Schönstatt - Oktoberwoche

Oktoberwoche
October Week
Semana de Octubre
2000

Liebesbündnis
Covenant
Alianza
International

Virtual
Schoenstatt
Meeting
Heilig-Jahr-Feier
in Schönstatt

Die Suche nach Sinn und Geborgenheit

Das Angebot unserer Heiligtümer

Professor Dr. Hubertus Brantzen
Die Bühnengestaltung in der Aula greift den Organismus der Heiligtümer und den Gedanken der Vernetzung auf

Die Aula der Anbetungskirche ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Einige Teilnehmer finden in der Anbetungskirche Platz, in die das Geschehen per Video übertragen wird.

Den zweiten Vortrag halten Maria-Theresia und Hubertus Brantzen gemeinsam
Fotos:
PressOffice Schoenstatt, hbre © 2000

(mkf) Die Suche nach Sinn und Geborgenheit stand im Zentrum des Vortrags von Professor Dr. Hubertus Brantzen am Vormittag des 19. Oktober. Das Angebot der Heiligtümer als Antwort auf die Frage nach dem Zuhause und dem Sinn zeigte Professor Brantzen an konkreten Beobachtungen rund um das Netz der Heiligtümer, die dann mit aktuellen Ansätzen aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen verglichen und auf das konkrete Angebot des Heiligtums zurückgestrafft wurden. Im zweiten Teil zeigten er und seine Frau gemeinsam, wie der Organismus – oder das "Internet der Heiligtümer" im konkreten Leben erfahrbar wird und greift.

Ein Netz spannt sich über de ganze Breite der Bühne in der Aula der Anbetungskirche, in der Mitte steht ein Heiligtum, daneben einige Pilgerheiligtümer – und im Netz in bunter Anordnung Symbole der verschiedenen Ausprägungen von Heiligtum. Das Netz der Heiligtümer steht in der Mitte dieses ersten Tages der Oktoberwoche. Groß wurde immer wieder ein Foto des Urheiligtums eingeblendet – dessen Rektor, Pater Rummel, diese Vorträge mit Freude verfolgte.

Ein Blick in die Zeit, so Professor Brantzen, zeige die Fragen, die Menschen heute stellen:

Wo bin ich daheim? Wie kann ich spüren, dass ich lebe? Wer hilft mir, meine Not und Trauer zu verarbeiten? Wer gibt mir einen Ort der Ruhe und Erfüllung? Wer gibt mir Riten, in denen ich mein Leben ausdrücken kann?

Eine Antwort, die Herzen trifft, weil sie aus dem Herzen kommt

In diesen Fragen artikuliere sich die Sehnsucht nach Sinn, nach einem Zuhause. Weiter: "Der Schrei nach Sinn und Bewältigung von Trauer und Not wird in den kommenden Jahren noch lauter werden. Wenn Schönstatt für die Kirche wertvoll werden solle, so Professor Brantzen, muss es genau darauf eine Antwort geben – keine theoretische Antwort, keine Wissensvermittlung, sondern eine Antwort, die die Herzen trifft, weil sie aus dem Herzen kommt. Damit eine solche Antwort Herzen treffen kann, muss sie, so führte er aus, verschiedene Kriterien erfüllen: Sie muss für den konkreten Menschen wichtig sein, sie muss Bedeutung für das Zusammenleben der Menschen haben, muss zum Zentrum des Glaubens führen, sie muss vor allem in der Praxis erprobt sein, und sie muss aus der Mitte der Spiritualität Schönstatts kommen.

"Wir sind überzeugt, dass unsere Heiligtümer die Antwort sind!" – So lautete die These, einfach und klar.

Die Erfahrung von Uruguay

Die Erfahrung, die zum ersten Filialheiligtum in Uruguay führte, die Erfahrung nämlich, dass das Heiligtum innere Lebensvorgänge darstellt, wiederholt sich spontan immer wieder. Mit dem Heiligtum ist Schönstatts Identität verbunden, das Heiligtum stellt Schönstatts Geschichte da und ist Heimat in der Welt. Ein Student aus Burundi, der in Rom lebt, sagt zu einer Mitstudentin: "Heute war ich zu Hause." Er war im Heiligtum in Rom.

Eine innere Dynamik, so Professor Brantzen, liege im Lebensvorgang der verschiedenen Heiligtümer – deren Zielrichtung das Herzensheiligtum sei.

Zugänge aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen

Pater Kentenich hörte, er hörte, was Menschen dachten, er hörte, was sich in den verschiedenen Wissenschaften entwickelte. Und dann verglich er miteinander und mit den Grundzügen der Schönstatt-Spiritualität. Professor Brantzen: Man stelle sich einmal vor, jetzt ist zweites Frühstück bei Pater Kentenich, da kommt eine Verhaltensforscherin zu ihm und erzählt von der Territorialität des Menschen ...

In diesem Bild vom "zweiten Frühstück der Wissenschaftler" glückte es Professor Brantzen, alle zu fesseln für den anthropologischen, kultur- und religionsgeschichtlichen, biblischen, kirchengeschichtlichen und psychologisch-pädagogischen Zugang.

Die Territorialität des Menschen, seine Gebundenheit an Raum, an "Revier", führt ebenso zu Heiligtum wie der Staats- und Hauskult in allen Religionen. Heilige Orte im Alten Testament, Jesus Christus als der Ort der Gegenwart Gottes, der Pilgergedanke und die heiligen Orte als "kollektives Gedächtnis" bieten überraschende Zugänge zu der Wirklichkeit, die so einfach mit dem Heiligtum umgriffen wird.

Und schließlich der psychologisch-pädagogische Zugang, der erst ins Leben umsetzt und darin verwurzelt, was theoretisch begeistert:

Nur was ich täglich übe, prägt mich. Nur was ich sehe, höre, fühle, gibt es auf Dauer für mich. Nur was an einem Ort festgemacht ist, kenne ich nicht nur theoretisch. Nur was mit meinen Erfahrungen zu tun hat, prägt mich tiefer. Nur was im Ritus, Ritual gebunden ist, verliere ich nicht. Nur was mein Gemüt berührt, ist wirklich meins.

Antwort auf die Suche nach Geborgenheit und Sinn

Unsere Heiligtümer, so die Straffung, geben eine zentrale Antwort auf die Frage nach Sinn und Geborgenheit. Sie geben der Sehnsucht nach Geborgenheit ein Zuhause, sie lassen Wärme spüren, sie helfen, Not und Trauer zu verarbeiten, sie geben Ruhe und Erfüllung, sie helfen, unser Leben in Riten und Ritualen auszudrücken.

Die konkrete Anwendung in Blick auf den Organismus der Heiligtümer stellten Maria Theresia und Prof. Dr. Brantzen im zweiten Vortrag gemeinsam dar unter dem Wort Pater Kentenichs aus dem Konzentrationslager Dachau, das seinen Dank ausdrückt für Schönstatt und das Heiligtum: "dass Schönstatt du hast auserkoren und Christus dort wird neugeboren."

Es sei seine, und es sei unsere gewachsene Überzeugung und Erfahrung: das Heiligtum ist Ort der Heilsgeschichte, Christus wird hier neu geboren.

Auf den Ruinen de christlichen Abendlandes wachse eine Knospe, die sich wie eine Erdbeerpflanze vermehrt: der Organismus der Heiligtümer: Verbunden mit der 'Mutterpflanze', hinausgreifend in die Welt.

Herzensheiligtum

Wie können aus kranken Herzen Heiligtümer werden, wie sollen Marien werden, aus denen Christus neu geboren wird? Anhand des Films Nordland, in dem Schuld und Lebensruinen von zwei jungen Frauen, Tamara und Jasmin, dargestellt werden, und wo doch Hoffnung aufkeimt, stellten Maria Theresia und Hubertus Brantzen die Überzeugung in den Raum: Menschen können gewandelt werden, flatterhafte und tieftraurige, unwürdige und verletzte Herzen können Heiligtum werden – und das ist zuerst ein Geschenk des Liebesbündnisses: Nichts ohne dich. Auf das "Nichts ohne dich" folgt dann das "Nichts ohne uns", der eigene Beitrag; er ist individuell: "Pater Kentenich kennt alle Tamaras und Jasmins unserer Zeit."

Was die Menschen als Antwort brauchten, das sie das Herzensheiligtum: nicht krampfhafter Optimismus, nicht antrainierte Frömmigkeit, sondern Herzensheiligtum. An der ganz nahen Erfahrung im Sterbezimmer von Monsignore Krimm machten sie deutlich, dass "Herzensheiligtum" ein zarter, verborgener und leiser Vorgang im Herzens eines Menschen ist, der manchmal für andere für einen Moment erfahrbar wird für andere.

Die Außenseite: Urheiligtum, Filialheiligtum, Hausheiligtum

Dieser Vorrang habe eine Außenseite- die sichtbaren Heiligtümer. Dieses Außen und Innen sei nicht schönstättische Spielerei, sondern genau diese Dimension gebe es im Vorgang der Geburt Christi.

Die Ur-Außenseite dieses Vorgangs der Menschwerdung Christi, das Ur-Heiligtum, ist Maria.

Das sichtbare Heiligtums ist in diesem Sinn die begehbare Außenseite dessen, was im Herzen vorgeht, der Schoß der Gottesmutter, in dem der Same des Gotteswortes aufgeht.

Die Schönstattgeschichte zeigt – der 18. Oktober 1914 ist nicht nur Idee. Das Heiligtum ist ein zutiefst biblischer Vorgang, von Pater Kentenich in den Horen in Worte gegriffen. Heilsgeschichte wird erlebt – der heilsgeschichtliche Bund bleibt gegenwärtig, verlängert sich ins Hier und Heute. Jedes Mal, wenn wir das HAT betreten, betreten wir wirklich heiligen Boden: Coenaculum, Nazareth, Bethlehem, Tabor ...

Jedes Filialheiligtümer greift einen Aspekt der Sendung heraus, steht für einen Aspekt der Sendung. Im Namen eines Heiligtums kommt die Erfahrung einer Diözese, einer Gemeinschaft zum Ausdruck. Für viele in den anderen Ländern wird das Landesheiligtum ihr Urheiligtum; sie können nicht nach Schönstatt kommen. Doch von jedem Heiligtum aus besteht Anschluss an das "Internet", den Organismus der Heiligtümer.

Hausheiligtum

Das Hausheiligtum ist das erlebbarste der Heiligtümer. Typische Vorgänge im Hausheiligtum stellte Familie Brantzen anhand des eigenen Hausheiligtums dar, Vorgänge, die sich in solcher und ähnlicher Weise in Tausenden Hausheiligtümern abspielten.

"Da liegt unser Leben. Alles, was zu uns kommt, hat hier seinen Ort. Hier erzählen wir alles. Da hängen Schnappschüsse aus dem Leben der Familie – Ehe- und Familiengeschichte spiegelt sich hier. Da ist eine Weinstockwurzel – sie steht für eine Generation von Familien unseres Bistums." Wenn die wichtigste Funktion von Religion nach den Religionssoziologen ist, schwere Erlebnisse zu verarbeiten zu helfen, dann stehe der Krug im Hausheiligtum gerade richtig: da hinein komme das "Wasser" der schweren Erfahrungen: Herr, sie haben keinen Wein mehr." Ein Name des Heiligtums, zum Beispiel Coenaculum, vergegenwärtige Heilsgeschichte. Auch wenn der Name des eigenen Hausheiligtums nicht unbedingt biblisch sei, könne man sich fragen, an welchem biblischen Ort mache ich mein Hausheiligtum fest.

Das Phänomen der pilgernden Gottesmutter schließlich sei wieder ein biblischer Vorgang: Gott sucht den Menschen.

"Da lebt man nun so lange mit dem Hausheiligtum, und da bekommt man hier ganz neue Gesichtpunkte," staunt Robert Jost. Es ist seine 33. Oktoberwoche. Er ist nicht der einzige, dessen Applaus nach diesem Vortrag dieses Staunen ausdrückt. Das Heiligtum steht ganz neu da – als erprobte und überall verfügbare Antwort auf die Suche nach Sinn und Geborgenheit.

 

 



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Letzte Aktualisierung: 20.10.2000 1:37 Mail: Redaktion / Webmaster
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