Schönstatt - Begegnungen

Mit dir unterwegs

Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff, Aachen:
Predigt bei der Diözesanwallfahrt nach Schönstatt am 9. Juni 2002

Dr. Heinrich Mussinghoff, Bishop of Aachen
Dr. Heinrich Mussinghoff, Bischof von Aachen
Foto: POS, Fischer © 2002
DOKUMENTATION

Jes 6, 1-6 Lk 1, 26-38

Liebe Schwestern und Brüder!

"Mit Dir unterwegs". Unter dieses Wort haben wir unsere Wallfahrt nach Schönstatt gestellt. Jetzt sind wir hier, und ich freue mich, mit unserer Aachener Schönstattfamilie hier die hl. Eucharistie feiern zu können.

"Mit Dir unterwegs". Das sind wir alle Tage unseres Lebens, in der Familie und im Beruf, in gesellschaftlichen Unternehmungen und im kirchlichen Sein.

"Mit Dir unterwegs". Das kann auch ich sagen. Und das wird besonders deutlich im Bischofsstab, den schon der erste Bischof des wiederbegründeten Bistums Aachen Joseph Vogt trug. Er zeigt die Krümmung als eine Mondsichel. Darin steht Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm, beide mit einer Krone gekrönt. Und vor ihnen macht sich Kaiser Karl der Große ganz klein, kniet sich nieder, betet Jesus an und verehrt Maria, die Mutter unseres Herrn. Das ist die Botschaft des Bischofsstabes, dass wir uns wie der große Kaiser Karl vor Jesus und Maria kleinmachen, uns niederknien sollen, um Christus, den König der Könige, anzubeten und Maria, die Königin des Himmels, zu verehren. So bin ich auch auf meinen Reisen und Besuchen "mit Dir, mit Maria unterwegs" zu den Menschen.

Maria, Himmelskönigin

Maria ist die Königin des Himmels, die Königin der Apostel, die Königin aller Jüngerinnen und Jünger Jesu auch heute. In Aachen verehren wir sie mit dem Gebet: "Ave, Maria Kaiserin". Deshalb trägt sie das Ehrenzeichen der Krone. Uns katholischen Christen ist das Bild Mariens, der Himmelskönigin, vertraut. Viele Bilder seit dem Mittelalter zeigen die Krönung Mariens im Himmel; und im glorreichen Rosenkranz beten wir seit alters als letztes Gesätz von Jesus, "der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat". Die Krönung Mariens ist die Vollendung unseres Glaubens, dass Gott sie mit Leib und Seele in die Herrlichkeit des Himmels aufgenommen hat. So hat Gott sie mit Ehre gekrönt.

Wir erinnern uns in Dankbarkeit, dass Bischof Johannes Pohlschneider das MTA-Bild in Puffendorf am 16. Mai 1976 gekrönt hat, nachdem P. Menningen es am Grab Pater Kentenichs gesegnet hatte. Nun wandert ihre Krone durch die Schönstattgliederungen und -orte und -familien in unserem Bistum, um zu neuer vertiefter Verehrung und zur Erneuerung unseres christlichen Lebens beizutragen, bis im nächsten Jahr Krönungserneuerung gefeiert werden kann.

Lebendige Krone Mariens sein

Äußere Zeichen wollen aber innere Erneuerung anzeigen. Wir selbst sollen in unserem christlichen Sein, Leben und Werk lebendige Krone Mariens sein, sie mit den Edelsteinen unseres guten Bemühens und Betens schmücken. Der Apostel Paulus sagt im Philipperbrief, den er aus der Gefangenschaft schreibt: "Darum, meine geliebten Brüder (und Schwestern), nach denen ich mich sehne, meine Freude und meine Krone (Ehrenkranz, ), steht fest in der Gemeinschaft mit dem Herrn, liebe Brüder (und Schwestern)" (Phil 4, 1). Wir sollen in unserem Sein und Leben, in unserem Beten und Tun lebendige Krone sein, die Maria ehrt und ziert.

Jesus mit dem konkreten Leben bezeugen

Liebe Christen! Wir haben die "Schwelle der Hoffnung" überschritten. Das neue Jahrtausend hat begonnen. Papst Johannes Paul II. hat uns aufgerufen: "Fahr hinaus auf den See" - "Duc in altum. Fahr hinaus in die Tiefe und Weite. Habt keine Angst vor den Gefährdungen unserer Welt und vor den Herausforderungen unserer Zeit. Das neue Jahrhundert hat ja mit überraschenden und verwirrenden Ereignissen begonnen. Die Attentate des 11. September 2001 auf das Welthandelszentrum in New York und auf das Pentagon in Washington haben eine Erschütterung in der ganzen Welt ausgelöst und zur Solidarität im Kampf gegen den internationalen Terrorismus gerufen. Wir sehen Krieg in Afghanistan, Unsicherheit bezüglich Somalia und Irak, Krieg im Heiligen Land, die Bluttat von Erfurt. Wir könnten vieles mehr aufzählen. Alles das aber kann uns nur herausfordern, die Botschaft der Bergpredigt Jesu zu leben und zu bezeugen: "Selig, die arm sind vor Gott, die trauern und keine Gewalt anwenden, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, die barmherzig sind und ein reines Herz haben, die Frieden stiften und um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich" (vgl. Mt 5, 3-10).

Wir sollen ihn in unserem konkreten Leben bezeugen, den Maria, die Jungfrau, uns gebar, Jesus Christus, unseren Herrn und Erlöser. Er ist das helle Licht, das das Volk, das im Dunkeln lebt, sah. Er ist das aufstrahlende Licht, das über denen sichtbar wird, die im Land des Friedens wohnen (vgl. Jes 9, 1 ff.). Von diesem Licht sollen wir Zeugnis geben, damit wir durch unsere Nachfolge Jesu am Beispiel Mariens, der Magd des Herrn, ein wenig mehr Licht in unsere dunkle Zeit und ein wenig mehr Wärme in unsere kalte Welt bringen. So treten wir mit Maria in die Missio Patris, in die Sendung des Vaters ein und dürfen in der Kraft des Heiligen Geistes die Worte weitersagen, die Jesus sagt, die Taten weiter tun, zu denen Jesus uns anregt, die Liebe weitertragen, mit der Jesus uns liebt. Maria leitet uns dazu an: "Was Er euch sagt, das tut" (Joh 2, 5).

Dank für das Zeugnis einer gesunden marianischen Frömmigkeit

Liebe Schwestern und Brüder! Ich danke Ihnen allen für das Zeugnis einer gesunden marianischen Frömmigkeit und eines guten christlichen Zeugnisses in den verschiedenen Gliederungen der großen Schönstattfamilie, besonders aber bei den Jugendlichen und in den Familien. Ich danke Ihnen für alle Mitsorge in den Gemeinden und Einrichtungen unseres Bistums, in Gebet, katechetischem Bemühen und karitativem Handeln. Ich danke Ihnen für Ihre weltweite Sorge um die Evangelisation der Welt und speziell um Ihre Sorge um Kolumbien. Den Menschen in Armenia geht es nach dem großen Erdbeben noch gar nicht gut. In Calí wurde Erzbischof Isaías Duarte Cancino ermordet (16. 3. 2002), der Bruder und Freund, der Apostel des Friedens, zu dessen Misa del Sufragio ich anwesend sein konnte. Aber auch wir selbst brauchen eine neue Ermutigung in der Lähmung, Resignation und Müdigkeit des christlichen Lebens bei uns.

Unser Heiliger Vater ruft uns zu: "Duc in altum!" "Wage es, fahr hinaus auf den See. Die Apostel, Fachleute im Fischereiwesen, hatten die ganze Nacht vergeblich gefischt. Und nun kommt der Zimmermannssohn aus Nazareth, der doch vom Fischen nichts versteht, und gibt wohl ungebetene Ratschläge. Aber Petrus wagt es, "auf dein Wort hin". Und die Netze werden übervoll, dass sie zu zerreißen drohen. Der reiche Fischfang am See Genesareth ist ein Bild für die Missio Patris. Wir sind gerufen, das Unsere zu tun, heute, in unserer Zeit, damit viele, viele Menschen die Botschaft des Evangeliums hören und begreifen und in das Netz der Menschenfischer gehen. Wir dürfen daran glauben, wenn wir mit Maria unterwegs sind, dass unser Einsatz für das Evangelium Frucht bringt, wenn wir Schulter an Schulter in der Reihe der Glaubenden gehen, dass unsere Weggemeinschaft im Glauben gelingt, wenn wir uns einsetzen in der Nachfolge Christi, dass Maria das Wort des Apostels Paulus auf uns anwenden kann: "Ihr seid meine Krone" (vgl. Phil 4, 1).

Liebe Schwestern und Brüder! "Mit dir unterwegs", heute auf dieser Wallfahrt und im Alltag unseres Lebens. Wir vertrauen uns Maria an. Sie ist uns Weggeleiterin und Fürsprecherin, Helferin der Christen und Trösterin der Betrübten. Sie ist uns Mutter und Königin. Wir ehren sie mit Herz und Zunge, mit Leben und Werk:

"Gegrüßet seist du, Königin, o Maria,
erhabne Frau und Herrscherin, o Maria.
Freut euch, ihr Cherubim,
lobsingt ihr Seraphim,
grüßet eure Königin.

Du unsere Hoffnung, sei gegrüßt,
die du der Sünder Zuflucht bist.
O mächtige Fürsprecherin,
bei Gott sei unsere Helferin.

Salve, salve, salve Regina."

Amen.

 



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Last Update: 18.06.2002 13:24 Mail: Editor /Webmaster
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