Schönstatt - Begegnungen

Tasten nach dem, was Gott uns sagen will

Wort an die Landespräsidien in der Schönstattfamilie - Brief von Pater Michael Joh. Marmann im Namen des Generalpräsidiumsder internationalen Schönstatt-Bewegung

Father Michael Joh. Marmann during the memorial service for the victims of the terrorist attacks in New York, and Washington, held in the Adoration Church in Schoenstatt on September 13, 2001
Pater Dr. Michael Johannes Marmann beim Gedenkgottesdienst für die Opfer der Terroranschläge in New York und Washington am 13. September 2001 in der Anbetungskirche Berg Schönstatt.
Foto: POS Brehm © 2001

Responses: Schoenstatt offered an Illuminated Rosary for World Peace in the Cathedral Sta. Catalina, Buenos Aires, on November 1, 2001
Antworten: Schönstatt gestaltete einen Licht-Rosenkranz für den Weltfrieden, zusammen mit mehreren geistlichen Bewegungen, beim Friedensgebetstag in der Kathedrale Sta. Catalina in Buenos Aires, am 1. November 2001
Foto: Badano © 2001
Responses: The Schoenstatt Rosary Campaign of Paraguay offered 21,800 Hail Mary for World Peace during their National Pilgrimage to Santa Maria, Brazill
Antworten: Die Kampagne der Pilgernden Gottesmutter von Paraguay betete 21.800 Ave Maria für den Weltfrieden bei der Landeswallfahrt nach Santa Maria, Brasilien
Foto: Badano © 2001
Responses: On October 20, during a Vigil Night, Schoenstatt members in Ecuador renewes the crowning of Mary as Queen of the Universe, entrusting the political leaders and all peoples to her
Antworten: Während einer Nachtwache am 20. Oktober erneuerten Schönstätter in Ecuador die Krönung der Gottesmutter zur Königin des Weltalls und vertrauten ihr die Politiker der Welt und alle Völker an.
Foto: Santos © 2001
Responses: Peace Prayer in Schoenstatt - on each Wednesday night until Christmas
Antworten: Friedensgebet in Schönstatt - jeden Mittwochabend bis Weihnachten
Foto: POS Fischer © 2001

Responses: Working for the Protection and Dignity of Human Life - over 70,000 signatures, a clear statement in view of the stem cell research legislation, collected in a joint effort of Schoenstatt Movement, Focolar Movement, and Bread of Life
Antworten: Gesellschaftspolitische Verantwortung in Blick auf Schutz und Würde des menschlichen Lebens; über 70.000 Unterschriften werden demnächst in Berlin vorgelegt - ein gemeinsamer Einsatz von Fokolar- und Schönstattbewegung, Brot des Lebens und anderen Gemeinschaften.
 
Plakate des Initiativkreises der geistlichen Gemeinschaften, Studio Anima, Elisabeth Schlömer © 2001
DOKUMENTATION

Einen Tag vor dem Namenstag der Gottesmutter geschah es in Manhattan, am Rosenkranzfest dann der Gegenschlag: Wir sind alle getroffen von den Schlägen und Anschlägen und fühlen uns als Schönstattfamilie "mitgefangen – mitgehangen", mitverantwortlich in Sein und Sendung. Über die Ereignisse, in denen Gott wieder einmal mit "Löwenkrallen" in der Zeit schreibt, fand im Generalpräsidium ein Gedankenaustausch statt. In seinem Namen wende ich mich an Sie alle, die Verantwortlichen unserer weltweiten Schönstattfamilie, um auch auf diese Weise unser gemeinsames Mitleiden zum Ausdruck zu bringen, aber auch unser Tasten nach dem, was Gott, der so Schreckliches nicht verhindert hat, uns sagen will.

Sicher ist als Erstes nötig, einen Gebetssturm zu entfachen

Sicher ist als Erstes nötig, einen Gebetssturm zu entfachen, wie wir immer gesagt und ja auch durch Gebetsgottesdienste gleich im Anschluss an den 11.09. zum Ausdruck gebracht haben. Für uns heißt Gebetssturm immer, dass wir Maria, der Mutter und Weltenkönigin, der Rosenkranzkönigin "sanfte Gewalt antun", damit sie nach den Plänen des Gottes unserer Geschichte auf der Bühne des Lebens unserer Zeit erscheint und wirksam wird. Sie, die fürbittende Allmacht, möge sich als die Überwinderin aller – zumal der anthropologischen – Häresien erweisen.

Hintergründige Mächte

Unser Vater und Gründer hat immer wieder von den hintergründigen Mächten gesprochen, denen wir uns gegenübersehen. Hintergründige Mächte: göttliche und dämonische Mächte. Es gilt, uns im Sinne unserer Ideale und unserer Ziele neu für die göttlichen Mächte zu entscheiden. Sie sollen die Oberhand gewinnen! Die Kultur des Todes, die in Terroranschlägen nicht weniger als in kriegerischer Gewalt, aber natürlich auch - noch verheerender - in all dem Nichtlebenlassen von Menschen, von Kindern, von noch Ungeborenen zum Ausdruck kommt, soll zur Kultur des Lebens und der Gemeinschaft werden. Hintergründige Mächte: Was geschehen ist, können wir mit menschlicher Bösartigkeit und Boshaftigkeit nicht erklären; wir müssen vielmehr zur Erklärung auch mit dem Teufel höchstpersönlich rechnen, der seinen Einfluss in unserer Zeit ausüben darf. Die Schlangenzertreterin, die unsere Bündnisherrin ist, muss machtvoll erscheinen. - Wir dürfen ihren Triumphwagen ziehen. Es ist der Triumphwagen der Siegerin in allen Schlachten Gottes.

Es geht um die Werteordnung in der ganzen Welt, die hier angegriffen ist.

Aber es beschleicht uns auch der Gedanke, ob nicht in anderen Religionen – z. B. dem Islam - manche Werte noch mehr geachtet werden, die eigentlich wir als Christen mit aller Macht vertreten sollten -, obwohl wir feststellen müssen, dass die menschliche Würde - zumal die Würde der Frau – dort missachtet wird, ja, dass die Frauen erniedrigt und entwürdigt werden, wenn wir an diejenigen denken, in deren Land die meisten Terrornester jetzt bombardiert werden. Ob nicht gerade in diesem martialischen Treiben das Fehlen des Einflusses der Frau, des Fraulichen und damit auch wieder das Fehlen einer marianisch orientierten Werteordnung offenbar wird? Ob Gott uns so schrecklich, weil es so entscheidend für den Gang der Weltgeschichte ist, u. a. darauf aufmerksam macht?

Unsicherheit und Angst

Wir erleben in aller Welt, dass die Menschen ganz unsicher sind, dass sie Angst haben, die ihnen schlaflose Nächte beschert: ein besonderes und uns alle auf die wesentlichen Anliegen unseres Gründers aufmerksam machendes Zeichen der Zeit. Sind wir nicht in der Unsicherheit dieser Zeit aufgerufen, zu jener "Pendelsicherheit" zu kommen, auf die unser Vater und Gründer immer Wert gelegt hat. Wird uns hier nicht drastisch vor Augen geführt, was der Gründer in der schwierigen Situation, in der Nacht unserer Geschichte um den zweiten Meilenstein herum, im Gefängnis geschrieben hat: "Eine alte Welt ist am verbrennen"?

Nach diesen besorgten Einsichten, Meinungen und Fragen, wie sie in unserem Gespräch im Generalpräsidium geäußert wurden, möchte ich abschließend noch auf drei Anliegen kommen, die wir gerne der gesamten Schönstattfamilie mitteilen und die unsere Reaktion auf die Stimme Gottes in all diesen schrecklichen Zeitereignissen kennzeichnen können.

1. Wir haben – spätestens seit dem 20. Januar 1942 – einen besonderen, charismatischen Sinn für "Schicksalsverwobenheit".

Dieser Ausdruck macht wohl noch besser deutlich als der Ausdruck ´Solidarität´, dass wir hier nicht nur als Schönstattfamilie untereinander sondern mit vielen Menschen außerhalb der Bewegung solidarisch sein und werden sollen. Solidarität mit den Opfern der Terroristen, aber auch mit den Opfern der Mächtigen, die glauben, nicht anders handeln zu können, als mit Militärschlägen zu reagieren. Dabei fällt uns sprachlich zweierlei auf: Erstens, dass z.B. im Blick auf die vielen Nationen, die mit den USA vertraglich gebunden sind oder auf andere Weise mit ihnen kooperieren, der "Bündnisfall" ausgerufen wurde (wie die Nato-Staaten es ausgedrückt haben). Das führt uns ganz schnell dazu zu sagen: Es ist für uns "Liebesbündnis-Fall". Das Liebesbündnis, das die Gottesmutter mit uns und wir mit ihr geschlossen haben, soll immer auch ein Liebesbündnis untereinander werden und schließt potentiell alle Menschen in der Welt, die Menschen aller Religionen ein. Wir denken, dass die Welt, deren Tendenz zu einer Einheits-Kultur auch durch diese globalen Ereignisse offenkundig wird, auch unsere Einheitskräfte, unsere Bündniskräfte braucht, um zum Frieden zu kommen. Dazu gehört (2.) auch die Rede davon, dass die Terroristen ein "Netz" haben, ein Netz ihrer Terrorausbildungsorte und der Terroristen selber, verstreut über die ganze Welt. Setzen wir dem entgegen das Netz unserer Heiligtümer (Herzens-, Haus-, Filialheiligtümer), das Netz der Liebe!

2. In unseren Heiligtümern ist das besondere Angebot der Gottesmutter an die ganze Welt die Gnade der Beheimatung und die Gnade der seelischen Umwandlung.

Gerade in einer Zeit der angstvollen Unsicherheit, der Erfahrung, dass man überall in der Welt getroffen werden kann, auch, wenn man ganz unschuldig ist, dass wir also wenig Geborgenheit und Sicherheit erleben, wird deutlich, wie sehr es die Aufgabe Mariens als der Erzieherin, Mutter und Königin ist, uns in Gott zu beheimaten. Dort dürfen wir so festgemacht sein, dass wir die Ruhe und Gelassenheit haben und ausstrahlen können, die Menschen gerade heute brauchen. – Dazu gehört die Fähigkeit, die eigenen eingeschlagenen Wege zu verlassen, wenn sie sich etwa als zu materialistisch, zu wirtschaftsorientiert erweisen. Es gehört dazu, neue Wege zu beschreiten. Besonders gefordert sind wir, wenn wir bedenken, dass hier ein äußerst mächtiges Land Terroristen in einem sehr ohnmächtigen Land, ein reiches Land ein ganz und gar verarmtes Land angreift und in noch größeres katastrophales Unglück stürzt. Wir sind gefordert in unserer Kraft, die aus dem Liebesbündnis und dem Heiligtum kommt. Wir sind gefordert, nicht nur zur Umkehr aufzurufen, sondern auch zu bewegen und selbst Umkehr zu leben. Letztlich ist dies die Offenheit für Maria, die eine marianische Welt hervorbringen will, in der ihre Werte, die Werte ihrer Seele, ihres Herzens, Herrschaft ausüben: Herrschaft der Liebe!

3. Unsere Bindung an Maria

Damit bin ich bei dem letzten Punkt, der uns als Schönstattfamilie ebenso selbstverständlich ist, wie er immer wieder vertieft werden kann: unsere Bindung an Maria. Wir haben die Erfahrung, dass wir die Gottesmutter bewegen können, in unseren Häusern anwesend zu sein. Als die pilgernde Gottesmutter, die durch die Welt zieht und Herbergssuche hält, stiftet sie viel Frieden in einzelnen Familien. Müssen wir nicht alles tun, dass diese Bewegung immer mehr Menschen in der ganzen Welt (auch in anderen Religionen) erreicht, damit sie ihre friedensschaffende Kraft entfaltet? Also: dass wir noch mehr, noch einseitiger – organisch einseitig –, noch intensiver auf Maria setzen, die von ihren Heiligtümern aus die ganze Welt mit den Liebesbündniskräften aus ihrem Herzen erreichen kann und erreichen will. -

In manchen Schönstattfamilien wurde die Gottesmutter zur Königin gekrönt – so erneuerten nicht wenige die Krönung unseres Gründers vor über 50 Jahren (z.B. in Weesen, Schweiz). Könnte dies nicht eine Anregung für uns zum 18.10. sein? Damals sagte der Vater: "Wer also in der rechten Weise die Krönung der Gottesmutter auffasst, weiß, dass er damit ein vorzügliches Mittel in der Hand hat, um die zerrüttete Gesellschaftsordnung zu retten und den zerstörten Völkerfrieden wiederherzustellen."

Schönstatt, 13. Oktober 2oo1

Im Namen des Generalpräsidiums

P. Michael Joh. Marmann

Vorsitzender



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Last Update: 06.11.2001 16:24 Mail: Editor /Webmaster
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