(mkf) Als einige der Teilnehmer der Fronleichnamsprozession auf Berg
Schönstatt am 17. Juni nach dem Segen auf dem Vorplatz der Anbetungskirche
den Schatten suchten aus Sorge um Sonnenbrand, da war die Lektion in Sachen
praktischer Vorsehungsglaube perfekt. Nur zwei Stunden zuvor hatten heftige
und anhaltende Schauer die Fronleichnamsprozession mehr als fraglich erscheinen
lassen. Etwa 1.300 - 1.400 Teilnehmer aus nah und fern waren trotzdem
gekommen, unter ihnen eine Gruppe aus Murow, Polen, der Partnerstadt Vallendars,
eine Wallfahrtsgruppe aus Ecuador und Schönstattmütter aus der
Schweiz. Wie jedes Jahr, waren die Blumenteppiche, am Tag zuvor von Marienschwestern
und vielen Freiwilligen gelegt, die griße Attraktion - auch noch
für viele Nachmittagsbesucher.
"Alle Jahre wieder" blicken die Verantwortlichen der Fronleichnamsprozession
auf Berg Schönstatt in den Tagen zuvor intensiv auf die Wettervorhersagen
- und wie fast jedes Jahr war auch diesmal wieder Regen vorausgesagt.
Trotzdem gingen viele Marienschwestern und Freiwillige in den Tagen zuvor
mit großem Einsatz daran, Blumen zu sammeln, vorzubereiten und Teppiche
auf den Wegen auf Berg Schönstatt zu legen: "Wir machen es für
Christus, egal, ob die Prozession dann wirklich stattfindet oder nicht!"
In diesem Jahr war auch ein Nachmittagsprogramm vorgesehen für alle,
die einfach so kommen und die Blumenteppiche anschauen; Meditation, Segen,
Infostände, Kaffee und Kuchen sollten angeboten werden. Für
die Delegation aus Murow, der Partnergemeinde Vallendars in Polen, bildete
die Fronleichnmalsprozession auf Berg Schönstatt den Abschluss ihres
Besuchsprogramms. Schönstattmütter aus der Schweiz, eine Wallfahrtsgruppe
aus Ecuador, Pilger aus Grimmitschau und aus dem Saarland waren als Teilnehmer
gemeldet, und viele Einzelbesucher teils von weither, insgesamt etwa 1.300
- 1.500 Personen.
Vertrauen ist, wenn man einfach losgeht
Ein sonniger Samstag endete mit einem Gewitter und Dauerregen während
der ganzen Nacht; noch während der Heiligen Messe in der überfüllten
Anbetungskirche goß es in Strömen. Der Vallendarer Jugendchor
"Unterwegs" und der Chor der Schönstätter Marienschwestern gestalteten
die Messe musikalisch mit. Vor dem Segen ein Augenblick des Vertrauens
und dann die mutige Entscheidung: "Es hat aufgehört zu regnen, wir
gehen zum ersten Altar und dann zurück in die Kirche!"
Die Niederwerther Blaskapelle begleitete die Prozessionslieder. Der internationale
Charakter Schönstatts als Weltzentrum einer internationalen Bewegung
kam in den über 40 Landesfahnen bei der Prozession und einigen Gebetsrufen
in verschiedenen Sprachen zum Ausdruck, vor allem aber in den Teilnehmern
selbst, die aus allen Kontinenten kamen und in dem, was sie durch ihr
Dabeisein von ihren Kulturen und Schönstatterfahrungen einbrachten.
Die Pilger aus Ecuador, Missionare der Pilgernden Gottesmutter, die erst
am Tag zuvor angekommen waren, trugen mit Freude und Stolz ihr Wallfahrtsbild
der Gottesmutter und Bilder der Pilgermutter, viele liebevoll geschmückt
mit Zeichen der ganz persönlichen Beziehung, Zeichen der Liebe und
Dankbarkeit.
Maria, Leitstern auf dem Weg mit Christus
Der Blumenteppich am ersten Altar, beim Heiligtum auf Berg Schönstatt,
hatte als Motiv: "Maria, Leitstern auf unserem Weg". Während der
Schwesternchor sang und die Wechselgebete gesprochen wurden, hellte sich
der Himmel immer mehr auf. Monsignore Zimmerer kündigte an, dass
die Prozession nun doch den längeren Weg nehmen und beim Altar am
Mutterhaus der Marienschwestern vorbeiziehen könnte. Das verschaffte
denen, die an der Spitze der Prozession gingen, den Anblick eines "Altars
im Werden", da Blumengestecke und Mikrophone erst eilig herbeigetragen
werden mussten. "Das hat mir sehr gut gefallen," meinte eine junge Frau,
"dass es so spontan improvisiert auch geht!"
Vor dem Segen sangen die Pilger aus Ecuador ein eucharistisches Lied,
begleitet mit Gitarren. "Wir sind in Ecuador sehr eucharistisch eingestellt,"
meinte Schwester Consuelo aus Ecuador, "und haben auf dieser Wallfahrt
jetzt zwei Fronleichnamsprozessionen erlebt, eine in Rom mit dem Heiligen
Vater am Donnerstag und nun hier in Schönstatt!" War es wohl wegen
des Liedes aus Ecuador? Innerhalb von Minuten standen die über Tausend
Teilnehmer der Prozession unter strahlend blauem Himmel.
Der Gott des Lebens - ein Gott der Überraschungen
Am Schluss der Prozession, beim letzten Altar vor der Anbetungskirche,
suchten einige Teilnehmer schon nach schattigen Plätzen. "Der Gott
des Lebens ist ein Gott der Überraschungen," meinte Monsignore Zimmerer
nach dem Segen. Vielleicht solle das heutige Erlebnis eine Anregung sein,
sich nicht nur auf die schweren, sondern auch auf die freudigen Überraschungen
Gottes einzustellen und diesen entgegenzugehen, meinte er. "Wer hätte
heute über die Sonne geredet, wenn sie von morgens an geschienen
hätte?" Die junge Frau weiter: "Das war für mich eine Lektion
im praktischen Vorsehungsglauben. Das nächste Mal, wenn bei mir etwas
schief geht, werde ich mich an die Sonne nach dem Regenguß erinnern.
Aber wir müssen unsere Entscheidung machen, bevor wir die Sonne sehen!"
Am Nachmittag kamen viele Einzelbesucher und Gruppen, um die Blumenteppiche
anzuschauen - obwohl von der Sonne nicht mehr viel übrig war! Im
alten Stall gab es Kaffee, Kuchen und frische Waffeln. Stündlich
war im Heiligtum eine kurze Wegmeditation, um 15.00 Uhr eucharistisches
Gebet und Segen am Altar beim Schulungsheim, der am Morgen ausgelassen
worden war. Während des Schlussliedes fing es in Strömen an
zu regnen. "Die Sonne heute morgen war eben wirklich ein besonderes Geschenk,"
meinte jemand. "Und ich bin sehr froh über dieses Erlebnis."
Bilder der Fronleichnams-Blumenteppiche auf Berg Schönstatt
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