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 published: 2003-02-04

Franz Reinisch - Ein Mann mit Rückgrat und Herz

Feier des 100. Geburtstags von Pater Franz Reinisch in seiner Heimatstadt Feldkirch, Österreich

 
Centenario del Padre Franz Reinisch in Feldkirch, Austria: homilía de Monseñor Küng
Centenary of Fr. Franz Reinisch in Feldkirch, Austria: homily of Bishop Küng
Hunderster Geburtstag von P. Franz Reinisch in Feldkirch, Österreich: Predigt von Bischof Küng
 
 
Coro y banda "Cantate" de Dornbirn, Austria
Choir and orchestra "Cantate" from Dornbirn, Austria
Sing- und Spielgruppe "Cantate" aus Dornbirn, Österreich
 
 
Memorial con libro de bautismo y cáliz del Padre Reinisch
Memorial with baptims book and Father Reinisch's chalice
Memorial mit dem Taufbuch und Pater Reinischs Kelch
 
 
Erika Burtscher, vice-alcaldesa de Feldkirch
Erika Burtscher, vice-mayor of Feldkirch
Erika Burtscher, Vize-Bürgermeisterin von Feldkirch
 
 
Gottfried Rießlegger, Secretariado Padre Reinisch Austria
Gottfried Rießlegger, Secretariat Father Reinisch Austria
Gottfried Rießlegger, Reinisch-Sekretariat Österreich
 
 
Stephan Richter, Juventud Masculina, testimonio
Stephan Richter, Schoenstatt Boys' Youth: testimony
Stephan Richter, SMJ, Zeugnis
 
 
Libro de baptismo con nombre de Franz Reinisch
Baptism book with the name of Franz Reinisch
Taufbuch mit dem Eintrag von Franz Reinisch
 
Fotos: Busse © 2003  
Pater Franz Reinisch
Fotos: Archiv© 2003

ÖSTERREICH, Feldkirch, P. Elmar Busse. In Feldkirch, Vorarlberg, wurde der 100. Geburtstag mit einem Festgottesdienst mit Bischof Klaus Küng im Feldkircher Dom gefeiert, anschließend war Empfang in der Schattenburg mit einem Grußwort von Vizebürgermeisterin Erika Burtscher, Festvortrag von Pater Elmar Busse und Zeugnissen über die Bedeutung und Ausstrahlung von Pater Franz Reinisch, der am 1. Februar 1903 in Feldkirch geboren und am 2. Februar dort getauft wurde.

Bischof Küng zeichnete in seiner Predigt Pater Franz Reinisch als ein Vorbild für unsere Zeit. Er ist ein Martyrer des Gewissens, der mit großer Geradlinigkeit seinen Weg gegangen ist. Pater Reinisch hat dabei auch einen inneren Wandlungsprozess erfahren. Er hat auf Gott gehört, und das hat ihn mit der Zeit verändert. Er hat nicht auf sein persönliches Mittun verzichtet und sich bemüht, eigene Schwächen und Fehler als Herausforderung anzugehen. So wurde er zu einem Mann Gottes mit wahrhaft missionarischer Gesinnung. Er hat intensiv in der Männerbewegung mitgearbeitet und vielen Menschen als Priester mit großer Hingabe beigestanden. Bischof Küng wies darauf hin: So wie Pater Reinisch müssen auch wir in Bewegung geraten, Priester und Laien, Verheiratete und Unverheiratete. Es gilt, apostolisch zu sein und nicht nur seine eigene Haut zu retten. Wörtlich sagte der Bischof: "So möge der 100. Geburtstag von Pater Reinisch für uns alle eine Einladung bedeuten, auf Gott zu schauen, auf Gott zu hören, auf Christus zu bauen, bemüht zu sein, bestrebt und verlangend, zu wachsen, und mit diesem Wunsch, dass wir mittun, das Reich Gottes zu verbreiten."

Die Fürbitten wurden von der Schweizer Schönstatt-Bewegung unter der Leitung von Frau Marti formuliert und vorgetragen.
An der Feier nahmen Pater Rummel SAC Salzburg, der Pater Reinisch noch persönlich gekannt hat, Pallottiner aus Konstanz, Pfarrer von Landen aus Frybourg und Generalvikar Elmar Fischer. Die Sing- und Spielgruppe Cantate aus Dornbirn unter der Leitung von Karl Peböck gestaltete den Gottesdienst musikalisch.

Festakt im Rittersaal der Schattenburg

Gottfried Rießlegger aus Innsbruck, Leiter des Reinischsekretariates Österreich moderierte den Festakt im Rittersaal der Schattenburg.
Stephan Richter erzählte von der österreichisch-deutschen Jugendbegegnung in Brandenburg-Kirchmöser im August 2002, vom Besuch in der Gedenkstätte im Zuchthaus Brandenburg und von der Reinisch-Vigilfeier am 20./21.8.2002 in Kirchmöser.

Beim bekannten Bild von Pater Reinisch als jungem Priester lag das Taufbuch, das seinen Tauftag am 2. Februar vermerkt, zusammen mit dem euphemistischem Eintrag "gestorben", nicht: "hingerichtet", am 21. August 1942. Ebenso stand dort der Primizkelch von Pater Reinisch, der am Schönstattzentrum Kahlenberg aufbewahrt wird.

"Wenn wir gegen Unmenschlichkeiten, Ungerechtigkeiten und Gewalt auftreten, dann können wir durchaus ein bißchen riskieren."

Die Feldkircher Vizebürgermeistern Erika Burtscher erklärte in ihrem Grußwort, sie sei mit allen Feldkirchern "stolz darauf, dass unsere Heimatstadt in der gesamten christlichen Welt als Geburtstadt von Pater Franz Reinisch genannt wird." Als langjähriges Mitglied von amnesty international habe sie leidvoll erfahren müssen, dass Menschen auf der ganzen Welt für Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und Demokratie heute noch ihr Leben riskieren. Auch wenn man den Mangel an Zivilcourage beklage, so sei doch die Bereitschaft, mutig gegen Unrecht aufzutreten, in den letzten Jahren gestiegen. Sie zitierte eine Studie von Peter Grottian, Berlin; bei Feldexperimenten sei in mehr als der Hälfte aller Fälle eingegriffen wurde, wenn in der U-Bahn Ausländer belästigt wurden. Sexuelle Belästigung führte übrigens nur in einem Drittel der Fälle zum Eingreifen. Entscheidendes Resultat der Studie sei aber aber, so Erika Burtscher, "sowohl das Nichtstun als auch das Eingreifen entfalten eine beträchtliche Eigendynamik. Zivilcourage nützt. Sobald sich eine Person zum Handeln aufrafft, findet der Helfer weitere Helfer, die das Risiko verminderten und den Erfolg der Intervention wahrscheinlicher machten. Diese Helferpersönlichkeit lässt sich nicht in gängige soziologische Kategorien einordnen. Sozialer Mut gedeiht weder in hochgebildeten noch überdurchschnittlich gläubigen Milieus besonders üppig. Sein Vorkommen ist unabhängig von Einkommen, vom IQ, von ethischen Überzeugungen, vom gesellschaftlichen Status, oder politischer Gesinnung."

Einen Menschen gekannt zu haben, dessen Mitmenschlichkeit durch nichts und niemanden gebeugt werden konnte

Die besten Voraussetzungen für das Gedeihen von Zivilcourage sind laut diesen Forschungen

  • Ein vertrauensvolles Verhältnis zu wenigstens einem Elternteil
  • Das Vorgeben von Normen, die begründet werden, aber veränderbar bleiben,
  • und das wichtigste von allem: einen Menschen gekannt zu haben, dessen Mitmenschlichkeit durch nichts und niemandem gebeugt werden konnte.

"Der hier vor genau 100 Jahren in Feldkirch geborene Franz Reinisch war einer dieser außergewöhnlichen Persönlichkeiten", erklärte Frau Burtscher. "Er ist für seine Überzeugung in den Tod gegangen. Ihn zu ehren sind wir hier zusammengekommen, und ihn in Ehren und in Erinnerung zu halten ist aus dem besagten Grund eine besonders wichtige Angelegenheit. Sein bewusst gesprochenes radikales Nein mit den ihm bekannten redikalen Folgen soll allen Menschen Mut machen – gerade auch dann, wenn wir selbst, wie die meisten Menschen auf dieser Welt, nicht bereit sind, für unsere Überzeugung in den Tod zu gehen.

Wir können aber Zivilcourage auch im Kleinen zeigen und nicht wegschauen,

  • wenn beispielsweise mutwillig etwas zerstört wird,
  • wenn Mitmenschen auf offener Straße angepöbelt werden,
  • oder wenn es Kinder sind, die Misshandlungen erfahren und unsere Hilfe benötigen.

Wenn wir gegen Unmenschlichkeiten, Ungerechtigkeiten und Gewalt auftreten, mutiges und entschiedenes Engagement für die die Sache der Menschlichkeit einbringen, dann können wir durchaus ein bisschen riskieren.

Wir ehren Franz Reinisch, auf dass seine Geschichte lebendig bleibe und uns hier, heute aber auch in Zukunft den Mut zu mehr Zivilcourage schenken möge."



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