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 published: 2003-04-04

Eine Kultur des Friedens schaffen

Krieg im Irak und "der Friede Jesu": Treffen des Päpstlichen Rates für die Laien mit Vertretern von zwölf Bewegungen und Neuen Gemeinschaften

Monseñor Rylko, Secretario del Pontificio Consejo para Laicos, en la foto con Chiara Lubich, fundatora del Movimiento Focolar

Bishop Rylko, Secretary of the Ponticial Council for the Laity, in the photo with Chiara Lubich, foundress of the Focolar Movement

Bischof Rylko, Sekretär des Päpstlichen Laienrates, im Foto mit Chiara Lubich, der Gründerind er Fokolarbewegung

Foto: www.focolare.org © 2003

 
 

La construcción de la paz ... también desde los Santuarios de Schoenstatt: Santuario Cor Ecclesiae, Roma

Working for peace... also from the Schoenstatt Shrines: Cor Ecclesiae Shrine, Rome

Frieden schaffen ... auch von den Schönstattheiligtümern aus: Cor Ecclesiae-Heiligtum in Rom

 
 

Mons. Cardenal James Stafford, Prefecto del Pontificio Consejo para Laicos

Cardinal James Stafford, Prefect of the Pontificial Council of the Laity

Kardinal James Stafford, Präfekt des Päpstlichen Laienrates

Foto: Archiv © 2003

 
   

ROM, P. Alberto Eronti. Der Päpstliche Rat für die Laien lud Vertreter von 12 Bewegungen und Geistlichen Gemeinschaften zu seinem jährlichen Treffen am 29.März ein. Schwester Lisianne Braunbeck und Pater Alberto Eronti, beide Rom, vertraten die Schönstattbewegung. Das Treffen wurde geleitet vom Präfekten des Laienrates, Kardinal James F. Stafford, Erzbischof Stanislaw Rylko, Sekretär, und Prof. Guzman Carriquiry, einem Laien aus Uruguay, Untersekretär des Laienrates.

Der Kardinal zeigte bei der Begrüßung den großen Rahmen auf, in dem das Treffen stand: "Die Kirche muss voranschreiten auf dem Weg der Comunio, der Gemeinsamkeit und Einheit. Die Bewegungen und Neuen Gemeinschaften müssen auf diesem Weg, den der Heilige Vater eingeschlagen hat, vorangehen. Wir haben Sie gerufen, um Sie noch mehr auf die Sendung der Kirche in diesem entscheidenden historischen Augenblick zu verpflichten. Sie haben das Charisma der Gemeinsamkeit, bringen Sie es ein! Heute bedeutet für Gemeinsamkeit und Einheit wirken, Frieden schaffen, den Frieden Jesu. Der Friede des Evangeliums hat ein Gesicht, und das ist Jesus Christus. Die Kamikazen verhüllen ihr Gesicht, sie sind das Gesicht der Abwesenheit von Frieden, das Gesicht des Nichts. Wir sind gerufen, den Frieden zu offenbaren, der durch Menschlichkeit, Würde und Ehrfurcht siegt - den Frieden Jesu."

Frieden schaffen in Zeiten von Krieg

Nach der Einleitung des Kardinals folgte ein Vortrag von Erzbischof Jean Louis Tauran, dem "Außenminister" des Vatikan. Er begann mit einem Zitat aus dem Epheserbrief: "Christus ist unser Friede" (Eph 2,14). Er entfaltete unter dem Thema "Frieden schaffen in Zeiten von Krieg" zwei zentrale Punkte: Pädagogik des Friedens und Strategie des Friedens.

Unter dem ersten Punkt nannte er die "Orte", wo die Voraussetzungen für Frieden erlernt werden: Familie, Schule, Arbeitsplatz, mitmenschliche Beziehungen. Kernvoraussetzungen sind Liebe, Würde, Ehrfurcht, Verstehen, Verzeihen und die ständige Bekehrung des Herzen. Das Herz, so sagte er, ist die "Tiefe", in der wir Frieden schaffen müssen, denn vor dort kommen alles Gute und Böse des Menschen (Mt 15,19).

Hier sprach er Themen an, die ganz die Themen unseres Vaters und Gründers sind: die Würde jedes Menschen, die Ehrfurcht vor jedem Menschen, die radikale Option für den Menschen im Namen Gottes. Darum, fügte er bei, stehen wir vor der Herausforderung, eine neue Sozialordnung zu schaffen, eine neue Weltordnung. Aber diese neue Ordnung bracht eine Wiege, braucht ein Dach über dem Kopf, und das ist die Familie. Seien Sie Pädagogen des Frieden, bat er - was dasselbe ist wie Pädagogen der Liebe, der größten Liebe zu sein.

Strategie des Friedens

In Bezug auf die Strategie des Friedens betonte er, dass der Vatikan ein neues Vokabular geschaffen hat, das Ideen und Werte des menschlichen Zusammenlebens, der Ordnung und des Friedens klärt, konkret:

  1. Das Primat der menschlichen Person über Staat und Gesellschaft. Die Sicherung der Menschenrechte wie Recht auf Leben, Gerechtigkeit, Ausbildung und Arbeit.
  2. Klärung des Kriegsbegriffs und der Typologie der Kriege. In diesem Zusammenhang hat der Vatikanstaat mit wachsendem Einsatz den Atomwaffensperrvertrag und das Verbot chemischer Kampfstoffe unterstützt.
  3. Er erinnerte an die vier Säulen des Friedens: Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit.
  4. Achtung des Internationalen Rechts und des Dialogs, was die Vorherrschaft der Starken über die Schwachen verhindert.
  5. Die Lebensfähigkeit eines technischen Werkzeugs: der Diplomatie. Auf diesem Weg verteidigt der Papst das Recht aller Menschen und jedes Menschen. Darum ist der Vatikan in den Internationalen Organisationen vertreten, in der UNO, der EU, der FAO, der UNESCO. "Wir sind da nicht, weil es uns Spaß macht, sondern wegen einer Sendung," bekräftigte er.
  6. Die Notwendigkeit einer Internationalen Ethik; Einzel- und Gemeinwohl brauchen nicht als Gegensätze betrachtet werden. Es geht um ein moralisches Prinzip.
  7. Die Herausforderung besteht darin, eine Kultur des Friedens zu schaffen. Es muss zur festen Überzeugung werden, dass Gewalt nur wieder Gewalt erzeugt, und dass der einzige Weg im Dialog besteht, der als Tor zum Verstehen und zur Gemeinsamkeit zu sehen ist.

Der Krieg im Irak ist kein Krieg der Religionen

Nach der Darstellungen antwortete Erzbischof Tauran auf eine Reihe von Fragen mit den folgenden Erklärungen:

* "Es handelt sich um eine klare Verletzung des Internationalen Rechts. Die Menschen und Völker, die sich für den Erhalt des Friedens ausgesprochen haben, sind nicht gehört worden; daher der Eindruck, der sich zur Sicherheit verfestigt hat: es handelt sich um einen ungerechten Krieg."

* Der Papst und seine Mitarbeitet bestehen mit aller Eindringlichkeit darauf, dass es sich nicht um einen Krieg der Religionen oder Kulturen handelt. Es gibt, so fügte er an, keinen Staatsführer der die arabischen und islamischen Rechte so verteidigt hat wie der Papst.

* Wir erleben das Fehlen echt christlicher Politiker. Die Mehrheit der Diplomaten, die zum Staatssekretariat (des Vatikan) kommen, sind "gute Menschen", aber es fehlt ihnen quasi vollkommen jede Spur von religiöser Überzeugung und Bildung. Wir als Kirche müssen mit Schmerz und Klarheit zugleich wahrnehmen, dass wir nicht auf der Höhe der Zeit waren und sind in Blick auf Bildung und Katechese, besonders nicht in Blick auf die Bildung von Führerpersönlichkeiten; so müssen wir heute erleben, was für eine enorme Leere sich auf dieser Ebene ausgebreitet hat.

Die Kirche, Expertin auf dem Gebiet der Menschlichkeit

Erzbischof Rylko eröffnete den sich anschließenden Austausch mit folgenden Worten; "Erinnern wir uns daran, dass die Kirche 'Spezialistin' ist auf dem Gebiet der Menschlichkeit und dass sie, deshalb, 'Samariter' der Menschlichkeit sein muss." Um mich nicht unnötig zu verbreiten, nenne ich nur einige Beiträge, die unabhängig von dem, was möglicherweise von dieser Begegnung später schriftlich zur Verfügung stehen wird, uns zum Nachdenken und Reagieren anregen sollten.

  • Es herrschen Hysterie und Machtarroganz. Die wirtschaftliche Macht diktiert das politische Handeln. Die Initiative zur Gewaltanwendung ist der Ausschließlichkeit staatlicher Macht entglitten; heute gibt es Leute, die quasi berufsmäßig Krieg führen. Im Prinzip kann heute "jeder einen Krieg anfangen".
  • Was uns in Blick auf Kultur und geographischen Ort angeht, müssen wir vom "Problem des Abendlands" sprechen, konkret, von der Untreue des Abendlandes zu seinen Wurzeln; das Abendland als Kultur hat seine Kraft verloren und ist dabei aggressiv geworden, und das hat die Aggressivität des Islam hervorgerufen, der sich als überrollte Kultur erlebt.
  • Das Abendland hat Fundamentalismen erst möglich gemacht; nicht nur der Islam, auch der Hinduismus sind auf diesem Weg.
  • Krieg ist immer eine Niederlage der Menschlichkeit und des Christentums. Es gibt im Moment einen starken Aufbruch neo-protestantischen Messianismus. Man kann aber nicht von Frieden reden und dabei keinen Stein auf dem anderen lassen.
  • Wir müssen unser Verständnis von Frieden bekräftigen. Das Abendland kann nicht vom Frieden sprechen ohne vom Evangelium zu sprechen. Darum weist der Papst den Weg zu einem neuen Abendland, umfassend, multipolar und geeint im Evangelium. Darum ist die Geteiltheit der Christen ein großes Leid und eine Schwächung angesichts der von Jesus Christus übertragenen Sendung.
  • Der Papst entfaltet und lehrt als Meister der Wahrheit die korrekte Sprache des Friedens, nämlich die Sprache des Evangeliusm. Die Radikalität und der Einsatz des Papstes geben uns den Fixpunkt für unsere Arbeit für den Frieden. Johannes Paul II. gibt sein Leben für den Frieden.
  • Wir können die Bitte des Papstes nicht vergessen, wie die Kirche "Frieden schaffen" kann: es geht um das Gebet, es geht darum, "mit Maria, der Mutter Jesu" zu sein, im Gebet, und um Frieden zu bitten. In der Ohnmacht wenden wir uns an Maria, die Erzieherin des Evangeliums, die Erzieherin zum Frieden. Mit ihr können wir uns dem Auftrag stellen, eine neue Pädagogik zu schaffen und damit in unseren eigenen Bewegungen zu beginnen, in der Arbeit für die Familien, in den Bildungszentren...

Eine neue Sprache des Friedens

Nach dem langen und intensiven Austausch fügte Erzbischof Rylko an: "Der Krieg im Irak ist ein neuer Krieg, nicht wegen der angewandten Mittel, sondern weil dahinter ein Kulturprogramm steht, es geht um eine Sicht der Welt und des Menschen. Der Krieg wird nämlich dargestellt als ein kleineres Übel, das nötig ist, um einen größeren Feind zu besiegen. Diese Mentalität definiert Frieden als die Zerstörung von etwas oder jemandem, um eine neue Ordnung aufzuzwingen. Dabei scheint sich niemand zu fragen, ob diese neue Ordnung mit der Kultur der betreffenden Völker und Nationen zusammenpasst, zum Beispiel, ob die westliche Demokratie für arabische Mentalität und Kultur richtig ist? Man kann nicht per Dekret oder durch Gewalt demokratisieren! Wir müssen eine neue Sprache des Friedens und für den Frieden bringen. Worin unterscheiden wir uns von einem Pazifisten? Darin, dass wir Frieden schaffen, Frieden anbieten. Wir bieten die Person und das Gesicht des Friedens - Jesus Christus.

Die "hierarchische Kirche" braucht mehr denn je die "Charismatische Kirche"

Am Schluss machte Kardinal Stafford einige richtungsweisende Bemerkungen:

* Wie geht ein Kind der Kirche mit Macht um? Wenn Macht nicht Dienst wird, wird sie Gewalt und erzeugt Würdelosigkeit.

* Krieg bringt uns dazu, uns von den anderen zu losen, wir reißen sie gleichsam aus unserem Herzen, unserem Gefühl, unserem Willen.

* Der Sieg über den Krieg ist die Liebe, Liebe nach dem Beispiel Jesu, Liebe bis zum Äußersten. Nur die Liebe öffnet das Herz, um den anderen aufzunehmen, nur die Liebe bringt uns dazu, mit und dem und den anderen zu sein. Nur die Liebe gibt uns die Möglichkeit, Abbild der Dreifaltigkeit zu sein, das heißt das zu sein, wozu wir sind berufen sind.

* Lebt das im Innern eurer Bewegungen und schenkt es der ganzen Kirche und der Welt.

*Ich glaube sagen zu dürfen, dass heute die "hierarchische Kirche" mehr dann je die "charismatische Kirche" braucht; lebt eure Charismen und nehmt in Fülle teil an der Sendung der Kirche!

Initiativen des Laienrates

Prof. Guzman Carriquiry berichtete von drei Initiativen des Päpstlichen Rates für die Laien für die Zukunft:

  • "Kongress katholischer Laien der Länder des Ostens". Er wird vom 8. - 12. Oktober in Kiew, Ukraine, stattfinden. Den Bewegungen und Neuen Gemeinschaften, die dort präsent sind, wird jede denkbare Unterstützung zugesagt.
  • "Weltforum der Jugendlichen" im Frühjahr 2004
  • Bildung einer "Reflexionsgruppe", die mit dem Laienrat zusammenarbeitet. Das erste Thema ist "Frauen", eine Reflexion über den Feminismus und den Beitrag der Kirche (Anfang 2004).

Erzbischof Rylko nannte dann noch das Thema der nächsten Tagung des Laienrates mot den Bewegungen und Neuen Gemeinschaften: "Die Verfassung eines neuen Europa und die Rolle der Christen darin".

Ein weiteres offenes Thema ist "Pfarrei". Die Mehrhit der Bewegungen und Neuen Gemeinschaften haben Aktivitäten in der Pfarrei, von daher die Frage: Wie können die Bewegungen und Neuen Gemeinschaften ihr spezifisches Charisma in die Pfarrfamilien einbringen?

In der Sprache Schönstatts...

Kurz und knapp: Viele der angesprochenen Themen nehmen im Denken und in den Zielen Pater Kentenichs einen bedeutenden Platz ein; das an diesem Tag erlebte ist Impuls, manchen Intuitionen unseres Vaters zu vertiefen und neu in den Blick zu nehmen für unsere Strategie heute und morgen. Ich nenne nur einige der Themen und übersetze sie in unsere Sprache: Die Sendung des Abendlandes. Das Konzept der Internationalen und der Weltapostolatsverband. Die Apostolische Liga und ihre Sendung in der Pfarrei. Die bevorzugten pastoralen Felder: Ehe, Familie, Erziehung. Der Wert der Erziehung zu den bleibenden Werten des Evangeliums: Liebe, Friede, Vergebung, Verstehen, Bekehrung... Der Ort der Spiritualität und deren Akzente am Beginn dieses Jahrtausends wurden deutlich in Themen wie: Jesus die Mitte, Evangelium des Vaters; Maria, Mutter und Lehrmeisterin der Kirche, Erzieherin zum Evangelium und zum Frieden; Gebet, Gemeinsamkeit, Einheit...



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