Schönstatt - Begegnungen

Standhaft bis in den Tod

Gedenkstein erinnert an den Märtyrer Franz Reinisch – Weg des Geistlichen ist untrennbar mit Bad Kissingen verbunden – Der Tiroler starb, weil er den Eid auf Adolf Hitler verweigerte

Gedenkstein in Bad Kissingen erinnert an den Märtyrer Franz Reinisch
Feierstunde zur der Segnung der Gedenkstätte durch Stadtpfarrer Oskar Pflüger
Fabian Wolf (links) und Matthias Bug von der SMJ Bad Kissingen erläuterten das Konzept des Denkmals und stellten ein Franz-Reinisch-T-Shirt vor.
Fotos: POW © 2001

Bad Kissingen (POW) "Ich denke, rede und handle nicht, was oder weil es andere denken, reden, handeln, sondern weil das meine innere Überzeugung ist." Und dafür ging Pallottiner-Pater Franz Reinisch auch in den Tod. Er hatte sich nach seiner Einberufung geweigert, den Treue-Eid auf Adolf Hitler zu leisten. Am 21. August 1942 wurde der gebürtige Tiroler in Brandenburg-Görden wegen Zersetzung der Wehrmacht enthauptet.

Seit Ostermontag, 16. April, erinnert ein Denkmal auf dem Gelände der früheren Manteuffel-Kaserne in Bad Kissingen an den Märtyrer. Es wurde auf Initiative der Schönstattbewegung im Landkreis Bad Kissingen errichtet. An der Segnung der Gedenkstätte durch Stadtpfarrer Oskar Pflüger nahmen mehr als 200 Menschen teil, darunter auch Bad Kissingens Oberbürgermeister Christian Zoll und der stellvertretende Landrat von Bad Kissingen, Eberhard Gräf.

Als ein Zeichen, das die Geschichte wach hält, aber gleichzeitig als ein Mahnmal für die Zukunft bezeichnete Schönstatt-Pater Heinrich Walter den Gedenkstein. "Pater Reinisch hat schon frühzeitig den Geist der Nationalsozialisten durchschaut", sagte Pater Dr. Werner Weicht, der für die Palottiner den Seligsprechungsprozess Reinischs betreibt. Nach seinem Abitur 1922 habe dieser zunächst Jura studiert, bis er bei einem Auslandsaufenthalt in Kiel seine Berufung zum Priestertum verspürt habe. Dadurch sei Reinisch in juristischen Fragen gebildet gewesen. Schon als Kaplan habe er daher erkannt, worauf die Nazis abzielten. Ohne Scheu habe er Hitler und Co. in seinen Vorträgen und Predigten als "Verbrecherbande" bezeichnet. Das haben laut Weich die Machthaber 1940 mit einem Predigt- und Redeverbot zu unterbinden versucht.

Durch den Kontakt mit Pater Josef Kentenich und der jungen Schönstattbewegung habe Franz Reinisch eine Vertiefung seiner Spiritualität erfahren. So habe er zu der Gewissensentscheidung gefunden, den Eid auf Hitler zu verweigern. "Ganz bewusst" habe er den Wehrdienst in der Bad Kissinger Kaserne einen Tag später angetreten als im Gestellungsbefehl vorgegeben. Weder den militärischen Vorgesetzten, noch Freunden sei es gelungen, Reinisch zum Eid auf Hitler zu überreden. Selbst der vom Provinzial angedrohte Ausschluss aus der Gemeinschaft der Pallottiner ließ die Entscheidung des Priesters nicht ins Wanken kommen. Bis zur letzten Minute hätte er sich durch den Eid dem Tod entziehen können, wenn er gewollt hätte. "Gegen mein Gewissen kann und will ich mit Gottes Gnade nicht handeln. Es muss Menschen geben, die gegen den Missbrauch der Autorität protestieren, und ich fühle mich berufen zu diesem Protest", ist von Reinisch überliefert.

Der Gedenkstein ist der Nachfolger einer bronzenen Gedenktafel, die 1987 in der Kapelle der US-Armee auf dem selben Grundstück angebracht worden war. Nach dem Abzug der Streitkräfte und dem Abriss des Gebetsraumes war die Mahntafel zunächst verschwunden. Sie tauchte durch einen Zufall vor kurzem wieder in München auf. Sie soll in der Bad Kissinger Stadtpfarrkirche angebracht werden, sobald die Innenrenovierung abgeschlossen ist.

Matthias Bug und Fabian Wolf von der Schönstatt-Mannesjugend (SMJ) stellten das Konzept des Denkmals vor, das sie gemeinsam mit Dominik Müller und SMJ-Seelsorger Pfarrer Armin Haas entworfen haben. Die geknickte Absperrstange, die am Stein eine Wunde hinterlassen hat, symbolisiere das Predigtverbot und den späteren Freiheitsentzug. Zwar habe Pater Reinisch unter diesen Einschränkungen sehr gelitten, dennoch habe er sie überwunden.

"Unverrückbar wie die Berge der Heimat steht unser Glaube", war ein wichtiges Motto in Reinischs Leben. Daher sei beim Entwurf ein Sandstein aus den Fluren Bad Kissingens gewählt worden. Damit von der Originalität und Natürlichkeit des Märtyrers möglichst viel wiedergegeben wird, sei der Stein bis auf den Ansatz der Stange und die beiden Acrylglastafeln möglichst wenig bearbeitet worden. Die Pflastersteine, in denen die Stange verankert ist, stammen aus der alten Wehrmachtskaserne und symbolisieren Pater Reinischs Weg, der untrennbar mit Bad Kissingen verbunden ist.

Im Anschluss stellten die zwei Vertreter der SMJ noch ein T-Shirt vor, das die Begeisterung für Franz Reinisch ausdrückt: "Freiwillig" prangt es in einem Faksimile der Handschrift des Märtyrers auf der Rückseite des roten T-Shirts, das auf der Vorderseite die Augen des Märtyrers zeigt. Es weise darauf hin, dass Reinisch seine Entscheidung ganz bewusst getroffen habe und seine Gewissenstreue auch heute ein Vorbild sei.

Markus Hauck (POW)

 



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Last Update: 28.04.2001 3:01 Mail: Editor /Webmaster
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