Schönstatt - Begegnungen

"Du aber liebe mich auch wenn ich schmutzig bin"

Öffentlicher Vortrag von Familienpsychologin Dr. Jirina Prekop in Schönstatt

"Du aber liebe mich auch wenn ich schmutzig bin, denn wenn ich weiß gewaschen wäre, liebten mich ja alle." Mit diesem Credo begann Dr. Irina Prekop den Vortrag über Erziehungsfragen im Haus der Familie.
Der Familienworkshop wurde organisiert von den beiden Festhaltetherapeuten Maria Link (l) und Raimund Stockinger, die beide der Schönstatt Familienbewegung angehören
Prekop: "Liebe der Eltern zu ihren Kindern muss bedingungslos und eindeutig sein."
Fotos: POS Brehm © 2002

SCHÖNSTATT, Raimund Stockinger, Claudia Brehm: Im Rahmen eines Familienworkshops im Haus der Familie in Schönstatt hielt die bekannte Familienpsychologin Dr. Jirina Prekop einen öffentlichen Vortrag über Erziehungsfragen. Der Familienworkshop wurde organisiert von den beiden Festhaltetherapeuten Maria Link und Raimund Stockinger, die beide der Schönstattfamilienbewegung angehören.

An den Workshops nehmen Menschen teil, bei denen Beziehungen in der Familie problematisch und belastend sind. Ein Team von Therapeuten begleitete die Teilnehmer. Bei der Festhaltetherapie geht es darum, Menschen, in Krisen hin zu einer neuen liebenden Verbundenheit zu begleiten. Dies kann ein Konflikt sowohl zwischen Paaren, als auch zwischen Kindern (auch erwachsenen Kindern) und ihren Eltern sein.

Im Rahmen des Workshops fand auch ein öffentlicher Vortrag von Jirina Prekop statt, in dem sie den etwa 30 Eltern und Erzieherinnen in lebendiger und anschaulicher Weise eine liebende und haltgebende Erziehung zu vermitteln suchte.

"Wie Strom einen Plus und einen Minus Pol kennt um überhaupt fließen zu können und auch die Welt, die uns umgibt auf Gegensätzen aufgebaut ist wie Tag und Nacht, Ein- und Ausatmen ... ist es auch ganz natürlich, dass jeder Mensch/jedes Kind Gegensätze und gegensätzliche Stimmungen in sich trägt." So Irina Prekop. Ziel einer Erziehung könne es nicht sein, diese Gegensätze zu unterdrücken und Wut, Auflehnung, Ärger, Spannungen auszuschalten, sondern es gehe darum, die Schranken abzubauen, die verhindern, "dass der Strom der Liebe wieder fließt", also dass Wut z.B. dadurch, dass sie ausgedrückt werden darf, wieder in Liebe mündet.

"Du aber liebe mich auch wenn ich schmutzig bin, denn wenn ich weiß gewaschen wäre, liebten mich ja alle."

Dieses Wort, das am Anfang des Vortrags stand, machte schnell deutlich, wie die Liebe der Eltern zu ihren Kindern beschaffen sein muss:

  • Bedingungslos: Kind: "Ich muss deine Liebe spüren in deinen Armen, vor allem wenn ich mich wertlos fühle." Eltern:"Obwohl du meine Grenze überschritten hast, liebe ich dich."
  • Eindeutig: "Wenn ich Kinder lobe oder schimpfe, muss meine Mimik, Gestik, mein Tonfall auch mit meinen inneren Gefühlen übereinstimmen. Ich kann nicht lächelnd sagen: 'Komm lass das liegen, es geht sonst kaputt'."
  • Die Größenverhältnisse Eltern/Kind müssen stimmen: Eltern müssen stärker und größer sein. Wenn Kinder sich Eltern überlegen fühlen (weil Eltern nicht erziehen oder nicht konsequent erziehen), verlieren die Kinder den Boden unter den Füßen, dann meinen sie, sie müssten alle Kraft aus sich selbst heraus holen. Sie spielen sich dann als kleine Herrscher auf, die über alle Anderen bestimmen. Tief in ihrem inneren aber sind sie unsicher, verstört und deshalb aggressiv.

In anschaulicher Weise erklärte Frau Prekop den Umgang mit einem wütenden Kleinkind, Schulkind, ausflippenden Jugendlichen und dem Umgang eines Ehepaars mit seinen Konflikten mit Hilfe der Festhaltetherapie. "Wir sind von klein auf gewohnt, dass wenn wir böse sind, wir vor die Tür müssen, in den Keller oder in die Ecke. Aber genau diese Reaktion ist falsch." So die eindringliche Feststellung von Frau Prekop. Dadurch wird das Kind allein gelassen und lernt: vor Konflikten muss man davon laufen, Beziehungen werden dann abgebrochen. Prekop: "Wenn ich störe oder böse bin, muss es möglich sein, festgehalten von den starken Armen einer mir nahestehenden Person, meine Wut ausdrücken zu dürfen und gehalten zu werden, bis mein inneres Gleichgewicht wieder hergestellt ist. So lerne ich: ich habe etwas dummes getan, aber ich bin trotzdem wertvoll." Konflikte - so Prekops Fazit - müssen in Konfrontation mit der Person mit der ich im Konflikt bin, gelöst werden.

Der nächste Familienworkshop in Schönstatt findet vom 22.-25.Mai 2003 statt. Nähere Informationen bei Maria Link: Link@online.de.



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Last Update: 27.09.2002 15:10 Mail: Editor /Webmaster
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