Schönstatt - Begegnungen

Laudatio für Francisco Javier Kardinal Errázuriz
(DOKUMENTATION)

Msgr. Dr. Peter Wolf beim Festakt in der Aula der Anbetungskirche
Schönstatt 18. März 2001

Laudatio: Msgr. Dr. Peter Wolf, Generaloberer des Schönstatt-Instituts Diözesanpriester

Festakt in der Aula der Anbetungskirche

Voll besetzt: Aula der Anbetungskirche, Berg Schönstatt

 
Fotos: POS, Brehm © 2001

Muy estimado Padre Francisco Javier Cardenal Errázuriz,
sehr verehrter Pater Bischof Claudio Giménes,
sehr verehrter Herr Weihbischof Karl Heinz Jacoby,
werte Festgäste, liebe Schönstattfamilie!

Wie ein Lauffeuer ging die Nachricht um die Welt und durch die weltweite Schönstattfamilie, dass unser Heiliger Vater Sie für das Kardinalskollegium erwählt hat. Viele aus Ihrer werten Familie, aus Ihrer großen Erzdiözese und ganz Chile, ja aus Ihrer geistlichen Familie der Schönstattpatres und der ganzen Schönstattbewegung haben mit Ihnen in Rom die großen Feierlichkeiten mit erlebt und Ihnen reiche Glückwünsche überbracht.

Heute dürfen wir Sie hier auf Berg Schönstatt unter uns wissen und unserer Freude über Ihre hohe Erwählung Ausdruck geben. – Mir ist bei der letzten Sitzung des Generalpräsidiums die ehrenvolle Aufgabe zugefallen, Sie in unserer Mitte vorzustellen und Ihr Leben zu würdigen. Es ist ein Leben, das eine starke Ausstrahlung hat und für das ich keinen falschen Weihrauch besorgen muss. Dabei werde ich nicht verstecken, dass ich mich ehrlich freue über unsere geistliche Familie zu einer richtigen Kardinalsfamilie zu gehören.

Jugend und Studium

Werte Festversammlung,
Francisco Javier Errázuriz stammt aus einer der ersten Familie in Santiago de Chile. Sein Vater, Pedro Errázuriz, war bekannt für sein soziales Engagement, seine Mutter war viele Jahre Präsidentin des Vereins, der die Erbauung des bekannten Nationalheiligtums der Gottesmutter von Maipu mit großem Geschick voranbrachte. In dieser vornehmen und zugleich gläubigen und engagierten Familie wächst Francisco Javier als zweiter von sechs Geschwistern auf.

Die Primar- und Sekundarschule besucht er bei den Steyler Missionaren und beginnt danach als 17jähriger das Studium der Ingenieurwissenschaften an der päpstlichen Universität von Chile, das er mit dem Bachelor für höhere Mathematik erfolgreich abschließt. Man sagt Mathematikern nach, dass sie begabt sind für Logik und Klarheit des Denkens, was P. Errázuriz immer wieder unter Beweis stellte. Doch ein Mann mit soviel Herz und Einfühlungsvermögen wäre wohl mit Mathematik und Zahlen allein nicht glücklich geworden.

In der katholischen Universität lernt der Student Francisco Javier Gruppen kennen, die sich in Bellavista treffen und Schönstätter sind. Unter ihnen ist Mario Hiriart, dessen Seligsprechungsprozess derzeit in Santiago läuft. Unter diesen hochmotivierten und geistlich bewegten Studenten gibt es einen Kommilitonen, der Francisco Javier so beeindruckt, dass er ihn nach seinem geistlichen Begleiter fragt. So stößt er auf P. Benito Schneider, einen Pallottiner und Schönstätter, der ihn überzeugt und für die Gruppe gewinnt. Damit tritt Schönstatt, das kleine Heiligtum in Bellavista, die Gottesmutter und der Gründer der Bewegung in sein Leben.

Er kann sich begeistern für Kentenichs Vision des "Neuen Menschen", die unter diesen Studentengruppen lebendig ist. In diesem Umfeld wächst der Wunsch, Priester zu werden und zwar in der konkreten Form der Pallottiner, die sich unter der studentischen Jugend engagieren (wie einst die Jesuiten!). Die chilenische Provinz ist jung und hat mächtig Nachwuchs aus der jungen Schönstattbewegung. Sie wirkt gleichzeitig als lockendes Feld, auf dem Engagement sich lohnen wird. Doch es ist die Zeit, in der unser Gründer im Exil lebt und die Zugehörigkeit zu Schönstatt auch innerhalb der Pallottiner verständlicherweise nicht unproblematisch ist. Wo also sollte das Noviziat stattfinden? Die schweizerische Provinz wagt die neuen Interessenten aus Chile zu sich nach Fribourg einzuladen. Es ist ein riesiges Wagnis für beiden Seiten.

Francisco Javier, in der Schweiz auch Franz Xaver genannt, war unter den ersten, die dort mit P. August Ziegler als Novizenmeister das Erbe Pallottis und den Neuaufbruch um P. Josef Kentenich in sich aufnehmen. Fribourg und die Villa Terese mit dem nahen Heiligtum wird seine Heimat. An der Hochschule von Fribourg studiert er Philosophie und Theologie bis zum Abschluss mit dem Lizentiat im Jahr 1962. Die Priesterweihe – wie bei den Pallottinern üblich – empfängt P. Francisco Javier ein Jahr vor dem Abschluß der Studien. Es ist der ganz große Gnadentag in seinem Leben. Seine Primiz feiert er in einer Schweizer Pfarrei, die auch in den letzten Tagen eine Kardinalsprimiz (oder wie man das nennt) erleben durfte.

Einsatz für Schönstatt

Am letzten Prüfungstag bricht P. Francisco Javier auf zu einer großen Reise, die ihn für zweieinhalb Wochen nach Milwaukee zu P. Kentenich führt. Es werden entscheidende Wochen für den jungen Priester, der sich noch nie so aufgenommen und verstanden gefühlt hat, wie er später immer wieder erzählt. Diese Begegnung sollte ihn prägen und vollends öffnen für die weitreichenden Perspektiven des Gründers der Schönstattbewegung.

Danach folgt eine kostbare Zeit als Jugendseelsorger für die chilenische Mädchenjugend. Es fällt mir nicht schwer, mir vorzustellen, dass sie ihn mochten, und er darauf brannte, endlich Seelsorger sein zu dürfen. Gleichzeitig beginnt der junge "Padre" Kraft und Zeit zu investieren in die werdende eigene Gemeinschaft, deren treibende Kraft er mehr und mehr wird. Bereits drei Jahre nach seiner Priesterweihe wird er zum Regionaloberen für das werdende Säkularinstitut der Schönstattpatres bestellt. Diese Entscheidung spricht für sich.

Es ist eine spannungsvolle Zeit für die Pallottiner und die Schönstattbewegung in Chile. Die Geschichte mit dem Kreuz der Einheit fällt in diese Zeit. Am Ende der Amtszeit als Regionaloberer von Chile wird er als Generalrat in die Familienleitung der Schönstattpatres nach Deutschland berufen. Hier hat er entscheidenden Anteil an der Vorbereitung des ersten Generalkapitels der Schönstattpatres, das 1974 stattfindet. Es galt, die ganz unterschiedlich gewachsenen Ansätze, die zur Gründung der Patres geführt haben, zusammenzuführen und Strukturen der Gesamtgemeinschaft zu schaffen. Das Generalkapitel wählt den Mitbruder aus Chile zum Generaloberen. Es ist ein mutiger Schritt in die Internationale Schönstatts.

Es folgen arbeitsreiche Jahre des inneren Auf- und Ausbaus der jungen Patresfamilie, die im Sionsideal immer stärker ihr Selbstverständnis findet und im Sionsheiligtum ihre innere Mitte und Beheimatung entdeckt. In Padre Francisco Javier als Oberen findet die internationale und vielfältige Gemeinschaft eine brüderlich/väterliche Mitte und einen Geistträger mit gleichermaßen organisatorischem Talent. Nicht immer sind diese Gaben in einer Person vereint. Ich denke in diesem Sinn war P. Errázuriz ein Glücksfall und Geschenk des Himmels für die wichtige Gründungsphase der Gemeinschaft.

In seiner Amtszeit entstehen die endgültigen Satzungen und die Pläne für das Vaterhaus auf Berg Sion. Durch das zweite Generalkapitel im Jahr 1980 wird P. Errázuriz für eine weitere Amtszeit zum Generaloberen gewählt. Seine Aufgabe bringt ihn immer wieder zu den Mitbrüdern in aller Welt. Er besucht sie in den verschiedenen Ländern Europas, aber auch in vielen Ländern Nord- und Südamerikas, in Afrika und Australien. Dabei ist er Mitbruder und Oberer, Spiritual und Stratege, Berater und Vordenker in einem.

Mit dem Amt des Generaloberen unserer Patresgemeinschaft ist auch die Aufgabe verknüpft, Vorsitzender des Generalpräsidiums des internationalen Schönstattwerkes zu sein. Dies ist ein lebenswichtiger Dienst an der Einheit unseres vielgliedrigen Familie. Als Vorsitzender vertritt P. Errázuriz das internationale Schönstattwerk nach innen und außen und dies bei lauter rechtlich selbständigen und selbstbewussten Gemeinschaften.

In seine Zeit fällt das große Fest des 100sten Geburtstages unseres Gründers. Entscheidende Impulse gehen von ihm und seinem Mitbruder Joaquín Alliende-Luco aus, den er nach Schönstatt holt. Es wird nicht einfach ein rückwärts gewandtes Jubiläum, sondern eine große Erfahrung der Internationalität und des Geeintseins in einem großen Vater und Gründer. Zusammen mit dem internationalen Team der Geschäftsstelle des Gedenkjahres und vielen Engagierten setzt er markante Zeichen hinein in Kirche und Gesellschaft und in die Internationale.

Ruf nach Rom

Dann überraschend und ohne jede Vorwarnung, in der Adventzeit 1990, ein Anruf und Fax aus dem Vatikan. Von heute auf morgen ist er konfrontiert mit der Ernennung zum Erzbischof und der Aufgabe des Sekretärs einer vatikanischen Kongregation. Es geht um die große Kongregation für die Institute des Gottgeweihten Lebens und die Gesellschaften des Apostolischen Lebens. Er erbittet ein Gespräch mit dem Heiligen Vater. Das Gespräch kommt auch zustande, doch Papst Johannes Paul II. erneuert seine Entscheidung und lässt sie am 22. Dez. 1990 um 12 Uhr verkünden. Es ist auf die Stunde der Tag, an dem P. Kentenich 25 Jahre zuvor Papst Paul VI. das Versprechen gegeben hatte, dass sich die Schönstattfamilie für die Verwirklichung der nachkonziliaren Sendung der Kirche einsetzen will. Dieses Zusammentreffen ist für P. Francisco Javier kein Zufall, sondern ein Zeichen der Vorsehung, das ihn ermutigt, ‚Ja’ zu sagen. Er weiß, er muß gehen. Und er geht für unseren Vater und Gründer. Er geht, um dessen Versprechen einzulösen.

Bereits am 6. Januar wird er vom Heiligen Vater im Petersdom zum Bischof geweiht. Wenige Tage danach beginnt sein Dienst in den Räumen der Kongregation. Als bischöfliches Leitwort wählt er aus der Hirtenrede des Johannesevangeliums: "Die Seinen nennt er bei ihrem Namen." (Joh 10,3) Fasziniert vom Beispiel des Guten Hirten und ermutigt durch das Erleben der außerordentlich personalen Zuwendung unseres Vaters und Gründers, wagt er einen neuen Stil. – Dabei steht ihm die riesige Herausforderung vor Augen, in der Kongregation für 1000-1300 Ordensgemeinschaften päpstlichen Rechts und zwischen 4000 bis 5000 Gemeinschaften diözesanen Rechts zuständig zu sein. Dazu kommt, dass gerade zu dieser Zeit ein ungeheurer Umbruch in den Ordensgemeinschaften Lateinamerikas begonnen hatte. Es war ein Lebensaufbruch, den die Befreiungstheologie in Gang gesetzt hatte. Der oft ehrliche Wunsch, die Option für die Armen radikal zu leben, stellte sich in vielen Fällen als Überforderung an Gemeinschaften und Mitglieder dar, die darauf überhaupt nicht vorbereitet waren.

Die Lateinamerikanisch Bischofskonferenz (CELAM) und die römische Kongregation hatten vergeblich versucht, die Krise zu steuern. Jetzt hatte man einen Lateinamerikaner gewählt und in die Auseinandersetzung entsandt. Was wird der neue Mann tun? Er sucht das Gespräch, er will zuerst die Anliegen verstehen. Er will die Orden und Gemeinschaften an Lösungen beteiligen, er will gemeinsame Wege suchen. Mehr und mehr Ordensleute spüren den neuen Umgangsstil, können wahrnehmen, dass einer zuhört, dass einer nicht von oben herab die Sache regelt, sondern Erfahrung einbringt und für einen gemeinsamen Weg gewinnen will.

Sicher, der neue Erzbischof und Sekretär der Kongregation kann nicht alle Probleme lösen, aber mit der Zeit entsteht Vertrauen und können viele Gemeinschaften einen guten Weg in die Erneuerung nach dem Konzil finden. In einigen Kreisen entsteht auch die Frage, ob das effektiv genug ist und ob durch Verbote und Erlasse nicht mehr erreicht werden könnte. Denn sicherlich kostet es Zeit und Kraft, die Freiheit ernst zu nehmen und den einzelnen mit seinem Namen, mit dem je eigenen Charisma ernst zu nehmen. Aber genau das hatte sich der neue Sekretär der Kongregation auf sein Wappen geschrieben und dabei setzt er auf das Wort und Beispiel seines eigenen Gründers. Und hatte nicht auch das Konzil ganz eindeutig in seinem Dekret über das Ordensleben gefordert, dass die Gemeinschaften sich ganz vom Charisma ihrer Gründer und Gründerinnen her erneuern sollten?

In seine Amtszeit fielen dann auch die Bemühungen um die päpstliche Anerkennung mehrerer schönstättischer Säkularinstitute. Ich selber war wiederholt in Rom für unser Diözesanpriesterinstitut. Ich begegnete dort einem Bischof, von dem Interesse und Wohlwollen ausstrahlte. Da hatte nicht einfach das Kirchenrecht von vornherein alles gewusst und alles entschieden – auch wenn es gerade neu promulgiert war. Da konnte man argumentieren vom Charisma eines Gründers aus. Da setzte sich einer ein bis hin zum Heiligen Vater, um zu verhindern, dass vom Recht zentrale Anliegen eines Gründers oder einer Gründerin glattgebügelt wurden. Zu oft war dies in der Geschichte der Orden passiert!

Ich möchte hier die Gelegenheit nutzen, ein herzliches ‚Vergelt’s Gott’ zu sagen im Namen meiner Mitbrüder für diese Erfahrung bei der Anerkennung unseres Instituts. Auch andere Gemeinschaften haben solches erfahren. Ich werde die Eucharistiefeier bei der Einweihung des Taborheiligtums im Jahr 1995 nicht vergessen, bei der auf dem Altar in noch verschlossenem Umschlag die päpstliche Anerkennung unserer Gemeinschaft lag. Er hatte sie zum Fest unserer Marienbrüder und Männer aus Rom mitgebracht.

Bischof in Chile

Nach fast sechs Jahren im Dienst der Kurie für Orden und Säkularinstitute in aller Welt führt der Weg seiner Berufung weiter in eine neue Dimension. Johannes Paul II. ernennt ihn zum Bischof der Diözese Valparaiso. Es ist die Stadt mit dem Sitz des Parlaments von Chile und die zweitgrößte Diözese des Landes. Es ist ein Weg zurück in das eigene Heimatland, zurück auch nach Lateinamerika. Erzbischof Francisco Javier wählt ein neues Motto für sein künftiges Wirken. Bezeichnenderweise stammt es aus dem gleichen Kontext, aus der Hirtenrede des Johannesevangeliums. Er will Hirte sein und bleiben in persönlicher Zuwendung zu den einzelnen. Aber er möchte für seine neue Aufgabe als Hirte einer Diözese den Dienst am Leben unterstreichen. Deshalb wählt er als Leitwort: "Damit sie das Leben haben!" (Joh 10,10) Das Leitbild des Hirten ist nicht als Idylle gemeint, wie das Hirtenbild in unseren Gegenden leicht missverstanden werden kann. In der Heimat Jesu und in den Wüstenregionen Chiles ist der Hirte eine lebenswichtige Figur. An seiner Führung und seinem Einsatz hängt das Leben der Herde.

"Dass sie das Leben haben", will gelten in einem Land, wo reich und arm weiter auseinander klaffen als hier in Deutschland. Dieses Motto behält unser Bischof bei, als er 1 ˝ Jahre später vom Heiligen Vater zum Erzbischof von Santiago ernannt wird und in die Hauptstadt des Landes umzieht. Es ist die Zeit der großen Demonstrationen gegen und für Pinochet. Ein Land ist zerrissen und geteilt in der Einschätzung der politischen Vergangenheit. Der Riss geht quer durch die Gesellschaft, durch Pfarreien und durch geistliche Gemeinschaften. Es ist keine leichte Aufgabe, in solcher Stunde Bischof zu werden. Der neue Erzbischof sucht das Gespräch mit beiden Seiten, mit allen politischen Kräften im Land. Er schlägt sich nicht auf eine Seite, was oft leichter wäre. Er will erreichen, dass man über die Werte diskutiert, die über die gegnerischen Lager hinweg für alle Geltung haben und für die Zukunft des Landes wichtig sind. Er regt die "mesa de diálogo", den Tisch des Gespräches an, die über das Land hinaus Beachtung finden und Schritte der Versöhnung einleiten.

Als ich Sie, lieber Herr Kardinal, im Jahre 1999 besuchte, erlebte ich einen Bischof, dem man die Freude anmerkte, Bischof zu sein. Ich hatte den Eindruck, da freut sich einer über seine Priester, über seine Gläubigen, da lebt einer in Beziehung zu seinen Leuten. Da begegnet mir ein Hoffnungsträger und nicht ein "Bedenkenträger". Es ist nicht nur lateinamerikanischer Optimismus, der mir hier entgegen kommt. Meine Mitbrüder hatten mir erzählt: Unser neuer Erzbischof hört zu. Er kommt nicht mit fertigen Programmen. Er sucht Leute, die mitdenken und die sich von innen her mit Überzeugung einbringen. Man kann ihm nur wünschen, dass er diesen Stil durchhält.

Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis der Erzbischof von Santiago auch zum Kardinal ernannt würde. Dafür ist Santiago ein zu wichtiger Bischofssitz im Kontext der Kirche Chiles und Lateinamerikas. Außerdem hatten ihn die Mitbrüder im Bischofsamt längst zum Vorsitzenden der chilenischen Bischofskonferenz gewählt. Im Mai des Jahres 1999, kurz vor dem großen Schönstatt-Jubiläum des 31. Mai, hatten ihn die Mitglieder der gewichtigen lateinamerikanischen Bischofskonferenz zu ihrem ersten Vizepräsidenten gewählt. Diese beiden Wahlen zeigen das große Vertrauen, das Erzbischof Errázuriz in der Kirche Chiles und des ganzen lateinamerikanischen Kontinents entgegengebracht wird.

Ernennung zum Kardinal

So konnte sich der Papst sicher sein, dass seine Entscheidung, Erzbischof Errázuriz zum Kardinal zu erheben, Zustimmung und Freude auslösen wird. Das Echo in Chile und in Lateinamerika war überwältigend. Viele sind stolz auf den neuen Kardinal, nicht nur der kleine sechsjährige Neffe, auch der Botschafter von Chile, nicht nur Priester und Ordensleute, auch die Leute auf der Straße und in den Gemeinden Chiles.

Zu denen, die so ganz stolz sind, gehören die Mitbrüder der Patresgemeinschaft, aber auch viele hier in dieser Aula. Daß wir uns als Schönstattfamilie zu Recht mitfreuen dürfen, kann man daraus ablesen, dass der Heilige Vater Erzbischof Errázuriz immer ganz mit unserer Bewegung verknüpft hat. So konnte er ihn oft einfach begrüßen mit ‚Schönstatt’! Der Papst hatte ihn uns, d. h. den Patres und dem Generalpräsidium weggenommen, als er ihn damals unbedingt für die Aufgabe an der Kongregation haben wollte. Er hatte einen entscheidenden Mann aus der Leitung der Familie geholt. Und spätestens in jenem Gespräch, das ich erwähnte, wird dem Papst deutlich geworden sein, was er uns "angetan" hat.

Lieber Herr Kardinal, ich glaube, wir Schönstätter haben allen Grund, uns mitzufreuen. Denn Sie selber haben keine Zweifel daran gelassen, dass Sie Ihren Weg nach Rom und nach Santiago immer vorsehungsgläubig als Führung der Gottesmutter verstanden haben. Sie haben sich auf den Weg gemacht, weil Sie das Charisma unseres Vaters und Gründers für die Kirche fruchtbar machen wollten. Es ging Ihnen nicht um Ihre Karriere, sondern um sein Charisma.

Ich bin mir gewiss, dass unser Gründer Pater Kentenich stolz auf Sie ist, wie nur ein guter Vater stolz sein kann auf einen tüchtigen Sohn. Er würde mit Sicherheit einen Anlass, wie wir ihn heute mit Ihnen feiern dürfen, zu einer Botschaft nutzen. Er würde Sie und uns ermutigen, noch viel mehr dafür zu leben und uns einzusetzen, dass Schönstatt sich in die Kirche einbringt und für Kirche und Welt zum Segen wird.

Exakt heute vor 50 Jahren begann hier in Schönstatt die päpstliche Visitation durch den Apostolischen Visitator P. Tromp. Damals begann eine Geschichte, unter der viele in unserer Bewegung und in der Gemeinschaft der Pallottiner gelitten haben. Um überleben zu können, gingen viele irgendwie in die Katakomben. Manchen sitzt das heute noch in den Gliedern. An einem Tag wie heute kann ich nur sagen: Heraus aus den Katakomben! Heute 50 Jahre nach Tromp kann ich nur ausrufen: Schluß mit den "Thrombosen"!

Unser Vater und Gründer hat in guten und in schlechten Tagen an eine Sendung für die Kirche geglaubt und ihr die Treue gehalten. Seine Treue und Liebe zur Kirche gilt es heute einzulösen. Nach der Begegnung des Generalpräsidiums mit der Bistumsleitung von Trier im Advent des Gnadenjahres 2000 und dem Besuch des Heiligen Vaters im Cor Ecclesiae-Heiligtum unserer Schwestern in Rom und Ihrer Ernennung zum Kardinal heißt es für das große Schiff der Bewegung: "Alle Kraft voraus! Oder wie der Heilige Vater es in seinem Schreiben zum Abschluß des Gnadenjahres 2000 formuliert: "Duc in altum" "Fahr hinaus auf den See!"

Ihr Leben ist uns ein Symbol, das uns an diese Sendung für die Kirche erinnert und das uns ermutigt. Die leuchtend rote Farbe Ihres Kardinalsgewandes will nicht nur an das Blut des Martyriums erinnern – was der Heilige Vater durchaus nicht verschwiegen hat. In seinen Augen steht das Purpur des Kardinals in gleicher Weise für die leidenschaftliche Liebe zu Christus und seiner Kirche. Mich erinnert es darüber hinaus an die festlich roten Fahnen beim Jubiläum des 31. Mai am Pfingstfest des Jahres 1999 in Ihrer Bischofsstadt Santiago. Im Zeichen der roten Farbe des Heiligen Geistes feierte die internationale Schönstattfamilie die Verheißung eines "Neuen Pfingsten" für die Kirche. Diese Aufbruchstimmung eines jungen Schönstatt, das nicht für sich sondern für die Kirche da ist, soll uns verbinden. Von unserem Gründer lassen wir uns zurufen: "Alles für Schönstatt, Schönstatt für die Kirche, die Kirche für den Dreifaltigen Gott!"

 



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