Allmählich füllt sich die Aula mit den rund 550 Teilnehmern, die bis zum 29. Mai zu einem internationalen Kongreß der kirchlichen Bewegungen zusammengekommen sind. Auf dem Podium links ist eine Pfingstikone aufgestellt - die Jünger, wie sie, um Maria geschart, den Geist Gottes erbitten, der sie in seinem Feuer senden wird. Ein Bild, das die Erfahrung der kommenden Tage vorzeichnet.
"Die kirchlichen Bewegungen: Gemeinschaft
und Sendung an der Schwelle zum 3. Jahrtausend"
war der Weltkongreß überschrieben. 350 Delegierte aus
56 kirchlichen Bewegungen waren gekommen, darunter bekanntere
und auf der ganzen Welt verbreitete wie die Charismatische Erneuerungsbewegung,
Fokolare, Comunione e Liberazione, Schönstatt, Cursillo,
die Gemeinschaft S. Egidio, die Arche..., sowie eine Vielzahl
kleinerer, relativ neuer Bewegungen. Außer den 350 Delegierten
gab es rund 200 "Gäste" - Bischöfe aus aller
Welt, Mitglieder der römischen Kurie, Vertreter verschiedener
katholischer Vereinigungen und Organisationen, ökumenische
Delegierte aus den anderen christlichen Kirchen.
Bereicherndes Miteinander
Schönstatt war als eine der größeren internationalen
Bewegungen mit 12 Delegierten vertreten (bei einer Skala von 1
bis 15 Vertretern je nach Größe und Verbreitung), dazu
gehörten: Luciana Gomes (Mädchenjugend, Brasilien),
Walda Peres (Akademikerinnen, Brasilien), Jorge und Sara Talavera
(Familienbund, Paraguay), Jose Antunes und Maria de Lourdes Leitao
(Familienliga, Portugal), Ingeborg Sickinger (Familienbund, Österreich),
Schw. M. Neida Dotto (Marienschwestern, Rom), Michael und Margaret
Fenelon (Familienverband, U.S.A.), Schw. M. Caja Bernhard (Marienschwestern,
Deutschland), Birgitt Winter (Frauen v. Schönstatt, Deutschland).
Zu den bereichernden Erfahrungen des Kongresses gehört sicher
das Erlebnis des Miteinander in unserer Delegation, die sich vorher
nicht kannte und erleben durfte, wie das Liebesbündnis Familie
schafft.
als erneuernde Kräfte für den "Frühling"
der Kirche
Der Weltkongreß war nicht das erste internationale Treffen
der Bewegungen, in der Vergangenheit hatten bereits drei Begegnungen
dieser Art stattgefunden. Neu war jedoch, daß der Kongreß
auf die ausdrückliche Initiative des Hl. Vaters zurückging,
der Pfingsten 1996 die Bewegungen zum Hl.-Geist-Jahr nach Rom
eingeladen hatte. Gleich die Eröffnungsbotschaft des Papstes,
die von Kardinal Stafford, dem Präsidenten des Laienrates,
der den Kongreß in Zusammenarbeit mit den Bewegungen organisiert
hatte, vorgelesen wurde, brachte sehr prägnant zum Ausdruck,
welche Hoffnung er in die Bewegungen als erneuernde Kräfte
für den "Frühling" der Kirche an der Schwelle
zum 3. Jahrtausend setzt.
Das Charisma als Dienst am Ganzen einbringen
Die drei Kongreßtage trugen jeweils unterschiedliche Akzente:
der erste Tag war der theologischen Reflektion gewidmet; das dichte
Grundsatzreferat von Kardinal Ratzinger am Morgen gab wertvolle
Anregungen zum Thema "Die Bewegungen in der Kirche und ihr
theologischer Ort", den der Referent unter anderem durch
einen Blick auf die Kirchengeschichte näher zu bestimmen
suchte. Seine ermutigenden Worte, die auch teilweise vorhandene
Spannungen zwischen Ortskirche und Bewegungen nicht verschwiegen,
gaben den Grundton für die kommenden Tage an: das Volk Gottes
an der Jahrtausendwende braucht den originellen Beitrag der fest
im Glauben der Kirche verwurzelten, apostolischen Bewegungen,
die gerufen sind, ihr Charisma als Dienst am Ganzen einzubringen.
Einzelne Aspekte wurden am Nachmittag in fünf theologischen
Kurzreferaten vertieft.
konkrete Beiträge der Bewegungen
Der zweite Kongreßtag fragte nach dem konkreten Beitrag
der Bewegungen. Für das Podiumsgespräch mit Referenten
aus den verschiedenen Bewegungen waren fünf Themenbereiche
ausgewählt worden: Missionarischer Impuls - Erziehung - Gestaltung
von Kultur und Arbeitswelt - Gerechtigkeit und Nächstenliebe
- Ökumene; dieselben Themen waren auch Gegenstand der Arbeitskreise
in den einzelnen Sprachgruppen am Nachmittag. (Deutsch war übrigens
keine Kongreßsprache).
Zeugnisse
Der letzte Tag war "Zeugnissen" aus den Bewegungen gewidmet. Wir hörten
30 z.T. sehr beeindruckende Erfahrungen, von Schönstatt sprachen Jorge
Talavera und Ingeborg Sickinger. Herr Talavera
berichtete darüber, wie das Liebesbündnis Schönstätter in
Paraguay bewogen hat, eine Stiftung zu gründen, die sich ganz für
gesellschaftliche und kirchliche Belange einsetzt, vor allem im Bereich Erziehung
und Schulbildung. Frau Sickinger, die mit ihrem Mann hauptamtlich für die
Familienbewegung in Österreich tätig ist, erzählte sehr persönlich
und lebendig von den Erfahrungen der Familien mit dem Hausheiligtum - bei ihrer
Präsentation hatte sie ein MTA-Bild zur Illustration hingestellt.
Offenheit - Originalität - Einheit
Bereichernd - und anstrengend - war nicht nur die inhaltliche
Fülle der Kongreßtage, vor allem das persönliche
Gespräch mit so vielen anderen Vertretern von Bewegungen
- bei Tisch und in den Pausen, die erlebte Offenheit füreinander,
die Ehrfurcht und Freude an der Originalität der verschiedenen
Charismen, auch die Begeisterung für Christus und seine Kirche,
machten den Kongreß - wie einige Teilnehmer am Ende bezeugten
- zu einem wirklichen Pfingsterlebnis: um Maria geschart (auf
sie wurde immer wieder hingewiesen als "das" Modell
des Laien, als die "Geisterfüllte") erlebten wir
eine Gemeinschaft, die in großer Vielfalt doch "eins"
ist: eins in der Liebe zu Christus und Seiner Frohen Botschaft,
eins in der Liebe zu seiner Kirche. Und die sich mit neuer Begeisterung
ausgesandt weiß, Sein Evangelium bis an die Enden der Erde
zu tragen - in je origineller Weise, vor allem aber durch das
Zeugnis eines radikal gelebten Lebens.
Der Petersplatz reichte nicht aus
Im Anschluss an den Kongress hatte der Papst zum Pfingstfest des Heilig-Geist-Jahres
1998 die Geistlichen Bewegungen nach Rom eingeladen. Der
Petersplatz reichte nicht für die 250.000 bis 300.000, die der Einladung
folgten. Bis weit in die Via della Conciliazione reichte die bunte Menschenmenge
der Vertreter der vielen Geistlichen Bewegungen aus aller Welt. Es war eine
junge Kirche, die hier sichtbar wurde. Diese pfingstliche Begegnung und Feier
war eine große Ermutigung für alle Bewegungen in der Kirche.
Birgitt Winter
Frauen von Schönstatt, Haus Regina, Vallendar-Schönstatt
Fortsetzung
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Schoenstatt Internet Redaktion