Schönstatt - Begegnungen

Über 71.000 Menschen unterschreiben: "Wir wollen nicht, dass menschliche Embryonen verbraucht werden!"

Unterschriftenaktion der geistlichen Bewegungen bereitet Übergabe der Listen in Berlin vor

Responses: Working for the Protection and Dignity of Human Life - over 70,000 signatures, a clear statement in view of the stem cell research legislation, collected in a joint effort of Schoenstatt Movement, Focolar Movement, and Bread of Life
Antworten: Gesellschaftspolitische Verantwortung in Blick auf Schutz und Würde des menschlichen Lebens; über 70.000 Unterschriften werden demnächst in Berlin vorgelegt - ein gemeinsamer Einsatz von Fokolar- und Schönstattbewegung, Brot des Lebens und anderen Gemeinschaften.
Plakate des Initiativkreises der geistlichen Gemeinschaften, Studio Anima, Elisabeth Schlömer © 2001
Ruth und Peter Fischer, Siegburg, Schönstatt-Familienbewegung Köln, beim Statement während der Delegiertentagung der deutschen Schönstatt-Bewegung im Oktober 2001
Foto: POS, Brehm © 2001

(mkf) Es ist wohl eine Frage der Motivation gewesen. Laien aus drei geistlichen Bewegungen – Fokolare, Brot des Lebens, Schönstatt - haben das fast Unmögliche geschafft: innerhalb von wenigen Monaten sammelten sie weit über 71.000 Unterschriften gegen die verbrauchende Embryonenforschung, und das ohne vorgefundene Infrastruktur, ohne finanzielle oder professionelle Unterstützung und neben Beruf und Familien. Mitglieder aller drei Bewegungen ist es geglückt, weit über die Grenzen der eigenen Gemeinschaften und über Konfessionsgrenzen hinweg andere zum Mittun zu mobilisieren. Aktiv angeschlossen haben sich seit dem Beginn der Initiative 18 weitere Bewegungen, Verbände und Parteien. Jetzt bereitet der Initiativkreis die Übergabe der Unterschriftenlisten in Berlin vor und hat sich zugleich an die deutschen Abgeordneten im Europaparlament gewandt.

"Wir wollen nicht, dass menschliche Embryonen für die Forschung hergestellt oder verbraucht werden," das ist die Kernaussage der Initiative. Das wollen viele nicht, und 71.000 Menschen haben das mit ihrer Unterschrift ausgedrückt. Den Initiatoren der Unterschriftenaktion war es nicht genug, auf Studientagen, im Verein oder im Kirchenvorstand zu sagen: "Da müsste jemand etwas unternehmen!" Sie sagten: "Wir tun was." Für uns ist jedes menschliche Leben unantastbar und kostbar," sagen Ruth und Peter Fischer aus der Schönstattbewegung, Eltern von vier Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter. Seit dem 18. Juni haben sie für die Schönstattbewegung den Einsatz initiiert und koordiniert. "Das darf nicht sein, dass Menschen Menschen 'machen', 'verbrauchen', 'entsorgen', tiefgekühlt lagern, als ein "Es" behandeln. Es hat viel gekostet, aber wir können nicht tatenlos zuschauen, und beten und klagen allein bringt es nicht!"

 

Für eine Kultur des Lebens

Diejenigen, die gegen das Herstellen und Verbrauchen von menschlichen Embryonen aufstehen, wissen, dass ihre Einstellung als nicht mehrheitsfähig angesehen wird; doch sie erleben auch breite Unterstützung. Weltweit finden sich in den Bewegungen, im Gesamt der christlichen Kirchen und darüber hinaus Menschen, die sich einsetzen für eine Kultur des Lebens, die das menschliche Leben von Anfang an und bis zum Ende schützt. Im Raum der Schönstattbewegung geht in dieser Richtung ein starker Impuls aus etwa von der Bioethik-Tagung in Argentinien. Die Frage nach dem Leben ist neben der Frage von Gewalt und sozialer Gerechtigkeit eine der Schlüsselfragen, an denen sich effektives und glaubwürdiges apostolisches Engagement im Sinne von Weltverantwortung und Weltgestaltung messen wird.

Es sei "inakzeptabel, an die Entwicklung von Embryonen zum Zwecke der Stammzellengewinnung zu denken, die danach getötet werden", sagte auf einem am 14. November in Rom zu Ende gegangen Symposium Frau Prof. Mónica López Barahona von der Fakultät für Biochemie an der Francisco de Vitoria-Universität in Madrid. Die Professorin hob hervor, dass vom wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen heutzutage eindeutig sei, dass der Embryo von der Empfängnis an eine menschliche Person ist und es daher ethisch nicht vertretbar ist, menschliches Leben zu benutzen, selbst wenn es zur Rettung anderer geschieht.

Vom persönlichen Engagement getragen

Ob die Unterschriftenaktion es bringen würden, wussten Ruth und Peter Fischer am Anfang ebenso wenig wie Dr. Ursula Dörpinghaus von der Fololarbewegung und Thomas Held von "Brot des Lebens". Von der Eigendynamik, die sich entwickelte, sind sie alle überrascht. "Leute aus den Bewegungen, aber auch viele andere Christen haben sich bewegen lassen, aktiv zu werden," erklärt Peter Fischer.

Eine Krankenpflegelehrerin nimmt das Thema für den Unterricht und sammelt Unterschriften beim Verwaltungs- und Pflegepersonal des Krankenhauses, eine Altenpflegerin geht durchs Altenheim; Pfarrer werden von Gemeindemitgliedern gebeten, diese Aktion in der Kirche durchführen zu können, die Leiterin eines Fastenzentrums mobilisiert ihre Gäste. Elisabeth Schlömel entwirft ein Plakat, Schönstatt Aktuell, Bündnisbrief, die Werkhefte der Familienbewegung und der Berufstätigen Frauen, Diözesanzeitungen wie die "Strömung" von Essen und das "Netz" von Münster und viele andere veröffentlichen Informationen, Mitglieder der Fokolarbewegung knüpfen Kontakte zur Presse, die Website (www.embryonenschutzinitiative.de) bringt regelmäßig den Stand der Aktion, per E-Mail gehen Informationen und die Bitte um Beteiligung an Pfarreien, Verbände, katholische Institutionen. Irgendwann kommen Unterschriftenlisten, bei denen sich nicht mehr zurückverfolgen lässt, wie die Information gelaufen ist. Die Bewegung entwickelt Eigendynamik, Konfessions- und Religionsgrenzen werden überschritten.

Es ist eine Erfahrung von gemeinsamem Handeln: die geistlichen Bewegungen bringen ihre jeweiligen Erfahrungen und Stärken ein. Ursula Dörpinghaus, Fokolarbewegung, bringt die politischen Kontakte und das gesellschaftspolitische Erfahrungspotential der Fokolarbewegung ins Spiel, Thomas Held, Gemeinschaft Brot des Lebens, nutzt die von ihm anlässlich des Festes der Geistlichen Bewegungen in Münster aufgebaute Internetpräsenz und Vernetzung der Webseiten der Bewegungen für die Erstmobilisierung und eine Webseite mit Material und Updates zum Stand der Unterschriftensammlung.

Das konkrete Engagement Einzelner, die sich bewegen lassen, prägt die Initiative. Vom Krankenbett ihres Mannes aus organisiert eine Frau per Telefon das Verteilen von Listen. Der Mann unterstützt sie immer wieder darin "Es ist uns beiden so wichtig," sagt sie. "Wir sind froh, dass wir das tun können, wir sind doch Christen." Der Mann hat den Abschluss der Aktion nicht mehr erlebt. "Uns hat das sehr bewegt," sagt Ruth Fischer, "und als uns einfach auch die Luft ausging, hat uns auch das Zeugnis dieses Ehepaars dazu bewegt, weiterzumachen."

Europaparlament entscheidet über Vergabe von Steuergeldern zur verbrauchenden Embryonenforschung

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit hat am 22.Oktober der Ausschuss für Industrie, Außenhandel, Forschung und Energie des Europäischen Parlamentes einen Änderungsantrag angenommen, der sich ausdrücklich für die Förderung der Forschung mit Embryonen aus europäischen Steuergeldern ausspricht. Da der Antrag aber nur mit 30 zu 26 Stimmen angenommen wurde, sahen der Initiativekreis Embryonenschutz eine Möglichkeit, die Zustimmung des Parlaments noch zu verhindern, nahm mit dem Sprecher der Ethikkommission des Europäischen Parlaments, Dr. Peter Liese, Kontakt auf, und schickte am 1. November einen Offenen Brief an alle deutschen Parlamentarier in Straßburg.

Für die Übergabe der Unterschriftenlisten in Berlin hat der Initiativkreis Embryonenschutz eine Zusage von Seiten des Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU, Friedrich Merz.

Die Übergabe der Unterschriften soll noch im November stattfinden.

Weitere Mitglieder des Initiativkreises und an der Aktion Beteiligte:

Kultur des Lebens e.V, "Rettet das ungeborene Leben" e. V., SOS LEBEN e.V., Charismatische Erneuerung im Bistum Münster, Chemin Neuf, Familien mit Christus, Gemeinschaft Agnus Dei, Jedidja, Jemael-international, KALEB, Stefanus-Gemeinschaft, Mut zum Leben e.V., Ökologisch-Demokratische Partei (ödp), CDL, Gemeinschaft Zion, Studierende von Communione e liberazione, Lebenshilfe e.V.

Mehr:
  • Embryonenschutzinitiative: http://www.embryonenschutzinitiative.de/
  • Statement von Familie Fischer bei der Oktoberwoche der deutschen Schönstattbewegung
  • Dokumentation: Offener Brief, Stand der Aktion

 



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Last Update: 15.11.2001 18:09 Mail: Editor /Webmaster
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