Das Phänomen Tuparenda – 18. OktoberÜber 40.000 Pilger feiern das Fest des Heiligtums am 18. Oktober – Klare politische Stellungnahmen machen Schlagzeilen |
(P. Antonio Cosp, Coco y Marijú Pereira) Der 18. Oktober ist der Tag der Gottesmutter von Schönstatt. So steht es in den großen Tageszeitungen von Paraguay, in denen selbstverständlich dazu eingeladen wird. Es geht um ein Fest und gleichzeitig um eine politische Kundgebung: der 18.Oktober 2001 in Tuparenda macht Schlagzeilen wegen der klaren Option für Ehrlichkeit, Sorge um das Wohl der Armen und ein Ende der Spaltungen in der Gesellschaft. Unter dem Thema: "Mutter, rechne mit mir! Geliebtes Vaterland, ich bin bereit!" lud die Schönstattbewegung alle ein, am Heiligtum gleich doppelt zu feiern: den Gründungstag Schönstatts und das den zwanzigsten Jahrestag der Einweihung des Heiligtums von Tuparenda. Am 18. Oktoner, einem ganz normalen Werktag, kamen 40.000 Pilger; Tausende von Bildern der Pilgernden Gottesmutter in den Armen ihrer Missionare "multiplizierten" Maria an ihrem Gnadenort. Jedes Jahr kommen Tausende von Pilgern zur Feier des 18. Oktober nach Tuparenda. "Heute möchten wir in alle Häuser von Paraguay den Segen der Gottesmutter bringen," hieß es in diesem Jahr in einer Presseerklärung der Schönstattbewegung, verbreitet von den führenden Tageszeitungen des Landes. Die Schönstattbewegung, so heißt es dort weiter, feiert das Fest des Heiligtums aus doppeltem Grund: in dankbarer Erinnerung an das erste Liebesbündnis, das der Gründer, Pater Kentenich, mit einer Gruppe von Jugendlichen am 18. Oktober 1914 geschlossen hatt, und als Jahrestag der Einweihung des Heiligtums in Tuparenda am 18. Oktober 1981. Ein Fest mit Tausenden von PilgernDie Feiern begannen um 9.00 Uhr morgens mit einer Messe, die Pater Antonio Cosp, Bewegungsleiter der Schönstattbewegung in Paraguay, zelebrierte. Seit den frühen Morgenstunden wirkten Freiwillige beim Parkplatzdienst, an Erfrischungsständen, begrüßten die Pilger und führten sie zum Heiligtum, "so, wie Maria ihre Kinder begrüßen und willkommen heißen würde," wie einer der vielen Helfer betont. Der Andenkenladen war den ganzen Tag geöffnet, zahlreiche Priester boten Beichtgespräche an. Wie in jedem Jahr war der Gottesdienst um 16.00 Uhr besonders für die Alten und Kranken. Die Kampagne der Pilgernden Gottesmutter hatte ihren Stand an der Seite der offenen Vorhalle der zukünftigen Wallfahrtskirche; zur Erinnerung an den Besuch wurde an den Bildern der Pilgernden Gottesmutter ein weißes Glassteinchen angebracht. Auf dem Weg zum Heiligtum durchschritten sie bewusst mit ihren Pilgerbildern die Vorhalle der zukünftigen Kirche. Ein starkes symbolisches Tun: aufbrechen im Vertrauen, um sich einzusetzen für ein neues Paraguay, ein brüderlicheres und solidarischeres Paraguay; bereit sein, sich verwandeln zu lassen, den "alten Menschen" zurückzulassen, in Schwächen und Schuld nicht zu passiv zu verharren. Danach kamen alle Pilger zusammen um für Familien und Vaterland zu beten. Die Festwochen in Tuparende endeten am 28. Oktober mit dem Besuch des Bildes der Jungfrau von Caacupé, der Patronin Paraguays, bei der Messe um 9.00 Uhr morgens. Aspekte des "Phänomens Tuparenda"Was passiert eigentlich in Tuparenda am 18. Oktober? Pater Antonio Cosp, Bewegungsleiter von Paraguay, zählt spontan einige Aspekte des "Phänomens Tuparenda" auf:
Klare Worte aus gesellschaftspolitischer VerantwortungDie Predigt am Morgen rief jedem die Verantwortung ins Gedächtnis, am Aufbau eines neuen Paraguay mitzuwirken, "und damit in der eigenen Familie anzufangen. Das Volk darf nicht sagen, dass es mit der Veränderung des Landes nichts zu tun hat." Nach Pater Antonio Cosp, der die Messe feierte, ist der zweite des Mottos – Geliebtes Vaterland, ich bin bereit! – im Land nicht allgemein verwirklicht weil "wir Paraguayer unsere Aufgabe nicht annehmen" und besonders "die Politiker, weshalb sie in der Bevölkerung so ein schlechten Image haben." Arbeitsplätze sind das große Anliegen der Pilger. Die hohe Arbeitslosigkeit, symptomatisches Zeichen der akuten sozioökonomischen Krise, "haben wir deshalb, weil Leute jahrelang dieses Land vernachlässigt haben, jahrzehntelang. Wir haben es nicht vernachlässigt, und wir kommen jetzt mit unseren Bedürfnissen. Wir wollen ein neues Land. Das geht nicht nur die Regierung, die Abgeordneten, Gesetzgeber, Richter und Unternehmer etwas an, sondern die ganze Bevölkerung," erklärte Pater Cosp. Vor Tausenden von Pilgern überraschten in der Messe am Nachmittag die Worte von Bischof Jorge Livieres Banks durch ihre harte Kritik am fehlenden Engagement im Kampf gegen Gewalt, soziale Ungerechtigkeit und Korruption. "Sicher ist heute ein Fest, aber soll Paraguay vielleicht mit Staunen und Bestürzung zuschauen, wenn es kein Geld gibt für ein Krankenhaus der Armen oder für die Rente, und gleichzeitig Millionen ausgegeben werden für Straßenrennen, die am Ende das ganze Volk bezahlen muss?" Die klare Sprache des Bischofs wurde nochmals deutlich, als er seinen Schmerz angesichts der Welle von Überfällen, Raub und Mord im Land ausdrückte. "Gott weiß mit welchem Schmerz ein Bischof solche Dinge ausspricht, aber ich will nicht als Komplize dastehen, der einige Dinge anprangert und andere verschweigt." Alle seinen verantwortlich, nicht nur diejenigen mit einem Amt. "Ich auch, wegen der Unvernunft und dem Schweigen, weil man Komplikationen aus dem Weg gehen will", sagte er, und erinnerte daran, dass man im Himmel nicht nach den Spenden gefragt würde sondern nach der konkreten Solidarität mit den Hungrigen, den Armen, den Behinderten und Kranken. Was heute nötig sei, um sich den Herausforderungen zu stellen, sei die Haltung der Hoffnung, betonte er, die sich, auch wenn es schwer sei, nicht von Hoffnungslosigkeit und Egoismus übermannen lassen dürfe. Er bat die Gottesmutter um Hilfe, denn es sei "kaum möglich, dass eine Mutter nichts zu sagen hat, wenn sie ihre Kinder in solch tiefgreifenden Problemen, Bedürfnissen und Schwierigkeiten sieht, um uns zu helfen, dass unser Sein ein ständiger Hinweis auf den Willen Gottes wird. Wir brauchen Großzügigkeit und ein Land, dem man für seine Geschwisterlichkeit gratuliert," betonte er. Besuch der Gottesmutter von Caacupé: "Die Kraft der Liebe ist stärker"Vor einer großen Zahl von Pilgern, die anlässlich des Besuchs des Gnadenbildes von Caacupé im Heiligtum von Tuparendá gekommen waren, betonte Pater Ludovico am 28. Oktober, dass "in Gott die Kraft liegt und nicht in der wirtschaftlichen und ökonomischen Macht." Er betonte, dass es nur durch Liebe möglich sei, das Paraguay zu gestalten das alle ersehnten, "Wir glauben, dass die Liebe zur Gottesmutter uns die Kraft gibt, unser Land zu verändern und das Unkraut vom Weizen zu trennen," erklärte er. Heute seien alle um die Gottesmutter geschart um von ihr diese Kraft der Liebe zu erbitten. Gleichzeitig forderte er die Paraguayer auf, in ihrem Alltagsleben kohärent zu dem zu leben, was sie im Glauben bekennen würden, da alle ein Zeugnis dafür sein müssen, dass Christus in unserem Leben gegenwärtig ist. "Liebe zeigt sich in Taten," erklärte er, "nicht in schönen Worten, und diese Kraft der Liebe wird uns die Kraft geben, unser geliebtes Paraguay zu verändern." Am Schluss bat er die Pilger, auf Gott zu schauen, "denn mit seiner Kraft, die er uns durch seine Liebe gibt, bauen wir heute das Land, das wir für unsere Kinder ersehnen." Mit Beiträgen aus: Última hora, abc color, "Noticias", ACI |
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Last Update: 07.11.2001 18:16 Mail: Editor
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