Schönstatt - Begegnungen

Aufbruch ins neue Jahrtausend

Menschenfischer werfen neue Netze aus: Vortrag von Subregens Emge vermittelt Aufbruchstimmung

Subregens Martin Emge, Bamberg
Aufmerksame Zuhörer
Über 700 Teilnehmer in der Aula der Anbetungskirche
Emge: Prämissen für den Aufbruch in die Weite: 1. den schützenden Schönstatthafen verlassen
2. Neue Methoden finden, um die Fische zu finden
3. Wissen, dass Gottes Gnade unserem Machen zuvorkommt, aber rechnet mit dem gläubigen "Nichts ohne uns" der ausgeworfenen Netze.
Fotos: Brehm, POS © 2001

(mkf) In einer nicht erst seit dem 11. September, aber stark spürbar seitdem veränderten Weltsituation, in der die Frage nach neuen Menschen und einem neuen Miteinander sich erhebt, sollten Schönstätter sich anstecken lassen von einer Aufbruchstimmung, die eine neue Generation am Anfang des Jahrtausends prägt. Mit einem großen Wurf und vom authentischem Leben gedeckten Anregungen glückte es Subregens Emge, Offenheit zu wecken für neue Wege und Strategien, um "den schützenden Schönstatthafen zu verlassen und hinauszufahren auf den Ozean der Zeit", wo postmoderne "Menschenfischer" ihre Netze auswerfen und dabei auf Bündnispartner setzen.

Mit einem Wort des Dankes für die Verbundenheit der Schönstattbewegung bei der Einweihung des Heiligtums der Verbundenheit, dem Diözesanheiligtum des Bistums Bamberg, am Schlusstag der letztjährigen Oktoberwoche, eröffnete Subregens Martin Emge den seinen Vortrag am ersten Tag der Oktoberwoche, dem Tag des apostolischen Aufbruchs in die Weite.

Postmoderne Fischer und ihre Netze

Der Papst, so Emge, wählte das Thema "Menschenfischer" als Zentralwort seines Schreibens - das Thema, das die Schönstattfamilie in der letzten OW bewegte. Die Zeichen stehen auf Aufbruch, erklärte er, nicht auf nostalgischer Rückschau auf ehemals volle oder enttäuschtes Blicken auf heute leere Netze.

Die deutschen Bischöfe ziehen nach, wenn auch mit anderem Bild, dem Bild der Aussaat. Die Frucht und das Postulat des Gnadenjahres heißt Aufbruch, erklärte Emge; für Schönstatt heiße das, den schützenden Schönstatthafen zu verlassen und hinauszufahren auf den Ozean der Zeit. Dabei sei es wichtig, sich in Gedanken und Gewohnheiten aus der Bahn werfen zu lassen. Der Unternehmensberater Reinhard K. Sprenger rät Firmen, ihre Struktur regelmäßig in Frage zu stellen, Routinen aufbrechen. "Führungskräfte müssen Störungskräfte sein", ein Zitat von Sprenger, das in vielen Gesprächen nach dem Vortrag immer wieder zitiert wurde. Es gelte, so Sprenger, die Mitarbeiter bei der Arbeit zu stören - bis das "das machen wir immer so" nicht mehr akzeptiert werde. Die unbefahrene Straße befahren, machen, was andere nicht machen: solche Störungskräfte machen die Führungskräfte der Zukunft aus. "Es kann sein dass der Weg von gestern nicht zu den Fischen von heute führt," sagt der Limburger Bischof Kamphaus.

Drei Prämissen für den Aufbruch in die Weite

Martin Emge nannte drei Prämissen für den Aufbruch in die Weite. Wer diesen unternehmen will, muss

1. den schützenden Schönstatthafen verlassen
2. Neue Methoden finden, um die Fische zu finden
3. Wissen, dass Gottes Gnade unserem Machen zuvorkommt, aber rechnet mit dem gläubigen "Nichts ohne uns" der ausgeworfenen Netze.

Der Zug in die Weite, in Welt-Weite, ist dabei keine Erfindung von Subregens Emge oder besonders dynamischen Persönlichkeiten innerhalb Schönstatts, sondern eine Grundkategorie des Denkens und Handelns von Pater Kentenich, der diesen in seinem "Amerikabericht" von 1948 mit demselben Ausdruck beschreibt, den jetzt der Papst benutzt: Duc in altum.

Freie Individuen und ihre Verbündeten

Wer die Netze auswerfen will, so Emge, muss die Fischgründe kennen. Der heutige Mensch ist ein Mensch, der die Freiheit über alles liebt und neue Freude an der Kooperation hat.

Der neue Mensch ist ein aufständiger Mensch, der Neues probiert und die Freiheit liebt.

Die "Fische" von heute lieben die Aquariumsverhältnisse nicht, sondern die Weite des Meeres. Sprenger spricht vom Aufstand der Individuen gegen das "mechanistische Denken starrer Ordnungen". Kreativität wächst in Organisationen, die sich in Netzwerken, Systemen auf Zeit, freien Kooperationen und Föderationen organisieren. Die negative Variante dieser These ist der Terrorismus. Al Quaida hat in abschreckender Weise gezeigt: Eine Handvoll Top-Terroristen versetzt eine ganze Welt in Schrecken.

Private, religiöse, nationale Interessen lassen sich nicht mehr im Alleingang durchziehen. Es gilt, Bündnispartner zu suchen, Sympathisanten, Nahestehende.

Die neue Lektion aus den Geschehen der jüngsten Vergangenheit: Es gilt, dem Terror ein Netzwerk des Guten entgegensetzen, dem "clash of civilizations" eine Kultur der Liebe.

Das Beziehungskonto muss stimmen

Was ein PUR-Konzert und der Weltjugendtag gemeinsam haben, ist ein bestimmtes Feeling, so Emge. Beispiel PUR: Die Fans verstehen: Der ist einer von uns, der kennt uns. Bandleader Engler steht ohne Starallüren da, Band und Fans kommunizieren leidenschaftlich, geben ihr Bestes. Die Band bietet Lebensinhalte an, die Fans nehmen einen Ohrwurm in den Alltag mit und ein paar Lebenstipps dazu. Es ist dieselbe Generation, die den Papst beim Weltjugendtag fasziniert hat.

Authentische Personen, so Martin Emge, ziehen an: Wer Visionen hat, für die es sich lohnt, das Leben zu riskieren, gewinnt die junge Generation. Und wer Menschenfischer ist, darf nicht seine Zeit damit vertrödeln, nur die Fische zu fangen, die zu seinem Unternehmen passen könnten. Die Frage lautet viel eher: Passt unser Unternehmen Schönstatt zu dieser Generation von jungen Bewerbern?

Die Netzwerk-Methode der Profit-Organisationen

Mit sichtlicher Freude an diesem "Unternehmen Schönstatt" machte Emge klar, dass Firmengründer und Produkt, Mitarbeiterstab und Firmenphilosophie genau dazu passen; nur: "Die Vermarktung unserer Produkte ist das Problem." In dieser Perspektive lud der Referent zu einem "Ausflug" in die Welt der Profitorganisationen ein, unter Bezug auf Ivan R. Misner und seinen Ansatz von Marketing zum Nulltarif durch Networking

Marketing befasst sich mit der Entwicklung von Verkaufsstrategien und Erforschung des Kundengeschmacks, Produkte verkaufen: was und wer und welchen Geschmack die Käufer haben, Networking mit dem Aufbau von und der Arbeit mit Netzwerken.

Neukunden durch Empfehlung – ein Kontaktnetz

Die Menschen wollen Empfehlungen. Wenn ich einen neuen Zahnarzt brauche, frage ich nicht die gelben Seiten, sondern Nachbarn und Bekannte. Entscheidend für den Gewinn von Neukunden – nicht nur für Firmen! – sind nach Misner nicht die engen Kontakte, die zum Ausbildenden von in sich geschlossenen Gesellschaften führen, sondern die losen Kontakte, die Zugang zu ganz neuen Kreisen eröffnen. Konkretes Beispiel aus der Schönstatt-Familienarbeit der Diözese Bamberg. Die Einladungen für ein Familientreffen wurden nicht in den Kirchen oder im Schönstattzentrum ausgelegt, sondern da, wo lose Kontakte mit Familien sind: nach Erkenntnis des Vorbereitungsteams Frauenärzte, Heilpraktiker, Frauencafé, Kindergarten, Schulen. Der Rücklauf war beachtlich.

Neben dem Aktivieren von Kontaktsphären – dem "Einzugsbereich" einer Floristin etwa – gilt es für Unternehmen, die Marktführer werden wollen, "Pförtner" zu sein und Kontenpunktunternehmen. Pförtner, die Aushängeschilder einer Firma, wissen alles über alles, sind ansprechender Ansprechpartner und eröffnen so den Zugang zum Gesamt eines Unternehmens. Wenn ein Schönstätter ein Pförtner ist und das Image bekommt, "den kann man brauchen, der weiß Bescheid", dann gewinnt man Sympathisanten für Schönstatt und das Image: "Schönstatt kann man brauchen".

Knotenpunktunternehmen kultivieren keine Höhlenbewohnermentalität, sondern sind offen, stellen sich dem Wettbewerb, bieten ihre Beziehungen auch anderen an (da hängt ein Plakat für Kolping im Schönstattzentrum) und schließen nicht ab, sondern laden ein: alle.

Und schließlich gehört dazu die Formulierung einer positiven Botschaft. Je klarer die Botschaft, je spezifischer das Marktsegment, je größer der Erfolg.

Networking und Empfehlungsmarketing liegen Schönstatt im Blut

Positive Botschaften öffnen und verbinden. Es gibt eine ganze reihe guter, griffiger Schönstattformulierungen, die sich noch ausbauen lassen. Die Heiligtümer und Zentren kann Schönstatt als Knotenpunkte verstehen; denn nicht als exklusive Klubhäuser sind sie gedacht, sondern als Vernetzungsräume für Nicht-Schönstätter. Die Seitengespräche mit Gruppen, die die Zentren belegen, können dazu benutzt werden. Auf dem Marienberg wird beispielsweise sonntags nachmittags ein Kaffee angeboten; die immer etwa 200 Besucher aus der Gegend werden begrüßt, hier werden Einladungen verteilt, hier geschehen spirituelle Gespräche, die sich einfach so ergeben.

Beziehungsnetze entstehen in den Kreisen, wo die Pilgernde Gottesmutter unterwegs ist – und sie eröffnet ganz neue Orte ihrer Anwesenheit. "Das Schmoren im eigenen Saft mag gut für einen Braten sein, ist aber der Tod einer apostolischen Bewegung," erklärte Subregens Emge in einem im Lauf des Tages oft wiederholten Satz. Auf dem Marienberg wurden die Bewohner der Umgebung ebenso wie die "Externkräfte" – Architekt, Bildhauer...- als Verbündete gesehen; einige sind jetzt Schönstätter. Alle sind bereit zu gegenseitiger Kooperation und Austausch.

Konkrete Beispiele für das Arbeiten mit Externkräften zur Erschließung neuer Kontakträume ist der neue Film über Pater Kentenich- produziert von einer bekannten Regisseurin, Gabriele Weber – oder die Publikationen von Ehepaar Brantzen in renommierten Verlagen.

Konkrete Anregungen: Visitenkarte, Logo, Pressearbeit

Konkrete Anregungen kamen dann ganz am Schluss: eine gutgestaltete Visitenkarte für das Zentrum – immer in ausreichender Zahl dabei -, ein Logo als Erkennungszeichen, entsprechende Verteilerstrategien und eine kontinuierliche und weitangelegte Pressearbeit.

Die veränderte Weltsituation, so Subregens Emge abschließend, verlangt nach neuen Menschen und einem neuem Miteinander. Die Spaßgesellschaft ist unter den Trümmern der Twin Towers begraben. Die Suche nach dem neuem Menschen hat begonnen. Ihn zu finden, so Martin Emge, wollen wir nicht den anderen allein überlassen.



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Last Update: 18.10.2001 22:55 Mail: Editor /Webmaster
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