Schönstatt - Begegnungen


"...um neu die Liebe zu entfachen"

Impulse Pater Kentenichs zum Leben mit dem Dreifaltigen Gott

Sr. Dr. M. Nurit Stosiek – 14.09.2000

14.9.2000: Sr. Dr. M. Nurit Stosiek
Vortrag in der Anbetungskirche Berg Schönstatt anlässlich der Feier des Todestages von Pater Josef Kentenich
Foto: Fischer, PressOffice Schoenstatt, © 2000

Wir leben im großen Heiligen Jahr 2000. Es soll ein einziges Fest, "ein einziger, ununterbrochener Lobgesang auf die Dreifaltigkeit" (IM 3) sein, eine Zeit der Gnade, in der wir hineingezogen werden in das Geheimnis der dreifaltigen Liebe.

Aber wie sieht das mitten in unserem Leben aus? Wie teilt sich die dreifaltige Liebe uns mit?

Füreinander Lieblingsbeschäftigung

Es war vor einigen Monaten. Bei einem "Tag der Frau" erzählte mir eine junge Mutter, ihre vierjährige Tochter sei vor ein paar Tagen zu ihr gekommen, habe sie fest umarmt und gesagt: "Mama, ich hab dich ja so lieb." Und dann umarmte die Kleine sich selbst ganz fest und sagte: "Und ich hab mich ja so lieb."

Das Geheimnis des Dreifaltigen: Vater und Sohn umarmen sich ständig in grenzenloser Liebe, so dass sie ganz eins sind, und zugleich ist jeder ganz "bei sich", nimmt sich selbst vollkommen an. "Du, Gott Vater, reichst zum Kusse dich in ewigem Genusse deinem Sohn aus Liebessinn ganz im Heiligen Geiste hin. So bist du in dir vollendet, bist die Liebe, die nie endet." –

Eine Vierjährige wird durch die aufmerksame Zuwendung ihrer Mutter hineingenommen in diesen Lebensstrom – und gewinnt das Wichtigste für ein glückliches Leben: das ungebrochene Ja zu sich selbst: "Ich hab mich ja so lieb."

Vor einigen Wochen war hier an diesem Ort das große internationale Jugendtreffen: 850 junge Frauen aus aller Welt haben sich mit unserem Vater und Gründer verbunden und sich der MTA als ihre lebendige Krone geschenkt.

Als am Ende jede aufschrieb, was ihr bei diesem Mega-Fest am kostbarsten war, schrieb eine junge Frau aus dem spanischen Sprachraum: "Gottesmutter, ich bin überzeugt von deiner vollkommenen, übergroßen Liebe. Du hast mir das größte und schönste Geschenk gemacht, die Wertschätzung aller, die mich umgeben und das Wissen darum, dass du mich liebst. Ich habe gedacht... (einmal) zu feiern in einem schönen Salon und mit einem schönen Kleid, würde mir das Gefühl geben, eine Prinzessin zu sein. Aber wirklich eine Prinzessin zu sein, bedeutet, Kind der Gottesmutter zu sein... Doch weil ich so schwach bin und nicht daran glauben konnte, hast du es mir gezeigt, du hast mir die Gewissheit geschenkt, dass du mich liebst, mich hörst, mich erwählst und beschützt – durch deine Hand und den reinen Glanz deiner Augen."

Dreifaltigkeitserfahrung, vermittelt durch Fühlungnahme mit der Gottesmutter: Der Sohn ist für den Vater sein "Ein und Alles", und der Vater für den Sohn. Unser Gründer beobachtet, wie diese Erfahrung Jesus in seine Menschwerdung hinein begleitet: Als Jesus in Bethlehem geboren war, schlug er die Augen auf und erlebte in seiner Mutter den ganzen Liebesstrom aus dem Herzen seines Vaters. Vater und Sohn sind in ewiger Liebe füreinander die große Lieblingsbeschäftigung – der ewige Sohn wird Mensch und erfährt sich durch die Zuwendung seiner Mutter wiederum als das geliebte Kind des Vaters.

Ganz offensichtlich wirkt die Gottesmutter in ihrem Heiligtum in derselben Weise, wie sie ihrem Sohn gegenüber war: "Du hast mir gezeigt, dass du mich liebst, mich erwählst." – Das gibt das Lebensgefühl, "Prinzessin", etwas ganz Besonderes zu sein. "Der Leib, die Seele sind geweiht der heiligsten Dreifaltigkeit... So sind wir über alle Welt ins Göttliche hineingestellt, sind mehr in deinen Augen wert, als ohne uns die ganze Erd’"

Das Geheimnis des Dreifaltigen: Vater und Sohn sind im Heiligen Geist füreinander das "Ein und Alles". Wir Menschen sind Ebenbild des Dreifaltigen, deshalb liegt tief in uns der Zug, dem, der uns liebt, sein "Ein und Alles" zu sein. Es ist aufschlussreich, wie eine junge Frau das Stoßgebet unseres Gründers "Liebe Mutter, für mich hin, wo ich dir am liebsten bin" abwandelt: "Liebe Mutter, führ mich hin, wo ich dir die Liebste bin. Ich – deine lebendige Krone."

Völlige Hingabe aneinander

Vater und Sohn sind füreinander "Liebe auf den ersten Blick" und das bewegt beide, sich ständig ganz einander hinzugeben. – Wo ein Mensch in diesen Liebesstrom eintauchen darf, wächst deshalb von selbst der Zug, sich zu geben. Die junge Frau von eben schreibt der Gottesmutter noch: "Mir gefällt unheimlich der Satz: ‚Nichts ohne dich, nichts ohne mich!" – Eine andere Jugendliche, ebenfalls aus dem spanischen Sprachraum, schreibt: "Dieses Treffen hat in mir meinen Wunsch erneuert, mein Leben ganz und gar meinem Vatergott zu übergeben... Gestern habe ich der Gottesmutter mein ganzes Leben geschenkt – als lebendige Krone. Ich weiß, dass das Weizenkorn erst sterben muss, um gute Frucht zu bringen. Deshalb schenke ich mich dir, Mutter, damit du das an mir vollbringst, was Gott für mich vorgesehen hat. Du weißt, wer ich bin, und mein Wunsch ist es, euch glücklich zu machen und euch nicht mehr zu beleidigen. Nimm deshalb mein Leben und reinige mich. Gib mir aber auch Kraft, treu zu bleiben, bis ich eines Tages zu euch komme... Du hast mich mein ganzes Leben beschützt, hast für mich gesorgt, hast mich geliebt, jetzt möchte ich es sein, die dich beschützt, die für dich sorgt und die dich liebt."

Das Geheimnis des Dreifaltigen: Im Liebesineinander, im Heiligen Geist ist der Vater ganz Vater und der Sohn ganz Kind. Kindwerdung in Christus ist die höchste Form der Teilnahme am dreifaltigen Leben. Ein vorläufig letztes Zeugnis vom Jugendtreffen: "Für mich war das Treffen grandios, weil ich Kind werden durfte. Zuerst wurde ich schlicht und demütig, auch wenn es schwer war, aber in Liebe und Verfügbarkeit Kind des Vaters zu sein ist wunderbar. Der Vater ist in mir gegenwärtig."

Wir feiern in Schönstatt dieses Gnadenjahr sehr existentiell: Wir feiern, was wir ständig erleben, nicht immer so deutlich wie diese Jugendlichen bei dem großen Gnadenereignis ihrer internationalen Krönung.

Aber wer von uns hat Erfahrungen, wie sie hier kurz skizziert wurden, nicht auch schon gemacht: Im Heiligtum, mit unserem Vater und Gründer, an diesem heiligen Ort, leise und lange unbemerkt im alltäglichen Leben oder ganz deutlich in den persönlichen Gnadenerfahrungen, die unsere Berufung bestimmten.

Wir stimmen hier in Schönstatt auf eine sehr besondere Weise den Lobgesang auf den Dreifaltigen an: Nicht so sehr in Studien und Veröffentlichungen, sondern durch die Erfahrungen, in denen sich uns das Leben des Dreifaltigen so deutlich mitteilt.

Leben, um mitzulieben mit dem Dreifaltigen

Das große Lebensziel unseres Gründers war es, seine Familie und darüber hinaus die ganze Kirche lebendig hineinzuführen in das Geheimnis des dreifaltigen Gottes.

In seinen letzten Lebensjahren hat er mit Blick auf das "Morgengebet" in Himmelwärts gesagt: So wie "morgens in aller Frühe der erste religiöse Atemzug" hineingeht "in den Schoß des dreifaltigen Gottes" (22f.24), so sollte es auch am Morgen der neuesten Zeit sein:

Unser erster Affekt, unser erster Gedanke, unser Lieben soll sich ausrichten auf den dreifaltigen Gott und einschwingen in das große Geheimnis der Liebe, das sich uns hier auftut: Wir erwachen am Morgen der neuesten Zeit, um einzutauchen in die Liebesgemeinschaft des Dreifaltigen und durch dieses Aufgenommensein auch in uns "neu die Liebe zu entfachen".

Diese Auslegung unseres Gründers haben wir als "Präludium" an den Anfang der Textauswahl zum Gnadenjahr 2000 gestellt, weil er uns aus der Fülle der Aussagen über die Dreifaltigkeit besonders bedeutsam schien. Hier spricht einer, der sich nicht lange auf sein Lebensziel besinnen muss. Es ist bei ihm "zweite Natur", Lebensgefühl gewesen und das wünscht er sich auch für jeden, der zu seiner Familie gehört: Wir erwachen, um zu lieben, um mitzulieben mit dem dreifaltigen Gott, und darin glücklich und fruchtbar zu werden.

Für Pater Kentenich sind Religion und Seelenleben, die größte Wahrheit unseres christlichen Glaubens und die Tiefenschicht unserer menschlichen Natur nicht zwei unverbundene Welten. In großer Transparenz, in der einfachen Schau des Heiligen sieht er das innerste Geheimnis des Dreifaltigen als die große Erfüllung auch der menschlichen Seele: Die Liebe.

Seine Bindung an den dreifaltigen Gott ist vital. Das große Anliegen seines Lebens ist es, seine Familie, ja, möglichst viele Menschen hineinzuführen in diesen Liebesstrom des Dreifaltigen Gottes.

Wir wollen keine Umwege machen, sagt er, sondern möglichst ungebrochen diese Liebe des dreifaltigen Gottes in unserer Familie sich auswirken lassen. "Das Originellste unserer Pädagogik, das Originellste deswegen auch der praktischen Erziehung, was ist das? Wir nennen es Liebeserziehung... Was wir tun, was wir wirken, was wir unterlassen, jeder Atemzug unseres Seins, Lebens und Wesens soll geschehen: Alles aus Liebe, alles durch Liebe, alles für Liebe...

Wie viele Menschen... wissen nicht, wofür sie leben... Weshalb sind wir auf Erden? Weshalb sind wir Marienschwestern geworden (Christen, Schönstätter geworden in dieser oder jener Gemeinschaft)? Weshalb zueinander hingeordnet? Was sollen wir? Was ist der Sinn? Wir sollen lieben lernen und sollen die Liebeskraft in uns, die Liebe zum Dreifaltigen, die Liebe, ja auch die Liebe zueinander und die Liebe zur lieben Gottesmutter bis zur Siedehitze zu entfalten trachten." (10.3.1966).

Das "Geheimnis der Heiligen"

Es war für unseren Gründer nicht nebensächlich, ob es gelingt, den Menschen von heute in diesen göttlichen Liebesstrom hineinzuziehen, der diese Urerfahrung schenkt: Ich bin Lieblingskind, ich bin wertvoll, ich darf mich ganz hergeben. Er hat wahrgenommen:

Wo ein Mensch sich nicht erwählt, bevorzugt geliebt erfährt, sondern nur "wie alle anderen", wird nicht die eigentliche Kraft der Persönlichkeit geweckt.

Erst die Erfahrung, persönlich geliebt zu sein, gibt dem Menschen einen Innenhalt und die Kraft, von innen her zu leben. Pater Kentenich spricht hier vom "Geheimnis der Heiligen": Alle Heiligen haben von dem Augenblick an die Kraft zur Größe gefunden, wo sie sich ganz persönlich von Gott erwählt und geliebt erlebten. Wir erfahren heute erschütternd, was dem Menschen fehlt, wenn ihm das nicht geschenkt wird. Er sucht Ersatz in ständig wechselnden Erlebnissen, in Sensationen, in Selbstüberzeichnung und Grenzüberschreitungen.

Es ist das Geheimnis der Gottesmutter, wie sie jedem persönlich diese Erfahrung erschließt. Und es ist das Geheimnis unseres Vaters und Gründers. So war es zu seinen Lebzeiten, so ist es bis heute: Die Fühlung mit ihm hebt aus der Masse heraus, es mag wichtigere Personen geben, begabtere Personen, begnadetere Personen – in dem Moment, wo er sich uns zuwendet, erleben wir uns in unserer Einmaligkeit jenseits allen Vergleichens: Einmaligkeit ist nicht aufwägbar, deshalb ist jeder für unseren Vater der Beste und Wichtigste in seiner Art. Diese Erfahrung schenkt er bis heute. Eine junge Frau schrieb, nachdem sie im Schulungsheim die Wohnung Herrn Paters besucht hatte: "Bei dir, im Schulungsheim, auf dem Stuhl, Auge in Auge. Diese Augen, (dieser Blick,) in dem man eintauchen kann: ‚Ich kenne die Meinigen und die Meinigen kennen mich.’ Das war spürbar." – Eine andere: "Ich habe Pater Kentenich als einen echten Vater erlebt, der meiner Seele Ruhe gibt."

Unser Vater und Gründer hat uns in Schönstatt so vieles erschlossen, was uns mitten im Leben, ganz menschlich erfahrbar in der Nähe des Dreifaltigen, ja, mehr noch, im Leben des Dreifaltigen ansiedelt.

Eine meiner Mitschwestern meinte einmal: "Hoffentlich gewöhnen wir uns nicht an die Wunder, die uns ständig umgeben." Wer Wunder wahrnimmt, in dem bricht Lobpreis auf. Der Lobpreis des Dreifaltigen ist für uns in Schönstatt kein Kraftakt, sondern eine Frage der Wahrnehmung: Wir sind ständig umgeben vom Liebesstrom des Dreifaltigen, wir haben eine Fülle von Erfahrungen, die es zu heben gilt.

Kolonie des Himmels

Bei der Weihe dieser Dreifaltigkeitskirche sagt unser Gründer, wir sollten uns ein Doppeltes erbitten: "dass unsere Schönstattfamilie mehr noch als bisher eine möglichst vollkommene Kolonie des Himmels" wird und als solche schöpferisch hineingreift in Welt und Kirche. (9.6.1968)

Und er erklärt, Kolonie heißt, das Leben des "Ursprungsstaates" – in diesem Fall das Leben des Himmels, des dreifaltigen Gottes – bis in die Lebensgestaltung, die Bräuche hinein mit zu vollziehen und auszustrahlen.

Mit einem anderen Bild beschreibt er dasselbe so: Alles soll "Kommunion mit dem Himmel feiern, Gottes Glanz entschleiern" (HW 44,4), Kommunion, Liebesvereinigung mit dem Himmel, mit dem Dreifaltigen Gott, um ganz erfüllt zu sein von diesem göttlichen Glanz.

Das ist die biblische Vision von der neuen Erde, die unser Vater und Gründer auf seine Weise durch Schönstatt aufgegriffen hat.

Als 1966 Theologen unserer Schönstattpatres unseren Vater und Gründer von Münster aus hier auf dem Berg besuchten, sagte er zu ihnen: Sie finden hier Trinitätsatmosphäre.– Trinitätsatmosphäre, das wird so erlebt: "Die Atmosphäre war dicht, der Himmel war in diesen Tagen der Erde ganz nah." - "Ich habe Tage des Himmels erlebt." - "Schönstatt ist wirklich ein Ort, wo Himmel und Erde sich einen, wo man "Gott" einatmen kann." - "Danke, dass ich diesen Ort kennen lernen durfte, der ein Stück des Himmels ist.

Die große Vision unseres Gründers ist es, dass nicht nur viele Einzelne hineingezogen werden in den Liebesstrom des Dreifaltigen – auch das wäre schon viel -, sondern dass wir nach seinem Bild Gemeinschaft leben, das Familienleben Gottes als geistliche Familie nachbilden.

Im "Heimatlied" beschreibt unser Gründer das seelische Milieu, das eine solche Gottesfamilie auszeichnet: Das Proletarische, Berechnende im Umgang verliert sich, eine gewisse Feinfühligkeit entfaltet sich durch die Nähe des Heiligen Geistes:

Wo "edle Herzen innig schlagen" - herzliche, warme, ursprüngliche Zuwendung zueinander, Freude an den (Un-) Möglichkeiten einzelner Typen, oder doch der Wunsch, den Menschen zu lieben, auch wenn seine Art nervig ist.

"... und opferfreudig sich ertragen" - ohne das geht es nicht. Pater Kentenich verweist gelegentlich auf Petrus und Paulus: Beide waren voll des Heiligen Geistes - und was hatten sie noch an Auseinandersetzungen und Missverständnissen! Wer sich selbst als bevorzugt geliebt erlebt, kann in diesem Punkt etwas großzügiger sein - Opferfreude ist Großzügigkeit im Lieben, die der Heilige Geist schenkt.

"Wo sie einander bergend gluten" - dieser Opferwille nimmt der Liebe nicht die natürliche Glut und Wärme, sondern vertieft sie: Man fühlt sich ineinander geborgen, gesichert - gerade weil da dieser Opferwille ist, der den anderen nicht allein lässt, wenn er belastend wird.

"Und hin zum Gottesherzen fluten" - die menschliche Liebe sucht immer wieder Kraftzufuhr in dieser Grunderfahrung: Für Gott, die Gottesmutter bin ich Lieblingsbeschäftigung - auch in Zeiten der Einsamkeit, des Missverstandenseins, in der Nacht menschlicher Liebe.

Auch das erleben wir natürlich in unserem alltäglichen Miteinander nicht ständig in Hochform. Aber vielleicht gilt auch hier die Bemerkung "Hoffentlich gewöhnen wir uns nicht an Wunder", an das Wunder der neuen Gemeinschaft, die mitten in menschlichen Begrenztheiten leise wächst. Auch das ist eine Frage der Wahrnehmung:

  • "Seitdem ich hier angekommen bin, ist das Erste, das mir aufgefallen ist, die Familienhaftigkeit und die Schönheit des Ortes.
  • "Ich fühle mich beschenkt durch den kulturellen Reichtum und die vielen Sprachen."
  • "Das Gemeinschaftserlebnis war einfach unbeschreiblich! Wir sind alle so verschieden und trotzdem... Das ist total schön."
  • "Verbindung der Herzen, gegenseitiges Wohlwollen, gemeinsames Ziel, gleiche Vision."
  • "Lebendige Krone sein! Zusammenleben so vieler Kulturen! Verständigen ohne Worte."

Das Leuchten der Gnade mitten in menschlicher Grenze

Wiederum Zeugnisse, die sich unmittelbar übertragen ließen auf das Miteinander von Vater und Sohn im Heiligen Geist. –

Herr Pater hat gern darauf hingewiesen, wir dürften die Vision von der neuen Gemeinschaft nicht zu einem Faulbett verkommen lassen, indem wir erwarten, es müsse schon alles "himmlisch" zugehen. "Familientisch ist Opfertisch", sagt er und will die Opfer eingeschlossen wissen die wir einander bereiten, weil die Menschlichkeiten eben bleiben.

Wo man daran herum machte, was noch alles fehlt, konnte er schon einmal mit einem Vergleich wie diesem die Perspektive ändern: Zu einem Offizier sagten seine Soldaten: "Sie gehen täglich in die Kirche und dann beherrschen Sie ihren Jähzorn so schlecht. Er antwortete prompt: Jetzt könnt Ihr euch mal vorstellen, wie ich erst wäre, wenn ich die Sakramente nicht empfangen würde – dann Gnade euch Gott!

Es ist eine Frage der Perspektive, wieweit man die "Kolonie des Himmels" schon wahrnimmt.

Gerade in diesem Gnadenjahr dürfen wir sicher auch nach dieser Richtung viel erwarten: dass wir als Schönstattfamilie und jede einzelne Gliedgemeinschaft noch tiefer hineingezogen werden in das Familienleben Gottes und Gott in unseren Menschlichkeiten leuchtet, wir im zerbrechlichen Gefäß menschlicher Möglichkeiten den göttlichen Glanz der dreifaltigen Liebe bergen. Unser Vater und Gründer wurde nicht müde, über die Schönheit seiner Familie zu staunen – er möge uns seinen Blick schenken, das Staunen über das Leuchten der Gnade in jedem und im Miteinander.

Unsere Heiligtümer im Liebesstrom des Dreifaltigen

Ein Letztes, worin wir gerade auch in diesem Gnadenjahr erfahren, dass der Liebesstrom des dreifaltigen Gottes in der Familie lebt: Der Dreifaltige möchte sich verströmen, mitteilen.

"Liebesströme sehn wir fließen, sich in Erd und Himmel gießen aus der ewigen Liebe hell und zurück zu ihrem Quell" - Pater Kentenich hat die Schönstattheiligtümer weltweit als so etwas wie ein "Auffangbecken" für den Liebesstrom des dreifaltigen Gottes verstanden. Deshalb wurde er nicht müde, der Gottesmutter immer neue Heiligtümer zu schaffen, damit von dort aus "Liebesströme sprudelnd quillen, den Liebesdurst der Welt zu stillen."

Und nun entdecken wir in diesem Gnadenjahr neu die ungeheure Kraft unserer Heiligtümer.

Als deutsche Schönstattfamilie gehen wir auf den 22. Oktober zu: Wir wollen das Gnadenjahr feiern, indem wir den gigantischen Liebesstrom aus unseren Heiligtümern wahrnehmen und uns darin verbinden: Alle Filialheiligtümer, alle Haus- und Pilgerheiligtümer, nicht zuletzt die vielen Herzensheiligtümer bewusst verbinden, das bedeutet, die Fläche des Heiligtums zu weiten, die "Kolonie des Himmels" auszubreiten in unserem Lebensraum.

Derselbe Heilige Geist, in dem Vater und Sohn ständig gedrängt sind, ihre Liebe auszuströmen, ist wirksam in unserer Familie und drängt uns, die Liebesströme von unseren Heiligtümern aus vielen zu erschließen.

Es ist eine großartige Führung dieses Geistes, und es ist ein ganz zentraler Schritt, die Sendung unseres Gründers in dieser Wendezeit zu realisieren:

Vor einem Jahr, als wir hier zusammen waren, standen wir unmittelbar vor der Anbringung des Vatersymbols in der Gründerkapelle. Es ging darum, "den Vater ins Spiel zu bringen", wie Monsignore Wolf es in seinem Vortrag vor einem Jahr formulierte.

Wir haben mittlerweile "den Vater ins Spiel" gebracht, haben am 17. Oktober 1999 bei der Anbringung des Vatersymbols hier in der Gründerkapelle das Liebesbündnis mit ihm erneuert und uns ihm für seine Sendung zur Verfügung gestellt. Und er hat reagiert: Er hat uns so geführt, dass wir in diesem Gnadenjahr, am Morgen der neuesten Zeit das Zentralste seiner Sendung aufgreifen und an den Beginn des neuen Jahrtausends stellen: Das Netz der Heiligtümer, durch das der Liebesstrom aus dem Herzen des Dreifaltigen hineinfließen soll in die Welt und sie zu einer "Kolonie des Himmels", zu einer "neuen Erde" umgestalten soll.

Erleben wir uns nicht gerade darin deutlich von unserem Vater geführt?

Unser Vater wirkt unter uns

Die Zeugnisse der Jugendlichen, die wir während dieser Betrachtung gehört haben, zeigen es: Die großen Erfahrungen, die die Familie zu seinen Lebzeiten hatte, sind nicht Vergangenheit. Unser Vater wirkt genau so wie zu seinen Lebzeiten, nur noch näher, noch intensiver. Und wir als die Generation, die ihm zu Lebzeiten nicht mehr begegnen konnte, erfahren um so deutlicher, was es heißt, einem Heiligen und Propheten, einem Vater zu begegnen: Er sprengt die Grenzen von Raum und Zeit und ist für uns genauso erfahrbar und wirklich wie für die Generationen, die ihn kannten. Er nimmt uns genauso in seinen Geist hinein und führt uns genauso sicher, wenn wir uns ganz für ihn öffnen.

Eine junge Frau schrieb am Ende des Jugendtreffens: "Was mich am tiefsten berührt hat, ist, dass ich beim Beten in der Gründerkapelle wirklich erlebt habe: Der Vater ist da. Die ganze Zeit, als ich dort war, habe ich ihn an meiner Seite gespürt."

Wir erleben ihn an unserer Seite, in unserem Herzen, gerade jetzt, wo es darum geht, die Kraftströme Schönstatts in das neue Jahrtausend hineinzuleiten. Und wo es darum geht, unseren Vater und Gründer der Kirche anzubieten als den Heiligen der Jahrtausendwende.

Möge der Heilige Geist uns in diesen Stunden, in denen uns der Heimgang unseres Vaters von neuem nah kommt, tiefer hineinführen in ihn und sein Charisma und uns als Familie immer mehr mit der Haltung erfüllen, die in dem Versprechen einer jungen Frau an unseren Vater aufklingt:

"Ich möchte in allem deine lebendige Krone sein, an der Uni, zu Hause, mit meinen Freunden, in der Gruppe."

Ja, Vater, lass uns dich bezeugen, damit du selbst deiner Sendung zum Durchbruch verhelfen kannst – zum Lobpreis des Dreifaltigen.

 

Schw. Dr. M. Nurit Stosiek, Schönstatt

 

Im Hausheiligtum einer chilenischen Schönstattfamilie brennt an diesem 15. September eine Kerze "in Erinnerung an unseren Gründer, für dessen Seligsprechung wir beten. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass auch viel von uns abhängt. Heute denken wir mit größerer Liebe als sonst an ihn, und heute Abend gehen wir noch zur heiligen Messe."



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