Schönstatt - Begegnungen


"Gott begegnen in Personen – und der Priester mittendrin"

Priestertag im Schönstattzentrum Canisiushof bei Ingolstadt

(Stephan Müller, Eichstätt) Dreißig Priester aus den bayerischen Diözesen nutzten den Buß- und Bettag, um sich mit dem Pastoraltheologen Prof. Dr. Hubertus Brantzen, Mainz, aufzumachen, Gott im Herzen der Menschen zu entdecken und miteinander Strategien zu entwickeln, im Seelsorgealltag dem Gott des Lebens auf die Spur zu kommen.

Am Buß- und Bettag, dem 22. November 20000, konnte Subregens Martin Emge, Bamberg, dreißig Mitbrüder im Schönstattzentrum Canisiushof bei Ingolstadt begrüßen. Bereits zum dritten Mal hatte das Schönstatt-Institut Diözesanpriester bayernweit Mitbrüder zu einem Priestertag eingeladen, um miteinander Bausteine für die Seelsorge zu sammeln.

Was tut sich in der eigenen Seele, in meinem Herzen als Seelsorger? Wer liegt mir am Herzen? Für was schlägt mein Herz? Mit allen Sinnen konnten die Teilnehmer sich unter Anleitung von Subregens Emge für das Thema und füreinander öffnen sowie die Menschen, die ihnen in der Pastoral anvertraut sind, in den Blick nehmen - und mittendrin Jesus Christus.

Die Fragen der Menschen kennen

Prof. Dr. Hubertus Brantzen, Pastoraltheologe und Ausbildungsleiter für Kapläne und Pastoralassistent(inn)en im Bistum Mainz, tat anschließend mit den Priestern einen Blick in die aktuelle Zeit. In fünf Szenen mitten aus dem Leben stellte er die tiefliegenden Fragen heutiger Menschen:

  • In einer Zeit zerbrechender Beziehungen und Institutionen - Wo bin ich daheim? *
  • "Vergiss, was Du kannst! Vergiss, was Du weißt! Glaube nur dem, was Du spürst!" –
  • Wie kann ich spüren, dass ich lebe?
  • Absturz einer Concorde / Untergang eines U-Bootes / Tunnelunglück von Kaprun / Gasexplosion in Bremen / Krankheit und Tod im persönlichen Umfeld und Leben - Wer hilft mir, meine Not und Trauer zu verarbeiten?
  • Fußballclub Schalke 04 baut in ein Haus für seine Fan-Gemeinde eine Kapelle - Wer gibt mir einen Ort der Ruhe und der Erfüllung?
  • Abschlussfeier der Olympiade in Sydney - Wer gibt mir Riten, in denen ich mein Leben ausdrücken kann?

Suche nach Sinn, nach einem Zuhause, nach Beziehung, nach dem Du prägen bei einem Blick in das Herz der Menschen unserer Zeit ihr Lebensgefühl.

Zur theologischen Durchdringung eröffnete der Mainzer Pastoraltheologe eine schöpfungstheologische (Gott ist Gemeinschaft, ausgedrückt im Bild der Trinität), eine christologische (Gott wird Mensch, ausgedrückt im Bild der Ecclesia orans) sowie eine christologisch-pastorale Perspektive ("Jesus trat hinzu ...", ausgedrückt im Bild des Emmausganges).

Spiritualität des Seelsorgers und Konsequenzen für die Seelsorge

Aus der Erkenntnis, dass Gott bereist im Menschen gegenwärtig ist und der Seelsorger Gott nicht erst "importieren" muss, leitete Hubertus Brantzen drei Konsequenzen für die eigene Spiritualität des Seelsorgers ab. Zum einen darf die eigene Spiritualität induktiv sein: weil Gott in meiner Lebensgeschichte anwesend ist und in meinem Herzen mir seinen Willen kundtut, darf und muss ich auf meine Seelenstimme hören, auf das, was sich in meinem Herzen abspielt. Eine "Tagesschau" am Abend eines jeden Tages kann dabei helfen. Zum zweiten sichern die vorgegebene Lehre sowie die kirchlichen Formen und Räume des Priesterseins gegenüber der Willkür ab und geben den Maßstab zur Unterscheidung der Geister. Zum dritten aber darf ich subjektiv glauben und als Lieblingskind meines Gottes eine ganz originelle Beziehung zu ihm leben.

In einem vierten Teil stellte Prof. Brantzen in seiner die Aufmerksamkeit der Teilnehmer fesselnden Art Konsequenzen für die Seelsorge vor:

  • Hören, was in den Herzen der Menschen vor sich geht.
  • Seelsorge als Beziehungsarbeit.
  • Kooperative Pastoral als Arbeit in Communio.
  • Seelsorge als Bewegungs-Arbeit, Gemeindeleitung durch Inspiration.
  • Wachstumsgesetze gelten auch in der Seelsorge.
  • Seelsorge als Einladung zu Zielen und Idealen.
  • Differenzierte Seelsorge.
  • Atmosphäre schaffen, waren Stichpunkte seiner Ausführungen.

Zunächst in Einzelarbeit, dann auch in Kleingruppen waren die Priester eingeladen, den Anregungen aus dem Vortrag von Prof. Brantzen nachzugehen: Bei welcher Begegnung hatte ich zuletzt für mich persönlich das Gefühl, dass dieser Gott anwesend ist? Welche Bewegung nehme ich in meinem eigenen Herzen besonders wahr und was will mir Gott dadurch sagen? Wo versuche ich in meiner Seelsorge darauf zu achten, was in den Herzen der Menschen vor sich geht?

Positive Resonanz auf den Priestertag

Intensiv wurde die Zeit genutzt und die Geistlichen waren sehr angetan von der tiefen geistlichen Bereicherung, die sie sich gegenseitig in den Gesprächsgruppen schenkten.

Gemeinsame Zeiten des Gebetes im Parallele-Heiligtum, der Gnadenkapelle der Dreimal Wunderbaren Mutter von Schönstatt, herzliche Begegnungen und offene Gespräche untereinander, die geistliche Atmosphäre des Zentrums der Eichstätter Schönstatt-Bewegung und nicht zuletzt das sonnige spätherbstliche Wetter gaben den rechten Rahmen für diesen Priestertag, zu dem nach einhelliger Meinung der Teilnehmer auch in den kommenden Jahren jeweils am Buß- und Bettag abwechselnd nach Würzburg und Ingolstadt eingeladen werden soll.

 



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Letzte Aktualisierung: 14.12.2000 16:04 Mail: Redaktion / Webmaster
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