter Kasper

Vortrag: Kardinal Walter Kasper

 
 

Música

Music piece

Musikstück

 
 

Manfred Kock: saludo

Manfred Kock: message of greetings

Manfred Kock: Grußwort

 
 

Saludo por parte de los discípulos: Prof. Gisbert Greshake

Message of greetings in the name of the pupils: Prof. Gisbert Greshake

Grußadresse im Namen des Schülerkreises: Prof. Gisbert Greshake

 
 

P. Michael Marmann con el Cardenal

Fr. Michael Marmann with the Cardinal

P. Michael Marmann mit dem Kardinal

 
 

Misa en la iglesia parroquial en Vallendar

Mass in the Vallendar parish church

Messe in der Pfarrkirche Vallendar

 
 

Concelebrantes

Concelebrants

Konzelebranten

 

Fotos: POS, Brehm © 2003

 

SCHOENSTATT, mkf. Perspektiven ökumenischer Theologie zeigte Kardinal Walter Kasper, Rom, Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, in seinem Vortrag aus Anlass der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Pallottiner in Vallendar aufgezeigt. Die Laudatio beim Festakt am 10. Mai hielt Kardinal Karl Lehmann, Mainz.

Es war ein großes Ereignis für die Theologische Hochschule der Pallottiner, das auf die Ortskirche, das Land und die "benachbarten Hügel", wie Rektor Professor Dr. Paul Rheinbay in Blick auf Schönstatt sagte, abfärbte. Präses i.R. Manfred Kock und hochrangige Vertreter der Evangelischen Kirche, Altbischof Hermann-Josef Spittal von Trier, Bischof Kamphaus von Limburg, Bischof Scheele von Würzburg und Bischof Karekin Bekdjian, Primas der Armenisch-Apostolischen Kirche in Deutschland, waren der Einladung zum Festakt gefolgt,  ebenso wie hochrangige Vertreter von  Orden und Geistlichen Gemeinschaften, sowie der Landes- und Regionalpolitik. Als Vertreter der Schönstattbewegung konnte Rektor P. Rheinbay den Vorsitzenden des Generalpräsidiums, P. Dr. Michael Marmann, sowie Monsignore Dr. Peter Wolf (Generalrektor des Instituts der Diözesanpriester) und Dr. Inge Birk (Generaloberin der Frauen von Schönstatt) begrüßen. In der gut gefüllten großen Aula der Hochschule fand der Festakt stand, der unter der Leitung von Jörg A. Gattwinkel musikalisch umrahmt wurde.

Kirchlichkeit, Wissenschaftlichkeit und Zeitoffenheit als Maß

Die Dreiheit von Kirchlichkeit, Wissenschaftlichkeit und Zeitoffenheit habe Kardinal Kasper, der in diesem Jahr 70  Jahre alt geworden ist,  immer wieder als Maß genannt, nach dem er Theologie treiben und an dem er gemessen werden wolle, so Kardinal Karl Lehmann in seiner Laudatio, der einen gestrafften Überblick über die wissenschaftliche Laufbahn Kardinal Kaspers gab, wobei er die "lebendige Tradition und die denkerische Vermittlung" als die beiden großen Themen nannte, die Kasper bestimmten und die er beeinflusste, die aber auch "die reflexive Kraft des systematischen Theologen Walter Kasper" ausmachten, "die jedoch stets auch von der geschichtlichen Substanz des Glaubens her genährt wird und lebt."

Die Kirchlichkeit eines Theologen, so Lehmann, zeige sich darin, "dass er sich bei aller Selbständigkeit in den Überlieferungs- und Zeugnischarakter von Theologie und Kirche hineinstellt und hineinbegibt." Seine Wissenschaftlichkeit zeige sich darin, dass Walter Kasper "sich intensiv den methodischen Grundfragen der Dogmatik zuwandte, aber dies immer streng unter einem inhaltlichen und einem mehr formalen Gesichtspunkt".

Seine Offenheit zeige sich darin, dass er "sich von Anfang an mit der geistigen und gesellschaftlichen Gegenwart im Licht des Glaubens" auseinandergesetzt habe.

Die Ökumene, so Lehmann, sei nicht später dazugekommen; Ansätze fänden sich bereits früh in seinen wissenschaftlichen Arbeiten.  Schon vor seiner Berufung zum Sekretär (1999) und Präsidenten (2001) des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen habe er "in der Sorge um die Ökumene so etwas wie einen roten Faden oder eine durchlaufende Perspektive gesehen."

"In seinem jahrzehntelangen Einsatz für die Ökumene, besonders in der Leitung des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen," so Rektor Rheinbay, habe sich Kardinal Kasper "als profunder Kenner der kirchlichen Kontroversfragen und als sensibel engagierter Vermittler zwischen den Konfessionen" erwiesen.  Mit großer Freude überreichte dann, begleitet vom Blitzlichtgewitter der zahlreich vertretenen Pressefotografen, Pater Rheinbay dem Kardinal die Urkunde zur Verleihung der Ehrendoktorwürde.

Ökumene als die christliche Antwort auf die Globalisierung

In einer Zeit, welche "durch den Begriff der Globalisierung gekennzeichnet ist, in der die Menschheit im Guten wie im Bösen immer mehr zu einer großen Schicksalsgemeinschaft zusammenrückt, ist Ökumene die christliche Antwort auf die Zeichen der Zeit. In dieser Situation gibt es zur Ökumene keine realistische Alternative," so Kardinal Kasper in seinem Vortrag, in dem er die gegenwärtige ökumenische Situation als den Sommer des Reifens und Wachsens nach dem Frühling im Gefolge des Konzils charakterisierte. Eisheilige und vereinzelte Gewitter gehörten zum Sommer ebenso wie die Tatsache, dass man die Früchte noch nicht ernten könne. Die ökumenische Bewegung gehöre zu den wenigen Lichtblicken in einem sonst blutigen und düsteren 20. Jahrhundert, so Kasper, und wies auf einen grundlegenden Wandel im Lebensgefühl hin: "Die getrennten Christen betrachten sich heute im allgemeinen nicht mehr als Feinde, als Fremde oder Konkurrenten, sie sind sich nicht mehr gleichgültig, sondern verstehen und erfahren sich als Brüder und Schwestern, die auf einem gemeinsamen ökumenischen Weg sind; sie arbeiten, leben und beten zusammen, und sie geben gemeinsam Zeugnis von ihrem Glauben. Sie haben erfahren: Das was sie eint ist weit mehr als das sie leider immer noch trennt."

Als Antwort  auf die Frage nach den Gründen für ein gewisses Stocken des ökumenischen Prozesses nannte Kardinal Kasper unter anderem die neu aufgebrochene Frage nach der Identität, die in einer von Globalisierung gekennzeichneten Welt wie in ganzen Kulturen, ethnischen Gruppen und Religionen auch in den Konfessionen aufgebrochen sei, hier ausgelöst durch "einen interkonfessionellen Pluralismus", durch "billigen" Ökumenismus "auf dem niedrigsten gemeinsamen Nenner". "Falsch verstanden kann die Identitätsfrage zu Fundamentalismus und zu einem neuen Konfessionalismus führen," erklärte er. "Richtig verstanden ist sie konstitutiv nicht nur für jeden Einzelnen und seine je einmalige Würde, sondern auch für die Kirchen und die Ökumene. Nur Partner, welche ihre je eigene Identität haben und zu ihr stehen, können in einen fruchtbaren Dialog eintreten."

Ökumenische Osterweiterung

Kardinal Kaspers  grundlegenden Bemerkungen zur Theologie des ökumenischen Dialogs  machten  deutlich, dass Ökumene "nicht ein diplomatisches Geschäft oder ein rein akademischer Austausch" ist, "sondern ein geistlicher Prozess. Die geistliche Ökumene ist darum das Herz, die Seele und der Motor der Ökumene. Einheit kann man nicht machen, so der Kardinal, Einheit ist ein Geschenk des Geistes, ein neues Pfingsten.

Ökumene dürfe sich nicht nur auf den protestantisch-katholischen Dialog reduzieren, wie es in Deutschland häufig geschehe, machte er deutlich. Die Reformation des 16. Jahrhunderts habe ihre Wurzeln auch in einseitigen Entwicklungen, die durch die Trennung von der Ostkirche mitverursacht waren. "Wir werden die Probleme der westlichen Kirchenspaltung darum nur lösen können, wenn wir eine einseitig westorientierte ökumenische Theologie überwinden und zu einer ökumenischen 'Osterweiterung' kommen," sagte er. Naben der orthodoxen Kirchen gehe es dabei um die altorientalischen Kirchen, die sich im 4. und 5.Jahrhundert von der damaligen Reichskirche getrennt haben. Während der Dialog mit den altorientalischen Kirchen auf einem sehr guten Weg sei, sei die Begegnung mit der orthodoxen Kirche durch kulturelle,  mentalitätsmäßige und politische Unterschiede belastet.

"So wie wir uns Jahrhunderte lang auseinander gelebt haben, müssen wir uns in einem längeren Prozess wieder zusammenleben," meinte Kardinal Kasper. "Die Zeichen dafür stehen gut."

Über die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" (1999) als Meilenstein und die offen bleibenden  Frage der Kirche und damit des Ämter- und Eucharistieverständnisses, zeigte Kardinal Kasper auf, dass vieles noch schmerzlich als trennend bleibt, dass aber auch schon vieles gemeinsam möglich ist. "Für den bevorstehenden Kirchentag gilt: Die Welt braucht nicht unsere vereinigten Frustrationen, davon hat sie selbst genug, sie braucht und erwartet unser gemeinsames Zeugnis von der frohen und befreienden Botschaft. Nur so können wir der Welt ein Segen sein."

Ökumenische Perspektive: Communio

Die ökumenischen Konsens- und Konvergenzdokumente der letzten 40 Jahre, so Kasper, kreisten alle um den Begriff der 'communio', die entsteht durch Teilhabe an gemeinsamen Gütern des Heils, durch Teilhabe am einen Evangelium, am einen Geist, am einen Herrn Jesus Christus, am Leben des dreieinen Gottes. Communio-Einheit ist darum Einheit in der Vielfalt. In der Rechtfertigungslehre sei eine "Einheit in versöhnter Vielfalt" gelungen; in der Ekklesiologie und im Ämterverständnis, so Kasper eindeutig, stehe eine solche versöhnte Vielheit noch aus. "Durch Kommunikation, gegenseitigen Austausch, gegenseitige Bereicherung, und Durchdringunge der vielfältigen Geistesgaben gilt es einer vollen Communio-Einheit entgegen zu arbeiten."

"Ein Zeichen für Ihre ökumenische Sensibilität"

Zu einem Zeugnis von Ökumene in ihrer spirituellen Dimension wurde das Grußwort des Vorsitzendes den Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Manfred Kock, der Kardinal Kasper als Brückenbauer und Vermittler und als Mensch bedeutsamer Gesten zeichnete. Dabei hob er hervor, dass Kardinal Kasper Anfang Februar den evangelischen Pfarrer Paul Schneider als Märtyrer des 20. Jahrhunderts geehrte habe; dies sei ein Zeichen seiner ökumenischen Sensibilität. Das ökumenische Gespräch, so Kock, lebe davon, dass man Unterschiede wahrhaftig benenne und kontrovers-theologische Sachfragen mit großem Ernst kläre, aber das entscheidende Kennzeichen der Ökumene sei der Respekt vor dem Gegenüber. Klarheit nach innen und Klarheit nach außen seien unerlässliche Bedingungen ökumenischen Handelns, auch wenn bei Klärungsprozessen "scharfe Kanten" hervortreten würden. "So wünsche ich mir ökumenische Partnerschaft: klar und würdigend zugleich!", und schloss mit den Worten: "Wir sind Gott dankbar, dass Sie uns als ökumenischer Brückenbauer geschenkt sind!"

Für den Schülerkreis Kardinal Kaspers, der unter der Initiative von P. George Augustin SAC, das Anliegen der Ehrendoktorwürde für Kardinal Kasper auf den Weg gebracht hatte, sprach abschließend Professor Gisbert Greshake. Der Schülerkreis hatte sich  anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde an diesem Wochenende mit Kardinal Kasper in Vallendar getroffen. Professor Greshake würdigte "die außerordentlich gute, herzliche Atmosphäre im Doktorandenkreis" und charakterisierte das Wirken Kardinal Kaspers als Hochschullehrer mit den Worten "Mitte" und "Kirchlichkeit". In einer Rezension der Neuauflage des LthK (Lexikon für Theologie und Kirche) sei darauf hingewiesen worden, dass die systematischen Artikel eine gewisse einheitliche innere Linie hätten; sie seien "von Kasper-Schülern" verfasst. Für diese "Kasper-Schule" gebe es allen Grund, zu danken!

Festgottesdienst in Vallendar

In der Pfarrkirche Vallendar schloss sich ein festlicher Gottesdienst an, der vom Kirchenchor der Pfarrei St. Marzellinus und Petrus unter der Leitung von Wilhelm Steinebach gestaltet wurde.

Am Sonntag Nachmittag erhielt Kardinal Kasper noch eine kurze, ganz private Schönstattführung.

 



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