Schönstatt - Begegnungen

Schönstatts Sendung für Kolumbien: Glaube, der den Alltag prägt

Gründung der Schönstattbewegung von Kolumbien

The Shrine: New Bethlehem in Armenia, Colombia
Santuario "Nuevo Belén" en Armenia, Colombia
Heiligtum "Neues Behtlehem" in Armenien, Kolumbien
Representatives of Colombia - together with Barbara Herff, Germany - during the Jubilee celebrations of May 31. 1999, in Bellavista,Chile.
Representantes de Colombia - junto a Barbara Herff, Alemania - en el jubileo de oro del 31 de mayo, en Bellavista, Chile
Vertreter der kolumbianischen Schönstattfamilie - zusammen mit Barbara Herff, Deutschland - bei der Feier des Goldenen Jubiläums, 31. Mai 1999, in Bellavista, Chile
Shrine in Pereira, Colombia
Santuario del Café, Pereira, Colombia
Heiligtum in Pereira, Kolumbien
Retreat Center near the Shrine in Armenia
Casa de formación frente al Santuario en Armenia
Bildungshaus beim Heiligtum in Armenia
Fotos: Jose Alfonso Gaspar © 2002

KOLUMBIEN, P. Franciso José Cox. Kolumbien, ein von Bürgerkrieg und Drogenhandel fast völlig zerstörtes Land ist ein Musterbeispiel für das Wirken einiger weniger Schönstätter der ersten Stunde, die überzeugt sind, dass Schönsatt gerade auch für dieses Land eine Sendung hat. Es ist ein Beispiel dafür, dass die Gottesmutter von Schönstatt in Lateinamerika mit offenen Armen empfangen wird und "Wunder wirkt". Der 27. Oktober 2001 war in diesem Sinn ein Markstein in der Geschichte Schönstatts in Kolumbien mit dem ersten landesweiten Schönstatt-Treffen. Es wurde zum Gründungstag der kolumbianischen Schönstattbewegung. So sahen es die Vertreter aus Medellín, Armenia, Pereira, Cali und Bogotá, so drückte Erzbischof Francisco José Cox es in der Predigt aus.

Dieser Gründung geschah in einem dramatischen Augenblick der Geschichte Kolumbiens. Der berühmte "Friedensprozess" gestaltet sich immer problematischer. Die Guerillaorganisation FARC verweigert jede Form von Kontrolle über die "neutrale Zone" von 42.000 km² , die ein "Heiligtum des Terrorismus" geworden ist, und die nach dem Wunsch der FARC eigentlich ein eigener Staat werden soll.

Geschichtliche Wurzeln

In Wirklichkeit gibt es Schönstatt in Kolumbien bereits seit einigen Jahren. Durch verschiedene Personen und in voneinander unabhängigen Aufbrüchen – zuerst Pater Ernesto Durán und sein Kontakt mit Gabriel Loaysa, dann P. Francisco García Huidobro, P. Luis Morel, P. Luis Ramírez und Laien an verschiedenen Orten wie Frau Cristancho aus USA, Ehepaar Ricardo e Inge Erazo, María Elena Arellano und viele andere Werkzeuge ist Schönstatt in Armenia, Pereira, Medellín, Antioquia und Bogotá; Anfänge gibt es im Moment weiterhin in Cali, Cartagena und Santa Marta.

Leben entsteht in schönst(ättischst)er Vielfalt

Unterschiedlich und vielfältig ist die Entfaltung Schönstatts an jedem dieser Orte: vom Heiligtum in Armenia aus oder von dem in Pereira, wo es Jugend- und Familiengruppen gibt, weiter zu den Familien- und Müttergruppen, die in Bogotá entstehen, bis hin zur Kampagne der Pilgernden Gottesmutter, die fast überall entstanden ist, jedoch nicht überall schönstättisch geprägt ist. Bisher hatte es noch nie ein Treffen der Vertreter der verschiedenen Schönstattaufbrüche in Kolumbien gegeben, wohl vor allem auch, weil es an keinem dieser Orte eine Präsenz der Pars Motrix et Centralis, der Kerngemeinschaften Schönstatts, gibt. Bisher war noch nie jemand aus einem der Bünde oder Verbände in Kolumbien tätig geworden bis zur Ankunft von Schönstatt-Pater Erzbischof Francisco José Cox, der im Auftrag des Heiligen Vaters für Aufgaben der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz in Kolumbien war und dabei einen Teil seiner Zeit der Schönstattfamilie von Kolumbien widmen konnte.

In diesem Zusammenhang versteht man, welche Bedeutung für die kolumbianischen Schönstätter das erste Treffen der Verantwortlichen am 27. Oktober 2001 bedeutete – am Jahrestag der Vorgründungsurkunde (27.10.1912).

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Bogotá: Liebesbündnis der ersten Gruppe der Familienbewegung

Der 18. Oktober 2001, der Bündnistag, war bereits zuvor ein besonderer Tag gewesen für die Schönstattfamilie von Bogotá. Die vier Ehepaare der ersten Familiengruppe schlossen ihr Liebesbündnis. Diese Ehepaare hatten sich dazu einen apostolischen Vorsatz genommen, nämlich zu dieser Feier je mindestens ein anderes Ehepaar einzuladen, um sie so auf Schönstatt aufmerksam zu machen. Alle Ehepaare hielten den Vorsatz und brachten mehrere Ehepaare mit – aus denen inzwischen die zweite Gruppe entstanden ist. Sie wurden auch gebeten, in der Pfarrei in der Ehevorbereitung verantwortlich mitzuwirken.

Erstes landesweites Treffen

Am 27. Oktober trafen sich im Bildungshaus Villa Luz Vertreter aus Medellín, Antioquía, Armenia, Pereira, Cartagena, Santa Marta und Bogotá.Nur aus Cali war niemand anwesend, insgesamt waren es 23 Teilnehmer, darunter auch drei Diözesanpriester. Die gesamte Vorbereitung lag in der Hand der Laien, besonders der Ehepaare, von denen eben die Rede war, die gerade eine Woche zuvor ihr Liebesbündnis geschlossen hatten. Der Ort war wie geschaffen für dieses Ereignis: abgelegen und mit einem sehr schön gerichteten Saal, einer ansprechenden Kapelle, großen Gartenanlagen mit viel Schatten. Die Familien kümmerten sich sehr gut um die Delegierten, die zum Übernachten bei Schönstättern in Bogotá untergerbacht waren. Alles war gut vorbereitet: Essen, Erfrischungen, Bücher und Bilder zum Kauf, hervorragend die Logistik – und das alles, ohne dass ein Priester sich um irgendetwas hätte kümmern brauchen. Auch der finanzielle Bereich war voll abgedeckt. Es lebe die Laienbewegung!

Ein guter Teil des Treffen galt dem Kennenlernen Schönstatts und der jeweiligen Geschichte an den verschiedenen Orten. Es war höchstinteressant. Besonders betroffen hat alle aber die Nachricht gemacht, dass ein Schwager von Gabriel Loayza, einem der Gründer von Pereira, zwei Tage zuvor entführt worden war, weshalb er nicht da sein konnte! Diese Tatsache konfrontierte knallhart mit der Wirklichkeit Kolumbiens in diesem Moment – einer Wirklichkeit, in der Schönstatt handeln soll.

Beeindruckend war auch, Pfarrer Armando Sánchez zuzuhören, der vor 30Jahren, schon vor seiner Priesterweihe, sein Priestersein der Gottesmutter von Schönstatt geweiht hat und ihr treu geblieben ist. Er ist ein Vertrauter des Bischofs, der ihn teilweise für die Schönstattarbeit und die Heiligtumspastoral in Armenia freigestellt hat. Vielleicht wird er der erste Diözesanleiter, als Modell für die anderen Diözesen Kolumbiens.

Der Kirche Kolumbiens helfen, eine Generation "neuer Menschen" zu schaffen

In seiner Predigt betonte Erzbischof die Bedeutung dieses resten landesweiten Treffens: "Die vielen Rinnsale und Bäche Schönstatts, die in Kolumbien fließen, vereinen sich heute zu einem großen Fluß mit dem Namen 'Schönstattfamilie von Kolumbien'. Die Bewegung kommt in ein tiefgläubiges Land, aber in ein Land, dessen Religiosität das Alltagsleben nicht prägt: in ein tiefmarianisches Land, dessen Marienverehrung in den Gläubigen keine marianische Haltung schafft, sondern eher Gefahr läuft, das wahre Bild der Gottesmutter Maria zu verfälschen durch die zahlreichen Gruppen, die sich um vermutete Marienerscheinungen bilden. Wir müssen der Kirche von Kolumbien helfen, eine Generation von 'neuen Menschen' zu schaffen, müssen ihr helfen, dass eine authentische marianische Spiritualität entsteht."

Geringfügigkeit der Werkzeuge, Größe der Schwierigkeiten

"Schönstatt kommt in eine Land im Krieg," fuhr Erzbischof Cox fort, " in ein Land, in dem das Leben nichts wert ist, wo Entführungen, Morde und Attentate das tägliche Brot sind; Schönstatt kommt in eine Land durch Korruption zerstört ist, in dem die Politiker sich kaufen lassen, wo man Steuergelder veruntruet und wo niemand mehr den Autoritäten und Institutionen traut. Das ist das Panorama, vor dem diese kleine, unbedeutende Truppe ansteht, Kolumbien zu erneuern. Unsere Waffe ist der Glaube daran, dass sie, der große Missionar, wirklich nocht einmal kommen und Christus zur Welt bringen möchte, dass Christus durch sie neu geboren werden will in Kolumbien und in seinem Volk, und den Glauben und die Kultur dieses wunderschönen Landes erneuern will."

Ausblick

Am Nachmittag kamen verschiedene Themen in Blick auf die kommenden Monate zur Sprache: der Kontakt zwischen den Gruppen, der Kontakt mit den Pfarrern und Bischöfen, die Notwendigkeit, in jeder Diözese einen offiziellen Vertreter Schönstatts zu haben, die Neuorganisation der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter und vieles mehr.

Konkrete Schritte: Armenia, Pereira, Medellin

Ausgehend von den Impulsen dieses resten landesweiten Schönstatt-Treffens, wurden in den folgenden Wochen konkrete Schritte unternommen mit dem Ziel, eine landesweite Schönstattbewegung mit einer nationalen Koordination zu bilden.

Zwischen dem 9. und 12. November besuchte Pater Cox Armenia, Pereira und Medellín. In Armenia traf er sich mit Pfarrer P. Armando Sánchez, der von der seinem Bischof von der Pfarrseelsorge freigestellt ist für Schönstatt; er arbeitet als Gefängnisgeistlicher, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. In Armenia wurde vor 11 Jahren ein Heiligtum eingeweiht mit dem Namen "Neues Bethlehem", es steht, umgeben von üppiger Vegetation, in wunderschöner Lage. Allerdings hat es noch keinen Originalaltar, auch aus finanziellen Gründen. Beim Heiligtum ist ein kleines Bildungshaus entstanden, wo etwa 35 Personen tagen können. Zwei Müttergruppen, 14 Kreise der Pilgernden Gottesmutter, eine weite Gruppe von Menschen, die im ständigen Kontakt mit Schönstatt stehen, und eine Gruppe der Mannesjugend bilden die Schönstattbewegung um dieses Heiligtum, den einzigen Wallfahrtsort der Diözese. Bei allem aufbrechenden Leben ist die finanzielle Lage mehr als kritisch und der Unterhalt des Heiligtums nicht gesichert. Die Schönstattbewegung der Diözese Aachen hat eine Partnerschaft mit Armenia und hat unter anderem vier Vertretern der Schönstattbewegung dort die Teilnahme am Jubiläum 1999 in Bellavista ermöglicht.

Am folgenden Tag, nach einem Besuch beim Bischof, fing die Reise weiter in die nachbarstadt Pereira, wo auf einem kleinen Gelände, am Rand einer Schlucht, die die beiden Städte trennt, das Heiligtum steht. Dort traf man sich mit Gabriel Loaiza, einem Lehrer, der Werkzeug für den Aufbruch Schönstatts an diesem Ort war. Dort hat sich eine kleine, aber sehr aktive Schönstattbewegung gebildet, mit Priestern, Müttern, Familien und einigen Jugendlichen.

Die Wege sind offen...

Am 11. November ging es zu letzten Station, nach Medellín, wo Pfarrer Javier Jaramillo die Besucher empfing. Er liebt die Gottesmutter von Schönstatt sehr und ist ein glühender Verehrer Pater Kentenichs! An der Rückwand der Pfarrkirche hängt, geschmückt mit vielen Blumen, Kerzen und Lichtern, ein großes Bild der Gottesmutter von Schönstatt. Das nennen die Schönstätter von Medellin "ihr Heiligtum". Die Pfarrei liegt in einem dicht bevölkerten Stadtviertel. Eine Tatsache, die vielleicht die Wirklichkeit in diesem Land schlaglichtartig verdeutlicht: an diesem Wochenende allein wurden in Medellin 14 Menschen ermordet.

Hier in Medellin besteht die Möglichkeit, Schönstattarbeit in der Pfarrei modellhaft aufzubauen. Pfarrer Javier kennt viele Priester und spricht mit Begeisterung über Schönstatt.

Die Wege sind offen...



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Last Update: 15.02.2002 16:41 Mail: Editor /Webmaster
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