Schönstatt - Begegnungen

"Wir kommen in Freude, Herr, mit lautem Gesang..."

Die "Frühaufsteher" und das Gotteslob in der Morgenfrühe in den Heiligtümern Chiles

Madrugadores de Concepción
Dawn Breakers by the Shrine of Concepción
Madrugadores beim Heiligtum von Concepción
Madrugadores de Iquique, Oasis de María
Dawn Breakers by the Shrine in Iquique, Oasis of Mary
Madrugadores beim Heiligtum von Iquique, "Oase Mariens"
Encuentro de Madrugadores en La Serena
Meeting of Dawn Breakers by the Shrine La Serena
Treffen von Madrugadores beim Heiligtum La Serena
Madrugadores de Rancagua
Dawn Breakers by the Shrine of Rancagua, where this life stream began
Madrugadores beim Heiligtum von Rancagua, dem Ursprungsort dieser Strömung
Madrugadores en Puerto Montt
A group of dawn breakers attending the Third Meeting of the Dwan Breakers in Puerto Montt
Eine Gruppe, die am dritten Treffen der Madrugadores in Puerto Montt teilnahm
Fotos: Galarce, www.madrugadores.cl © 2002

CHILE, www.madrugadores.cl. "Mehr als 80 Männer! Wir haben uns versammelt, um den Herrn zu preisen, zuerst in der heiligen Messe, die Pfarrer Claudio Verdugo, zelebriert hat, dann bei der eucharistischen Anbetung. Die Gebete kamen aus dem Herzen und drückten unsere Sehnsucht und unsere Nöte aus. Unsere 80 Männerstimmen ließen die Wände des Heiligtums wackeln!!! Die Hymne von Maipú – "Freude des Weges" -, aus voller Brust geschmettert, hat viele von uns tief bewegt..." – Eins von vielen Zeugnissen, dieses hier berichtet vom Heiligtum La Serena. Es geht um eine Strömung, die vor etwa 12 Jahren beim Heiligtum von Rancagua begonnen hat. Das Besondere: nur für Männer!

Im Zusammenhag des Goldenen Jubiläums des 31. Mai und in der Kraft des Coenaculum-Heiligtums in Bellavista hat diese Strömung einen gewaltigen Auftrieb bekommen. Zur Zeit gibt es Gemeinschaften von "Madrugadores", "Frühaufstehern", an fast allen Schönstattheiligtümern von Chile.

"Nachdem gestärkt ich darf erwachen..."

Im Heiligtum von Bellavista hört man kräftige, wohlklingende Männerstimmen. Gute Begleitinstrumente erwecken den Eindruck: Hier sind Profis am Werk! Sie sind am arbeitsfreien Samstag früh aufgestanden, haben zum Teil eine längere Anfahrt hinter sich und treffen sich hier mit anderen, um der Gottesmutter in Gebet und Gesang viele konkrete Bitten und Sorgen vorzutragen. Die Atmosphäre ist dicht, man spürt: hier sind Menschen, die das umsetzen, wovon andere bloß reden. Nicht nur die eigenen Anliegen fließen ein, sondern letztlich die ganze Welt wird in ihrem Beten zur Gottesmutter getragen. Diese Kontaktstelle Heiligtum wird zum Kontenpunkt, hier wird die Erde dem Himmel entgegengehalten.

"Die einzige Stunde, wo Familie und Arbeit einen nicht fordern..."

Einer der Pioniere dieser Strömung, Ramiro Bravo C., berichtet vom Entstehen: "Diese Strömung hat 1987 angefangen, kurz vor der Einweihung unseres so lange ersehnten Heiligtums von Rancagua am 28. Mai 1988. Nach der außerordentlichen Mühe des Baus und der Einweihung brauchten wir eine Entspannung, die aber, so fürchteten wir, schnell dazu führen könnte, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Daher schuf die Familie die 'Wache bei der Mutter', ein System, durch das gesichert werden sollte, dass immer ein Schönstätter im Heiligtum war, das dadurch, mitten in der Stadt gelegen, den ganzen Tag für die Leute offen sein konnte. Vielleicht wirkte auch der Geist von Schwester María Matilde Durán bei unseren Entscheidungen mit. Sie ist aus Rancagua. Sie starb am 21. Mai 1969. Sie opferte ihr Leben aus Widergutmachung für die Schändung des Heiligtums von Bellavista am 8. April 1969. – Dazu kam auch das schmerzhafte Erbe von Santa Cruz (Heiligtum, dessen Grundstein Pater Kentenich am 20. Oktober 1948 gesegnet hat und das im Zug der Auseinandersetzung um Schönstatt verlassen und später abgerissen wurde), das uns besonders dazu anregte, Gnadenkapital für den Erhalt des Heiligtums und seine Fruchtbarkeit bereit zu stellen.

Für die Männer, die lange Wege zu ihrem Arbeitsplatz zurückzulegen hatten, gestaltete es sich besonders schwierig, sich für die Wachestunden einzuschreiben, und so kam es, dass dieser Dienst fast ausschließlich von Frauen ausgeübt wurde. Auf der Suche nach einer Stunde, in der wir mit gewisser Sicherheit frei wären, kamen wir schließlich auf die Morgenfrühe des Samstags, 7.00 Uhr, praktisch die einzige Stunde, in der wir weder durch Arbeit noch durch Familie verpflichtet waren, wo wir also kommen konnten."

Das besondere Klima einer Madrugada

Eine Madrugada, ein Morgenlob in La Serena: "Als wir kurz vor 7.00 Uhr beim Heiligtum ankamen. Bekamen wir einen Überblick über den Tag. Lichter zeigten uns den Weg zum Gnadenort. Oben sah man, ebenfalls erleuchtet, das Heiligtum. Grüße, Umarmungen, neue Gesichter, einige Bekannte, Bindungen, die sich aus gemeinsamen Madrugadas ergeben haben..."

– Ricardo Carrasco: "Zur ersten Madrugada in Puerto Montt kamen 12 Personen... Alles ging gut, gute Lieder (die Hymne von Maipú wird zu einer Art Markenzeichen). Wir hatten kaum Zeit für das Frühstück und zum Austauschen, weil nach der Messe – wir hatten sie zusammen mit der Schönstattfamilie – alle Welt mit uns reden wollte. Ich habe den andern gesagt, jetzt gibt nicht jeder eine eigene Erklärung ab, sondern wir tun es einmal gemeinsam für die ganze Familie. Das Gute daran war, dass anschließend einstimmig beschlossen wurde, die Madrugada demnächst früher zu machen, d.h. um 7.00 Uhr, damit nachher noch Zeit blieb, allein zu reden. Außerdem sind wir dann zur selben Stunde mit den anderen Gemeinschaften von Madrugadores verbunden!"

Traditionell endet die Madrugada mit einem Frühstück, der idealen Gelegenheit zum Austausch in Gemeinschaft. "Diese Tradition hat uns den Ruf eingebracht, Schlemmer zu sein – aber schließlich war das schon im Evangelium so, da wurden die Apostel von den Pharisäern auch deshalb angegriffen. Wir haben uns damit verteidigt, dass das Evangelium unseren Herrn nur einige wenige Mal im Gebet mit den Aposteln zeigt und sehr viel öfter beim Essen. Folglich leben wir getreu nach dem Rat des Evangeliums! – Wir glauben, dass diese Art der Beziehung untereinander, mit etwas deftigem Humor, aber herzlich, das Wachsen einer Herzensgemeinschaft gefördert hat, eine richtig gute Kameradschaft, die sich im Ambiente weiblicher Anwesenheit nicht so entfalten würde, denn bei uns werden ständig Witze gerissen, wie wir Chilenen es so gern tun!"

Ein Meilenstein: Drittes Treffen der Madrugadores in Puerto Montt

August 2001: Die Lieder, das Heiligtum ohne Bänke und jeder Zentimeter belegt, die Kälte draußen, der Wind – das war das Ambiente, in dem etwa 100 Männer (alle im Heiligtum) die Gegenwart Gottes herabriefen für die zwei Tage, in denen sie den Reichtum und die Fruchtbarkeit dieses Lebensstroms miteinander teilen wollten. Sie kamen von nah und fern: Antofagasta: 1, la Serena: 23, Santiago Bellavista: 18, Rancagua: 16, San Fernando: 2, Curicó: 4, Concepción: 1, Puerto Montt: 26, Coyhaique: 4, und jeden Tag wuchsen sie mehr zusammen.,

Pater Carlos Cox hielt zwei Vorträge, in denen er zunächst den heiligen Josef als "einen der ersten 'Madrugadores' der Geschichte" bezeichnete, der die heilige Familie bewachte, und der sicherlich oft früh aufstehen musste, um dem Kind auch in allen seinen natürlichen Bedürfnissen zu dienen. Weiter führte er aus: "Eines nachts kam der Engel und sagte: Josef, steh auf... Und Josef stand auf. Und Ihr steht auf. Und ihr steht nicht bloß auf, weil sich darin eine gewisse männliche Kraft zeigt, sondern weil in euch der heilige Josef neu gegenwärtig wird in dieser Zeit, und aufsteht um die Mutter und das Kind aus großer Gefahr zu befreien... " Der Erzbischof von Puerto Montt, Cristián Caro, besuchte die Gruppe der Madrugadores für eine kurze Zeit, wollte wissen, woher sie kommen, und hielt ihnen anschließend einen kurzen Vortrag, der um die Worte Jesu an die Samariterin kreiste: "Wenn du die Gabe Gottes kennen würdest."

Er zeigte sich überrascht, so viele Männer versammelt zu sehen, was nicht häufig in der Kirche sei! Der Sonntag begann sehr früh, wie es sich für eine Tagung von 'Frühaufstehern' gehört, mit der Eucharistiefeier im 7.00 Uhr. Gruppenarbeit machte es möglich, im kleineren Kreis die Erfahrungen als Madrugador auszutauschen und zu überlegen, wie man weiter arbeiten könnte mit gemeinsamen Vorschlägen. Um 11.00 Uhr gingen sie zum Heiligtum, wo sie mit einer kurzen Gebetszeit die Tagung beendeten. Coyhaique erhielt das Bild des Gründers, Pater Kentenich, das von Gemeinschaft zu Gemeinschaft wandert. Diese Augenblicke des Gebetes waren sehr dicht und intensiv. Es war das, was Pater Cox zuvor im Vortrag über die Bedeutung einer Madrugada gesagt hatte: "Eine Stunde im Heiligtum, um wieder Kind zu werden. Eine Stunde im Heiligtum, um das Vater- und Gatte-Sein zu erneuern. Eine Stunde im Heiligtum, um Gott Wege hinein in deine Stadt zu öffnen."

Selbsterziehung, Laienspiritualität – Mario Hiriart

Madrugadores: Gemeinsam singen und beten; gemeinsam frühstücken und die Freuden des Lebens miteinander teilen. Das war die anfängliche Intention. Inzwischen ist daraus eine starke Gemeinschaft geworden, geprägt von einer tiefen Laienspiritualität.

So meint Ramiro Bravo, "wir haben die Bedeutung einer unserer männlichen Natur entsprechenden Erziehung entdeckt. Die große Mehrheit von uns sind Väter, und der größte Teil der Erziehung, die wir in der Familienbewegung erhalten, ist auf den partnerschaftlichen Dialog und den Reichtum der Ehe bezogen. Ohne diese pädagogische Orientierung in irgendeiner Weise kritisieren zu wollen, sind wir uns doch bewusst geworden, dass keiner von uns mit seiner Selbsterziehung ganz vollständig da steht. So brauchen wir eine Ergänzung, die uns dann wieder befähigt, die Rolle als Gatte und Vater ganz auszufüllen. In diesem Punkt war es ein großes Geschenk, dass wir den heiligen Josef entdeckt haben."

Eine andere Entdeckung ist Mario Hiriart. Wie gehe ich mit der sozialen Frage in meinem persönlichen Umfeld um? Welche Akzente kann ich als Christ in meinem Beruf setzen? Wie kann ich ein authentisches Glaubenszeugnis weitergeben? Viele solcher Fragen wurden in Gesprächen an den Marienbruder in Bellavista, Pedro Dillinger, herangetragen. Als er spürte, dass ein erstes Interesse an Mario Hiriart bereits gewachsen war, kam er dem Wunsch nach, einen Mario-Workshop speziell für Madrugadores anzubieten. Mario hatte wie die Teilnehmer selbst in der Großstadt Santiago gelebt, hat als Ingenieur und gleichzeitig Marienbruder seinem Beruf einen besonderen Stempel aufgedrückt. Für ihn war die Aufgabe als Ingenieur und später als Dozent an der Uni das erste Apostolatsfeld. Neben einer ausgezeichneten Aufgabenerfüllung war er bemüht, aus seiner christlichen Überzeugung heraus neue Dinge anzupacken, so z.B. eine Art Leihbücherei für Studenten ohne ausreichende finanzielle Mittel. Nun läuft inzwischen dieser Workshop mit Erfolg. Im Mario-Begegnungsraum der Marienbrüderfiliale in Bellavista haben die Madrugadores die Möglichkeit, anhand von verschiedensten Medien in den Dialog mit diesem Mann zu kommen, der einen laikalen Lebensstil praktizierte, ohne sich und seine intensive Gottesbeziehung dabei zu verlieren. Auch wenn dieser Workshop einmal abgeschlossen sein wird bleibt der permanente Auftrag, die Brücke zwischen Gott und Welt in der eigenen Person zur Realität werden zu lassen. Dazu bietet Mario seine Freundschaft und Wegbegleitung an.

Offenheit

Die Integration von Männern, die nicht zur Bewegung gehören, war von Anfang an ein großes Geschenk und deutet wohl auf einen Weg, den es weiter zu beschreiten gilt. Das heißt, wir sind keine Gemeinschaft ausschließlich für Schönstätter. Das Leben hat gezeigt, dass diese Einstellung und Offenheit ein klares Zeichen der Göttlichen Vorsehung war. Im einen oder anderen Fall haben sich Madrugadores später einer offiziellen Schönstattgemeinschaft angeschlossen. Auch haben uns einige unserer Söhne während einer wichtigen Zeit ihres Lebens bei den Madrugadas begleitet. Dies und andere Gründe haben uns dazu bewegt, bereit zu sein, so offen wie eben möglich zu sein, um auf die Bedürfnisse anderer Männer einzugehen. Vielleicht zeigt sich hier ein Weg, die Bewegung für Menschen zu öffnen, die sie noch nicht kennen?

Die Madrugadores haben eine eigene Homepage (in spanisch):  www.madrugadores.cl 

Mit Beiträgen von Ingrid Springer, Pedro M. Dillinger, Octavio Galarce, Ricardo Bravo

 



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Last Update: 10.04.2002 13:45 Mail: Editor /Webmaster
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