Schönstatt - Begegnungen

 

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Das Gesicht des Liebesbündnisses

 

Thobeka George, Südafrika

Wo soll man nur anfangen?

  • Wie soll man dieses Bündnis beschreiben?
  • Wie kann man etwas erklären, das über das menschliche Verständnis hinaus geht?
  • Wie kann man etwas erklären, das kein Mensch je erfunden hat, etwas das schon am Anfang da war?
  • Warum ich? Warum nicht ich?

Das sind die Fragen, die ich mir gestellt habe als ich hörte, ich soll etwas über mein Liebesbündnisses mit der Gottesmutter sagen. Warum soll ich nicht! Ich kann nur annehmen, dass ich die beste Kandidatin dafür bin, weil die Gottesmutter soviel für mich getan hat. Ich nenne sie "Mutter", denn das ist sie: meine geistliche Mutter. Bevor ich meine Weihe gemacht habe, wusste ich, dass ich mich zu etwas verpflichtete, das über mein menschliches Verständnis hinaus ging; etwas Tiefes, etwas Wunderbares, und dieses "Etwas" war das Liebesbündnis zwischen meiner Königin und Mutter und ir. Sie kennt mich besser als ich mich selber kenne. Eine Mutter weiß, wenn ihr Kind sich verletzten würde, und sie beschützt es. So ist meine Mutter zu mir.

Ich lebe mein Liebesbündnis, indem ich ständig zur Gottesmutter um Kraft bete. Ich habe erkannt, dass es keinen besseren Weg gibt, den Tag anzufangen, als mich ihr zu weihen und um Führung für den Tag zu bitten. Nur weil ich mich ihr anvertraue, kommt alles perfekt hin. Ich brauche kein Theater zu machen, indem ich laut schreie damit sie mich hören kann, ich brauche nur still zu flüstern und sie hört meinen Ruf. Manchmal ist sie schon da, bevor ich sie gerufen habe. Sie weiß, wenn ich Kummer habe und sie tröstet mich.

Am Leben wird man erwachsen, man macht Erfahrungen. Wir wachsen auf in einer Welt wo es eine große Auswahl gibt. Es gibt so viele Dinge, die nur den Körper befriedigen, aber die Seele vernichten. Ich komme in Verbindung mit vielen Jugendlichen mit verschiedenen Meinungen und moralischen Werten, und auf diesem Lebensweg hat das Liebesbündnis mit der Gottesmutter meine Augen aufgemacht, sodass ich sehen kann was richtig und was falsch ist. Es hat mir zur Selbsterkenntnis geholfen, und dadurch kann ich andere akzeptieren, wie sie sind, aber zugleich mich selbst auch als gleichberechtigt sehen, als eine Persönlichkeit in meinem eigenen Recht und mit meinen eigenen sittlichen Werten.

Wie jemand andere behandelt, macht sein Menschsein aus

Ich bin zur Erkenntnis gekommen, dass nicht der Status einer Person zählt, sondern was in der Person steckt. Wie jemand andere behandelt, das macht sein Menschsein aus. Wie jemand auf andere zugeht, formt nicht nur ihn selbst, sondern auch den anderen. An meinem Arbeitsplatz begegne ich Menschen, die sehr verschieden sind. Es kann sein, dass jemand grob zu mir ist, aber es ist nicht gesagt dass er immer so ist. Es kann wegen Stress oder aus irgendeiner Sorge sein. Das Liebesbündnis hat mir geholfen, ruhig zu bleiben und nicht in Ärger zu reagieren. Ich konnte sogar diese Person auch beruhigen. Ich kann so reagieren, weil ich weiß, ich bin geliebt: durch das Liebesbündnis hat meine Mutter mich gelehrt, dass es nicht nötig ist, andere so zu behandeln wie sie mich behandelt haben. Ich kann andere verstehen und sie akzeptieren als Mensch – wie sie sind. Anders ausgedrückt – ein Mensch ist ein Mensch durch andere Menschen. Wie wir miteinander umgehen, das ist der Prüfstein unseres Menschseins. In Xhosa, meine Muttersprache, sagen wir "umtu ngumtu ngabantu". Dieser Begriff von "ubuntu", "Menschsein" ist einer worauf der größte Teil der afrikanischen Gesellschaft gebaut ist. Die afrikanische Gesellschaft stellt den konkreten Menschen in die Mitte und "ubuntu" bedeutet man soll anderen helfen weil wir alle Brüder und Schwestern sind.

Das bedeutuet nicht unbedingt das man jemand finanziel helfen muss sondern mehr das man die andere Person als Mensch sieht und das man da ist für die Person und ihr nicht den Rücken kehrt, sondern das man das Menschsein des anderen bestätigt. Es geht weitaus tiefer als nur eine finanziele "Handout" /Hilfe zu geben. Wenn jemand sich über mich ärgert und ich genau so zurück reagiere, dann büsse ich etwas von meinem Menschsein ein und der ander auch. Keine gewinnt und wir beide verlieren eine gute Beispiel und die gute Glaube aneinander. Wir verlieren etwas von unsere Menschsein.

Das Liebesbündnis hat mir geholfen in meinem Menschsein. Meine liebende Mutter gibt mir Kraft und Mut die Person zu sein die ich sein soll. Das Liebesbündnis foerdert eine Familie oder Nation. Das Liebesbündnis eint alle unter eine Mutter und diese Mutter führt uns alle zum Vater. Auf dem Arbeitsplatz wo es um Meinungsverschiedenheit über die Ausführung einer Aufgabe geht, kann ich nachgeben und nicht auf meiner Meinung bestehen. Das bedeutet nicht das ich eine "Fussmatte" bin sondern das ich mich demütig in Gott und seinem Wille hinein gebe, weil seine Wille am Ende durchkommen wird weil wir alle Kinder des einen Vaters sind.

Hinter dem Liebesbündnis steht ein Gesicht

Ich weiß jetzt, dass nicht ich die Gottesmutter erwählt habe, sondern sie mich. Hätte ich es getan, hätte ich schon längst aufgegeben. Wenn ich sie erwählt hätte, dann wären es mein Glaube und Erkenntnis und Wille und Ziele, worauf ich bauen müsste, und ich weiß jetzt, dass in allen täglichen Dingen, die mir entgegentreten meine Kraft allein nicht genügt. Nein, weil die Mutter mich auserwählt hat, ist es ihre Kraft und Führung worauf ich baue.

Ich habe entdeckt, dass das Liebesbündnis wirklich Menschen zu einem besseren Leben führt. Die Welt hat ihre eigene Methoden, um diese "gute Leben" zu erreichen, aber es ist nicht so gut. Hinter dem Liebesbündnis ist ein Gesicht - das Gesicht einer fürsorgenden Mutter. Zum Beispiel während meines Studiums gab es manche schwierige Zeiten, wo ich aufgeben wollte. Aber es war nicht der Gedanke an ein schönes Haus, das mir durch diese Zeiten geholfen hat, sondern das Gesicht hinter dem Liebesbündnis, das Gesicht einer liebenden Mutter.

Ich arbeite und studiere, aber dies sind Dinge dieser Welt. Das Gesicht dieser Welt ist unpersönlich und wankelmütig. Es ist ein Gesicht von Dingen und Erfolg oder Ruhm, das nur ein Jahr dauert und dann geht die Welt weiter. Ich finde dies weder tröstend noch hilfreich. Im Liebesbündnis bin ich zur Erkenntnis gekommen, dass ich ein Ziel habe und dies ist den Vater zu erreichen. Weder mein Diplom noch das schöne Haus, das ich hoffe irgendwann zu haben, werden mir helfen den Vater zu erreichen. Was zählt ist, wie ich mein Leben lebe in während ich versuche, das alles zu erreichen.

Ich bin zu schwach, um das Ziel auf eigene Faust zu erreichen, aber meine Mutter ermuntert mich vorwärts zu gehen und obwohl ich in mich selbst kein Vertrauen habe, ist es mein Vertrauen in die Mutter des Herrn, das mir hilft, nach vorne zu schauen. Die Gottesmutter ist nicht einfach so Mutter des Herren geworden. Sie musste auch das Leben meistern. Sie musste auch zwischen Gott und der Welt entscheiden, sie musste auch ihr "Ja" sagen. Sie ist auch durch all das gegangen, genau so wie ich. Sie hat die Fähigkeit gehabt ihr "Ja" zu sagen durch ihr Vertrauen in Gott. Sie ist deswegen mein Vorbild und kann mir helfen "Ja" zu sagen. Ihr Ziel war es, den Vater zu erreichen und deswegen folge ich ihr auf meinem Liebesbündnisweg.

Auf sie bauen und nicht nur auf mich

Egal wo ich mich verstecke, immer findet sie mich und zeigt mir den Weg. Ich habe entdeckt, so eigenwillig ich auch bin, sie findet immer einen Weg, damit ich näher zu ihr kommen kann – indem mir etwas nicht glückt! Ich brauche das, damit ich nicht denke, das ich alles weiß. Wenn ich gestolpert und hingefallen bin, dann erst bin ich bereit, auf sie zu hören und ihre Hilfe anzunehmen. Ich bin gezwungen, auf sie zu bauen und nicht soviel auf mich selbst. Ihr Gegenwart ist mein Alles, mein Leben ist in ihren Händen. Ich bin ihr Instrument. Ein Instrument macht schöne Musik für die Ohren seines Meisters und so möchte ich auch für ihre Ohren sein. Ich hoffe immer, dass mein Lachen ihr Freude bringt. Sie hat mir geholfen, Früchte zu bringen, und wenn es noch so wenige sind, ich bin zuversichtlich, dass sie mir hilft, mehr Frucht zu bringen, sodass der Wille des Vaters erfüllt wird. Ich habe entdeckt, im Leben sind wir alle wie Soldaten, die in den Krieg ziehen: Wir kämpfen in der Hoffnung, wieder heimkehren zu können. Die meisten von uns Soldaten sind in den Krieg des Lebens gezogen ohne Liebe, ohne jemanden für den sie kämpfen können, mit niemandem zu dem sie heimkehren können. Es ist so schwierig, weiter zu machen, wenn man die Liebe nicht gefunden hat, wenn man sich nicht der Liebe hingegeben hat. Aber wenn man die Liebe gefunden hat and ein Ziel hat, dann ist es viel einfacher.

Ich bin auf einer Reise, und durch mein Vertrauen zur Gottesmutter bekomme ich die Kraft aufzustehen wenn ich gefallen bin und weiter zu machen. Jede Minute von jeder Stunde gibt sie mir die Chance, mein Ziel zu erreichen. Es kann sein, dass ihr mir jetzt sagt: "Es ist alles schön und gut, aber wie machst du das? Welche Schritte bist du gegangen?" Tja, ist schwer zu erklären, aber ich spreche zu Menschen, die eine Ahnung haben von dem, worüber ich spreche.

Es ist mir klar geworden, es passiert nicht nur dadurch, dass man sich hinkniet morgens und abends. Es ist viel mehr. Man muss die Gottesmutter einladen hinein in den Alltag und die alltäglichen Aktivitäten. Wenn Zeiten kommen, wo es hart wird, rufe ich die Gottesmutter, bei mir zu sein. Ich habe erlebt, es macht alles einfacher, denn dann weißt du, dass du nicht mehr allein bist. Dann wird auch das Vertrauen stärker, dass sie da ist, und es wird ein Stück von Dir. Zum Beispiel am Abend vor meiner Abschlussprüfung konnte ich mich nicht an alles erinnern, was ich gelernt hatte. Ich sagte mir, ich soll ruhig werden und ich sah diese Situation als eine ausgezeichnete Gelegenheit , die Gottesmutter um Hilfe zu bitten. Ich habe dann meine Bücher zugemacht und bin schlafen gegangen. Was war meine Erstaunen, als am nächsten Tag, mitten in meiner Prüfung, ich in meiner Phantasie auf einmal ein MTA Bild vor mir hatte. Das brachte ein Lächeln in mein Gesicht, weil sie da war, wie sie es versprochen hatte. Das hat mich beruhigt und ich habe noch nie eine Prüfung so schnell fertig gekriegt wie an dem Tag.

Meine Mutter ist wie mein Kompass, der mir zeigt, wohin mein Weg geht. Durch mein Liebesbündnis führt die Gottesmutter mich meinem Lebensziel zu – zum Vater. Und auf diesem Weg hilft sie mir, die beste Person zu sein, die ich sein kann, indem sie mir ihr Gesicht zeigt, das Gesicht meiner liebenden, fürsorgenden Mutter.



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Letzte Aktualisierung: 21.08.2000 13:23 Mail: Redaktion / Webmaster
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