Franz Reinisch - Ein Mann mit Rückgrat und HerzFeier des 100. Geburtstags von Pater Franz Reinisch in seiner Heimatstadt Feldkirch, Österreich |
ÖSTERREICH, Feldkirch, P. Elmar Busse. In Feldkirch, Vorarlberg, wurde der 100. Geburtstag mit einem Festgottesdienst mit Bischof Klaus Küng im Feldkircher Dom gefeiert, anschließend war Empfang in der Schattenburg mit einem Grußwort von Vizebürgermeisterin Erika Burtscher, Festvortrag von Pater Elmar Busse und Zeugnissen über die Bedeutung und Ausstrahlung von Pater Franz Reinisch, der am 1. Februar 1903 in Feldkirch geboren und am 2. Februar dort getauft wurde. Bischof Küng zeichnete in seiner Predigt Pater Franz Reinisch als ein Vorbild für unsere Zeit. Er ist ein Martyrer des Gewissens, der mit großer Geradlinigkeit seinen Weg gegangen ist. Pater Reinisch hat dabei auch einen inneren Wandlungsprozess erfahren. Er hat auf Gott gehört, und das hat ihn mit der Zeit verändert. Er hat nicht auf sein persönliches Mittun verzichtet und sich bemüht, eigene Schwächen und Fehler als Herausforderung anzugehen. So wurde er zu einem Mann Gottes mit wahrhaft missionarischer Gesinnung. Er hat intensiv in der Männerbewegung mitgearbeitet und vielen Menschen als Priester mit großer Hingabe beigestanden. Bischof Küng wies darauf hin: So wie Pater Reinisch müssen auch wir in Bewegung geraten, Priester und Laien, Verheiratete und Unverheiratete. Es gilt, apostolisch zu sein und nicht nur seine eigene Haut zu retten. Wörtlich sagte der Bischof: "So möge der 100. Geburtstag von Pater Reinisch für uns alle eine Einladung bedeuten, auf Gott zu schauen, auf Gott zu hören, auf Christus zu bauen, bemüht zu sein, bestrebt und verlangend, zu wachsen, und mit diesem Wunsch, dass wir mittun, das Reich Gottes zu verbreiten." Die Fürbitten wurden von der Schweizer Schönstatt-Bewegung
unter der Leitung von Frau Marti formuliert und vorgetragen. Festakt im Rittersaal der SchattenburgGottfried Rießlegger aus Innsbruck, Leiter des Reinischsekretariates
Österreich moderierte den Festakt im Rittersaal der Schattenburg. Beim bekannten Bild von Pater Reinisch als jungem Priester lag das Taufbuch, das seinen Tauftag am 2. Februar vermerkt, zusammen mit dem euphemistischem Eintrag "gestorben", nicht: "hingerichtet", am 21. August 1942. Ebenso stand dort der Primizkelch von Pater Reinisch, der am Schönstattzentrum Kahlenberg aufbewahrt wird. "Wenn wir gegen Unmenschlichkeiten, Ungerechtigkeiten und Gewalt auftreten, dann können wir durchaus ein bißchen riskieren."Die Feldkircher Vizebürgermeistern Erika Burtscher erklärte in ihrem Grußwort, sie sei mit allen Feldkirchern "stolz darauf, dass unsere Heimatstadt in der gesamten christlichen Welt als Geburtstadt von Pater Franz Reinisch genannt wird." Als langjähriges Mitglied von amnesty international habe sie leidvoll erfahren müssen, dass Menschen auf der ganzen Welt für Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und Demokratie heute noch ihr Leben riskieren. Auch wenn man den Mangel an Zivilcourage beklage, so sei doch die Bereitschaft, mutig gegen Unrecht aufzutreten, in den letzten Jahren gestiegen. Sie zitierte eine Studie von Peter Grottian, Berlin; bei Feldexperimenten sei in mehr als der Hälfte aller Fälle eingegriffen wurde, wenn in der U-Bahn Ausländer belästigt wurden. Sexuelle Belästigung führte übrigens nur in einem Drittel der Fälle zum Eingreifen. Entscheidendes Resultat der Studie sei aber aber, so Erika Burtscher, "sowohl das Nichtstun als auch das Eingreifen entfalten eine beträchtliche Eigendynamik. Zivilcourage nützt. Sobald sich eine Person zum Handeln aufrafft, findet der Helfer weitere Helfer, die das Risiko verminderten und den Erfolg der Intervention wahrscheinlicher machten. Diese Helferpersönlichkeit lässt sich nicht in gängige soziologische Kategorien einordnen. Sozialer Mut gedeiht weder in hochgebildeten noch überdurchschnittlich gläubigen Milieus besonders üppig. Sein Vorkommen ist unabhängig von Einkommen, vom IQ, von ethischen Überzeugungen, vom gesellschaftlichen Status, oder politischer Gesinnung." Einen Menschen gekannt zu haben, dessen Mitmenschlichkeit durch nichts und niemanden gebeugt werden konnteDie besten Voraussetzungen für das Gedeihen von Zivilcourage sind laut diesen Forschungen
"Der hier vor genau 100 Jahren in Feldkirch geborene Franz Reinisch war einer dieser außergewöhnlichen Persönlichkeiten", erklärte Frau Burtscher. "Er ist für seine Überzeugung in den Tod gegangen. Ihn zu ehren sind wir hier zusammengekommen, und ihn in Ehren und in Erinnerung zu halten ist aus dem besagten Grund eine besonders wichtige Angelegenheit. Sein bewusst gesprochenes radikales Nein mit den ihm bekannten redikalen Folgen soll allen Menschen Mut machen – gerade auch dann, wenn wir selbst, wie die meisten Menschen auf dieser Welt, nicht bereit sind, für unsere Überzeugung in den Tod zu gehen. Wir können aber Zivilcourage auch im Kleinen zeigen und nicht wegschauen,
Wenn wir gegen Unmenschlichkeiten, Ungerechtigkeiten und Gewalt auftreten, mutiges und entschiedenes Engagement für die die Sache der Menschlichkeit einbringen, dann können wir durchaus ein bisschen riskieren. Wir ehren Franz Reinisch, auf dass seine Geschichte lebendig bleibe und uns hier, heute aber auch in Zukunft den Mut zu mehr Zivilcourage schenken möge." |
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Last Update: 04.02.2003
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