Schönstatt - Begegnungen

Freude an der Unterschiedlichkeit der Charismen

Treffen der Verantwortlichen aus den Priestergemeinschaften der Fokolar- und Schönstatt-Bewegung

Sharing: Fr. Dr. Michael J. Marmann, Schoenstatt; Chiara Lubich
Austausch: Pater Dr. Michael J. Marmann, Schönstatt; Chiara Lubich
Chiara Lubich, foundress of the Focolar Movement, met with leaders of the Focolor and Schoenstatt Priests' Movement
Chiara Lubich, Gründerin der Fokolarbewegung, traf Verantwortliche der Fokolare- und Schönstatt-Priesterbewegung der Fokolare
Greeting: Chiara Lubich, Fr. Michael Schapfel, Schoenstatt Priests' Institute
Begrüßung: Chiara Lubich, Pfr. Michael Schapfel, Schönstatt-Institut Diözesanpriester
The participants of the meeting with Chiara Lubich, foundress of the Fokolar Movement
Die Teilnehmer des Treffens mit Chiara Lubich, Gründerin der Fokolarbewegung
Fotos: Dr. Peter Wolf © 2001

(P. Sidney Fones) Vom 1. bis 4. August fand im Gäste- und Schulungszentrum "La Pelouse" der Schwestern von Saint Maurice, wunderschön gelegen in Bex bei Vaud in der Schweiz, ein Treffen von Verantwortlichen der verschiedenen Priestergemeinschaften aus der Fokolar- und Schönstattbewegung statt. Ein Höhepunkt war der gemeinsame Besuch bei Chiara Lubich, der 81-jährigen Gründerin der Fokolarbewegung, in Mollens/Sierre, ganz in der Nähe des berühmten Skigebiets von Montana / Schweiz, wo sie mit ihren engsten Mitarbeitern ihre Sommerferien verbringt.

Seit fast drei Jahren ist es vermehrt und vertieft zu Begegnungen zwischen Mitgliedern unserer beiden Bewegungen und damit auch zwischen unseren beiden Charismen gekommen. 1999 nahm Graziella di Luca an der internationalen Feier des Jubiläums des 31. Mai in Bellavista/Chile teil, und der zweifellos zentrale Moment bei diesen Begegnungen war der im gleichen Jahr erfolgte Besuch von Chiara Lubich in Schönstatt. Sie wollte die "Seele Schönstatts" kennenlernen und besuchte das Urheiligtum.

"Communio" unter den Bewegungen

Dieses Mal trafen wir uns mit 20 Priestern in Bex. Die Atmosphäre war geprägt von großer Herzlichkeit und Einfachheit: wir waren neun Deutsche, fünf Italiener, zwei Schweizer, ein Australier, ein Irländer, ein Nigerianer und ein Chilene. Deutsch und Italienisch waren unsere Verkehrssprachen, wobei unsere Übersetzer wirklich einen Dienst der Liebe leisteten. 10 verantwortliche Priester aus den drei Priester-Gruppierungen der Fokolarbewegung waren da: Fokolare, Freiwillige und weiter Kreis. Dazu 10 Schönstattpriester: 3 Verantwortliche aus dem Priesterbund, 3 aus dem Priesterverband und 4 von den Patres. Unser Austausch kreiste um zwei zentrale Themen: die "communio" unter den Bewegungen als "Stimme Gottes" in der heutigen Kirche und die priesterliche Spiritualität im Licht unserer Charismen.

Die vielen Blumen im Garten der Kirche...

Bis zum II. Vatikanischen Konzil hatten sich die verschiedenen kirchlichen Gemeinschaften untereinander weder gekannt noch gesucht. Jede blieb bei ihrem Dienst und ihrem Charisma. Erst langsam und besonders in letzter Zeit hat man dank der Bewegungen begonnen, sich gegenseitig zu entdecken und einander näher zu kommen, in der Freude über die Verschiedenheit der Charismen. Die vielen Blumen im Garten der Kirche, die vorher nur die Sonne anschauten, haben jetzt einander entdeckt und erfahren, wie die Vielfalt sie gegenseitig bereichert. Wir erleben in der Kirche eine Globalisierung, die weder technisch noch ökonomisch sondern lebensmäßig bestimmt ist, und die Mitte der Kirche als Leib und Geheimnis Christi betont. Das institutionelle, klerikale, legale und doktrinäre Moment hat dem trinitarisch-inkarnarnatorischen (und deswegen unausbleiblich marianischen) Platz gemacht, der Liebe und dem Leben. Träger dieser Akzentverschiebung sind heute zweifellos die kirchlichen Bewegungen.

Priesterliches Leben in radikaler Gleichförmigkeit mit dem Willen Gottes

Im priesterlichen Leben ist immer deutlicher geworden, dass unser Dienst, die an uns ergangene Einladung, die Sorge, Weisheit und Liebe des Guten Hirten erfahrbar zu machen, ihren Reichtum, ihre Sicherung und Fruchtbarkeit nicht aus einer Überbetonung der sakramentalen Funktionen schöpfen. Vielmehr kommt es auf die Tiefe an, mit der wir das allgemeine Priestertum aller Getauften leben. Das heißt, es geht um die radikale Gleichförmigkeit mit dem Willen Gottes – in totaler Verfügbarkeit und Kreuzesliebe, um eine Liebe und einen Dienst an jedem Leben, die wirklich selbstlos und "verlassen" sind.

Wie am Rand des Jakobsbrunnens

Der Besuch bei Chiara hatte den Charakter einer Pilgerfahrt zu einem Menschen, in dem der Gott-für-heute, Emmanuel, zutiefst erfahrbar ist. Einige Priester unserer Gruppe aus der Fokolar-Bewegung hatten noch nie die Gelegenheit gehabt, ihr einem so kleinen Kreis zu begegnen. Bei einigen Schönstättern rief dieser Besuch Erinnerungen an persönliche Begegnungen mit unserem Gründer wach. Es war so, als ob man am Rand des Jakobsbrunnen sitzt (Joh 4,6ff) und Zeuge des wunderbaren Dialogs zwischen der Samariterin und Jesus wird.

Am Tag zuvor hatten wir Chiara 10 Fragen zukommen lassen, zu denen wir gerne etwas von ihr hören wollten. Unglaublich! Sie hatte sie studiert und zu jeder Frage Notizen gemacht. In einem Wohnzimmer, in das wir 20 gerade hereinpassten, begrüßte sie zunächst jeden von uns persönlich und trug dann ihre Gedanken mit großer Lebendigkeit, Schnelligkeit, Leidenschaft, Klarheit und Präzision vor. Wie P. Kentenich und alle großen charismatischen Persönlichkeiten kamen ihre geisterfüllten Antworten auf jede unserer Fragen aus der Tiefe ihrer eigenen großen Gotteserfahrung. Dabei wurden die beiden großen Akzente ihrer Spiritualität deutlich: der verlassene Jesus (Mt 27,46) und die heilende und lebenspendende Macht, die Jesu radikale, vorauseilende und bis ans Ende gehende Liebe zu allen Menschen hat.

Vergleichsmomente: das Marianische und das Patrozentrische

In Bezug auf zwei wesentliche Vergleichsmomente mit dem Charisma Schönstatts, das Marianische und das Patrozentrische, konnte sie ebenfalls Klarheit schenken. In dem "Testament" Jesu (Joh 19,26f) kommt die radikale Einheit von Maria und Jesus gerade in seiner "Verlassenheit" zum Ausdruck, denn als Mutter und Frau nimmt sie an seiner Verlassenheit teil und außerdem wird auch sie auf brutale Weise ihres Sohnes beraubt, der ihr Gott ist. Hier enthüllte Chiara etwas von ihrem eigenen fraulichen Empfinden und Gespür und brachte uns so den Schmerz und die Einsamkeit Marias in jener Stunde näher.

Das patrozentrische Moment bei Jesus, den am Kreuz Verlassenen, ist geheimnisvoll und paradox. Mit seinem Schrei der totalen Vater-Verlassenheit übergibt er sich erneut ganz in dessen Hände: "Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist" (Lk 23,6), und er haucht den Geist aus und schenkt ihn uns. Sie zitierte den Heiligen Vater in NMI 26.

Mit ihrer jüngsten Veröffentlichung, "Der Schrei", will Chiara zum einen danken, weil Jesus, der Verlassene, in den Stunden der Bewährung, die sie persönlich und die Bewegung zu bestehen hatten, immer da war, zum anderen aber auch ein Licht auf den verworrenen Weg der heutigen Welt werfen.

Verantwortung für das jeweilige Charisma

Nachdem Chiara weggegangen war, hatten wir eine kurze Begegnung mit ihren engsten Mitarbeitern und Mitgründern des "Werk Marias" – so der offizielle Name der Fokolar-Bewegung.

Unser dreitägiges Treffen endete in Freude, Stille und Worten, die nach dem eindrucksvollen Moment der Begegnung mit der Gründerin nur zögernd kamen. Zweifellos haben wir in unseren Hirten-Taschen den Wunsch mitgenommen, Treffen dieser Art zu fördern, die in uns die Freude und Verantwortung für unser jeweiliges Charisma neu entzünden, und zwar nicht nur für Priester, sondern für alle, die diese Charismen in ihrer Bandbreite verkörpern.

Übersetzung: Schönstatt-Patres, Berg Sion

 



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Last Update: 10.08.2001 16:23 Mail: Editor /Webmaster
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