Schönstatt: Begegnungen am Ursprungsort

Christus: Weg und Wahrheit — auch für die Wirtschaft?
Spirituelle Ansätze und Erfahrungen christlicher Unternehmer und Führungskräfte

Podium zu sprituellen Ansätzen und Erfahrungen christlicher Unternehmer und Führungskräfte
Mitwirkende (v.l.n.r.:)Heinz-Willi Schorn, Walter Schmidt, Franz-Josef Rademacher, Dr. Edith Raidt, Martin Lohmann, Hubert Hüttermann, Stefan Kintscher, Dr. Peter Kleinitzer

Martin Lohmann, Chefredakteur der Rheinzeitung Koblenz moderierte das Podiumsgespräch.
Professor Dr. Edith Raidt, Johannesburg, Südafrika, referierte über ein Modell der Christlichen Unternehmensführung auf der Basis der katholischen Soziallehre und der Gemeinschaftsdynamik Pater Joseph Kentenichs
v.l.n.r.: Walter Schmidt, Franz-Josef Rademacher, Dr. Edith Raidt
Etwas 350 Teilnehmer, darunter viele junge Leute, beteiligten sich lebhaft und mit kompetenten Fragen.
In der Pause und nach dem Podium ging das Gespräch weiter.

(mkf) Etwa 350 Teilnehmer füllten am Freitag den großen Saal in der Handwerkskammer zum von Martin Lohmann, Chefredakteur der Rhein-Zeitung, moderierten Podium: "Christus: Weg und Wahrheit — auch für die Wirtschaft?" Musikalisch gestaltet wurde die Veranstaltung von der Band Esperamor aus Vallendar.

Auf der Grundlage der Seminare in "Christian Business Management" referierte Professor Dr. Edith Raidt, Johannesburg, Südafrika, über ein Modell der Christlichen Unternehmensführung auf der Basis der katholischen Soziallehre und der Gemeinschaftsdynamik Pater Joseph Kentenichs - in Südafrika und Lateinamerika bekannt als "Kentenich Way".

Das Seminar stellt sich die Aufgabe, so Raidt, den Teilenhmern eine Unternehmensphilosophie aus organischer Sicht zu vermitteln, eine Pädagogik für die Selbsterziehung des echt christlichen Unternehmers, der genuin christlichen Führungskraft und schließlich eine Spiritualität für Führungskräfte in der Wirtschaft — als Partner Gottes im Schöpfungsprozess, mit eigener Sendung und Verantwortung. Pluralität und Polarität, gliedhafte Autonomie, Solidarität und Subsidiarität sowie ein Autoritätsverständnis in "Servant Leadership" wurden als Schlüsselpunkte christlichen unternehmerischen Handelns und Führens dargestellt. Konkrete Erfahrungen von Unternehmern aus Südafrika, Chile und der Schweiz zeigten die Praxisrelevanz der von Josef Kentenich eingeführten Organisationsprinzipien auch und gerade in der freien Wirtschaft (vollständiger Text siehe Dokumentation).

Wirtschaft in Gemeinschaft

Drei Vertreter der Fokolarbewegung — Franz-Josef Rademacher aus Kaarst, Walter Schmitt aus Wuppertal, Heinz-Willi Schorn aus Hückelhoven — stellten im anschließenden Podiumsgespräch die Initiative "Wirtschaft in Gemeinschaft" vor. In Brasilien bestätigte sich für Chiara Lubich, dass zum Leben der Spiritualität der Einheit auch ein wichtiger sozialer Aspekt gehört, der eine Hilfe zur Lösung des sozialen Problems ist: Die konkret gelebte Gütergemeinschaft! Es geht um Betriebe in den Händen und in der Eigenverantwortung von Unternehmern, nach den Aspekten christlichen Lebens geführt, die die möglichen Gewinne in die Gemeinschaft geben. Konkrete Praxiserfahrungen mit Mitarbeiterbeteiligungen und Vertrauenszeichen - etwa dass alle Mitarbeiter einen Schlüssel zum Betrieb erhielten —machten dieses Modell anschaulich — und regten zum Nachdenken an.

Als Christ ungespalten leben

Hubert Hüttermann (Plansecur-Unternehmensgruppe) überzeugte mit seinem Ansatz, auch und gerade in der freien Wirtschaft als Christ ungespalten leben und arbeiten zu wollen und zu können. Die Mitarbeiter von Plansecur, so Hüttermann, können aufgrund der "Spielregeln" des Unternehmens die gleichen Regeln und göttlichen Gebote, die sie für ihr privates Leben anerkennen, auch in ihrem beruflichen Alltag praktizieren. "Wir wollen im Umgang miteinander wahrhaftig sein — das bedeutet, wir unterlassen bewusste Manipulation ... Wir achten das Recht des anderen und die Gesetze — das bedeutet unter anderem auch, dass wir im Umgang mit dem Finanzamt steuerehrlich sind!" Und: "45% des Gewinns jedes Gesellschafters fließt in die Stiftung für soziale und karitative Zwecke."

Stefan Kintscher (Adam Opel AG) aus der Schönstattbewegung betonte die Eigenverantwortung des Christen in der Wirtschaft. "Sein ist die Zeit" in einer Zeit rasanter wirtschaftlicher Dynamik, so Kintscher, klinge fast wie ein Hilferuf, da "Kirche" offenbar vom Volkswagen zum Nischenprodukt geworden sei. In diese Situation hinein gelte es, zu sagen, laut und vernehmbar: "Es gibt keine christliche Wirtschaft, es gibt wirtschaftende Christen."

Dr. Peter Kleinitzer (Zumtobel AG) legte Zeugnis ab für die spirituelle Erfahrung aus Gebet und Selbsterziehung für den Unternehmer. Es gehe um einen Weg der Christusnachfolge im konkreten Wirtschaftsprozess, der einen ehrlichen und tiefgreifenden Selbsterziehungsorgang brauche. "Ich möchte jeden Morgen und jeden Abend Christus ins Gesicht schauen und ihm sagen können, was ich getan habe. Ich gehe den Weg als Christ und mit Christus, auch an der Spitze eines Konzerns."

Eine Diskussion, die fortgesetzt werden sollte

Wie verhält sich der Christ in ganz konkreten Entscheidungen? Wenn es etwa um Entlassungen geht, an denen ganze Familien hängen? Mit dieser Frage eröffnete Martin Lohmann die Diskussion.

Konkrete Fragen aus dem Publikum, direkt an die betreffenden Personen des Podiums gestellt, folgten - Fragen nach Konfliktmanagement, nach Schuld und Wiedergutmachung, nach Beteiligung und Teamfähigkeit, nach Autorität und Mit-Arbeit.

"Was unterscheidet eigentlich christliches von rein humanistischem Handeln in der Wirtschaft, und was von guten Motivationsstrategien?" — Es entscheide die persönliche Beziehung zu Christus, die Motivation, so Professor Raidt. Es gehe nicht darum, "eine Soße von christlichen Sprüchen über egoistische Strategien zu gießen." Dr. Peter Kleinitzer ergänzte, wenn Pädagogik und Psychologie nur Mittel zum Zweck sei, dass die Leute besser arbeiteten, dann sei das nicht christliche Unternehmensführung. "Ein wesentliches Merkmal eines christlichen Unternehmers ist, dass er für seine Mitarbeiter betet!"

Christen in der Wirtschaft dürften und sollten eine Berufung darin sehen und ihre Fähigkeiten einbringen. "Christen dürfen auch clever sein; wir dürfen uns freuen am Geld als Ertrag unserer Arbeit und sorgen, dass es sich vermehrt." Christentum leben in der Wirtschaft reduziere sich nicht auf das Abgeben eines Teils seines Einkommens — es verwirkliche sich je nach persönlicher Berufung auch etwa im Einflussnehmen auf Konzernentscheidungen.

Durch die Beiträge aus dem Publikum und auf dem Podium sei deutlich geworden, so Lohmann abschließend, dass ein spannendes Thema angesprochen worden sei. Christen in der Wirtschaft seien nicht besser als andere, aber intensiver — weil sie in einem Werte-Koordinatensystem stünden und den Draht nach oben hätten. Das gebe die Kraft zum Nonkonformismus und einer gewissen Unabhängigkeit. Die Einbindung in das Gebet - auch derjenigen, denen man weh tun müsse, sei deutlich geworden. Sein ist die Zeit, und sein ist der Mensch. Darin liege Verantwortung, und Verantwortung bedeute, Antwort geben. Sich selbst verantwortlich zu sein, sei zu wenig. Wir brauchten gerade in dieser Zeit und für diese Zeit viele Christen, die den Mut haben, in der Öffentlichkeit und im Betrieb zu stehen und den Mut zum Besseren aufbringen - so dass, wie im Namen der begleitenden Musikgruppe deutlich werde, Hoffnung und Liebe erfahren würden.

Das Podium konnte und wollte keine abschließende Antwort sein, sondern eher Anstoß und Frage. Das begonnene Gespräch fortzusetzen, war Anliegen der Mitwirkenden und Teilnehmer. Viele interessierten sich für das angebotene Informationsmaterial, für Prospekte von Veranstaltungen in Schönstatt zum Thema und für weiterführende Literatur.




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Letzte Aktualisierung: 08.06.00, 18:37
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