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 published: 2003-11-04

Das Matri-Ecclesiae-Heiligtum in Rom: Einladung zum Mitbauen

Vortrag in Santiago / Bellavista, 25. Oktober 2003 - Buenos Aires / Florencio Varela, 26. Oktober 2003

DOKUMENTATION

Pfarrer Oskar Bühler, Berg Moriah

Liebe Schwestern und Brüder im Liebesbündnis,

ich freue mich, dass ich bei Ihnen sein darf und dass ich Ihnen etwas sagen darf über ein Vorhaben, das die ganze internationale Schönstattfamilie betrifft und immer mehr bewegt.

Ich möchte Ihnen etwas sagen über das Matri-Ecclesiae-Heiligtum, das in diesem und im nächsten Jahr in Rom gebaut werden soll, und ich hoffe, dass die Gottesmutter dabei Ihre Herzen erwärmt. Zuvor aber möchte ich kurz etwas sagen zu dem Schönstattheiligtum, das es in Rom schon gibt. Es ist das Cor-Ecclesiae-Heiligtum. Dieses wurde vor einigen Jahren von unseren Marienschwestern bei ihrer Filiale im Zentrum von Rom errichtet. In den wenigen Jahren ist von diesem Heiligtum schon viel Segen ausgegangen. Viele Menschen, die in Rom leben oder nach Rom kommen, können dort einen ersten Kontakt mit Schönstatt und seiner Gnadenquelle finden. Durch die vielen Beziehungen der Schwestern und besonders durch die intensive Tätigkeit der beiden argentinischen Schönstattpatres Alberto Eronti und Ludovico Tedeschi hat sich um dieses Heiligtum schon viel Leben entfaltet. Dafür sind wir sehr dankbar; und wir dürfen auch dafür dankbar sein, dass die Marienschwestern in Rom unsere Bemühungen um das Matri-Ecclesiae-Heiligtum mit ganzem Herzen unterstützen.

Aus dem, was ich Ihnen über das Matri-Ecclesiae-Heiligtum nun sage, werden Sie leicht drei besondere Perspektiven entnehmen können:

  • das Matri-Ecclesiae-Heiligtum steht in einer ganz besonderen Nähe zu unserem Vater und Gründer,
  • das Matri-Ecclesiae-Heiligtum steht in einer besonderen Beziehung zu dem Erneuerungsprozess, den die Kirche im II. Vatikanischen Konzil begonnen hat, das in den Jahren 1962 bis 1965 stattfand und
  • das Matri-Ecclesiae-Heiligtum ist ein Heiligtum der ganzen internationalen Schönstattfamilie; wir sprechen deswegen vom internationalen Romheiligtum und -zentrum.

I. Geschichte

Ich bitte Sie nun, mir mit Ihren Gedanken in das Jahr 1965 zu folgen.

Drei Jahre lang hatte das II. Vatikanische Konzil getagt und große Hoffnungen für die Zukunft der Kirche geweckt; ein neues Pfingsten war die Sehnsucht vieler Menschen in der Kirche. - Schon vierzehn Jahre lang war der Gründer der Schönstattfamilie, unser Pater Josef Kentenich in Milwaukee in der Verbannung.

Wir waren junge Priester und Priesteramtskandidaten, die sich auf den Weg gemacht hatten, in der Gefolgschaft unseres Gründers (den wir noch nicht persönlich kennen lernen konnten) und in enger Abhängigkeit von ihm das Institut der Schönstatt-Diözessanpriester neu zu gründen. Gleichzeitig bewegte uns die Not: die Kirche bricht in eine neue Zukunft auf und der, den wir als großen Geistträger für diese Zukunft erkannten, ist in der Verbannung. Die Kirche scheint von ihm keine Notiz zu nehmen.

Das führte zu dem Entschluss: wir gehen nach Rom – nicht um zu protestieren oder um diplomatisch zu verhandeln, sondern um zu beten und zu opfern; wir gehen nach Rom als Pilger. "Wir tragen seine Sendung nach Rom!" war unsere Devise. Dieser Rompilgermarsch fand in der Osterwoche 1965 statt; etwa 100 km vor Rom verließen die Mitbrüder den Zug und pilgerten in drei Tagen zu Fuß nach Rom. Sie beteten, meditierten und opferten ihre Fußschmerzen auf.

Mit großer Begeisterung kamen die Pilger zurück und berichteten den Daheim-Gebliebenen von ihren geistlichen Erfahrungen. Etwas Neues war in uns aufgebrochen. Was war das Ziel dieses Aufbruches? In einigen Mitbrüdern reifte der Gedanke, den es in der Geschichte der Schönstattfamilie – auch bei unserem Gründer – hin und wieder schon gegeben hatte: es soll in Rom ein Schönstattheiligtum entstehen, denn die Sendung unseres Gründers und seiner Familie ist mit dem Heiligtum aufs Engste verknüpft. Nach und nach ließen sich auch andere Mitbrüder von diesem Gedanken begeistern und sagten ihn weiter.

Inzwischen war unser Gründer überraschend nach Rom gekommen. Sie kennen die Geschichte und die näheren Umstände. In diese Geschichte gehört auch der damalige Vorsitzende des Generalpräsidiums, Weihbischof Heinrich Tenhumberg. Schon während der ganzen Konzilszeit hatte er sich Gedanken und Sorgen gemacht, wie Schönstatt in Rom besser bekannt und präsent sein könnte. Der Gedanke, in Rom solle ein Schönstattheiligtum errichtet werden, fand bei ihm ein sehr gutes Echo. Gleichzeitig bewegte den Weihbischof die Frage, was die Schönstattfamilie dem heimgekehrten Gründer zu seinem bevorstehenden 80. Geburtstag schenken solle. In einem Gespräch mit Pater Kentenich am 22. Oktober – dem Tag seiner Rehabilitierung - in der Casa Pallotti sprach der Weihbischof von der Möglichkeit, dass ein Schönstattheiligtum in Rom dieses Geschenk sein könnte. Über die Reaktion unseres Vaters notierte der Weihbischof in sein Konzils-Tagebuch: "Herr Pater antwortet darauf unmittelbar und spontan: ‚Ein solches Geschenk würde ich gern und sofort annehmen.’" Vier Tage später besuchten P. Kentenich, Weihbischof Tenhumberg und Bischof Bolte das Grundstück Belmonte; unser Gründer sagte bei diesem Besuch, dass Heiligtum und Zentrum "ein Geschenk an die Gottesmutter sein solle. Das sei sozusagen eine Art Krönung des ganzen Werkes." (Bei diesem Besuch des Grundstücks war gemäß dem Bericht des Weihbischofs auch P. Humberto Anwandter zugegen.)

Die Mitglieder des Generalpräsidiums konnten für diesen Plan gewonnen werden. Bei der Feier des 80. Geburtstages im Haus der Mainzer Vorsehungsschwestern, wo P. Kentenich inzwischen wohnte, hat das Generalpräsidium das Heiligtum in Rom als Geschenk an den Gründer versprochen. Am Nachmittag sagte unser Gründer bei der Feierstunde auf dem Grundstück: "Wir wollen in der Heiligen Stadt der lieben Gottesmutter, der Dreimal Wunderbaren Mutter und Königin von Schönstatt ein Heiligtum errichten, wollen sie hier heimisch machen, wollen sie hierher führen, damit sie auch von hier aus sich hinausführen lässt auf das Schlachtfeld der Zeit."

Unter den Schönstättern, die von diesem Ereignis erfuhren, löste dies viel Freude und Begeisterung aus. Viele drängten darauf, es solle noch während des Konzils etwas Konkretes geschehen. Einige ganz mutige Leute meinten: Vielleicht könnte der Heilige Vater beim Abschluss des Konzils am 8. Dezember den Grundstein für das Heiligtum segnen. Dies ließ sich aus verschiedenen Gründen nicht verwirklichen. Aber es sollte an diesem 8. Dezember doch etwas Konkretes geschehen. Man einigte sich darauf, auf dem Grundstück Belmonte an der Via di Boccea einen Mta-Bildstock zu errichten und dessen Segnung als "symbolische Grundsteinlegung" zu verstehen.

Ich hatte das Glück, als einer der drei Vertreter unserer jungen Priestergemeinschaft an diesem Ereignis teilzunehmen. Am 7. Dezember reiste ich nach Rom und durfte am Abend dieses Tages unserem Vater zum ersten Mal begegnen. Es war ein sehr bewegender Augenblick, bei dem ich erfahren durfte, dass ich im Herzen unseres Vaters schon einen Platz habe, obwohl er mich nur von ein paar Briefen her kannte, die ich ihm nach Milwaukee geschrieben hatte.

In der Frühe des 8. Dezember hielt P. Kentenich wie an den Tagen zuvor einen Vortrag für die anwesenden Vertreter der Schönstattfamilie. Er sprach zunächst über das Festgeheimnis des Tages, die Immaculata, und dann über das fortlaufende Thema: über den Guten Hirten. Ich hatte den Eindruck, er spricht von sich selber: der Hirte inmitten seiner Herde, der Vater inmitten seiner Familie.

Wir fuhren dann – ohne P. Kentenich – auf den Petersplatz zum feierlichen Abschluss-Gottesdienst des II. Vatikanischen Konzils. Wir nahmen den Bildstock mit, für den P. Kentenich die Mta-Plakette geschenkt hatte. Wenigstens auf diese Weise sollte der Bildstock – als Symbol für den Grundstein – in den allgemeinen Segen des Hl. Vaters einbezogen sein.

Für den Nachmittag war die Feierstunde zur Errichtung und Segnung des Bildstocks auf dem Grundstück Belmonte vorgesehen. Auch daran konnte P. Kentenich nicht teilnehmen, weil sich schon seit längerer Zeit bischöflicher Besuch angemeldet hatte.

Deswegen hielt er vor unserer Abfahrt zum Grundstück einen Vortrag "zur Einstimmung in die Feierstunde". Über diesen Vortrag habe ich einige Tage später an meine Mitbrüder berichtet: "Was wir in diesem Vortrag . . . . hörten, war weit mehr als eine Einstimmung. Es war ein Programm auf Jahrzehnte und Jahrhunderte. In der ganzen Art, wie H. P. gesprochen hat, war zu spüren, dass es kein gewöhnlicher Vortrag ist. Und alle haben gespürt, dass es eine große Stunde war. Herr Herberger (der damalige Generalobere unserer Marienbrüder) hat es dann am Abend ausgesprochen: dieser Vortrag kommt einer Gründungsurkunde gleich. Ich habe am andern Tag H. P. daraufhin angesprochen, worauf er antwortete, dass er den Vortrag in dieser Weise auch gedacht habe. Das wirke sich auch aus auf die ganze Art des Sprechens, ‚da sieht man keine Menschen mehr’." Bei dem Vortrag am Morgen hatte ich ihn erlebt als ein Abbild des Guten Hirten; bei diesem Vortrag am Nachmittag stand er vor uns als der große Prophet mit einer großen Sendung für die Kirche und für die Welt.

Wir fuhren dann auf das Grundstück. In einer schlichten Feier segnete Weihbischof Tenhumberg den Bildstock. Die Vertreter der einzelnen Gemeinschaften brachten Ihre Bitten und Liebesansprüche zum Ausdruck. P. Menningen teilte in seiner Ansprache mit, dass das Generalpräsidium auf Wunsch des Gründers die Verantwortung für die Durchführung dieses Vorhabens und für die Trägerschaft des Heiligtums und Zentrums dem Priesterverband – also meiner Gemeinschaft - übertragen hat. Dabei war bei Pater Kentenich wohl auch der Gedanke maßgebend, dass unsere Gemeinschaft durch die diözesane Bindung ihrer Mitglieder, besonders stark in die Struktur der Kirche hinein verflochten ist.

Niemand hätte damals gedacht, dass es bis zur Genehmigung dieses Bauvorhabens 37 Jahre dauern wird. Aus dieser langen und wechselvollen Geschichte möchte ich nur ein Ereignis hervorheben. Im Jahre 1979 haben wir in Rom ein Haus gekauft, in dem das künftige Romheiligtum wenigstens einen vorläufigen Platz finden sollte: seitdem gibt es das Centro Padre Kentenich in Rom, Via Icilio 20. Dort ist die ganze Inneneinrichtung des Heiligtums schon vorhanden – von verschiedenen Gemeinschaften und Gliederungen eropfert und geschenkt. Nun dürfen wir am 8. Dezember 2003 den Grundstein nicht nur symbolisch, sondern in realer Weise legen und mit dem Bau des Heiligtums beginnen.

II. Sendung

Welche Sendung hat dieses neue Schönstattheiligtum in Rom? - Es hat die Sendung, die die ganze internationale Schönstattfamilie für die Kirche in der heutigen und kommenden Welt hat.

In seinem Vortrag, den er wie eine Gründungsurkunde aufgefasst hat, hat unser Gründer diese Sendung folgendermaßen gekennzeichnet – ich kann es nur kurz andeuten:

1. Die Kirche hat im II. Vatikanischen Konzil eine neues Bild von sich gezeichnet. Es ist unsere Sendung, dazu beizutragen, dass dieses neue Kirchenbild ins Leben übertragen wird. Näherhin nannte er drei Merkmale dieses neuen Kirchenbildes. Er sagte wörtlich:

"Das ist eine Kirche, die auf der einen Seite tief innerlich beseelt traditionsgebunden ist, aber auf der anderen Seite ungemein frei, gelöst von erstarrten traditionsgebundenen Formen.

Das ist eine Kirche, die in überaus tiefgreifender Brüderlichkeit geeint, aber auch gleichzeitig hierarchisch, ja väterlich gelenkt und regiert wird.

Das ist eine Kirche, die die Sendung hat, die Seele der heutigen und der kommenden Kultur und Welt zu werden."

2. Die Sendung, dieses Kirchenbild im Leben zu verwirklichen, haben wir im Liebesbündnis mit der Gottesmutter, der Mutter der Kirche. Maria hat eine wirkliche Mutterfunktion der Kirche gegenüber, und zwar zu allen Zeiten, in allen Epochen der Kirchengeschichte. Ihre Muttersorge und -aufgabe für heute und die Zukunft bezieht sich also auf dieses Kirchenbild. Vom Heiligtum aus, von allen unseren Heiligtümern aus will sie uns und der Kirche helfen, dieses neue Kirchenbild zu leben.

Das Heiligtum in Rom trägt deswegen den Titel: Matri Ecclesiae. Dieser Titel hat eine doppelte Bedeutung:

a. Wir schenken das Heiligtum der Gottesmutter als der Mater Ecclesiae, als der Mutter der Kirche, und bitten sie, sie möge vom Heiligtum aus als Mutter der Kirche wirksam sein.

b. Und wir schenken dieses Heiligtum der Mater Ecclesia, der Mutter Kirche, und wollen ihr damit sagen, dass wir mit allem, was uns im Heiligtum geschenkt wird, uns für die Verwirklichung dessen einsetzen wollen, was sich die Bischöfe mit dem Papst im II. Vatikanischen Konzil vorgenommen haben.

III. Einladung

Aus all dem, was ich Ihnen sagen durfte, haben Sie vielleicht gespürt:

Dieses Heiligtum ist nicht nur ein römisches Heiligtum oder ein italienisches Heiligtum. Es ist auch nicht ein Heiligtum der Schönstattpriester. Es ist ein Heiligtum der ganzen Schönstattfamilie, der internationalen Schönstattfamilie. So gesehen hat es eine ähnliche Bedeutung wie das Urheiligtum, das uns allen gehört.

Deswegen bin ich zu Ihnen gekommen, um Sie im Namen unseres Instituts, im Namen unseres Generalrektors Dr. Peter Wolf einzuladen, an diesem Heiligtum und –Zentrum mit zu bauen. Dieses Mitbauen sehe ich in einer dreifachen Weise:

Zum Bau eines Schönstattheiligtums gehören zuallererst die Beiträge zum Gnadenkapital. Als man im Jahre 1990 der Meinung war, das Romheiligtum werde bald gebaut werden, hat der damalige Vorsitzende des Generalpräsidiums, P. Francisco Xavier Errazuriz, in einem Brief an die Verbände und Bünde geschrieben, dieses Heiligtum sei auf die Beiträge der ganzen internationalen Schönstattfamilie angewiesen.

Jedes Heiligtum hat eine Sendung. Mitbauen heißt, sich diese Sendung zu eigen zu machen. Ich lade Sie deswegen auch dazu ein, das was unser Gründer über dieses Heiligtum gesagt hat, zu studieren und sich ganz bewusst in diese Sendung einzuschalten. Und schließlich besteht ein Heiligtum und ein Schönstattzentrum nicht nur aus Gnadenkapital, es kostet auch Geld. Ich sage diese Bitte nur sehr zurückhaltend: Wenn jemand die Möglichkeit hat, auch finanziell zum Bau des Heiligtums und des ganzen Zentrums in Rom etwas beizutragen, dann sind wir dafür sehr dankbar.

Durch das Mitbauen der Schönstattfamilie in aller Welt soll deutlich werden, dass von den vielen Heiligtümern in den Ländern der Erde gewissermaßen unsichtbare Fäden gezogen werden zum Matri-Ecclesiae-Heiligtum in Rom. So wie vom Urheiligtum aus die Verbindungslinien zu den Filialheiligtümern hin bestehen, so sollen sich diese Linien von den Filialheiligtümern her im internationalen Romheiligtum wieder treffen. Es ist vorgesehen, dass dies in einer besonderen Weise sichtbar gemacht wird: Im Boden des Heiligtums soll es eine Öffnung mit einer Abdeckung aus Glas geben; in diese können Zeichen von allen Heiligtümern der Welt – auch von solchen, die erst später entstehen – hineingegeben werden.

Ich danke Ihnen und der Schönstattfamilie in Ihrem Land schon im voraus sehr herzlich, für alles was Sie zum Bau und zur Fruchtbarkeit des internationalen Romheiligtums und –zentrums beitragen werden.

Vortrag bei der Delegiertentagung in Nuevo Schoenstatt, Florencio Varela, Argentinien, und bei der Delegiertentagung in Bellavista, Chile, Oktober 2003



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