Schönstatt - Begegnungen

Dank der Schönstattbewegung für eine gesegnete Gründung

Grußwort von Pater Dr. Michael Joh. Marmann zum 75-Jahr-Jubiläum der Marienschwestern

Pater Dr. Michael Johannes Marmann
Fotos: POS, brehm © 2001
DOKUMENTATION

Liebe Festversammlung!

In herzlicher Mitfreude haben wir uns zur Feier des Jubiläums unserer Marienschwestern versammelt. Mit ihnen singen wir das Magnificat über die 75 Jahre der Gründung und Geschichte einer Gemeinschaft, die in und für Schönstatt von schicksalhafter und unschätzbarer Bedeutung war, ist und sein wird.

Im Namen des Generalpräsidiums und somit im Namen der weltweiten Schönstattbewegung darf ich der Schwesternfamilie von ganzem Herzen zu diesem besonderen Geburtstag gratulieren und unsere Glückwünsche bringen. Es ist für mich eine Freude und Ehre, vor allem aber Ausdruck der Dankbarkeit, hier ein paar Worte zu sagen. Dabei fühle ich mich ausdrücklich als Sprecher der verschiedenen Gemeinschaften des Schönstattwerkes, die in ihren Repräsentanten hier anwesend sind und das Geburtstagskind in der Feier des Jubiläums begleiten.

I. Eine gesegnete Gründung

75 Jahre - das ist zwar ein gesegnetes, aber für eine Gemeinschaft – zumal angesichts so vieler traditionsreicher Orden in der Kirche - ein noch jugendliches Alter. Dass unsere Schwestern sich uns so jung und hoffnungsfreudig darstellen, ist dennoch keineswegs selbstverständlich, wenn wir an so manche Gründungen, Säkularinstitute denken, die viel später ins Leben traten und doch schon fürchten müssen, ihre Pforten zu schließen. Ganz anders das Institut der Marienschwestern, das ihren Elan aus der Gründungszeit erhalten konnte, – nicht zuletzt weil der prophetische Gründer, der seiner Zeit weit voraus war, mit allen Samenkörnern seiner reichen, schenkenden und fruchtbaren Vaterschaft in ihnen so lebendig ist – wie am ersten Tag.

1926, als es zur Gründung kam, war P. Kentenich bereits 14 Jahre - seit 1912 Spiritual und Erzieher der Jugend im Studienheim der Pallottiner - als Gründer der Schönstattbewegung tätig. Es war also schon einiges gewachsen und vor allem gab es einen Josef Engling, der früh vollendet in unseren Reihen als Heiliger verehrt wird. So ist klar, dass die Gründung der Schwestern, nachdem er sich seit 1920 der Frauenseelsorge zugewandt hatte, schon eine Frucht seiner Gründertätigkeit war. Aber entscheidend war, wie der Gründer später bekannt hat, dass erst durch die Begegnung mit den Schwestern die paternitas, seine Väterlichkeit geweckt wurde. Jedermann wird sofort verstehen, dass wir unseren Schwestern unendlich dankbar sind – was wäre ohne sie aus der erst beginnenden, wachsenden Familie geworden?

Mit dem Werden und Wachsen der Schwesterngemeinschaft hat der Gründer und Vater erstmals die Möglichkeit, in einem geschlossenen Raum sein Sendungsziel: das Bild "des neuen Menschen in der neuen Gemeinschaft" zu gestalten, wie er es analog zur Sprechweise des hl. Paulus formuliert hat. Darin liegt der überzeitliche Vorzug der Marienschwestern gegenüber allen anderen Gemeinschaften in dieser vielgliedrigen Schönstattfamilie. Vielleicht fällt es dem ein oder anderen nicht so leicht und braucht eine Zeit lang, eine solche offensichtliche Auserwählung anzuerkennen, aber: so hat der Gründer gewirkt und so hat er selbst es immer gesehen. Und sicher rechnen es sich die Schwestern nicht als Verdienst an, sondern - wie bei Maria in der Heilsgeschichte – : Gott hat es in seiner weisen Vorsehung so geplant.

Der Gründer hat nicht nur seine ganze Erziehungsweisheit und - kunst im Institut der Marienschwestern investiert – und das bis zum Ende seines Lebens - , sondern auch ganz bewusst darauf hingezielt, dass allezeit die gesamte Schönstattfamilie die Möglichkeit (und somit die Pflicht) hat, sich an ihm zu orientieren. Oft spricht er davon – z.B. 1961:

"Man weiß, dass das Institut (der Marienschwestern) als Erstling am weitesten entwickelt ist und dass es von vorneherein bewusst dafür benutzt wurde, um einen Ideal- oder Modellfall zu schaffen, der sich in Anpassung an Verhältnisse und Geschlecht mutatis mutandis auf die anderen Gliederungen übertragen lässt. Nicht umsonst hat der Gründer (P.K. spricht von sich selbst) dem Institut soviel Kraft und Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt. Allezeit sah er darinnen wie in einem Spiegel nach dem Gesetze der ausgezeichneten Fälle das ganze Werk in seinen verschiedenen Abstufungen symbolisiert."

II. Unser Dank

Wenn wir also am heutigen Jubiläumstag auf die Gemeinschaft der Marienschwestern schauen und sie in Sein und Sendung sowie in ihrer Geschichte auf uns wirken lassen, wird uns als Gesamt-Schönstatt umso klarer, wie sehr wir einstimmen können in ihr Magnifikat: "Hochpreiset meine Seele den Herrn – denn Großes hat an mir getan der Mächtige!" In der hohen Wertschätzung dieser gesegneten Marien-Familie erleben wir zutiefst das charismatische Geschenk für uns alle und sind erfüllt von großer Dankbarkeit. – Ich meine, ja ich fühle mich dazu verpflichtet, wenigstens das ein oder andere zu nennen, wofür wir aus ganzem Herzen zu danken haben.

  • Wir verdanken unseren Schwestern den Gemeinschaftstyp, den sie rein und gründergemäß darstellen, - so neuartig wie ehedem: wo geringste Bindungen rechtlicher Art mit dem reich entfalteten Organismus familiärer und spiritueller Bindungen eine Harmonie bilden.
  • Wir verdanken ihnen die Einführung und Gestaltwerdung der doppelten Gemeinschaftsstruktur in Verbänden und Bünden: die Offizielle Gemeinschaft mit den Provinzen und Filialen und die Freie Gemeinschaft mit den Kursen und Generationen.
  • Wir verdanken ihnen, dass es einen kontemplativen Zweig, die Anbetungsschwestern, gibt – mit dem ganzen eucharistischen Gebetskreis, und dass es die dynamischen Provinz gibt, deren Mitglieder in der Bewegung als Zentrale arbeiten.
  • Wir verdanken ihnen die Verwirklichung des zeitgemäßen Erziehungssystems unseres Vaters und Gründers, der sicher einmal als begnadeter Pädagoge in die Geschichte eingehen wird – für einen Menschentyp, den Kirche und Menschheit heute brauchen. Wir denken gleich an den Hl. Vater, der in Novo millennio ineunte von der "Pädagogik der Heiligkeit" spricht.
  • So verdanken wir unseren Schwestern, dass in ihren Reihen die wegweisenden Prinzipien P. Kentenichs lebendige Gestalt angenommen haben, - wie z.B. das Regierungsprinzip, das so harmlos klingt und doch so modern erscheint: "autoritativ im Prinzip – demokratisch in der Anwendung" oder vor allem das sog. Baugesetz: "Freiheit so viel wie möglich, Bindung so viel wie nötig, Geistpflege im Höchstmaß".
  • Wir verdanken ihnen die Schau und Anschaulichkeit der Ideale und der Strömungen, durch die gemäß der Bewegungspädagogik des geistlichen Vaters wesentliche Lebensinhalte und Haltungen – wie Blankovollmacht und Kreuzesliebe – zum aszetischen Dauerbesitz der gesamten Familie geworden ist. Vor unserem geistigen Auge steht die Persönlichkeit von Schw. Emilie, die nach der Überzeugung des Gründers den Heiligen-Typ der Zeit vorzuleben versuchte: "Sie lieben ihre Zeit: sie verkörpern ihre Schwächen, sie kämpfen aber auch mit unüberwindlichen Wagemut ihre Kämpfe."
  • Wir verdanken der Schwesternfamilie das Vorbild jener Treue und Schicksalsverwobenheit mit dem Vater der Familie, worin sie die tiefgreifenden Leidens- und Prüfungszeiten des Gründers und Schönstatts in reifer marianischer Haltung durchstehen konnte. So ist sie würdige Gefährtin und Helferin des Gründers in seinem gesamten Leben und Wirken gewesen.
  • Schließlich danken wir ihnen für den mutigen Einsatz, als es um die Internationale ging: schon 7 Jahre nach der Gründung wurden die Ersten ausgesandt. Durch diese missionarischen Aussendungen ist die Gründung der Schönstattbewegung in allen Kontinenten möglich geworden, durch sie ist das erste Filial-Heiligtum in Uruguay und damit der Beginn des Netzes, des Organismus unserer Heiligtümer in aller Welt.

Liebe Festversammlung,

so könnte ich fortfahren. Wir als Schönstattfamilie stehen staunend und dankend vor unseren Schwestern und ihrer reichen Geschichte. Und alle können wohl mitvollziehen, was P. Kentenich im Jahr seines Todes einmal zu den Schönstattpatres über sie gesagt hat: "Eine Art Wunderwerk, will heißen: eine solche Art Gemeinschaft, durchseelter, durchgliederter Gemeinschaft bei Frauen! Es ist ein überaus gutes Zeichen, wenn wir den Mut haben, in einem solchen Spiegel uns selber zu spiegeln."

Lassen Sie mich ein letztes Wort sagen, das gleichsam diese ganze Dankeslitanei zusammenfassen und bündeln möchte. Marien-Schwestern, Schwestern Mariens – Sie sind uns die Frauenpersönlichkeiten, in denen Maria aufstrahlt. Sie, die Mutter und Erzieherin im Heiligtum hat Sie an sich gezogen und sich ähnlich gemacht. Sie dürfen mit vollem Recht sich "altera Maria" nennen – ein Ideal, das für uns alle gilt, Frauen und Männern! Es schwingt ein gut Stück Begeisterung mit, wenn unser Vater aus dem Gefängnis, also im Angesicht des Todes schreibt: "Es gibt nichts, was Gott so ähnlich ist wie eine edle Frau, die in edler Gelockertheit und schlichtem, gottangefüllten Selbstbesitz diesen Geist der gezähmten Freiheit ihr eigen nennt, das heißt, wie eine Marienschwester, eine Schwester der lieben Gottesmutter, wie ich sie gerne der Kirche schenken möchte."

Wir neigen uns in Dankbarkeit und Ehrfurcht vor jeder einzelnen Marienschwester und der ganzen Schwesternfamilie.

Wir erbitten Ihnen am heutigen Festtag viel Jubiläumsfreude und Jubiläumsgnaden.

Wir wünschen von Herzen,

  • dass diese ihre Geschichte weiter so gesegnet ist,
  • dass Ihre Stellung und Ihr Dienst im Organismus der Schönstattfamilie allezeit dazu beiträgt, dass wir wirklich Familie des Vaters, Cor unum in Patre, sind ,
  • dass Sie im Sinne der Anliegen des Hl. Vaters am Beginn dieses Jahrtausends inmitten der Schönstattfamilie Ihren Beitrag geben für den marianischen Heiligkeitsweg, der in Schönstatt für die Kirche eröffnet ist, und für jene Spiritualität der communio, für die wir mit allen Bewegungen in der Kirche eine besondere Sendung haben.

Wir hören in dieser Stunde die Worte des Gründers, und machen sie uns im Blick auf unsere Schwestern zu eigen. Liebe dreimal wunderbare Mutter, es geht um Deine Sache: "Tua res agitur! Clarifica te!"

 

30. September 2001

P. Michael Joh. Marmann



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Last Update: 30.10.2001 13:51 Mail: Editor /Webmaster
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