Schönstatt - Begegnungen


Ein Heiligtum geht ans Netz

Predigt zur Heiligtumseinweihung am 22.10.2000 – Erzbischof Dr. Karl Braun

 

Alternative Energien sind gefragt

Noch vor einem Jahr wollte uns ein Stromanbieter davon überzeugen, dass Strom gelb ist. Seit ein paar Monaten preist ein neuer Stromriese in Rot seinen Strom an. Er wirbt mit alternativen Energiequellen und fragt, welchen Strom wir gern hätten, einen aus Sonne, aus Wind oder Wasser? Und während die Erprobung alternativer Energien in vollem Gange ist und die Jahre der Atomkraftwerke in Deutschland gezählt sind, geht heute auf dem Marienberg ein neues Kraftwerk ans Netz. Es ist dieses kleine Heiligtum.

Was von außen eher unscheinbar aussieht, hat es aber in sich. Wer sich davon überzeugen will, welche Kraftquelle von so einem Schönstattheiligtum ausgeht, der braucht sich nur einmal dort umschauen, wo bereits eines steht. Überall wächst dort neues Leben. Mit 170 Gnadenkapellchen zählt die internationale Schönstattbewegung zu den größten "Kraftwerksbetreibern" der katholischen Kirche. Fast drei Millionen Menschen hängen an diesem Netz. Die Energie, die in dieses Netz eingespeist wird, ist nicht unsichtbarer als der Strom, aber um ein Vielfaches wirkungsvoller. Es ist ein Gnadenstrom, der hier zum Fließen kommt. Und das Netz, in das er eingespeist wird, ist ein Netz der Liebe.

Die Gottesmutter knüpft dieses Netz der Liebe

Was sich im Bergland von Judäa abgespielt hat, erzählt davon. Da ist die Rede von der Gottesmutter und ihrer Verwandten Elisabeth. Was macht hier die Gottesmutter, diese einfache Frau aus dem Volk? Sie teilt, was sie hat, und beide brechen in Jubel aus! Sie teilt ihre Mutterschaft, ihre Zeit, ihr hausfrauliches Können, - sie teilt ihre Liebe mit Elisabeth. Sie schenkt ihr diese Zeichen der persönlichen Verbundenheit und löst einen regelrechten Energieschub aus. Beide sind voller Freude! Sie fallen sich um den Hals und auch ihre noch ungeborenen Kinder strampeln freudig mit. Elisabeth nennt den Grund ihrer Freude beim Namen: Es ist der Herr, den Maria zu ihr bringt. Maria ist wegen dieser gläubigen Erkenntnis überglücklich. Sie singt ihr Magnifikat und preist die Größe des Herrn. Sie dankt Gott für ihre Erwählung und für diese Kraft des Geistes, die über sie gekommen ist. Maria, die die ewige Liebe in sich trägt, trägt sie weiter und knüpft ein Netz der Liebe. Sie teilt Freude und Leid, die Strapazen des Weges und die Herzlichkeit des Wiedersehens.

Bis heute wird sie nicht müde, dieses Netz der liebenden Verbundenheit weiterzuknüpfen. Gerade in diesem Jubeljahr zeigt uns die Gottesmutter die gebenedeite Frucht ihres Leibes und schenkt sie erneut der ganzen Welt. Wo Menschen Maria begegnen, spüren sie ihre vitale Energie und Lebenskraft, diesen Erlöser der Welt, mit dem sie in Liebe verbunden ist. Er ist ihre nie versiegende Energiequelle, dieses Licht, das nie erlischt und die ganze Welt erhellen kann.

Im Heiligtum ans Netz der Liebe gehen

Wenn wir jetzt die Gottesmutter zu uns einladen, wenn wir ihr jetzt dieses kleine Heiligtum anbieten, dann erhoffen wir uns von ganzem Herzen, dass sie auch mit uns diese Liebe teilt. So wie damals bei Elisabeth und wie bei der Gründung Schönstatts am 18.10.1914, als sie ihre Liebe mit Pater Kentenich und ein paar Studenten geteilt hat. Die Schönstattbewegung hat das schon oft erfahren dürfen: Wo Menschen ernst machen mit ihrer Liebe, wo sie der Gottesmutter eine Kapelle bauen, wo sie beginnen, Kraft und Zeit, ihr Können und auch ihr Nichtkönnen, ihre Sehnsucht und ihr praktisches Tun bewusst herzuschenken, dort werden sie von ihr in dieses Netz der Liebe hineinverwoben. Sie teilt ihre Christusliebe mit uns und wir teilen mit ihr unser Leben. Das ist eine wunderbare gegenseitige Verwobenheit, die trägt und stark macht. Es ist ein Netz, das den Marienberg mit allen Marienheiligtümern der Kirche verbindet. Wer etwas in dieses Netz der Liebe einspeist, der wächst über sich selbst hinaus. So paradox das klingt, es stimmt! Je mehr wir in dieses Netz der Liebe einspeisen an persönlichen Beiträgen, desto mehr Kraft strömt anderen, und letztlich auch uns selber zu.

Das ist das Geheimnis dieses Heiligtums der Dreimal Wunderbaren Mutter.

Das ist die alternative Energiequelle der Zukunft!

Was auf dem Marienberg in den vergangenen vier Jahren gewachsen ist, bestätigt die Fruchtbarkeit dieses Liebesbündnisses mit Maria. Ein ganzes Netzwerk von Beziehungen ist hier entstanden. So viele Menschen fühlen sich mit diesem Berg verbunden, viel mehr noch als heute hier sind. Denn wer aus Alters- und Krankheitsgründen nicht mehr hier hochkommen kann, wer keine Fahrgelegenheit hat oder sonst wie verhindert ist, der kann sich auch sein Hausheiligtum, seine Gebetsecke daheim, mit dem Marienberg verbinden. Wo auch immer ein Bild der Gottesmutter verehrt wird, überall finde ich solche Zugänge zu diesem Netz der Liebe. Die Fürsprache Mariens erwirkt uns Schutz und Lebenskraft. Und umgekehrt können auch wir durch unsere Gebete und kleinen Beiträge Liebesenergie einspeisen in dieses Netz der Gnade, damit es andere trägt. So leben wir voneinander und füreinander. Wir tragen einander. Wir teilen Freude und Leid und erfahren eine liebende Verbundenheit.

Deshalb soll nun dieses Heiligtum der Gottesmutter geweiht werden und ans Netz der Gnade gehen. Die Gottesmutter hat Zugang zu alternativen Energien, die nicht versiegen. Sie soll vom Heiligtum aus ein Netz der Liebe knüpfen, - in unserem Erzbistum, - zu allen die hierher kommen und zu den vielen, die dieses Geschenk der Verbundenheit suchen.

 



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Letzte Aktualisierung: 28.11.2000 14:31 Mail: Redaktion / Webmaster
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