Eine Kultur des Friedens schaffenKrieg im Irak und "der Friede Jesu": Treffen des Päpstlichen Rates für die Laien mit Vertretern von zwölf Bewegungen und Neuen Gemeinschaften |
ROM, P. Alberto Eronti. Der Päpstliche Rat für die Laien lud Vertreter von 12 Bewegungen und Geistlichen Gemeinschaften zu seinem jährlichen Treffen am 29.März ein. Schwester Lisianne Braunbeck und Pater Alberto Eronti, beide Rom, vertraten die Schönstattbewegung. Das Treffen wurde geleitet vom Präfekten des Laienrates, Kardinal James F. Stafford, Erzbischof Stanislaw Rylko, Sekretär, und Prof. Guzman Carriquiry, einem Laien aus Uruguay, Untersekretär des Laienrates. Der Kardinal zeigte bei der Begrüßung den großen Rahmen auf, in dem das Treffen stand: "Die Kirche muss voranschreiten auf dem Weg der Comunio, der Gemeinsamkeit und Einheit. Die Bewegungen und Neuen Gemeinschaften müssen auf diesem Weg, den der Heilige Vater eingeschlagen hat, vorangehen. Wir haben Sie gerufen, um Sie noch mehr auf die Sendung der Kirche in diesem entscheidenden historischen Augenblick zu verpflichten. Sie haben das Charisma der Gemeinsamkeit, bringen Sie es ein! Heute bedeutet für Gemeinsamkeit und Einheit wirken, Frieden schaffen, den Frieden Jesu. Der Friede des Evangeliums hat ein Gesicht, und das ist Jesus Christus. Die Kamikazen verhüllen ihr Gesicht, sie sind das Gesicht der Abwesenheit von Frieden, das Gesicht des Nichts. Wir sind gerufen, den Frieden zu offenbaren, der durch Menschlichkeit, Würde und Ehrfurcht siegt - den Frieden Jesu." Frieden schaffen in Zeiten von KriegNach der Einleitung des Kardinals folgte ein Vortrag von Erzbischof Jean Louis Tauran, dem "Außenminister" des Vatikan. Er begann mit einem Zitat aus dem Epheserbrief: "Christus ist unser Friede" (Eph 2,14). Er entfaltete unter dem Thema "Frieden schaffen in Zeiten von Krieg" zwei zentrale Punkte: Pädagogik des Friedens und Strategie des Friedens. Unter dem ersten Punkt nannte er die "Orte", wo die Voraussetzungen für Frieden erlernt werden: Familie, Schule, Arbeitsplatz, mitmenschliche Beziehungen. Kernvoraussetzungen sind Liebe, Würde, Ehrfurcht, Verstehen, Verzeihen und die ständige Bekehrung des Herzen. Das Herz, so sagte er, ist die "Tiefe", in der wir Frieden schaffen müssen, denn vor dort kommen alles Gute und Böse des Menschen (Mt 15,19). Hier sprach er Themen an, die ganz die Themen unseres Vaters und Gründers sind: die Würde jedes Menschen, die Ehrfurcht vor jedem Menschen, die radikale Option für den Menschen im Namen Gottes. Darum, fügte er bei, stehen wir vor der Herausforderung, eine neue Sozialordnung zu schaffen, eine neue Weltordnung. Aber diese neue Ordnung bracht eine Wiege, braucht ein Dach über dem Kopf, und das ist die Familie. Seien Sie Pädagogen des Frieden, bat er - was dasselbe ist wie Pädagogen der Liebe, der größten Liebe zu sein. Strategie des FriedensIn Bezug auf die Strategie des Friedens betonte er, dass der Vatikan ein neues Vokabular geschaffen hat, das Ideen und Werte des menschlichen Zusammenlebens, der Ordnung und des Friedens klärt, konkret:
Der Krieg im Irak ist kein Krieg der ReligionenNach der Darstellungen antwortete Erzbischof Tauran auf eine Reihe von Fragen mit den folgenden Erklärungen: * "Es handelt sich um eine klare Verletzung des Internationalen Rechts. Die Menschen und Völker, die sich für den Erhalt des Friedens ausgesprochen haben, sind nicht gehört worden; daher der Eindruck, der sich zur Sicherheit verfestigt hat: es handelt sich um einen ungerechten Krieg." * Der Papst und seine Mitarbeitet bestehen mit aller Eindringlichkeit darauf, dass es sich nicht um einen Krieg der Religionen oder Kulturen handelt. Es gibt, so fügte er an, keinen Staatsführer der die arabischen und islamischen Rechte so verteidigt hat wie der Papst. * Wir erleben das Fehlen echt christlicher Politiker. Die Mehrheit der Diplomaten, die zum Staatssekretariat (des Vatikan) kommen, sind "gute Menschen", aber es fehlt ihnen quasi vollkommen jede Spur von religiöser Überzeugung und Bildung. Wir als Kirche müssen mit Schmerz und Klarheit zugleich wahrnehmen, dass wir nicht auf der Höhe der Zeit waren und sind in Blick auf Bildung und Katechese, besonders nicht in Blick auf die Bildung von Führerpersönlichkeiten; so müssen wir heute erleben, was für eine enorme Leere sich auf dieser Ebene ausgebreitet hat. Die Kirche, Expertin auf dem Gebiet der MenschlichkeitErzbischof Rylko eröffnete den sich anschließenden Austausch mit folgenden Worten; "Erinnern wir uns daran, dass die Kirche 'Spezialistin' ist auf dem Gebiet der Menschlichkeit und dass sie, deshalb, 'Samariter' der Menschlichkeit sein muss." Um mich nicht unnötig zu verbreiten, nenne ich nur einige Beiträge, die unabhängig von dem, was möglicherweise von dieser Begegnung später schriftlich zur Verfügung stehen wird, uns zum Nachdenken und Reagieren anregen sollten.
Eine neue Sprache des FriedensNach dem langen und intensiven Austausch fügte Erzbischof Rylko an: "Der Krieg im Irak ist ein neuer Krieg, nicht wegen der angewandten Mittel, sondern weil dahinter ein Kulturprogramm steht, es geht um eine Sicht der Welt und des Menschen. Der Krieg wird nämlich dargestellt als ein kleineres Übel, das nötig ist, um einen größeren Feind zu besiegen. Diese Mentalität definiert Frieden als die Zerstörung von etwas oder jemandem, um eine neue Ordnung aufzuzwingen. Dabei scheint sich niemand zu fragen, ob diese neue Ordnung mit der Kultur der betreffenden Völker und Nationen zusammenpasst, zum Beispiel, ob die westliche Demokratie für arabische Mentalität und Kultur richtig ist? Man kann nicht per Dekret oder durch Gewalt demokratisieren! Wir müssen eine neue Sprache des Friedens und für den Frieden bringen. Worin unterscheiden wir uns von einem Pazifisten? Darin, dass wir Frieden schaffen, Frieden anbieten. Wir bieten die Person und das Gesicht des Friedens - Jesus Christus. Die "hierarchische Kirche" braucht mehr denn je die "Charismatische Kirche"Am Schluss machte Kardinal Stafford einige richtungsweisende Bemerkungen: * Wie geht ein Kind der Kirche mit Macht um? Wenn Macht nicht Dienst wird, wird sie Gewalt und erzeugt Würdelosigkeit. * Krieg bringt uns dazu, uns von den anderen zu losen, wir reißen sie gleichsam aus unserem Herzen, unserem Gefühl, unserem Willen. * Der Sieg über den Krieg ist die Liebe, Liebe nach dem Beispiel Jesu, Liebe bis zum Äußersten. Nur die Liebe öffnet das Herz, um den anderen aufzunehmen, nur die Liebe bringt uns dazu, mit und dem und den anderen zu sein. Nur die Liebe gibt uns die Möglichkeit, Abbild der Dreifaltigkeit zu sein, das heißt das zu sein, wozu wir sind berufen sind. * Lebt das im Innern eurer Bewegungen und schenkt es der ganzen Kirche und der Welt. *Ich glaube sagen zu dürfen, dass heute die "hierarchische Kirche" mehr dann je die "charismatische Kirche" braucht; lebt eure Charismen und nehmt in Fülle teil an der Sendung der Kirche! Initiativen des LaienratesProf. Guzman Carriquiry berichtete von drei Initiativen des Päpstlichen Rates für die Laien für die Zukunft:
Erzbischof Rylko nannte dann noch das Thema der nächsten Tagung des Laienrates mot den Bewegungen und Neuen Gemeinschaften: "Die Verfassung eines neuen Europa und die Rolle der Christen darin". Ein weiteres offenes Thema ist "Pfarrei". Die Mehrhit der Bewegungen und Neuen Gemeinschaften haben Aktivitäten in der Pfarrei, von daher die Frage: Wie können die Bewegungen und Neuen Gemeinschaften ihr spezifisches Charisma in die Pfarrfamilien einbringen? In der Sprache Schönstatts...Kurz und knapp: Viele der angesprochenen Themen nehmen im Denken und in den Zielen Pater Kentenichs einen bedeutenden Platz ein; das an diesem Tag erlebte ist Impuls, manchen Intuitionen unseres Vaters zu vertiefen und neu in den Blick zu nehmen für unsere Strategie heute und morgen. Ich nenne nur einige der Themen und übersetze sie in unsere Sprache: Die Sendung des Abendlandes. Das Konzept der Internationalen und der Weltapostolatsverband. Die Apostolische Liga und ihre Sendung in der Pfarrei. Die bevorzugten pastoralen Felder: Ehe, Familie, Erziehung. Der Wert der Erziehung zu den bleibenden Werten des Evangeliums: Liebe, Friede, Vergebung, Verstehen, Bekehrung... Der Ort der Spiritualität und deren Akzente am Beginn dieses Jahrtausends wurden deutlich in Themen wie: Jesus die Mitte, Evangelium des Vaters; Maria, Mutter und Lehrmeisterin der Kirche, Erzieherin zum Evangelium und zum Frieden; Gebet, Gemeinsamkeit, Einheit... |
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Last Update: 17.04.2003
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