Schönstatt - Begegnungen

Ein Bolivianer backt deutsche Brötchen

Arco Iris: Straßenkinder bekommen einen Job

"Arco Iris" means: rainbow, the biblical symbol of the covenant
" Arco Iris" heißt: Regenbogen, biblisches Bundessymbol
Wilbert from Bolivia - working in a German bakery
Wilbert aus Bolivien - Praktikum in einer deutschen Bäckerei
 
 
Pfarrer Josef Neuenhofer, Begründer von Arco Iris
Father Joseph Neuenhofer, Founder of Arco Iris
Fotos: I. Springer © 2001

(Ingrid Springer) Wilbert, ein junger Mann aus Bolivien, absolvierte im Frühjar 2001 in einer Bäckerei in Deutschland ein Praktikum. In La Paz betreibt er mit Gewinn eine Bäckerei, in der zur Zeit 12 Jugendliche ausgebildet werden. Straßenkinder wie er. Dahinter steht Arco Iris, das von dem deutschen Schönstatt-Priester begründete Kinder-Hilfswerk, das heute etwa 1.200 Kinder in der bolivianischen Hauptstadt betreut.

Samstagmorgen um 4.00 Uhr in der Bäckerei Schröer im münsterländischen Nordwalde: Etwa 10.000 Brötchen sollen zusammen mit unzähligen Brotsorten und Kuchen hergestellt werden. Es herrscht eine gute Stimmung im Back-Team, aber jeder Handgriff muss sitzen, ohne gute Zusammenarbeit läuft nichts! Mittendrin steht ein junger Bolivianer, arbeitet mit seinen deutschen Kollegen Hand in Hand, so als wäre er schon längst ein alter Hase im Betrieb.

Seine Kollegen mögen ihn – und auch wenn er die deutsche Sprache nicht versteht, so kennt er doch die Vorgänge in der Bäckerei, ist schnell integriert, weiß, wo er mit anpacken muss. "Ich würde ihn gerne behalten", sagt mir der Chef, er lernt unglaublich schnell und hat Freude an seinem Job." Wilbert, so heißt der junge Bolivianer, strahlt und schnappt sich den nächsten Mürbeteig, um ihn fachgerecht auszurollen. "Am liebsten backe ich deutsche Brötchen," erklärt er mir fröhlich.

Ein Leben auf der Straße

In der Pause haben wir Zeit für ein Gespräch. Seine Geschichte ist schnell erzählt und typisch für das Schicksal vieler, die ohne eigenes Verschulden auf der Straße gelandet sind. Als 10jähriger wurde er vom Elternhaus angesichts der ständig wachsenden Kinderzahl und der immer größeren Verarmung zu einem Onkel in die Stadt geschickt. Hier erwarteten den ungeliebten Gast und zusätzlichen Esser Schläge und sonstige Misshandlungen. Wilbert versuchte, bei einem anderen Onkel unterzukommen, doch auch hier die gleiche Situation. Er machte sich auf die Suche nach einer weiteren Verwandten, wurde von der Polizei aufgegriffen, da er sich nicht ausweisen konnte, und sofort ins Kindergefängnis gesteckt. Hier bekam er Kontakt zu Straßenkindern und blieb mit ihnen zusammen. Fortan war er den Risiken des Lebens auf der Straße ausgesetzt. Hunger, Gewalt, Drogen, Kriminalität. Sechs Jahre auf der Straße, ohne Dach über dem Kopf, ohne Kontakt zur Familie, mit der ständigen Sorge, genug zu essen zu haben. Ein Milieu, das zu einem neuen Anfang kaum eine Chance lässt. Doch Wilbert gerät in La Paz/Bolivien in Kontakt mit dem deutschen Padre José und der Stiftung ARCO IRIS. Langsam wächst das Vertrauen in den Pater, der mit den Straßenkindern isst und Zeit für ihre Probleme hat. Die Erfahrung, "der haut uns nicht in die Pfanne" hilft ihm, sich auf das Angebot des Padre einzulassen, in eines der soeben (im Jahre 1993) geschaffenen Heime zu ziehen, Schulbildung nachzuholen und in einer Atmosphäre des Angenommenseins langsam neu zu beginnen. Anfangs gibt es Rückschläge, aber auch die Wunden der Vergangenheit vernarben langsam, Wilbert fühlt sich wohl bei ARCO IRIS.

Hoffnung für Straßenkinder wie Wilbert

Ein pensionierter Bäckermeister fliegt nach Bolivien, er stellt sich der Stiftung ACO IRIS zur Verfügung, um einigen Jungen sein Handwerk beizubringen. Auch gebrauchte Maschinen für den Bäckereibetrieb kommen aus Deutschland. Wilbert ist einer der ersten, die ausgebildet werden, er ist wissbegierig und fleißig. Inzwischen steht er eigenverantwortlich im Betrieb und gibt sein Know how an 12 Jugendliche, ehemalige Straßenkinder, wie er, weiter. Er betreibt die Bäckerei mit Gewinn und kann damit auch zum Unterhalt der Heime von ARCO IRIS einiges beisteuern. Seine Backwaren sind in den guten Hotels der Hauptstadt sehr gefragt. Wilberts Aufenthalt in Deutschland kann nur wenige Wochen dauern, denn er wird in La Paz gebraucht. Heimweh habe er, erklärt er mir, doch er nutzt die Zeit gut aus, um seine Kenntnisse zu vertiefen und so manchen Kniff, auch manches Rezept, mit nach Hause zu nehmen. "Ich möchte bald eine Filiale gründen", erklärt der heute 22jährige mit leuchtenden Augen. Es ist nicht nur purer Idealismus, der ihn drängt, er hat das Schicksal eines Straßenkindes am eigenen Leib erlitten und möchte vielen anderen ebenso einen Wendepunkt ermöglichen, wie er es selbst erfahren hat. Ohne die Spenden aus Deutschland wäre dieser Weg unmöglich gewesen! Spenden , die eine Hoffnung zur Realität werden ließen. Spenden, die nicht in den Sand gesetzt sind, sondern Straßenkindern ganz real eine Zukunft schenken.

Neben der Bäckerei gibt es bei der Stiftung ARCO IRIS inzwischen weitere kleine Betriebe, in denen Jungen und Mädchen eine Ausbildung als Schreiner oder Schlosser, Friseur etc. erhalten. "Hilfe zur Selbsthilfe", für Pfr. Neuenhofer ist dieses Motto eines der Motive, die ihn bewegen, "seinen" Kindern eine neue Perspektiven für ihren Lebensweg zu ermöglichen:

Arco Iris - nicht einfach ein soziales Hobby

Für Pfarrer Josef Neuenhofer, Schönstatt-Priesterbund ging im Jahr 1992 ein langgehegter Wunsch in Erfüllung: Er flog nach Bolivien, um sich dort auf eine neue Aufgabe einzulassen: der Einsatz für die schwächsten der Gesellschaft, die Kinder. Neben der Arbeit in einer großen Pfarrei gründete er das Kinderhilfswerk "Arco Iris", das heute in La Paz täglich etwa 1200 Kinder erreicht. Gleichzeitig stellte sich Pfarrer Neuenhofer in den Dienst der dortigen Schönstattbewegung, mit "Achumani" entstand das erste Schönstattheiligtum auf bolivianischem Boden.

Aus der Spiritualität Schönstatts entstanden und aus dem Vertrauen auf die Wirkmacht der Gottesmutter, die neue Menschen erziehen und zum Vater führen möchte, will ARCO IRIS der Liebe ein Gesicht geben. Dabei handelt es sich nicht um eine schöne Idee, eine blasse Theorie oder ein soziales Hobby.

Der Regenbogen - Bundeszeichen

Die grundlegenden Ziele des Hilfswerkes, das den Regenbogen als Bundeszeichen zum Signet gewählt hat, orientieren sich am Gründer des Schönstattwerkes, Pater Kentenich. Gerade in den extremen Situationen der misshandelten Kinderund verwahrlosten Jugendlichen, steht die Pädagogik Pater Kentenichs auf dem Prüfstein - und erweist sich als wirksam: Den einzelnen liebevoll an- und aufnehmen, ihm das Bewusstsein von Wert und Würde zurückgeben, über die Selbstannahme zur eigenen inneren Freiheit führen und ihm christliche Wertvorstellungen für eine sinnvolle Lebensgestaltung vermitteln...

Wer "neuer Mensch" werden will, der kann das nicht im "stillen Kämmerlein"

in einer möglichst konfliktfreien Oase! Der Weg zu Gott läßt sich nicht ausschließlich, aber keineswegs ohne Solidarität mit dem Mitmenschen gehen! Neue Wege beschreiten, sich trauen und sich etwas zutrauen, das bringt Bewegung, führt zu konkretem Handeln, wie dieses Beispiel aus Bolivien zeigt.

Spendenmöglichkeit: Volksbank Haltern, Stichwort "ARCO IRIS", Konto Nr. 124 590 700, Bankleitzahl 426 63030, Spendenbescheinigungen für mildtätige Zwecke!


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Last Update: 26.06.2001 17:00 Mail: Editor /Webmaster
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