Schönstatt - Begegnungen

500 Schönstatt-Jugendliche treffen sich in Milwaukee auf dem Weg nach Toronto

Trotz des Skandals um Kindesmissbrauch durch Geistliche bringen sie Hoffnung in die Kirche

Von Cindy Crebbin für Catholic Herald, Erzdiözese Milwaukee
Encuentro Internacional de la Juventud de Schoenstatt, Milwaukee02
International Schoenstatt Youth Meeting, Milwaukee02
Internationales Schönstatt-Jugend-Treffen Milwaukee 02
Foto: Catholic Herald, Milwaukee © 2002
Encuentro frente de la Capilla de Juana d'Arco, Milwaukee
Meeting by the St.Joan of Arc Chapel, Milwaukee
Treffen bei der Jeanne d'Arc-Kapelle, Milwaukee
Peregrinación al Santuario
Pilgrimage to the Shrine
Wallfahrt zum Heiligtum
Testigos...
Witnesses....
Zeugen...
Fotos: Garnham © 2002  

USA, Catholic Herald, Cindy Crebbin: Sie sprechen verschiedene Sprachen und vertreten 16 Länder von Belgien bis Chile: 500 Jugendliche sind in diesen Tagen in Milwaukee im Rahmen des Schoenstatt Youth Milwaukee 02 –Programms. Zu einer Zeit, in der die katholische Kirche, besonders in den USA, aufgrund des Skandals um Kindesmissbrauch durch Geistliche in Schwierigkeiten geraten ist, wollen diese jungen Leute zwischen 16 und 27 Jahren mit ihrer Begeisterung und ihrer Hoffnung aus dem Glauben neues Leben in die Kirche bringen.

Ungefähr die Hälfte der jungen Männer schlafen in den Studentenwohnheimen der Marquette-Universität, die jungen Frauen sind größtenteils im International Schoenstatt Center in Waukesha untergebracht, der Rest in nahegelegenen Hotels. Als Teil der Marianisch­Apostolischen Schönstattbewegung nehmen diese Jugendlichen zwischen dem 17. und 21. Juli an einem intensiven Programm in Milwaukee teil; dann geht es weiter zum Weltjugendtag in Toronto.

Eröffnungsgottesdienst in drei Sprachen

Während eine Reihe Veranstaltungen für Männer und Frauen getrennt stattfinden, treffen sie sich heute (18. Juli 2002) zu einem internationalen Eröffnungsgottesdienst unter freiem Himmel beim Schönstattheiligtum hinter der Pfarrkirche St. Vinzenz Pallotti. Außer in Englisch wird die Messe auch in Spanisch und Deutsch gefeiert.

Für drei junge Männer aus Chile ist der Computerraum der Marquette University ihr "inoffizielles Büro" geworden, von wo aus sie bei der Organisation dieses ersten Schönstatt­Treffens für Jugendliche in Milwaukee mitgewirkt haben. Während die meisten Jugendlichen in den vergangenen Tagen angekommen sind, sind die drei jungen Chilenen bereits seit Januar hier. Juan Pablo Garnham, 20, Carlos Conrady, 24, und Gregorio Velasco, 21 haben im Frühjahrssemester an der Marquette-Universität studiert und nebenher das fünftägige Jugendtreffen mit vorbereitet. Garnham studiert Journalismus, Velasco Betriebswirtschaft; Conrady, der sein Ingenieurstudium bereits abgeschlossen hat, studiert Englisch.

Gründer war in Milwaukee im Exil

"Dieses Jahr ist das Goldene Jubiläum der Ankunft von Josef Kentenich, dem Gründer der Schönstattbewegung," erklärt Velasco.

Kentenich, der 1968 starb, spürte, dass das festliche Gepränge der damals sehr klerikal geprägten Kirche den Alltag nicht berührten. Einige Bischöfe äußerten sich kritische über Kentenichs Schriften und Bemerkungen und nahmen die Schönstattbewegung ins Visier. Kentenich wurde von 1952 bis September 1965 nach Milwaukee ins Exil verbracht. Dann war sein Werk kirhchlich voll anerkannt, und er kehrte am Heiligen Abend 1965 nach Schönstatt, Deutschland, zurück. Er starb 1968, sein Seligsprechungsverfahren ist im Gang. Garnham erklärt, dass die offene und nachdenkliche Einstellung Kentenichs während seiner Exilszeit Thema des Jugendttreffens ist. "Milwaukee bedeutet etwas Besonderes für uns, denn er ist 14 Jahre lang hier gewesen," sagt Garnham. "Er ist ein Vater der Menschen gewesen, und das wollen wir auch sein, Väter für die heutige Welt im Sinne von kümmern um die anderen."

"Ich meine, was wir vor allem tun müssen, ist uns um die Menschen kümmern, nicht gleichgültig sein… damit Menschen wieder ihre Würde erhalten," fügt Velasco an. Da der Unterricht im Frühjahr aufgehört hat, haben die drei jungen Männer seitdem mehr Zeit für die Vorbereitung einsetzen können. Garnham hat sich um praktische Dinge gekümmert wie den Transport vom Flughafen, und hat ein Spiel über das Leben Pater Kentenichs vorbereitet.

Conrady arbeitet an vier Workshops, Themenspektrum von Gebet in den verschiedenen Ländern bis Missionsprojekt in Santiago, Chile. Die Jugendlichen der Schönstattjugend holen dort jugendliche Obdachlose von der Straße und bingen sie im "Nazareth­Haus" der Schönstattbewegung unter.

Velasco bereitet eine Marienfeier vor und organisiert das Internationale Festival, bei dem Jugendliche aus verschiedenen Kulturen Musik, Tänze und Traditionen präsentieren. Er wirkt auch mit bei der Gestaltung der Liturgiefeiern an diesen fünf Tagen.

Grant Park hat eine besondere Bedeutung

Einen der Tage wollen die jungen Männer im Grant Park im Süden von Milwaukee verbringen. "Grant Park ist etwas Besonders für uns, es gib ein Foto von Pater Kentenich, das wir alle kennen, wo er nachdenklich auf den Michigan-See schaut, " sagt Conrady. T-shirts, die beim Treffen verkauft werden, haben auf dem Rücken dieses Bild, auf der Vorderseite ist das Schönstattheiligtum.

Alle drei haben hier neue Freundschaften geschlossen; am schwierigsten war es, nicht bei ihrer Familie zu leben. In Santiago wohnen alle drei, ob sie nun studieren oder wie Conrady bereits berufstätig sind, noch bei ihren Eltern. Waschen und Kochen war für die drei also eine größere Herausforderung als für die anderen Studenten!

Die Erfahrung mit dem Leben und den Werten der Vereinigten Staaten hat Velasco erkennen lassen, "wie wichtig es ist, die Werte zu verteidigen, die heute wirklich verloren gegangen sind."

In Chile, so erklärt er, gibt es jetzt einen Gesetzesentwurf, der die Scheidung legalisiert. "Scheidung und Abtreibung sind in Chile verboten. Wir wollen den Leuten Mut machen, ihre Ehe zu halten und sich um ihre Familie zu kümmern," fügt er an.

Garnham meint, es sei "in den USA schwerer, gegen den Strom zu schwimmen. Wir als Katholiken wollen anders leben. Wir wollen, dass Familie und moralische Werte stark sind. Das ist hier aber nicht so normal wie in Chile. Ich glaube, es ist wichtig, den Glauben angefangen von den kleinen Dingen des Alltags hin zu den großen Themen der Politik zu verbreiten."

Junge Frauen sprechen über ihre Liebe zur Kirche

Vier junge Frauen, die gerade vor ein paar Tagen beim Schönstattheiligtum in Waukesha angekommen sind, sprachen ebenfalls mit dem Catholic Herald über ihr Glaubensleben und das internationale Treffen. Es sind die Zwillinge Astrid und Justine Comijn,17, aus Belgien; Catherine Ditto, 18, aus St. Paul, Minnesota, und Kate Gustin, 15, aus Brown Deer.

"Wenn so etwas stattfindet, dann erlebt man, warum 'katholisch' eben 'universal' bedeutet", erklärt Ditto. "Wir sprechen verschiedene Sprachen, aber es ist derselbe Glauben. Ich bin jedes Mal neu begeistert von der Atmosphäre."

Gustin, aus der Pfarrei St. James, Mequon, meint: "Das hier ist besonders toll, weil die ganze Schönstattjugend hierhin kommt. Ich war noch nie irgendwo, wo so viele Jugendliche zusammen waren, um ihre Kultur und ihre Liebe zu Schösntatt und der Kirche zu teilen."

Justine Comijn aus Liege (Lüttich) in Südost-Belgien sagt, dass sie und ihre Zwillingsschwester sich besonders auf die Heiligtümer hier gefreut haben; in Belgien gibt es noch kein Heiligtum, und zur Schönstattbewegung gehören dort vielleicht 50 oder 60 Leute. Die beiden sprachen über die Herausforderung, heute den Glauben zu leben: "Es ist schwer, den Glauben zu leben in Freundschaften und Beziehungen mit Leuten, die einen anderen Glauben haben oder gar keinen. Die Herausforderung ist, deinen eigenen Glauben zu leben, ohne dich von ihnen zu distanzieren", sagt Gustin.

Die Herausforderung: rein und anständig bleiben

"Das ist eine große Herausforderung, rein und anständig zu bleiben, " sagt Ditto. Neulich war sie mit Freundinnen "unterwegs, um Klamotten zu kaufen, aber das einzige, was wir gekriegt haben, waren Schlafanzüge. Den Rest kann man vergessen. Jeder hat einen anderen Maßstab, unserer ist echt hoch."

Innerhalb ihrer Gemeinschaft sind die Jugendlichen aktiv geworden im Leben aus dem Glauben. Ditto, die auf der St. Agnes High School in St. Paul war, war dort im Pro-Life Club; sie haben öfter vor Abtreibungskliniken gebetet.

"Bei uns in Belgien macht man normalerweise nichts in Gruppen", erklärt Justine. Sie und Astrid haben als Freiwillige in belgischen Krankenhäusern gearbeitet.

Ditto und Austin sprachen auch über den Skandal um den Kindesmissbrauch. "Nein, meinen persönlichen Glauben hat das nicht berührt. Was mir weh tut ist, dass wegen der Sünden und Fehler Einzelnen jetzt die ganze Kirche angegriffen wird," sagt Austin. "Es tut weh, dass Leute jetzt die Pfarreien und Seminare verlassen. Ja, das macht mich sehr traurig. Ich hoffe dass die, die in der Kirche bleiben, sehen, dass wir uns nicht vergraben und aufgeben. Etwas, was ohne Gott gegründet ist, würde das nicht überleben, aber was von Gott ist, geht nicht unter," fügt sie an.

Ditto meint, beim Skandal um die Priester "sagen jetzt viele, der Zölibat sei schuld, das Gesetz der Kirche. Aber es ist doch nicht wahr: das Problem ist nicht das Gesetz der Kirche, sondern Männer, die dieses Gesetz nicht halten!" Und überhaupt: Sie ist froh, dass Jugendliche sich in Schönstatt zusammentun können, "um sich gegenseitig und die Kirche zu unterstützten, und zu zeigen, dass unsere Kirche immer noch stark ist."

Artikel erschien am 18. Juli 2002 im Catholic Herald, Milwaukee; mit freundlicher Erlaubnis freigegeben für Veröffentlichung und Übersetzung in www.schoenstatt.de



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