Veröffentlicht am 2019-10-24 In Themen - Meinungen, Zeitenstimmen

Unruhen in Chile: „Räume des Gebets und des Dialogs, der konkreten Vorschläge und der Gemeinschaft“.

CHILE, P. Juan Pablo Rovegno Michell/ Redaktion •

Am Freitag, dem 18. Oktober – ausgerechnet an diesem Tag! – begannen die gewaltsamen Ausschreitungen in Chile, die so viele sprachlos machen, mit schweren Angriffen und Exzessen in der U-Bahn, wodurch sechs Linien zusammenbrachen und auch am Samstag oder Sonntag nicht mehr in Betrieb genommen werden konnten. Am Montag arbeitete nur die Hauptlinie mit 60% der Stationen, dazu kamen Plünderungen und Brandanschläge auf mehrere Stationen. Hinzu kam eine Reihe von Angriffen auf Supermärkte und Apotheken mit Plünderungen und Brandanschlägen. Daneben gehen Hundertausende bei weitgehend friedlichen Protesten auf die Straße. Bei den Protesten gegen den hohe Lebenshaltungskosten und Einkommensungleichheit sind mindestens 15 Menschen gestorben, 200 wurden verletzt und mehr als 1.500 verhaftet, während das Land mit seinen 18 Millionen Einwohnern, lange Zeit ein Leuchtturm für Stabilität und Wohlstand in Südamerika, nach Nicaragua, Peru, Ecuador und Bolivien zum jüngsten lateinamerikanischen Land wurde, das in einer Welle von Protest, Gewalt und Zerstörung versank.—

Angesichts dieser Situation ruft Pater Juan Pablo Rovegno Michell, Leiter der Schönstatt-Bewegung in Chile, die chilenische Familie zum Gebet auf – aber nicht nur zum Beten, sondern auch zum Lesen der Zeichen der Zeit im Lichte des praktischen Vorsehungsglaubens, um tiefer zu verstehen, was wir erleben, und um alles zu tun, damit „unsere Heiligtümer und Bildstöcke, unsere Gruppen, Gemeinschaften und Familien Räume des Gebets und des Dialogs, der konkreten Vorschläge und der Gemeinschaft sein können“.

Wir veröffentlichen den Brief, um unsere Solidarität mit Chile zum Ausdruck zu bringen und uns wie die chilenische Schönstattfamilie zur Reflektion und zum Dialog über die Zeichen der Zeit und eine echte Kultur des Dialogs aufrufen zu lassen. Wir leben in einem gemeinsamen Haus. Wenn Chile brennt, brennt das ganze Haus. Die Parallelen des Aufrufs von Pater Juan Pablo Rovegno und der Predigt von Bischof Gerber am 18. Oktober in Schönstatt sind evident.

Liebe Schönstattfamilie!

Wir erleben Momente, die unser Engagement erfordern für ein Vaterland, das Familie ist, für eine gerechtere, stärker integrierte und integrierende Gesellschaft, in der weder Gewalt noch Trägheit einen Platz haben. Ein Vaterland für alle und mit allen.

Die Zeichen der Zusammenarbeit und des bürgerlichen Engagements gegen Chaos und Gewalt sind ein guter Anfang, ebenso wie das Bekenntnis zum Gebet und zur gegenseitigen Fürbitte. Aber wir müssen auch die Zeichen der Zeit im Licht des praktischen Vorsehungsglaubens lesen, um tiefer zu verstehen, was wir erleben.

Soweit wie möglich lade ich Sie ein, miteinander zu sprechen und sich zu treffen, Gespräche auf der Ebene unserer Familien, unserer Gruppen, unserer Gemeinschaften und lokalen Familien anzuregen. Zu diesem Zweck erinnere ich Sie an die Kriterien, die wir bei unserer Jahrestagung festgelegt haben und die heute absolut aktuell sind:

  1. Tiefe: Wir können nicht oberflächlich betrachten, was wir erleben. Wir müssen innehalten, um einen echten Dialog zu führen und uns an die Ursachen wagen, uns an eine soziale Herausforderung zu wagen, die wir unbedingt sichtbar machen müssen. Es gibt keinen Raum für defensive oder offensive Einstellungen, polarisierte oder politisierte oder noch weniger reaktive, denn dies sind soziale Probleme, die Kanäle des Aufnehmens, des Ausdrucks und der Führung suchen. Tiefe, um zu wissen, was Gott von uns verlangt und wie Er die Geschichte unseres Landes leitet.
  2. Wir sind alle Teil der Lösungen, niemand kann sich ausklinken, noch können wir gleichgültig sein. Soziale Probleme liegen in der Verantwortung aller. Wir müssen eine Familienheimat aufbauen; dies erfordert die Fähigkeit zur Begegnung, Zusammenarbeit, Mitverantwortung und Komplementarität. Die Herausforderungen erfordern von allen eine große Großzügigkeit und Offenheit, um die Versuchung der Spaltung und Konfrontation zu überwinden ebenso wie die von kurzfristigen Lösungen, die nicht realistisch und zukunftsweisend sind. Wir müssen proaktiv sein.
  3. Und das Wesentliche: zu lernen, sich auf eine andere Art und Weise mit der Realität zu identifizieren. Sich mit der Zerbrechlichkeit und den Bedürfnissen anderer identifizieren. Zu lernen, immer wieder neu, den anderen mit den Augen Jesu Christi anzusehen. Wir alle müssen uns geliebt fühlen und das ist etwas sehr Konkretes: würdig, einbezogen, gehört und mit Möglichkeiten. Es geht darum, sich in den anderen hineinzuversetzen und sich der Realität des anderen zu verpflichten.

Wenn wir als Kirche und Bewegung einen Weg gefunden haben, den Schmerz des Missbrauchs zu verstehen, haben wir jetzt die Möglichkeit, als Nation einen Weg zu gehen, um unsere sozialen Wunden zu heilen.

In der Gottesmutter werden wir jemanden finden, der uns lehrt, zu meditieren, uns zu verbinden und uns der Realität zu verpflichten und vor allem Werkzeuge der Gemeinschaft, Hoffnung und Begegnung in diesem Prozess zu sein.

Wie sie wollen wir die Dinge im Herzen meditieren, um Gottes Plan für diese Zeit zu zu entdecken Wie sie wollen wir uns der Realität verpflichten und uns auf den Weg machen wie in der Heimsuchung, in Kana, am Fuße des Kreuzes und im ganzen Leben Jesu und der Kirche. Wie sie im Abendmahlssaal wollen wir Werkzeuge der Gemeinschaft sein: vereinigen, ermutigen, stärken, senden.

Liebe Familie, mögen unsere Heiligtümer und Bildstöcke, unsere Gruppen, Gemeinschaften und Familien Räume des Gebets und des Dialogs, der konkreten Vorschläge und der Gemeinschaft sein. Mögen wir alle die Schmiede eines neuen Chiles sein.

 

Mit meinem Segen

P. Juan Pablo Rovegno Michell

Bewegungsleitung

 

Titelfoto:  NatanaelGinting iStockGettyImages, ID:686136848

Original: Spanisch. Übersetzung: Maria Fischer @schoenstatt.org

Schlagworte: , , , , , ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert