Schönstatt - Begegnungen

Die Säulen der Erde ...

Ein fantastisches SMJ – Zeltlager mit einer zündenden Botschaft

Eine kleine Dombauhütte mitten im Schwarzwald. Jeder bringt sich mit seinen Ideen ein.

Eucharistiefeier bei Fackelschein. Umgeben von den fünf Säulen.

"Laß mich eine Fackel sein..." 100 Jungs voller Begeisterung dabei.
Das Lagerheiligtum - selbst eine Kanzel durfte nicht fehlen.
Eucharistiefeier - der Bund, den Gott uns schenkt - die Achse, um die sich alles dreht.
Ausflug mit Übernachtung: Morgendliche Gruppenstunde zum Thema: "Was ist ein Apostel"?
Wie einst die Apostel: In Gemeinschaft zu Fuß unterwegs.
Fotos: Gerber ©

(Michael Gerber) Die Erde scheint für einen Moment zu beben – mitten im idyllischen Schwarzwald. "Lass mich eine Fackel sein, die nur brennt für dich" – tönt es aus den Kehlen von 101 Jungen. Für neun Tage sind sie zu einem der vier Zeltlager zusammengekommen, welche von der Schönstattmannesjugend (SMJ) Freiburg in diesem Jahr durchgeführt wurden. Mit dem Lied endet in der Abenddämmerung eine Eucharistiefeier, bei der 24 der Jungen im Alter von 9-13 Jahren im Liebesbündnis "Ja" dazu gesagt haben, dass Gott und die Gottesmutter auf ihrem Lebensweg Wegbegleiter und Wegbereiter sein sollen. Der Gottesdienst findet statt an einem besonderen Ort, dem "Lagerheiligtum" – einer Spezialität aller SMJ – Zeltlager. Ungewöhnlich bei diesem Lager: Das Heiligtum ist umgeben von fünf Granitsäulen, auf denen jeweils eine Fackel lodert.

"Wozu stehen fünf Granitsäulen (jede mehrere Hundert Kilogramm schwer) mitten in einer Waldlichtung im Schwarzwald?" Diese Frage drängte sich den 78 Jungen im Alter von 9-13 Jahren auf, die zusammen mit dem 23 köpfigen Leitungsteam am Lagerplatz "Funi" bei der Heidburg (Gemeinde Biederbach/mittlerer Schwarzwald) eintrafen. Doch mussten sich die Jungen noch eine Weile gedulden bis sie auf ihre Frage eine Antwort bekamen. Ein buntes Programm von Spielen, Ausflügen, Schwimmbadbesuch Gruppenstunden, abendlichen Runden am Lagerfeuer und Gottesdiensten erwartete sie dort.

Immer wieder ging es dabei um das Mittelalter, die Lebensweise der Ritter und die gemeinsame Vision, miteinander eine große Kathedrale zu bauen. Bei den morgendlichen Lagerrunden enthüllte Lagerleiter Mirko Brenneisen aus Sandweier Tag für Tag das Geheimnis der fünf Granitsäulen: "Wie die Säulen einer Kathedrale dem Bau Stabilität verleihen, so braucht auch unser Leben und unsere Gesellschaft tragfähige Säulen."

Zeltlager als Lebensschule

Auf originelle Weise wurden die Kinder dabei mit fünf Themenbereichen konfrontiert:

In Gemeinschaft wird scheinbar Unmögliches möglich wenn wir miteinander "an einem Strang ziehen": Verteilt auf drei starke Seile richteten alle Teilnehmer die Eckpfeiler zu einem 10 m hohen Holzturm auf, dessen drei Plattformen auch nach dem Lager noch eine beeindruckende Sicht auf den Hochschwarzwald ermöglichen. Ein im wahrsten Sinne des Wortes "starkes" Erlebnis. "Die Originalität der Einzelnen prägt den Reichtum unser Gemeinschaft": Jeder brachte sich mit seinen Ideen ein, als es darum ging, im Wald einen Altarraum, das Lagerheiligtum zu gestalten, bei dem selbst Ambo und Kanzel nicht fehlen durften.

Wie die Apostel zogen die Jungen am zweiten Tag in neun Gruppen mit Sack und Pack los, um für eine Nacht Obdach in einer Schutzhütte oder auf einem Bauernhof zu suchen. "Da muss man plötzlich sehr selbstständig sein"; stellte der elfjährige Benedikt Hoerdt aus Achern fest. Passanten, denen man unterwegs begegnete wurden mit einem Fragebogen zu den zwölf Apostel konfrontiert. Die Jungen setzten sich in einer Gruppenstunde mit der Frage auseinander, wie ein heutiger Apostel wohl aussieht.

Eine "Top Ten" der wichtigsten Eigenschaften erarbeiteten die verschiedenen Gruppen, um zu klären, was Mannsein heute denn bedeuten kann. Dass die Ergebnisse hierzu je nach Alter der Teilnehmer sehr unterschiedlich ausfiel, versteht sich von selbst. Interessant war auch die Frage, welche Eigenschaften Jesus in seinem "Mannsein" verkörpert. Gelegenheiten, "ihren Mann zu stehen", waren für die Teilnehmer zahlreich gegeben. Nicht zuletzt bei der Nachtwache und den dabei erlebten Überfällen.

Das Lager als Lebensschule – auch dies wurde zum Thema. Die teilweise sehr jungen Gruppenleiter wuchsen in den neun Tagen über sich hinaus. Ihr Einsatz für die Kinder ging nicht selten bis zur eigenen Leistungsgrenze. "Zeltlager ist halt ein 24 Stunden Job", so der erfahrene Regioführer Stephan Huber aus Oberkirch. Der Blick auf Vorbilder wurde dabei wichtig. So wuchs auf dem Lager das Interesse für den inzwischen selig gesprochenen Karl Leisner, der selbst in den Dreißigerjahren trotz des Naziterrors Zeltlager der katholischen Jugend durchführte. Die Jungs gingen bei ihren Leitern in die Schule und lernten dabei u.a. auch, wie man aus einer Colaflasche eine Rakete baut, die 30 m vom Boden aufsteigen kann.

Wendepunkt der religiösen Biografie

Am Ende des Lagers stand für die Jungen das freiwillige Angebot, ihr Leben im Liebesbündnis Gott und der Gottesmutter anzuvertrauen. Viele der älteren Gruppenleiter können im Rückblick feststellen, dass das Liebesbündnis in kindgerechter Form für sie zu einem entscheidenden Wendepunkt in ihrer religiösen Biografie wurde. So erneuerten bzw. schlossen die Gruppenleiter zusammen mit 24 Teilnehmern ihre Weihe an Maria.

Die Auswahl dieser fünf Themenbereiche war nicht ganz zufällig erfolgt, bilden diese doch die Gliederung eines Dokuments, in dem die deutsche Schönstatt Mannesjugend ihr Leitbild für das beginnende dritte Jahrtausend formuliert hat.

"Jeden Tag ein neues gutes Thema, immer action, immer was los!", so kommentierte etwa der zwölfjährige Fabian Kraus aus Sasbachried die spielerische Umsetzung dieses Leitbildes.

Jeden Abend trafen sich Kinder und Gruppenleiter bei Fackelschein im Lagerheiligtum, um im Angesicht der fünf Säulen nach den Spuren Gottes "mitten im Leben" zu suchen. Dabei kam es vor, dass der Dank der Kinder an Gott für das Erlebte kaum abreißen wollte. Bleibt zu hoffen, dass die kleine Steinsäule, welche jeder Teilnehmer am Ende des Lagers geschenkt bekam ebenfalls eine Ermutigung ist, auch im Alltag nach den Spuren Gottes "mitten im Leben" zu suchen.

"Ihr selbst seid die Säulen, die unsere Welt braucht" – so die Botschaft am Ende des Lagers. Mit dem Wunsch "Werdet wie die Säulen – fest verwurzelt in der Erde, in Beziehungen, Freundschaften – gleichzeitig den Blick nach oben, auf eine gemeinsame Vision, auf Gott ausgerichtet," endete ein Zeltlager, das allen Teilnehmern wohl in unvergesslicher Erinnerung bleiben wird.



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Letzte Aktualisierung: 22.08.2000 15:39 Mail: Redaktion / Webmaster
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